Kaiserzeit (30 v.Chr.-284 n.Chr.)

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aventinus antiqua Nr. 22 [27.09.2013] 

 

André Joachim Lindörfer 

Die Entwicklung des römischen Klientelstaatensystems im 1. Jahrhundert n. Chr. 

Das Königreich der Kommagene – ein Opfer der flavischen Sicherungspolitik? 

 

Die Kommagene aus der Sicht Strabos – νῦν δ᾿ ἐπαρχία γέγονε [1]

Mit dieser eingeklammerten Randnotiz beschreibt der antike Geschichtsschreiber und Geograph Strabo [2] in seinem Werk Γεωγραφικά den Zustand des ehemaligen Königreichs der Kommagene, ein Reich und zugleich ein Gebiet, das von ihm als „χώρα δὲ περίκειται σφόδρα εὐδαίμον ὀλίγη [3] charakterisiert wird, und welches geographisch vom mittleren Euphrat bis an den Tauros reicht. Die Gebiete am Euphrat – berichtet Strabo weiter – waren seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. im Besitz der „᾿Ρωμαῖοι καὶ τῶν ᾿Αράβων οἱ φύλαρχοι μέχρι Βαβυλωνίας, οἱ μὲν μᾶλλον ἐκείνοις, οἱ δὲ τοῖς ᾿Ρωμαίοις προσέχοντες [4].

Es gab also im Osten des römischen Imperiums auf beiden Seiten der Euphratgrenze – der Grenze zwischen den Römern und den Parthern – ein Geflecht aus Staaten, die entweder den Römern oder den Parthern ihre Loyalität schuldeten. In der älteren wie auch überwiegend in der jüngeren Forschung hat sich für diesen Herrschaftsstatus die Bezeichnung „Klientelstaat“ durchgesetzt. [5] Doch wieso bedarf die römische Republik und auch später noch der princeps einer solchen Regierungsform zur Durchsetzung des römischen Herrschaftsanspruchs im Osten? Welchen Zweck hatte die Einrichtung von Klientelstaaten entlang der Grenze im Orient und wieso ersetzen die flavischen Kaiser am Ende des 1. Jahrhunderts dieses System plötzlich durch eine direkte Herrschaft Roms? Gab es schon unter der julisch-claudischen Dynastie Bestrebungen zur direkten römischen Herrschaft in diesen Gebieten, wie es Strabos Zitat anzudeuten scheint? Was veränderte Vespasian im römischen Osten?

Um diesen Fragen besser auf den Grund gehen zu können, werde ich im folgenden Aufsatz ein exemplarisches Beispiel – die Geschichte Roms mit dem Königreich der Kommagene – genauer beleuchten und davon ausgehend deuten, ob es sich bei dem Systemwechsel hin zur Provinzialisierung des Klientelreichs am Euphrat um einen gezielten Plan handelte oder ob das Königreich doch aus anderen Gründen von den Flaviern annektiert wurde. Das Königreich der Kommagene eignet sich besonders gut für diese Betrachtung, da uns dessen endgültige Annexion 72 n. Chr. v.a. in der Überlieferung des Flavius Josephus relativ detailreich geschildert ist. [6]

Der 'römische' Osten und der Aufbau des Klientelstaatensystems unter Pompeius Magnus 

Durch die Feldzüge des Pompeius Magnus wurde der Nahe Osten fast komplett im Sinne Roms umgestaltet. Während die restlichen Gebiete des ehemals stolzen Seleukidenreichs in die römische Provinz Syria umgewandelt wurden, war Antiochus I. von Kommagene einer der zwölf Könige, welche 66 v. Chr. der römischen Republik die Treue schworen und zu Vasallenherrschern degradiert wurden. Ein System aus Klientelstaaten wurde entlang des westlichen Euphratufers und um die Provinz Syrien gelegt, während diese selbst eine außerordentlich große Besatzung von vier Legionen erhielt. Offiziell als amici und socii angesehen, war die tatsächliche Abhängigkeit dieser Herrscher von Rom meist nicht zu übersehen. [7] Die Idee dahinter war die Erkenntnis des Pompeius, dass eine direkte Herrschaft Roms über die ehemaligen Gebiete des Seleukidenreichs zu viele Ressourcen verschlingen und dadurch die 'Kosten-Nutzen-Rechnung' für Rom nicht aufgehen würde. Mit dem Ziel, einen effektiven und v.a. kostengünstigen Puffer gegen das Partherreich im Osten zu bilden, war die primäre Aufgabe dieser Klientelstaaten daher die Verteidigung von Roms östlicher Grenze – ja sie waren gewissermaßen die Grenze. [8]

Antiochus I. – und damit auch die Kommagene – spielte eine äußerst bedeutende Rolle in der frühen Phase des neuen Herrschaftssystems. Pompeius bestätigte Antiochus als (Klientel-)König und erweiterte sein Herrschaftsgebiet um die wichtige Brückenstadt Seleukia am Euphrat (Zeugma), welche neben dem kommagenischen Königssitz Samosata einer der drei großen Euphratübergänge in der frühen Kaiserzeit war. [9] Dieser Vertrauensvorschuss der Römer bewirkte eine überragende Stellung des Antiochus im Euphratraum, eine Stellung, welche die Kommagene trotz der Unterstützung der beiden unterlegenen Kandidaten im römischen Bürgerkrieg – Pompeius und später Antonius – bis zur Schlacht von Actium beibehalten konnte. [10]

Von Actium bis zum Jüdischen Krieg: Die Ostpolitik und das Königreich der Kommagene unter der julisch-claudischen Dynastie 

In der Schlacht von Actium besiegte Octavian Marcus Antonius und Kleopatra, die auch von den meisten Klientelherrschern aus dem Osten unterstützt wurden. Der Sohn und Nachfolger Antiochus I. – Mithridates II. –, der ebenfalls auf Antonius spekuliert hatte, wurde zwar von Octavian formal im Amt bestätigt, doch musste er Zeugma wieder an Rom abtreten. Mit der Entscheidung Octavians, die wichtige Grenzfurt ab sofort selbst zu verteidigen, wird ein wichtiger Wandel in der römischen Ostpolitik eingeleitet, der rückblickend als Anfang vom Ende des römischen Klientelstaatensystems am Euphrat gesehen wird. [11] Es ist jedoch in der Forschung umstritten, ob damit eine seit Augustus mehr oder weniger kohärente Strategie zur Annexion römischer Klientelstaaten in Gang gesetzt wurde. [12] Zwar führte Octavian nach seinem Sieg bei Actium weitreichende (Grenz-)Veränderungen im östlichen Teil des Reiches durch, jedoch widersprechen einige Fakten dieser Theorie einer kontinuierlich geplanten Annexionspolitik im 1. Jahrhundert n. Chr. Zugegeben – Octavian eroberte mit Ägypten das letzte der Diadochenreiche und verwandelte nach dem Tod König Amyntas von Galatien dessen Gebiete in Kleinasien in eine römische Provinz mit einer Besatzung von zwei Legionen, wodurch er das Klientelstaatensystem bis an die Grenze Kappadokiens vorschob, doch bestätigte er zugleich die Klientelkönige nach seinem Sieg bei Actium und verpasste damit die einmalige Gelegenheit zur Annexion des gesamten Gebiets. Auch akzeptierte er den Euphrat als Grenzfluss zwischen Römern und Parthern, stationierte dort keinerlei Legionen und warb für dynastische Verbindungen zwischen den einzelnen Klientelreichen. [13]

Zur Erkenntnis gelangt, dass keine Macht die andere dauerhaft ausschalten könne, verfolgte Augustus eine Einkreisungspolitik gegenüber Parthien, indem er u. a. den Zankapfel beider Reiche – Armenien – unter römische Klientelherrschaft brachte und Parthien durch weitere Klientelstaaten in Media Atropatene und im Kaukasus handlungsunfähig machte. [14]

Diese Maßnahmen sprechen mehr für eine Stabilisierung des Klientelstaatensystems als für seine kontinuierliche Auflösung. Augustus griff sogar direkt in die Innenpolitik einiger Klientelreiche ein, um diese zu stabilisieren, u. a. auch in Kommagene, welches nach einem internen Konflikt innerhalb der königlichen Familie zwischen König Mithridates II. und seinem Bruder Antiochus II. in eine Krise geraten war. Octavian ließ letzteren aufgrund der Ermordung eines Sohnes und möglichen Nachfolgekandidaten Mithridates II. durch den Senat (!) hinrichten. [15]

Erst unter der Herrschaft des Tiberius wurden nach dem Tod einiger Klientelkönige wichtige Gebiete in römische Provinzen verwandelt. Neben Kappadokien traf dies auch auf die Kommagene zu, wie es Strabos Zitat [16] beweist. Josephus berichtet uns in seinen Antiquitates Judaicae über diesen Vorgang: Als 17 n. Chr. Antiochus III. starb, war man sich in Kommagene uneinig, wer auf den Thron folgen sollte. Die Mehrheit der Bevölkerung sprach sich für einen weiteren König aus, die Aristokratie jedoch plädierte (aus uns heute unbekannten Gründen) für eine Provinzialisierung des Königreichs. Beide Parteien schickten Gesandte nach Rom, um Tiberius entscheiden zu lassen, ob er einen neuen Nachfolger bestimmen möchte oder das Königreich in das Imperium eingliedern wolle. Dieser beschloss letzteres, und die Kommagene wurde der Provinz Syria angegliedert. [17]

Tiberius’ Nachfolger Caligula jedoch restaurierte das Königreich 37 n. Chr. wieder und setzte Antiochus gleichnamigen Sohn als Regenten ein. Er widerrief die Restauration kurze Zeit später, doch bestätigte Claudius nach der Ermordung des Caligula 41 n. Chr. die Herrschaft Antiochus IV. über Kommagene und über weitere Gebiete in Kilikien. [18]

Ein ähnliches, jedoch weitaus komplexeres Schicksal hatte Judäa zu erleiden. Auch dieses 'Staatengebilde' wurde unzählige Male verändert, annektiert, erweitert und wieder restauriert. [19] Es waren nicht die beiden einzigen Ausnahmen. Anstatt einer mehr oder weniger einheitlichen Annexionsstrategie war die Ostpolitik, und damit die Tendenzen zwischen einer direkten römischen Herrschaft oder einer indirekten Klientelherrschaft, von der Persönlichkeit des jeweiligen Kaisers abhängig. Während Caligula und Claudius letzteres vorzogen, so befürwortete Tiberius und mit einigen Abweichungen auch Augustus eine direkte Herrschaft Roms. [20]

Erst unter Nero begann sich die mehr oder weniger kontrollierte Lage im römischen Osten zu ändern. Mit der parthischen Unterwanderung Armeniens durch den Bruder des Partherkönigs Vologaises I. verschlechterten sich die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten. Da keine Seite gewillt war nachzugeben, kam es zum bewaffneten Konflikt. Nach wechselseitigen Kämpfen konnte man sich 66 n. Chr. auf diplomatischem Weg einigen. Ein für beide Seiten annehmbarer Kompromiss – der Bruder von Vologaises wurde als König über Armenien bestätigt, musste jedoch seine Krone aus der Hand Neros empfangen – wurde getroffen und beide Seiten zogen ihre Truppen aus Armenien zurück. [21]

Ausbau Ost? – Die Gründe und Maßnahmen Vespasians zum Schutz der römischen Ostgrenze 

Der römische Osten kam auch nach dem Armenienkonflikt nicht zur Ruhe. In dem Jahr, als Armenien offiziell zum römischen Klientelstaat wurde, brach in Judäa ein Provinzaufstand aus, der sehr schnell große Ausmaße annahm. Um Judäa wieder ins Reich zu holen wurde daher 67 n. Chr. Titus Flavius Vespasianus von Nero an die Ostgrenze berufen. Laut Josephus waren über 60.000 Soldaten unter dessen Kommando. [22] Doch noch während in Judäa der Aufstand tobte, wurde Nero in Rom gestützt und in den Selbstmord getrieben. Mit ihm erlosch die julisch-claudische Kaiserdynastie. Da sich sein Nachfolger Galba nicht durchsetzen konnte, kam es zum Bürgerkrieg. Im sog. Vierkaiserjahr konnte sich schließlich Vespasian mit Hilfe der östlichen Truppen durchsetzen. Mit seinem Sieg errang Vespasian jedoch nicht nur den kaiserlichen Thron, sondern erbte gleichzeitig mit dem Reich auch dessen Probleme im Osten. [23]

Gerade den Parthern dürfte aufgefallen sein, dass Rom sechs Legionen, ein Großaufgebot an Hilfstruppen und die Unterstützung von Klienteltruppen benötigte, um einen 'einfachen' Provinzaufstand niederzuschlagen. Das Klientelstaatensystem und die Hegemonie Roms durch ein starkes Syrien offenbarte hier deutlich seine Grenzen. Es ist vermutlich Vologaises zu verdanken, dass Parthien sich im römischen Bürgerkrieg abwartend verhielt und auf die Einhaltung der Armenienverträge pochte, anstatt in Syrien zu intervenieren. Der eigentlich faire Kompromiss, den Nero in Rom so bombastisch hat feiern lassen, war jedoch in den Augen Vespasians nichts anderes als der endgültige Verlust Armeniens. Dadurch wurde dem Klientelstaatensystem und der Einkreisungspolitik das strategische Zentrum entzogen, und es konnte nun im schlimmsten Fall die östliche Grenze nicht mehr ausreichend schützen. Vespasian erkannte, dass sich der Wind gedreht hatte. Schon als Vologaises Vespasian im Bürgerkrieg 40.000 Mann Unterstützung anbot, war die Umkehrung der Verhältnisse nicht mehr zu übersehen. Mit dem neu erstarkten Parthien war nun wieder zu rechnen. [24]

Vespasian wusste, dass alle Aktionen östlich des Euphrats die diplomatische Einigung Neros im Armenienkonflikt und damit den Frieden mit Parthien gefährden würden. Einen Krieg mit Parthien konnte sich Vespasian allein schon finanziell gar nicht leisten. Dennoch war ein Verlust Armeniens eine für ihn nicht zu akzeptierende Alternative. Daher setzte er alles daran die 'Wetterlage' wieder zu ändern und eine Situation zu schaffen, in der Vologaises alles verlieren würde, falls er doch eines Tages zu den Waffen greifen sollte. Nach der Eroberung Jerusalems ließ er das Gebiet nicht wie bisher von Hilfs- oder Klienteltruppen sichern, sondern stationierte eine Legion (X Fretensis) in der zerstörten Tempelstadt. Zwei weitere Legionen wurden nach Kappadokien geschickt und dort bei Melitene (XIII Fulminata) und Satala (XVI Flavia Firma) stationiert. [25] Syrien bekam eine Garnison von drei Legionen. Durch die Stationierung von Legionen außerhalb Syriens veränderte Vespasian das strategische Konzept Roms im Osten. Eine Grenzverteidigung am Euphrat entstand. Um Syrien zu entlasten, aber auch um ein Gegengewicht gegen die wichtige römische Provinz zu bilden, wurde die Großprovinz Galatien-Kappadokien durch eine Verwaltungsreform zusammengelegt. Mit der Stationierung der Legionen bei Melitene und Satala sollten diese jederzeit Druck auf Armenien ausüben können und zugleich mögliche parthische Übergriffe auf Kleinasien verhindern, welches nach dem Verlust der Vorfeldverteidigung (Armenien) schutzlos geworden war. Da die Furt bei Satala vom Klientelreich Kleinarmenien verteidigt wurde, ließ Vespasian den lokalen Klientelkönig Aristobulos absetzen, und gliederte das wichtige Grenzgebiet in die neue Großprovinz ein. Damit schaffte er sich zusätzlich eine bessere Ausgangsposition gegen die Kaukasusvölker, welche seit 72 n. Chr. Angriffe in den Süden starteten. [26] Um eine bessere Verbindung zwischen den Provinzen Syrien, Cilicien und Kappadokien zu schaffen, wurde letzendlich auch 72 n. Chr. das Königreich der Kommagene unter dubiosen Umständen annektiert. Mit der Annexion dieser Klientelstaaten schaffte es Vespasian, eine durchgehende defensive Grenze entlang des oberen und mittleren Euphrats zu errichten, eine Grenze, welche nun direkt von Rom verteidigt wurde. Die stationierten Legionen in Samosata (III Gallica) und Zeugma (IV Scythica) sollten Syrien zudem gegen direkte parthische Angriffe verteidigen. [27]

Mit der 'Zerstreuung' der Legionen ging Vespasian allerdings auch ein großes Risiko ein. Für den Fall eines kombinierten parthischen Angriffs war eine einzelne Legion möglicherweise nicht ausreichend, um effektiv langanhaltenden Widerstand leisten zu können. Diesen Faktor wollte Vespasian durch ein gigantisches Bauprogramm ausgleichen. Mit dem massiven Auf- und Ausbau von Straßen und dem Anlegen von Forts und Stützpunkten entlang der westlichen Euphratgrenze versuchte er die Mobilität der römischen Truppen enorm zu erhöhen. Aber auch das Hinterland kam nicht zu kurz. Der Hafenausbau in Seleukia am Orontes, der wichtigsten Hafenstadt Antiochiens, war das größte Bauprojekt in den östlichen Provinzen und sollte zusammen mit dem Kanalbau am Orontes für größere Mobilität und sicheren Nachschub sorgen. [28]

Insgesamt lässt sich feststellen, dass sich durch das aggressive Auftreten eines starken Partherreichs unter Vologaises I. das Vertrauen der Kaiser in das Klientelstaatensystem als Verteidigung der römischen Ostgrenze im Schwinden befand. Wichtige Faktoren waren auch der jüdische Aufstand und die einsetzenden Alaneneinfälle in Armenien und Media Atropatene. Wollte Vespasian seine Legitimationsgrundlage – die Sieghaftigkeit – im Osten auch weiterhin garantieren können, war eine Reform der östlichen Provinzen in Verwaltung und Verteidigung nicht zu umgehen. Daher verließ Vespasian den überwiegend reaktionär und kurzfristig angelegten Charakter der Ostpolitik seiner Vorgänger und ersetzte sie durch eine einheitlich-langfristige Alternative der direkten Herrschaft Roms – zumindest an der Euphratgrenze. Die Mittel, die er dazu wählte, waren weniger in ihrem Einsatz neu, als in ihrer Intensität und Kombination, ihrer Systematisierung und konsequenten Umsetzung revolutionär. Die Annexion der Klientelstaaten westlich des Euphrats, die Stationierung von Legionen entlang des Grenzflusses, die Intensivierung der diplomatischen Kontakte mit den Kaukasusvölkern, die Einkreisung Armeniens und die Bauprogramme zur Verbesserung der Mobilität wurden unter Vespasian erstmalig gebündelt und koordiniert. Durch diese Eingliederung der Gebiete westlich des Euphrats in den römischen Herrschaftsbereich wurde gut ein Jahrhundert nach einer Eroberung durch Pompeius der ‚römische‘ Osten in das Territorialreich integriert. [29]

Antiochus IV. von Kommagene – Ein Opfer der flavischen Sicherungspolitik? 

Im Zuge der flavischen Umwälzungen wurde auch das Königreich der Kommagene von Vespasian annektiert. Eine ausführliche Beschreibung dieses Vorgangs ist uns durch den jüdischen Historiker Flavius Josephus überliefert: 

Es war bereits im vierten Jahr der Regierung Vespasians, als 

„den Kommagenenkönig Antiochos und dessen ganzes Haus ein schweres Unglück […] traf. [...] Antiochos und sein Sohn Epiphanes gingen mit dem Gedanken um, von den Römern abzufallen, und hätten [...] bereits mit dem Partherkönig ein Bündnis geschlossen“ [30].

Woher Caesennius Paetus, der Statthalter von Syrien, diese Anschuldigungen hat, welche er in einen Brief an Vespasian kundtat und daraufhin von diesem beauftragt wurde, die Kommagene vorsichtshalber zu besetzen, bis die Anschuldigungen geklärt seien, ist uns nicht bekannt. Antiochus wehrte sich nicht gegen die einfallenden römischen Truppen und floh aus Samosata. Seine Söhne hingegen kämpften einen Tag und eine Nacht lang mit dem römischen Heer ohne große Verluste erleiden zu müssen. Als Antiochus allerdings – laut Josephus aus Ergebenheit zu Rom – nach Kilikien floh, brach dies die Moral der Truppen, und seine Söhne flohen zu Vologaises I. ins Partherreich. Vologaises setzte sich für die sichere Rückkehr der Prinzen ein. Schließlich wurden die Anschuldigungen fallen gelassen, und die Prinzen kamen ins Reich zurück. [31]

Der Bericht des Flavius Josephus über die Annexion des Königreichs der Kommagene ist einer der ausführlichsten über die Annexion eines römischen Klientelstaates. Zum Vergleich – als Antiochus III. starb und sein Königreich in römisches Territorium umgewandelt wurde, erwähnte dies Strabo in einer Randnotiz. Doch waren die Anschuldigungen des Paetus gegen Antiochus berechtigt oder nur ein Vorwand um das letzte wichtige Klientelreich westlich des Euphrats zu annektieren? Um dieser Frage nach Antiochus (Il-)Loyalität beantworten zu können, lohnt es sich, einen Blick auf dessen Lebensgeschichte zu werfen: 

Zu dem Zeitpunkt, als sein Vater Antiochus III. starb, war Antiochus IV. zu jung, um den Thron besteigen zu können. Daher kam er 17 n. Chr. zusammen mit einem Teil der Königsfamilie an den kaiserlichen Hof und wuchs dort auf. Dies war nichts Ungewöhnliches. Viele Kinder und Familienmitglieder der östlichen Klientelstaaten wurden in Rom ausgebildet und konnten so schon in frühen Jahren von Rom instrumentalisiert werden. Andererseits waren die Kontakte, welche die Königskinder im kaiserlichen Kindergarten Roms knüpften, ausschlaggebend für ihre spätere Berufung als Klientelherrscher. Mit Antiochus war dies nicht anders. Die Tatsache, dass Antiochus, Agrippa und Caligula alte Kindergartenfreunde waren, würde auch die Restauration der Kommagene und Judäas durch Caligula erklären. [32] Laut den uns bekannten Informationen war er Rom gegenüber absolut loyal. Er wurde in Rom erzogen, hatte das römische Bürgerrecht [33], hielt Freundschaft mit den späteren römischen Kaisern Caligula, Claudius und Vespasian und verhielt sich nach seiner Einsetzung als Klientelkönig absolut vorbildlich. Er befriedete die Piratenstämme in Kilikien und half Rom im Armenienkonflikt [34] und im Jüdischen Krieg [35]. Nach dem Tod Othos unterstützte er Vespasian und schlug sich diesmal – anders als seine Vorgänger – auf die Siegerseite. Auch die Tatsache, dass sich Antiochus gegen die römischen Legionen nicht wehren wollte und sich der Gnade Roms auslieferte, spricht ebenfalls für die Loyalität des Klientelkönigs. [36] Nicht dass Antiochus komplett wehrlos gewesen wäre. Die kommagenischen Truppen kämpften laut Josephus mit den Römern auf Augenhöhe, und auch die Zitadelle in Samosata galt als fast uneinnehmbar. [37] Wieso hätte Antiochus nicht hinter den starken Mauern auf parthische Hilfe warten sollen, wenn doch angeblich Absprachen zwischen den beiden Königreichen bestanden hätten? Die Flucht der beiden Prinzen an den Hof Vologaises lässt sich daraus erklären, dass Parthien die einzige angrenzende Macht war, welche ihnen sicheres Asyl gewähren konnte.

Wenn also die Vorwürfe höchstwahrscheinlich erfunden waren – Josephus gibt keinen Grund für Antiochus’ plötzlichen Sinneswandel an – wieso brauchte Paetus bzw. Vespasian einen falschen Vorwand, um Antiochus abzusetzen? Laut dem römischen Selbstverständnis war dies doch jederzeit möglich, wie es u.a. die Politik des Tiberius beweist. [38] Um einen möglichen Grund zu finden, lohnt es sich, den Initiator der Anschuldigung genauer unter die Lupe zu nehmen: Caesennius Paetus wurde bekanntermaßen erst unter Vespasian zum neuen Statthalter Syriens berufen, was auf den ersten Blick als wahnwitzige Besetzung gewertet worden sein dürfte. Nach seiner schweren Niederlage gegen die Parther bei Rhandeia im Armenienkonflikt galt Paetus gewissermaßen als der Varus seiner Zeit. Wieso hätte Vespasian einen unfähigen 'Versager' zum neuen Statthalter Syriens ernennen sollen? Auch hier werden die Beziehungen wieder eine große Rolle gespielt haben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war Paetus der Ehemann von Flavia Sabina, die vermutlich eine Nichte Vespasians war. Einer der Gründe für seine Berufung könnte somit durchaus eine geplante Rehabilitierung seiner Person implizieren, die er durch die Rettung Roms vor einem Parthereinfall erhalten würde. [39]

Wenn all dies der Fall sein sollte, gibt es meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten, wieso Antiochus 72. n. Chr. plötzlich zum Staatsfeind Roms erklärt wurde. Zum einen könnte natürlich ein persönlicher Konflikt zwischen Paetus und Antiochus oder der Eigendrang des Paetus sich zu rehabilitieren zu der Anschuldigung geführt haben. Da Parthien vermutlich doch eine Nummer zu groß war, lag zwischen Syrien und dem Euphrat nur noch die Kommagene als lohnenswertes Ziel. In Rom hatte man seit den jüngsten Vorkommnissen im Osten eine gewisse Sensibilität gegenüber solchen Anschuldigungen. Da die Kommagene mit Samosata einen der großen Euphratübergänge bewachte, könnte eine Unterwanderung durch Parthien eine Umgehung der römischen Verteidigungslinien bedeuten und dadurch „das ganze römische Reich in einen Krieg [stürzen].“ [40] Zum anderen könnte natürlich Paetus auch nur eine Schachfigur Vespasians gewesen sein, der ein Auge auf das Gebiet geworfen haben könnte, sich aber selbst die Finger nicht schmutzig machen wollte. Sollte Vespasian eine durchgehende ‚römische‘ Ostgrenze geplant haben, so war die direkte Kontrolle der Kommagene ein „geostrategischer Imperativ“ [41]. Außerdem war neben der Lage auch der Reichtum des Landes ein möglicher Annexionsgrund. [42] Für den Wiederaufbau und die umfangreichen Baumaßnahmen im Osten war eine Finanzspritze sicherlich hilfreich. Das Interesse der Flavier an der Handelsstadt Samosata wird schon allein durch dessen Umbenennung in 'Flavia Samosata' ersichtlich, ein Privileg, welches nur der ehemaligen Königsstadt an der gesamten Ostgrenze zuteil wurde. [43]

Rückblickend spricht sehr vieles für eine geplante Ostpolitik Vespasians und damit für eine geplante Annexion der Kommagene, doch teilen die zeitgenössischen Quellen diese Ansicht nicht. Laut Josephus war der angebliche Verrat Antiochus ausschlaggebend für die Annexion des Klientelreiches und egal wie unwahrscheinlich ein Verrat auch gewesen sein muss, besteht doch immer ein gewisses Restrisiko, dass der große strategische Plan Vespasians nie existiert hat und nur rückblickend logisch und existent erscheint. [44]

Da jedoch das Königreich nach der Abweisung der Anklage nicht wieder restauriert wurde und auch die restlichen Klientelstaaten westlich des Euphrats von Vespasian annektiert wurden, kann man sehr wahrscheinlich davon ausgehen, dass es wohl einen größeren Plan Vespasians gegeben haben muss, auch wenn man diesen nicht sicher bestätigen kann. [45]

Ein König macht Karriere – Die kommagenische Königsdynastie nach 72 n. Chr. 

Die Freundschaft des Antiochus mit Vespasian sollte sich trotz der Anschuldigungen auszahlen. Antiochus wurde verhaftet und sollte in Ketten nach Rom gebracht werden. Da es Vespasian jedoch nicht für angemessen hielt, einen alten Freund wegen unbewiesener Anschuldigungen so zu behandeln, wurde der Klientelkönig nach Sparta gebracht, wo er sich mit kaiserlichem Taschengeld eines königlichen Lebens erfreuen konnte. Als seine Söhne dies erfuhren und sich Vologaises für ihre sichere Rückkehr einsetzte, hofften auch sie von Vespasian Vergebung zu erfahren. Nach Zusicherung von Straffreiheit kehrten sie nach Rom zurück. Beide Prinzen bezogen dort zusammen mit ihrem Vater Quartier und wurden mit Ehren überhäuft. [46]

Antiochus’ Sohn Epiphanes, der mit der Tochter des einflussreichen Hofastrologen des Tiberius, Claudius Balbilus, verheiratet war [47], zog nach dem Tod seines Vaters nach Athen. Seine beiden Kinder – Philopappus und Julia – sollten Karriere machen. Während Julia Hofpoetin und Freundin Hadrians und dessen Frau Vibia Sabinas wurde, entwickelte sich Philopappus zum Wohltäter und Archonten der Stadt Athen. Seine Beziehungen zu Trajan und Hadrian verhalfen ihm 109 n. Chr. zum Amt des Suffektkonsuls und damit zum Aufstieg in die Hocharistokratie des Reiches, in der die kommagenische Königsfamilie aufging. Philopappus hat den Königstitel der Kommagene nie offiziell abgelegt. Dennoch sollte er sein Reich niemals wieder sehen. [48]

Quellenverzeichnis 

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Wilker, Julia, Für Rom und Jerusalem. Die herodianische Dynastie im 1. Jahrhundert n. Chr., Frankfurt/Main 2007 (= Studien zur Alten Geschichte 5). 

Anmerkungen

  • [1]

    Strab. Geogr. 16,749,22-23; das Zitat bezieht sich auf die Annexion der Kommagene im Jahr 17 n. Chr.

  • [2]

    Strabon: * vermutlich 62 v. Chr. in Amaseia in Pontos; † wahrscheinlich nach 23/24 n. Chr., siehe auch: Stefan Radt, s. v. Strabon, DNP 11, 2001, S. 1022-1025. 

  • [3]

    Strab. Geogr. 16,749,23-24.

  • [4]

    Ebd., 748,21-22; mit ἐκείνοις sind die Parther gemeint.

  • [5]

    Für den Klientelbegriff bisher: David Braund, Rome and the friendly king. The character of the client kingship, London 1984; aktueller: Ted Kaizer/ Margherita Facella, Introduction, in: T. Kaizer (Hrsg.), Kingdoms and Principalities in the Roman Near East, Stuttgart 2010 (= Oriens et Occidens 19), S. 16-22.

  • [6]

    Flavius Josephus (* 37/ 38 n. Chr. in Jerusalem; † vermutlich 100 n. Chr. in Rom): Ios. bell. Iud. 7,7,1-3, siehe: Irina Wanderey, s. v. Iosephus I. Flavius, DNP 5, 1998, S. 1090-1091.

  • [7]

    Bemerkenswert ist auch die Aussage Ciceros über die Klientelherrscher (hier bezogen auf Antiochus I.): qui,

    etiam si sunt amici nobis, tamen aperte Parthis inimici esse non audent (Cic. Fam. 15,4,4).

  • [8]

    Für einen Überblick über das Klientelstaatensystem unter Pompeius, siehe: Maurice Sartre, The Middle East under Rome, Cambridge [u.a.] 2005, S. 70-74, und T. Kaizer/ M. Facella, Introduction, in: Ted Kaizer (Hrsg.) Kingdoms and Principalities, S. 19-55; für das Verhältnis zwischen Römern und Parthern, siehe: Jörg Wagner, Die Römer an Euphrat und Tigris. Geschichte und Denkmäler des Limes im Orient, AW/Sondernummer, 1985, S. 14-19.

  • [9]

    Der dritte für größere Heeresverbände geeignete Übergang befand sich bei Melitene (Kappadokien), siehe: Michael Alexander Speidel, Early Roman Rule in Commagene, in: ders., Heer und Herrschaft im römischen

    Reich der Hohen Kaiserzeit, Stuttgart 2009 (= Mavors, Roman Army Researches 16), S. 565. 

  • [10]

    Ein Grund für das Wohlwollen Caesars und später auch Octavians gegenüber den Königen von Kommagene dürfte auch in deren finanziellen Unterstützung gelegen haben; siehe auch: Margherita Facella, The case of Commagene, in: Ted Kaizer (Hrsg.), Kingdoms and Principalities, S. 192; für die Kommagene in hellenistischer Zeit, siehe auch: Richard Sullivan, Die Stellung der kommagenischen Königsdynastie in den Herrscherfamilien der hellenistischen Staatenwelt, in: Friedrich Karl Dörner (Hrsg.), Kommagene. Geschichte und Kultur einer antiken Landschaft, AW/ Sondernummer, 1975, S. 31-41.

  • [11]

    Vgl. Fergus Millar, The Roman Near East. 31 BC – AD 337, Cambridge 1994, S. 29-30.

  • [12]

    Für die Kontinuität spricht u.a. Jörg Wagner, Die Römer an Euphrat und Tigris, AW/Sondernummer, 1985, S. 19-42; Fergus Millar, Near East, S. 80; dagegen: T. Kaizer/ M. Facella, Introduction, in: Ted Kaizer (Hrsg.), Kingdom and Principalities, S. 15-42.

  • [13]

    Vgl. Jörg Wagner, Die Römer an Euphrat und Tigris, AW/Sondernummer, 1985, S. 20-27; für die Stabilisierungsmaßnahmen des Augustus, siehe: Andrea Raggi, The first Roman citizens among Eastern dynasts and kings, in: Ted Kaizer (Hrsg.), Kingdoms and Principalities, S. 94-96.

  • [14]

    André Shimon Schieber, The Flavian Eastern Policy, Buffalo 1975, S. 3.

  • [15]

    Für die Eingriffe des Augustus in die Klientelreiche, siehe: Cass. Dio 54,9,2.

  • [16]

    Vgl. Strab. Geogr. 16,749,22-23.

  • [17]

    Für Kappadokien, siehe: Ios. ant. Iud. 17,13,5; für die Kommagene, siehe: ebd., 18,2,5.

  • [18]

    Laut Suet. Cal. 16,3 erhielt Antiochus IV. neben Kommagene auch Gebiete in Kilikien (Tracheia) und eine Rückzahlung der Steuergelder seit 17 n. Chr. von über 100 Millionen Sesterzen.

  • [19]

    Für einen Überblick über Judäa in römischer Zeit, siehe auch: Julia Wilker, Für Rom und Jerusalem. Die herodianische Dynastie im 1. Jahrhundert n. Chr., Frankfurt/Main 2007 (= Studien zur Alten Geschichte 5).

  • [20]

    Sartre, Middle East, S. 73.

  • [21]

    Zusammenfassend für den Armenienkonflikt, siehe: Schieber, Flavian Policy S. 59-60.

  • [22]

    Insgesamt stellten die Klientelstaaten 15.000 Mann: Je 2.000 Bogenschützen und 1.000 Reiter aus der Kommagene, aus Emesa und aus Judäa. Nabataea stellte 6.000 Mann, vgl. Ios. bell. Iud. 3,4,2. Zusammenfassend zum Jüdischen Krieg, siehe: Julia Wilker, Für Rom und Jerusalem, S. 390-448.

  • [23]

    Zum Vierkaiserjahr, siehe: Walter Eder, s. v. Vierkaiserjahr, DNP 12/2, 2002, S. 204-205.

  • [24]

    Vgl. Oliver Linz, Studien zur römischen Ostpolitik im Principat, Potsdam, Univ. Diss., 2007 (= Studien zur Geschichtsforschung des Altertums 19), S. 127-130.

  • [25]

    Für die Stationierung der Legionen in Jerusalem und Kappadokien siehe: Ios. bell. Iud. 7,1,5 und ebd. 7,1,18. Für die XVI Flavia Firmata in Satala, siehe: Wagner, Die Römer an Euphrat und Tigris, AW/Sondernummer, 1985, S. 46; für die Stationierung der übrigen Legionen, siehe: ebd., S. 46-48.

  • [26]

    Gemeint sind Alanen und Iberer. Für die Kaukasusvölker siehe auch: Schieber, Flavian Policy, S. 96-125.

  • [27]

    Zusammenfassend: siehe: Linz, Ostpolitik S. 132-133; für die Entwicklung der Provinz Galatien-Kappadokien, siehe: Schieber, Flavian Policy, S. 65-68, 37, 131; für Kleinarmenien, siehe: ebd., S. 64-66; für die Alanen, siehe: Wagner, Die Römer an Euphrat und Tigris, S. 46.

  • [28]

    Vgl. Linz, Ostpolitik, S. 130-132, 134 u. 139.

  • [29]

    Vgl. Axel Gebhardt, Imperiale Politik und provinziale Entwicklung. Untersuchungen zum Verhältnis von Kaiser, Heer und Städten im Syrien der vorseverischen Zeit, Berlin 2002 (= Klio, Beihefte, N. F. 4), S. 105-107.

  • [30]

    Ios. bell. Iud. 7,7,1.

  • [31]

    Vgl. ebd. 7,1-3.

  • [32]

    Für die Erziehung der Klientelstaatenkönige in Rom: vgl. Oliver Hekster, Trophy kings and Roman power: a Roman perspective on client kingdoms, in: Ted Kaizer (Hrsg.), Kingdoms and Principalities, S. 53-55; für Antiochus IV.: vgl. Jörg Wagner, Dynastie und Herrscherkult in Kommagene. Forschungsgeschichte und neue Funde, IstMitt 33, 1983, S. 216.

  • [33]

    Vgl. Fergus Millar, The Roman Empire and its Neighbours, New York 1981, S. 59. Antiochus besaß einen römischen Namen: Gaius Julius Antiochos IV. Epiphanes, siehe: ebd.

  • [34]

    Vgl. Tac. Ann. 13, 7; Tac. Ann. 14, 26.

  • [35]

    Vgl. Ios. bell. Iud. 5,11,3.

  • [36]

    Vgl. Sullivan, Kommagenische Königsdynastie, AW/ Sondernummer, 1975, S. 39.

  • [37]

    Vgl. Gebhardt, Imperiale Politik, S. 49; für die erfolgreiche Abwehr römischer Truppen, siehe: Cass. Dio 49,20-22.

  • [38]

    Die Tatsache, dass sich nach dem Tod Antiochus III. ein Teil der Bürger für eine römische Herrschaft aussprach und sich die Gegenpartei nach ihrer diplomatischen Niederlage in Rom nicht dagegen wehrte, zeugt von einer absoluten Anerkennung der römischen Herrschaft, siehe auch: Speidel, Early Roman Rule in Commagene, S. 569, 572-573; Speidel geht sogar davon aus, dass es sich 17 n. Chr. um keine Annexion handelte, da „with Rome choosing its ruler, intervening in local affairs, determining its foreign policy […] the kingdom had long lost its independece.“ (ebd., S. 573).

  • [39]

    Vgl. Schieber, Flavian Policy, S. 63.

  • [40]

    Ios. bell. Iud. 7,7,1. Für das Argument siehe auch: Schieber, Flavian Policy, S. 75.

  • [41]

    Gebhardt, Imperiale Politik, S. 53.

  • [42]

    Tacitus beschreibt ihn als den reichsten der Klientelkönige (Tac. Hist. 2,81); falls die Steuerrückzahlung von 100 Millionen Sesterze stimmen sollte (Suet. Cal. 16,3), kann man von Steuereinnahmen von über 1 Mio. Sesterze pro Jahr ausgehen, vgl. Millar, Near East, S. 59.

  • [43]

    Vgl. Millar, Near East, S. 453.

  • [44]

    Josephus hat einen Plan nie erwähnt. Einige Maßnahmen, welche aus heutiger Sicht eindeutig strategische Ursachen haben, werden von Josephus nicht in einen größeren Zusammenhang gesetzt. Die Stationierung der Legion bei Melitene (Ios. bell. Iud. 7,1,3) ist nicht etwa zur Überwachung Armeniens, sondern aufgrund einer Strafaktion gegen die Legion selbst geschehen, und auch die Kommagene wird nicht wegen ihrer strategischen Position im neuen Verteidigungsgefüge annektiert, sondern anlässlich des Verrats des Antiochus (ebd. 7,7,1).

  • [45]

    Annexion Kleinarmeniens um 71/72 n. Chr. und Emesas nach 72 n. Chr., vgl. Wagner, Die Römer an Euphrat und Tigris, AW/Sondernummer, 1985, S. 44.

  • [46]

    Vgl. Ios. bell. Iud. 7,7,2-3.

  • [47]

    Vgl. Jörg Wagner, Dynastie und Herrscherkult, IstMitt 33, 1983, S. 217.

  • [48]

    Vgl. Sullivan, Kommagenische Königsdynastie, AW/ Sondernummer, 1975, S. 39.

Empfohlene Zitierweise

Lindörfer, André Joachim: Die Entwicklung des römischen Klientelstaatensystems im 1. Jahrhundert n. Chr. Das Königreich der Kommagene – ein Opfer der flavischen Sicherungspolitik?. aventinus antiqua Nr. 22 [27.09.2013], in: aventinus, URL: http://www.aventinus-online.de/no_cache/persistent/artikel/9826/

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Erstellt: 27.09.2013

Zuletzt geändert: 27.09.2013

ISSN 2194-1947