Klassik (508/7-338 v.Chr.)

  / aventinus / Altertum / Klassik (508/7-338 v.Chr.)

aventinus antiqua Nr. 11 (Winter 2009) 

 

Ioannis Charalambakis 

Die militärischen Leistungen des Alkibiades im Spiegel der zeitgenössischen Quellen 

 

0.  Einleitung

Für die griechische Welt des fünften Jahrhunderts v. Chr. war der Peloponnesische Krieg eine bedeutende Zäsur, welche die 50jährige Friedensphase seit den Perserkriegen beendete und zum Ausbruch offener Feindseligkeiten zwischen den beiden Hegemonialmächten Athen und Sparta führte. Damit war der Höhepunkt der Auseinandersetzungen zwischen diesen Poleis erreicht, eine Entwicklung, die sich schon über Jahre hinweg abgezeichnet hatte und letztlich einen Großteil der Mittelmeerstädte von Kleinasien bis Syrakus in die Kampfhandlungen verwickelte. Schon als sich Athen weigerte, das nach dem Ende der Perserkriege obsolet gewordene Bündnis griechischer Städte aufzulösen und stattdessen konsequent den Ausbau des Seebundes vorantrieb, war klar, daß Sparta diesem Machtzuwachs nicht auf ewig tatenlos zusehen konnte, obwohl es zunächst den Anschein machte als wären die Lakedaimonier aufgrund ihrer eher passiven Haltung und der Konzentration ihres Machtbereichs auf die Peloponnes an keiner endgültigen Entscheidung über die Vorherrschaft in Griechenland interessiert. Deshalb kam es trotz diverser Waffengänge, mit denen meist die Athener versuchten ihren Einfluß auszudehnen, bis 432 v. Chr. nicht zu dem erwarteten großen Krieg. Der in diesem Jahr erfolgte Angriff auf die korinthische Apoikie Potidaia sowie die Sperrung sämtlicher Häfen des Seebunds für Produkte aus Megara, überspannte den Bogen dann allerdings, so daß sich das attische Gemeinwesen unter der Führung des Perikles von da ab mit Sparta im Kriegszustand befand. Nach dessen Tod 429 führte Kleon sein Werk fort, der wiederum von Alkibiades als zentralen Vertreter der kriegsbefürwortenden Gruppierungen beerbt wurde. Dieser war es auch, der den 421 abgeschlossenen Nikiasfrieden ins Wanken brachte und daraufhin bis zum Ende des Peloponnesischen Krieges zur zentralen Persönlichkeit in der athenischen Politik avancierte. 

Vor allem in der älteren Forschung wurden dabei die militärischen Leistungen des Alkibiades fast ausschließlich positiv bewertet und ihm selbst außergewöhnliche strategische Fähigkeiten zugesprochen. So bezeichnete ihn z.B. William Scott Ferguson als „(...) the most brilliant man of action of his generation (...)“ [1], und Erich von Kahler sah in ihm „(...) a man who excelled in great battles“ [2], während er für Victor Ehrenberg „(...) a military genius“ [3] und für Hugh Parry „(...) the most capable commander (...)“ [4] war. Auch Hermann Bengtson teilt in seiner grundlegenden Studie von 1979 diese Ansichten: „Wenn aber etwas sicher ist, so ist es die Tatsache, daß Alkibiades auf dem Feld der Strategie über eine besondere Begabung verfügte.“ [5] Ebenso beinhalten die Werke von Malcolm Francis McGregor [6] und Walter M. Ellis [7] die zentrale These, daß Alkibiades ein großer militärischer Stratege gewesen sei. Die Liste moderner Autoren mit einer ähnlichen Einschätzung ließe sich beliebig weiterführen. [8] In Anbetracht der Quellenlage verwundert diese durchweg positive Beurteilung von Alkibiades’ militärischen Leistungen nicht. So urteilt sein wichtigster Biograph Plutarch zusammenfassend:

„Als Feldherr hat Marcius für die Stadt nichts geleistet, sondern für die Feinde gegen sein Vaterland, während von Alkibiades’ Diensten als Soldat sowohl wie als Feldherr die Athener oft großen Gewinn hatten.“ [9]

Im gleichen Tenor schließt sich auch Cornelius Nepos an: „Denn zu Wasser und zu Lande erwies er sich als erstklassiger Feldherr.“ [10] Selbst bei Historikern wie Diodor und Thukydides finden sich Zitate wie „(...) in generalship he was unsurpassed, and in daring he was most successful“ [11] und „(...) publicly he managed the affairs of the war most excellently (...)“ [12].

Trotz dieser überwältigend eindeutigen Quellen- und Literaturlage gab es, insbesondere in der neueren Forschung, Tendenzen zu einer gründlichen Revision des vorherrschenden Meinungsbildes. Hervorzuheben ist dabei Edmund F. Bloedow, der in einer Reihe von Publikationen den Versuch unternommen hat die Quellen nochmals kritisch zu hinterfragen. [13] Sein Verdienst liegt darin, daß er sich bei der Bearbeitung der antiken Autoren nicht von den oben angeführten allgemeinen Urteilen leiten ließ, sondern sich auf die vergleichende Betrachtung der verschiedenen Schilderungen von Land- und Seeschlachten konzentrierte, in deren Verlauf die Verdienste des Alkibiades unterschiedlich dargestellt werden. Allerdings begeht Bloedow einen ähnlichen Fehler wie seine Vorgänger. Während jene Alkibiades’ Leistungen durchweg positiv bewerten, zeichnet er ein gänzlich negatives Bild. Dafür bewertet er die Quellen mit der unvorteilhaftesten Darstellung grundsätzlich als die glaubwürdigsten, was seine Argumentationslinie nicht unbedingt überzeugender macht, da somit die Perspektive oftmals von einem Autor zu nächsten wechselt.

In der vorliegenden Arbeit sollen deshalb die antiken Quellen erneut untersucht und die entsprechenden Stellen miteinander verglichen werden, um zu einem differenzierten Bild von den militärischen Leistungen des Alkibiades zu gelangen. Als Grundlage dienen zum einen die antiken Biographien von Plutarch und Cornelius Nepos, zum anderen die antiken Historiker Diodor und Thukydides sowie dessen Nachfolger Xenophon für den Zeitraum ab dem Jahr 411 v. Chr. und in diesem Zusammenhang ab der Seeschlacht bei Abydos. Die verschiedenen Schlachten werden dabei einzeln abgehandelt, so daß der synoptischen Betrachtung der entsprechenden Darstellungen eine Bewertung der Rolle des Alkibiades folgt. Die Phasen des Untersuchungszeitraums sind wie folgt unterteilt: Die erste Phase beinhaltet ausschließlich die Jugendjahre mit den Kämpfen um Potidaia und Delion, gefolgt von der zweiten Phase, deren Anfang Mantineia bildet und mit der Rückberufung während der Sizilischen Expedition endet. Da der Aufenthalt in Sparta ausgeklammert wird, umfaßt die dritte Phase den Krieg im Hellespont, der sich über die Jahre 411 bis 408 erstreckt und schließt mit der Rückkehr des Alkibiades nach Athen. Nach den Ereignissen rund um den Festzug nach Eleusis, rundet die vierte Phase vom Aufbruch nach Andros 408 v. Chr. bis zum Überfall auf Kyme die Analyse ab. Die Arbeit soll mit einer Schlußbetrachtung enden, deren Ziel eine zusammenfassende Bewertung der militärischen Leistungen des Alkibiades sein wird.

1.  Erste Kampferfahrungen

1.1  Potidaia (432)

Seine ersten militärischen Erfahrungen sammelte Alkibiades laut Plutarch in der Schlacht um Potidaia im Jahre 432 v. Chr., welche den Beginn des Peloponnesischen Krieges einläutete. Vor den Kampfhandlungen hatte Athen, aus Angst vor Unruhen unter den Verbündeten in Thrakien, vergeblich den offenen Bruch der Polis mit ihrer Mutterstadt Korinth gefordert, so daß gewaltsame Auseinandersetzungen schließlich unvermeidbar wurden. [14] Den Athenern gelang es daraufhin zwar die Schlacht zu gewinnen, doch die daran anschließende Belagerung gestaltete sich aufgrund des engagierten Widerstands der Bevölkerung als ein äußerst langwieriges Unterfangen. [15] Letztlich mußte Potidaia aber aufgeben, worauf die Stadt von attischen Bürgern neu kolonisiert wurde. [16] Sparta reagierte auf diese Vorkommnisse, indem die Volksversammlung einen Bruch des Friedensvertrages durch die Athener feststellte [17] und damit die Rechtfertigung für militärische Gegenmaßnahmen lieferte. Dies war der offizielle Beginn des Peloponnesischen Krieges.

Alkibiades’ Beitrag zu diesem historischen Ereignis war eher bescheiden. So berichtet Plutarch: 

„Noch als ganz junger Mensch machte er den Feldzug gegen Potidaia mit und hatte dabei Sokrates zum Zeltgenossen und Nebenmann bei den Kämpfen. In einem heftigen Gefecht zeichneten sich beide aus, und als Alkibiades eine Wunde empfing, trat Sokrates vor ihn, verteidigte ihn und rettete ihm ganz offensichtlich das Leben und erhielt ihm seine Waffen.“ [18]

Zu diesem Zeitpunkt war Alkibiades vermutlich um die 20 Jahre alt und wurde von seinem Freund und Mentor in höchster Not gerettet. Daß er sich trotzdem im Kampf auszeichnete kann durchaus der Wahrheit entsprechen, wenngleich der antike Autor natürlich bemüht war ein positives Bild von dessen Kampfeinsatz zu zeichnen.

1.2  Delion (424)

Für das Jahr 424 v. Chr. wird Alkibiades’ Beteiligung an der Schlacht bei Delion überliefert. Die Athener wollten sich in Boiotien festsetzen und hatten zu diesem Zweck den Tempel von Delion zu einer Befestigung ausgebaut, [19] als es wenige Tage danach zum Kampf mit einem boiotischen Aufgebot kam, welchen die Athener trotz zahlenmäßiger Überlegenheit, wegen ihrer schlechteren Vorbereitung, verloren. [20] Auch der befestigte Tempel ließ sich nicht mehr halten, [21] worauf sich die attische Streitmacht in die Heimat zurückzog. Bei dieser Gelegenheit konnte sich Alkibiades für seine Rettung durch Sokrates revanchieren:

„Als dann die Schlacht bei Delion geschlagen war und die Athener flohen, ritt Alkibiades, der zu Pferde war, während Sokrates sich mit wenigen anderen zu Fuß zurückzog, nicht vorüber, als er ihn sah, sondern geleitete und schützte ihn gegen die Feinde, die andrängten und viele niedermachten.“ [22]

Insgesamt ist diesen beiden Schlachtenberichten nichts Essentielles über dessen militärische Leistungen zu entnehmen, da er hier lediglich als einfacher Soldat und nicht als Heerführer teilnahm. Für die jeweilige Konzeption und Durchführung dieser Unternehmungen waren andere verantwortlich. 

2.  Politische Entscheidungen

2.1  Mantineia (418)

Nach dem Nikiasfrieden von 421 avancierte Alkibiades zu einem der Hauptakteure auf der politischen Bühne. Die Schlacht von Mantineia 418 v. Chr. resultierte direkt aus seinem vorher konstruierten Bündnissystem, welches zwangsläufig zu einer militärischen Auseinandersetzung führen mußte. Bereits 420 war Argos an Athen mit der Bitte um eine Allianz herangetreten, die unter der Führung des Alkibiades abgeschlossen und um die Städte Elis und Mantineia erweitert wurde. [23] Mit dieser Maßnahme sollte Sparta, das ohnehin mit seinen eigenen Verbündeten zu kämpfen hatte, auf der Peloponnes isoliert werden. Schon im Jahr darauf trat der aggressive Charakter der Allianz deutlich zutage, als man sich zu einem Eroberungszug auf der Halbinsel entschied. Beim Angriff auf Tegea wurde die Streitmacht von den Spartanern bei Mantineia abgefangen, und es kam zur Entscheidungsschlacht. [24] Nach heftigen Gefechten wurden die Athener und ihre Verbündeten in die Flucht geschlagen, womit auch das Ende der Allianz besiegelt war. [25] Argos und Mantineia wandten sich aufgrund der Niederlage von Athen ab und beschlossen neue Freundschaftsverträge mit Sparta. [26]

Über den Verbleib des Alkibiades während der Kampfhandlungen liefert Diodor Auskunft, indem er berichtet wie dieser als Privatmann das Heer bis nach Argos begleitet habe und dort zurückgeblieben war. [27] Offensichtlich war er für das Jahr 418 nicht in das Strategenamt gewählt worden. Dementsprechend enthalten die Schriften der antiken Historiker in diesem Zusammenhang keine weiteren Hinweise auf dessen Person. Im Gegensatz dazu vermittelt die Formulierung im biographischen Werk Plutarchs den Eindruck, Alkibiades sei als Heerführer vor Ort gewesen. [28] Auch in seiner Einschätzung der Folgen zeigen sich deutliche Abweichungen von den Historikern, welche vor allem die negativen Folgen, insbesondere die Abkehr der ehemaligen Alliierten von Athen, hervorheben. Plutarch hingegen lobt den Plan des Alkibiades:

„Die Art und Weise, wie er das zustande gebracht hatte, lobte zwar niemand, doch war das von ihm Geschaffte ein Meisterstück: fast die ganze Peloponnes zu veruneinigen und zu erschüttern, so viele Schilde an einem Tage bei Mantineia den Lakedaimoniern entgegenzustellen und weit weg von Athen sie in einen gefahrvollen Kampf zu verwickeln, in dem der Sieg ihnen keinen nennenswerten Gewinn einbringen konnte eine Niederlage aber Lakedaimon nicht leicht hätte überstehen können.“ [29]

An dieser Stelle zeigt sich deutlich, wie die Einschätzung eines antiken Schriftstellers die moderne Forschung direkt beeinflußt hat. Das Argument vom moralisch verwerflichen Handeln, welches dennoch zu großen strategischen Erfolgen geführt hat wurde häufig übernommen und trug damit zum Mythos vom herausragenden Feldherrn bei. In Hinblick auf Mantineia muß dieses Bild allerdings gründlich revidiert werden. Zwar ist es Alkibiades wohl gelungen Sparta in einen gefährlichen Kampf zu verwickeln, der bei einer Niederlage die Vorherrschaft der Polis über die Peloponnes hätte erschüttern können, doch war, entgegen den Vorstellungen Plutarchs, der Einsatz für die Athener ebenfalls sehr hoch. Die weitreichenden Folgen wurden weithin unterschätzt, denn anstatt der geplanten Isolation Spartas sah sich nun Athen in dieser Situation, da die verbündeten Städte sich nach der Niederlage neu orientiert hatten. Im Endeffekt hat die Unternehmung sogar zur Konsolidierung der spartanischen Position geführt. Von einer Schwächung der feindlichen Polis kann indessen keine Rede sein. 

Offensichtlich hat Alkibiades die Gefahren dieses Kriegszugs unterschätzt und die Gesamtlage falsch beurteilt. Gleichzeitig sollte man ihm zugute halten, daß er auf den Ausgang der Schlacht keinen Einfluß nehmen konnte, weil er nicht als Feldherr vor Ort war und ebenso ein berechtigter Grund zur Annahme einer etwas zurückhaltenden Kampfweise des athenischen Korps besteht, da die anwesenden Befehlshaber, unter dem Einfluß des Nikias, keinen offenen Bruch mit Sparta – schließlich herrschte Frieden – herbeiführen wollten. Es stellt sich allerdings die Frage, warum Alkibiades, nachdem er 419 v. Chr. bereits Stratege war, seine Wiederwahl nicht bewerkstelligen konnte. Vermutlich hat sein unsteter Lebenswandel dazu geführt, daß ihm die Athener das Vertrauen entzogen haben. Hier offenbart sich ein Schwachpunkt seiner Persönlichkeit, denn ein Politiker, der seinen Feinden soviel Angriffsfläche lieferte wie er, mußte damit rechnen in entscheidenden Situationen keinen Rückhalt bei den Massen finden zu können.

2.2  Sizilische Expedition (415)

Die Sizilische Expedition stellt eines der zentralen Ereignisse des gesamten Peloponnesischen Krieges dar, wobei die Katastrophe der Athener eine herausragende Rolle auf dem Weg in die endgültige Niederlage spielte. Nach der verlorenen Schlacht bei Mantineia war ein heißer Kampf um die Vorherrschaft auf der politischen Bühne der attischen Polis entbrannt, aus dem Nikias und Alkibiades als Sieger hervorgingen. Im Jahre 415 ergab sich die Gelegenheit, auf ein Hilfsgesuch der verbündeten Stadt Egesta hin, ein Militärkommando nach Sizilien zu entsenden. Die verschiedenen Optionen über den Umfang dieses Unternehmens wurden in der Volksversammlung ausführlich diskutiert, wobei die Athener letztlich dem Antrag des Alkibiades folgten, der eine Eroberung der kompletten Insel in Aussicht gestellt hatte. [30] Zusammen mit Nikias und Lamachos wurde er als verantwortlicher Feldherr ausgewählt.

Nachdem die Flotte in Unteritalien angekommen war, bestand seine erste Amtshandlung darin mit seinen Kollegen einen Kriegsplan zu beschließen, der die Grundzüge der Strategie vorgeben sollte. Nikias vertrat dabei die Idee eines möglichst begrenzten Einsatzes, der lediglich eine Unterstützung Egestas gegen Selinus beinhalten sollte, um eine baldige Heimkehr der Truppen zu gewährleisten. [31] Diesen Vorstellungen widersprach Alkibiades vehement, da er grundsätzlich an einer Invasion und der Unterwerfung der Insel als Ganzes festhielt, so daß er folgende Strategie vorschlug:

„(...) but urged rather that they send heralds to the other cities, except Selinus and Syracuse, and try to detach some of the Sicels from the Syracusans, and to make friends others, in order that these might furnish grain and troops, but first of all that they try to persuade the Messenians; for their city, he urged, was most conveniently situated on a line of traffic and at the approach to Sicily and would be a harbour and a most suitable watch-station for the armament.“ [32]

Auch Lamachos hatte eine vollständige Eroberung im Auge, als er sich für einen sofortigen Angriff auf die Stadt Syrakus stark machte, da die Athener so das Moment der Überraschung auf ihrer Seite hätten und der ohnehin schlecht vorbereiteten Polis keine Zeit zu weiteren Mobilmachungen bliebe. [33] Alle drei Strategien waren durchdacht und beruhten auf der konsequenten Berücksichtigung der Prämissen ihrer jeweiligen Erfinder. Letztlich wurde dann der Plan des Alkibiades angenommen, welcher durch die Unterstützung des Lamachos über Nikias triumphieren konnte. [34] Die darauf folgenden Verhandlungen mit den sizilischen Städten waren unterschiedlich erfolgreich. So berichtet Thukydides über das für Athen aufgrund seiner strategischen Lage besonders wichtige Messene:

„After this Alcibiades sailed in his own ship over to Messene and made proposals to the Messenians for an alliance; but as they could not be persuaded, answering that they would not receive him within the city, but would furnish a market outside, he sailed back to Rhegium.“ [35]

Dagegen waren die Nachrichten aus Katane erfolgversprechender: „(...) the others voted alliance with the Athenians and bade them bring the rest of their army from Rhegium.“ [36] Zu weiteren diplomatischen Annäherungsversuchen durch Alkibiades kam es danach allerdings nicht mehr, da er wegen eines schwebenden Gerichtsverfahrens in die Heimat zurückbeordert wurde. [37]

Eine abschließende Beurteilung der Strategie für das Sizilische Unternehmen ist aufgrund der frühen Abberufung ihres Architekten nicht möglich. Einige Überlegungen zu den potentiellen Erfolgsaussichten seien an dieser Stelle trotzdem angemerkt. Eine recht konkrete Meinung dazu hatte bereits Cornelius Nepos: 

„Und obwohl der [Alkibiades] große Aussichten hatte, seine militärischen Aufgaben erfolgreich durchzuführen, war er zu unbedingtem Gehorsam entschlossen und bestieg den Dreiruderer, den man geschickt hatte, ihn zu holen.“ [38]

Mit dem Gehorsam war es, wie seine kurze Zeit später erfolgte Flucht beweist, nicht besonders weit her, wesentlich überraschender ist aber die positive Bewertung der Kriegführung. Schließlich hatte Messene, eigentlich als Dreh- und Angelpunkt der gesamten Expedition konzipiert, seine Hilfe verweigert, ein Rückschlag, der auch durch die Zusage Katanes nicht wettgemacht werden konnte. Damit trat auch der wesentliche Schwachpunkt der gesamten Strategie zutage, denn es wurde schnell klar, daß die Verhandlungen mit den verschiedenen Städten große Investitionen von Zeit und Ressourcen nach sich ziehen würden. Ob der Plan Lamachos’, der einen sofortigen Angriff auf Syrakus vorsah, besser gewesen wäre ist fraglich, da er zwar möglicherweise zu einem kurzfristigen Erfolg geführt hätte, aber daß Athen die Herrschaft über die Insel ohne die Unterstützung anderer Städte hätte aufrecht erhalten können erscheint eher unrealistisch. Insofern muß man Alkibiades’ Ansatz sicherlich positiv beurteilen. In der Ausführung hingegen stolperte der Feldherr wieder einmal über seinen eigenen Lebenswandel, der zur Anklage wegen Religionsfrevels geführt hatte und ihn somit an der Leitung seines Vorhabens hinderte. 

3.  Kämpfe im Hellespont

3.1  Abydos (411)

Trotz der hohen Verluste während der Sizilischen Expedition war es den Athenern in den darauffolgenden Jahren gelungen, ihre Flotte wieder aufzubauen und ein Kontingent in den Hellespont zu entsenden, um dort die vom Seebund abgefallenen Städte erneut zu integrieren und vor allem die Getreideversorgung der Stadt aus dem Schwarzen Meer zu sichern. Eine ganze Reihe von See- und Landschlachten fand in dieser relativ begrenzten Region der Ägäis statt, an deren Verlauf auch Alkibiades einen wesentlichen Anteil hatte. Zunächst allerdings rangen die Athener vor Abydos ohne seine Unterstützung mit den Spartanern, wobei der Kampf trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit der attischen Schiffe, vermutlich wegen deren größerer seemännischer Erfahrung, lange Zeit ausgeglichen war. [39] Im Zusammenhang mit der Ankunft des Alkibiades ergeben sich erste Differenzen in den Quellen. So berichtet Plutarch, daß die Fahrt geplant war:

„Als er aber dort [in Samos] erfuhr, daß der Spartaner Mindaros mit seiner ganzen Flotte nach dem Hellespont unterwegs sei und die Athener im folgten, eilte er, den Feldherren zu Hilfe zu kommen (...).“ [40]

In Xenophons kurzer Schilderung werden die näheren Umstände nicht weiter erläutert, [41] aber Diodor betont ausdrücklich, daß es sich hierbei um reinen Zufall handelte: „(...) but later on Alcibiades unexpectedly appeared from Samos with twenty ships, sailing by mere chance to the Hellespont.“ [42] Auch über die Beteiligung am Kampfgeschehen sind sich die Quellen uneins. So steht nach Plutarch Alkibiades im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen:

„Schnell ließ er jetzt auf seinem Admiralschiff das Zeichen hissen, durch das er sich als Freund zu erkennen gab, und stürzte sich sofort auf die siegreich verfolgenden peloponnesischen Schiffe, schlug sie in die Flucht, drängte sie zum Land, blieb ihnen dicht auf, rammte und beschädigte sie schwer, während die Bemannung sich schwimmend zu retten suchte und Pharnabazos am Lande zu Hilfe kam und längs des Strandes um die Schiffe kämpfte.“ [43]

Laut Diodor hingegen, konnte er gar nicht erst aktiv eingreifen, da die Spartaner sofort flohen: 

„ (...) but when the fleet was now near and for the Lacedaemonians no signal was to be seen, but for the Athenians Alcibiades ran up a purple flag from his own ship, which was the signal they had agreed upon, the Lacedaemonians in dismay turned in flight and the Athenians, elated by the advantage they now possessed, pressed eagerly upon the ships trying to escape.“ [44]

Hierin stimmt auch Xenophon überein: „Von da an gab es nur noch die Flucht der Peloponnesier in Richtung auf Abydos.“ [45]

Bei der Beurteilung dieser Seeschlacht muß leider offen bleiben, ob Alkibiades tatsächlich geplant hatte, den anderen Feldherren zu Hilfe zu kommen, oder ob es sich um einen Zufall handelte, da uns keine weiteren Anhaltspunkte außer den beiden gegensätzlichen Quellenstellen zur Verfügung stehen. Anders verhält es sich bei der Frage nach der Beteiligung am Schlachtgeschehen, wobei davon auszugehen ist, daß Alkibiades keinen aktiven Anteil am Kampf hatte. Neben den beiden antiken Historikern Diodor und Xenophon, die eine solche Einschätzung stützen, spricht auch der Grundzug der spartanischen Strategie, keine Seekämpfe ohne zahlenmäßige Überlegenheit auszufechten dafür. Wie sich vor Notion 407 v. Chr. und bei Aigospotamoi 405 noch zeigen sollte, vermieden es die Lakedaimonier, im Bewußtsein um die technische Überlegenheit athenischer Seeleute, grundsätzlich in Unterzahl anzutreten. Es erscheint nur logisch, daß sie sich sofort zurückzogen, als die zuvor noch unterlegenen attischen Trieren durch das neue Kontingent verstärkt wurden und damit ein deutliches Übergewicht gewannen. Insgesamt bestand also Alkibiades’ Verdienst allein darin, zum rechten Zeitpunkt am richtigen Ort aufgetaucht zu sein.

3.2  Kyzikos (410)

Nach dieser Niederlage segelten die peloponnesischen Schiffe nach Kyzikos, worauf ihnen die vereinigte und militärisch überlegene athenische Flotte folgte, um eine Entscheidungsschlacht herbeizuführen. [46] Da die Spartaner entsprechend ihrer bereits erläuterten Seestrategie keinesfalls auf solch einen unvorteilhaften Kampf eingehen würden, mußten die Athener auf eine Kriegslist zurückgreifen, welche die Gegner in die Schlacht locken sollte. In den antiken Quellen werden die damit zusammenhängenden Vorgänge unterschiedlich dargestellt. So sieht Plutarch Alkibiades als Initiator:

„Da Alkibiades nun fürchtete, daß sie, wenn sie rechtzeitig ihre Stärke bemerkten, ans Land flüchten würden, befahl er den anderen Feldherren, die Fahrt zu verhalten und zurückzubleiben, zeigte sich mit nur vierzig Schiffen und forderte die Feinde heraus.“ [47]

Auch Xenophon folgt dieser Einschätzung, wenngleich er das Manöver anders schildert: 

„Am Tage zuvor, als sie vor Anker gingen, hatte er sämtliche Fahrzeuge, auch die kleinen, um sich herum gruppiert, damit keiner den Feinden die Zahl der Schiffe angeben könne, und hatte zudem verkünden lassen, wer auf der Überfahrt ans jenseitige Ufer ertappt würde sei der Todesstrafe verfallen.“ [48]

Von der in beiden Berichten wesentlichen, zentralen Rolle des Alkibiades weicht lediglich Diodor in seinem sehr detaillierten Schlachtenbericht ab: 

„As for the generals themselves, they divided the naval force into three squadrons, Alcibiades commanding one, Theramenes another, and Thrasybulus the third. Now Alcibiades with his own squadron advanced far ahead of the others, wishing to draw the Lacedaemonians out to a battle, whereas Theramenes and Thrasybulus planned the manoeuvre of encircling the enemy and, if they sailed out, of blocking their retreat.“ [49]

Die Spartaner ließen sich täuschen und griffen das als Lockvogel konzipierte, kleinere athenische Kontingent an, welches zunächst eine Flucht vortäuschte, um dann, als die restliche Flotte den Rückweg der Lakedaimonier abgeschnitten hatte, zu wenden und ebenfalls eine Attacke zu beginnen. In dieser prekären Situation entschied der spartanische Feldherr Mindaros den Kampf nicht weiter auf dem Meer zu führen, sondern an Land zu gehen und dort, mit der Unterstützung persischer Truppen des Satrapen Pharnabazos, eine endgültige Entscheidung zu suchen. [50] Den übereinstimmenden Berichten der Quellen nach, zeichnete sich Alkibiades, nachdem er den Spartanern sofort an Land gefolgt war, durch besonderen Einsatz in den Kämpfen aus, die letztlich zum Tode Mindaros’ und der vollständigen Niederlage der peloponnesischen Streitmacht führten. [51] Plutarchs Bericht hierzu ist sehr stark auf die Leistungen einer Einzelperson fokussiert:

„Doch Alkibiades brach mit den zwanzig besten seiner Schiffe durch, fuhr an Land, ließ aussteigen, fiel über die aus den Schiffen flüchtenden Feinde her und tötete viele. Auch Mindaros und Pharnabazos, die Hilfe bringen wollten, schlug er und tötete Mindaros, der sich tapfer wehrte, während Pharnabazos entfloh.“ [52]

Xenophon hingegen weiß nichts von der Tötung des Mindaros durch den athenischen Feldherrn: „Alkibiades war mit zwanzig von den Schiffen herumgefahren und stieg an Land. Als das Mindaros sah, stieg auch er an Land und fand dort im Kampf den Tod.“ [53] Die sehr ausführliche Schilderung Diodors liefert einige zusätzliche Details. Demnach waren auch die beiden anderen athenischen Heerführer in die Landkämpfe verwickelt, so daß sie sich gegenseitig unterstützen konnten: „Now that the Peloponnesians had been defeated, the troops of Theramenes rushed to give aid to the soldiers who had been fighting under Alcibiades.“ [54] Auch die für den Tod des spartanischen Feldherrn Verantwortlichen werden genannt: „(...) in the end he was killed by the troops of Alcibiades as he battled nobly for his fatherland.“ [55]

Für die Spartaner bedeutete diese Niederlage das vorläufige Ende ihres Engagements im Hellespont. Anhand einer von Plutarch überlieferten Nachricht an die Ephoren in Sparta läßt sich die Situation besonders anschaulich verdeutlichen: „‚Hin sind die Kähne. Mindaros ist tot. Wir wissen nicht, was tun.‘“ [56] Die Athener hingegen machten reichlich Beute, die sie für den Aufbau weiterer Truppen verwenden konnten und übernahmen die Kontrolle über die wichtigen Seeverbindungen ins Schwarze Meer, wodurch die Versorgung Athens mit dem lebensnotwendigen Getreide wieder gesichert war. [57] Wie schon in der Schlacht bei Abydos muß die Rolle des Alkibiades, vor allem aufgrund Diodors Bericht relativiert werden. Obwohl er hier einen großen Anteil am Erfolg des attischen Unternehmens hatte, war er sicherlich nicht alleine dafür verantwortlich. Der einseitige Bericht Plutarchs kann einer Überprüfung durch entgegenstehende Quellenaussagen nicht standhalten.

3.3  Kalchedon (410)

Die Athener nutzten die Gelegenheit, die sich ihnen durch die Abwesenheit der Spartaner ergab, um ehemals dem Seebund zugehörige, abgefallene Städte wieder zurückzugewinnen. Dabei kamen sie zunächst zu dem am Ostufer des Bosporus gegenüber Byzantion gelegenen Kalchedon. Wie Plutarch berichtet, hatte die Polis nach ihrem Abfall eine peloponnesische Besatzung unter der Leitung des Harmosten Hippokrates aufgenommen. [58] Während Theramenes sofort nach seiner Ankunft mit der Belagerung begann, [59] begab sich Alkibiades zuerst nach Bithynien, wohin die Kalchedonier in Erwartung der feindlichen Streitmacht ihre Wertgegenstände in Sicherheit gebracht hatten und erreichte unter Gewaltandrohung deren Herausgabe. [60] Kurz nach seiner Rückkehr entbrannte eine Schlacht, in der die Athener gegen zwei Fronten zu kämpfen hatten, da von der einen Seite Pharnabazos versuchte die belagerte Stadt zu entsetzen, von der anderen die Spartaner unter der Führung ihres Befehlshabers einen Ausfall unternahmen. [61] Der Einsatz des Alkibiades führte schließlich zur Entscheidung: „Aber Alkibiades machte gleichzeitig gegen beide Front, zwang Pharnabazos zu schimpflicher Flucht und schlug und vernichtete Hippokrates und viele seiner Leute.“ [62] Diodor bestätigt dies:

„A fierce battle ensued, and since the troops of Alcibiades fought stoutly, not only Hippocrates fell but of the rest of the soldiers some were slain, and the others, disabled by wounds, took refuge in a body in the city.“ [63]

Ebenso äußert sich Xenophon: 

„Hippokrates nun und Thrasyllos kämpften, jeder mit seinen Hopliten, eine lange Zeit, bis schließlich Alkibiades mit einer Anzahl Hopliten und der Reiterei zur Unterstützung kam. Hippokrates fiel, seine Leute flüchteten in die Stadt.“ [64]

Damit verabschiedete sich Alkibiades vom Geschehen rund um Kalchedon, denn wie die Quellen übereinstimmend berichten, unternahm er eine Fahrt in den Hellespont, um neue Geldquellen zu erschließen. [65] Die Eroberung der Stadt mußten letztlich seine beiden Amtskollegen bewerkstelligen, was ihnen in Form eines neuen Vertrags auch gelang. Über dessen genauen Wortlaut sind sich die Quellen allerdings uneins. Bei Plutarch lautet die entsprechende Stelle wie folgt:

„Inzwischen hatten die Feldherren, die Chalkedon belagerten, mit Pharnabazos einen Waffenstillstand geschlossen mit der Bedingung, sie sollten Geld erhalten und die Chalkedonier wieder den Athenern untertan sein; diese sollten dem Land des Pharnabazos weiter keinen Schaden antun, und Pharnabazos sollte Gesandten der Athener sicheres Geleit zum König gewährleisten.“ [66]

Etwas Ähnliches berichtet Xenophon: 

„Die übrigen Feldherren trafen mit Pharnabazos eine Übereinkunft, das Pharnabazos für Kalchedon den Athenern zwanzig Talente zahlen und Gesandte der Athener vor den Großkönig führen solle; (...) die Kalchedonier sollten den Athenern den Tribut in der Höhe entrichten, wie es früher üblich war, und die schuldig gebliebenen Gelder noch abliefern, die Athener wiederum sollten gegen die Kalchedonier solange nicht Krieg führen, bis die Gesandten vom Großkönig zurückkämen.“ [67]

Wesentlich kürzer fällt dagegen die Schilderung Diodors aus: „(...) and Theramenes concluded an agreement with the Chalcedonians whereby the Athenians received from them as much tribute as before.“ [68]

Insgesamt war es den Athenern demnach gelungen die Polis wieder in den Seebund zu integrieren, wobei dies sicherlich von Pharnabazos’ Zustimmung abhängig gewesen war, da seine Macht, insbesondere an der kleinasiatischen Küste, trotz der attischen Erfolge immer noch die Tagespolitik mitbestimmte. Obwohl Alkibiades durch den Sieg in der Landschlacht den Grundstein für den Erfolg gelegt hatte, geht dieser letztlich doch auf das Konto der anderen Strategen. Denn die Belagerung mußte von ihnen durchgeführt werden, da ihr Mitstreiter bereits zu weiteren Unternehmungen aufgebrochen war. Offensichtlich gelang es durch Verhandlungsgeschick die Gegner zur Kapitulation zu veranlassen und so eine langwierige Zermürbung der Stadt zu vermeiden, welche einen großen Teil der athenischen Streitmacht gebunden hätte und dabei im Ausgang trotzdem noch ungewiß gewesen wäre. Insofern ist auch hier Alkibiades’ Anteil am Erfolg, im Vergleich zu den anderen Feldherren, nicht höher, sondern maximal gleichwertig einzuordnen. Dabei darf die Bedeutung Kalchedons nicht unterschätzt werden, da sich das Gemeinwesen zum einen an einem strategisch wichtigen Punkt, dem Engpaß zum Schwarzen Meer und damit zum attischen Getreidezentrum, befand, und zum anderen die neuerliche Zahlung von Tributen eine Erleichterung für die schwer belastete Kriegskasse darstellte.

3.4  Selymbria (410)

Den antiken Quellen nach kam Alkibiades während seines Ausflugs in den Hellespont zur Stadt Selymbria, die er auch einnahm. Xenophon und Diodor beschränken sich auf nur wenige Informationen, wobei letzterer sogar Unklarkeiten über die zeitliche Reihenfolge hinterläßt, da er das Unternehmen nach dem Ende der Kampfhandlungen um Kalchedon und der letztlich getroffenen Vereinbarung ansetzt, während Xenophon davon ausgeht, daß es schon nach der Landschlacht stattfand und die anderen Feldherren in Alkibiades’ Abwesenheit die bereits oben besprochene Vereinbarung mit den Kalchedoniern getroffen hätten. [69] Plutarch hingegen, der dem zeitlichen Ablauf Xenophons folgt, berichtet über die Begebenheit wesentlich ausführlicher. Demnach sollte die Stadt von Verrätern übergeben werden: „Denn diejenigen, die ihm die Stadt in die Hände spielen wollten, hatten mit ihm vereinbart, daß sie ihm um Mitternacht ein Feuerzeichen geben wollten (...).“ [70] Auch Diodor geht von Verrat aus:

„(...) then, setting forth with his entire force, he first took Selymbria by betrayal, in which, after exacting from it much money, he left a garrison, and then himself came speedily to Theramenes at Byzantium.“ [71]

Plutarch zufolge verlief die Übergabe aber alles andere als harmonisch, da die Selymbrianer auf die Ankunft der Athener vorbereitet waren und sich schon zum Kampf gerüstet hatten. Angeblich konnte Alkibiades die Situation retten, indem er seinem Heer untersagte die Waffen gegen die Bewohner zu richten. Diese wiederum, wohl im Bewußtsein der geballten attischen Streitmacht unterlegen zu sein, nutzten die Gelegenheit zu Verhandlungen und erreichten eine Übereinkunft, nach der ihnen zwar eine Kontribution sowie eine Besatzung auferlegt wurde, sie ansonsten aber verschont blieben. [72]

Diese kurze Episode ist kaum geeignet, um Alkibiades’ militärische Fähigkeiten beurteilen zu können, wenngleich sie zeigt, daß er offenbar in der Lage war Situationen richtig einzuschätzen und seine Ziele auch ohne Blutvergießen zu erreichen. Insgesamt war die Expedition sicherlich ein Erfolg, der ihm alleine zuzuschreiben ist. 

3.5  Byzantion (410)

Als nächstes wandten sich die Athener nach Byzantion, der vermutlich wichtigsten Stadt im gesamten Hellespont, da sie die Einfahrt zum Schwarzen Meer unmittelbar kontrollierte und aufgrund ihrer Wichtigkeit entsprechend stark befestigt war. Ursprünglich hatte auch diese Polis zum Seebund gehört und war im Zuge der athenischen Niederlage auf Sizilien abgefallen. Die antiken Quellen unterscheiden sich in mancherlei Detailfragen voneinander. So werden die sicherlich beteiligten Amtskollegen des Alkibiades bei Xenophon und Plutarch nur selten erwähnt, [73] während Diodor versichert, daß Theramenes bereits mit der Belagerung der Stadt begonnen hatte bevor Alkibiades dort eintraf. [74] Übereinstimmend berichten die Autoren dagegen, daß die Athener mit ihren Angriffen auf die Befestigungen der Stadt nichts ausrichten konnten, zumal sich eine starke spartanische Besatzung, die von Boiotern und Megarern unterstützt wurde, unter der Leitung des Harmosten Klearchos, in Byzantion befand. [75] Als dieser, nachdem er den Boioter Koiratadas und den Megarer Helixos mit dem Oberbefehl betraut hatte, die Stadt verließ, um Verstärkungen vom persischen Satrapen zu holen, ergab sich für die Athener eine günstige Gelegenheit, die Eroberung mit anderen Mitteln zu bewerkstelligen.

Plutarch zufolge traten einige Byzantier mit einem Angebot an Alkibiades heran: „Als hierauf Anaxilaos, Lykurgos und noch einige andere sich bereit erklärten, ihm die Stadt zu übergeben, wenn er sie verschonte (...).“ [76] Auch Diodor sieht die Initiative bei den Einwohnern und liefert auch den Grund für ihr Anliegen: „(...) thereupon certain Byzantines, hating the severity of his administration – for Clearchus was a harsh man –, agreed to deliver up the city to Alcibiades and his colleagues.“ [77] Lediglich Xenophon weicht hiervon ab: „Da die Athener mit Waffengewalt nichts ausrichten konnten, überredeten sie einige Byzantier die Stadt zu verraten.“ [78] Darauf

„(...) öffneten sie bei Nacht die Tore, die auf den sogenannten thrakischen Platz führten, und ließen Alkibiades mit dem Heer herein. Helixos und Koiratadas, die nichts von alledem bemerkt hatten, eilten mit ihrer gesamten Mannschaft zur Verteidigung auf den Marktplatz; da aber die Feinde schon alles rundum besetzt hatten, blieb ihnen nichts übrig als sich zu ergeben.“ [79]

Wesentlich spektakulärer gestaltete sich der Ablauf bei den anderen beiden Autoren. [80] Um die Verteidigungskräfte zu täuschen, ließen die Athener Gerüchte über einen bevorstehenden Abzug verbreiten und verließen daraufhin mit der gesamten Streitmacht ihre Position vor der Stadt. In der folgenden Nacht kehrten sie allerdings zurück und während das Heer möglichst leise an die Stadtmauern geführt wurde, fuhr die Flotte in den Hafen ein und veranstaltete ein derartiges Spektakel, daß die Besatzungsarmee, in der Annahme eines feindlichen Angriffs, eiligst zur Verteidigung stürmte. In deren Abwesenheit ließen die Verräter die attischen Soldaten in die Stadt, worauf sich, nach der Rückkehr der spartanischen Einheiten vom Hafen, ein heftiger Kampf entspann, dessen endgültige Entscheidung unterschiedlich dargestellt wird. Nach Plutarch hatte der Sieg rein militärische Gründe:

„Aber in einem hitzigen Gefecht siegte Alkibiades als Führer des rechten Flügels, Theramenes auf dem linken Flügel, und nahm die überlebenden Feinde, etwa dreihundert, gefangen.“ [81]

Bei Diodor hingegen spielte Alkibiades die entscheidende Rolle: 

„And in the end the Athenians would not have conquered the city by fighting, had not Alcibiades, perceiving his opportunity, had the announcement made that no wrong should be done to the Byzantines; for at this word the citizens changed sides and turned upon the Peloponnesians.“ [82]

Nach dieser Niederlage wurde Byzantion ohne Strafmaßnahmen wieder in den Seebund eingegliedert, [83] so daß die Athener mit ihrer Unternehmung einen vollen Erfolg erzielen konnten. Die Beurteilung der militärischen Leistungen des Alkibiades fällt in den Quellen unterschiedlich aus. Gemäß Plutarch liegt die Verantwortung für den positiven Ausgang allein bei Alkibiades. Seine Kollegen werden nur einmal im Verlauf der Schlacht erwähnt, scheinen aber ansonsten keine Rolle gespielt zu haben. Davon weicht Xenophon ab, indem er in seinem Bericht grundsätzlich die Worte „sie“ oder „die Athener“ verwendet und nicht Alkibiades als Einzelperson benennt. Noch deutlicher wird diese Haltung bei Diodor, der durchgehend von „den Generälen“ als Kollektiv spricht, die sowohl für die Konzeption als auch die Durchführung der Expedition verantwortlich waren. Gleichzeitig hebt er Alkibiades’ Bedeutung für den günstigen Ausgang des Kampfes hervor. Der Vergleich der antiken Autoren führt daher zu dem Ergebnis, daß Alkibiades’ Leistungen wesentlich zum Erfolg beigetragen haben, wenngleich er, vor allem im Hinblick auf die taktischen Vorgaben, nicht alleine, sondern nach Beratung mit den anderen Strategen gehandelt haben wird. So beurteilt auch Cornelius Nepos die gesamte Kampagne im Hellespont:

„Alkibiades gewann zusammen mit seinen beiden Kollegen Ionien zurück, dazu den Hellespont und viele Griechenstädte an der thrakischen Küste, unter ihnen auch Byzanz. Einige von diesen mußten durch Kampf genommen werde, aber ebenso viele gewannen sie durch kluges Verhalten zu einem Freundschaftsvertrag, indem sie die Kriegsgefangenen mit besonderer Milde behandelten.“ [84]

4.  Rückkehr nach Athen – Eleusis (408)

Nach diesen Erfolgen im Hellespont verbrachten die Athener noch einige Zeit auf See, bevor sie sich entschlossen in die Heimat zurückzukehren. Vermutlich wollte Alkibiades eine offizielle Aufhebung der Verbannung abwarten und trat deshalb die Heimreise erst nach einem entsprechenden Volksbeschluß an. [85] Wider seinen eigenen Erwartungen wurde er dort mit allen Ehren empfangen, und nachdem er sich mit dem versammelten Volk ausgesöhnt hatte, ernannte man ihn, obwohl die athenische Verfassung nur das Gremium von zehn gleichberechtigten Strategen vorsah, zum Oberbefehlshaber über sämtliche Land- und Seestreitkräfte, wie die Quellen übereinstimmend berichten. [86] Während des darauf folgenden Aufenthaltes in der Polis ergab sich für Alkibiades die Gelegenheit den Athenern seine militärischen Fähigkeiten zu demonstrieren.

Zu dieser Zeit sollte die Prozession zur Mysterienfeier nach Eleusis stattfinden, die, aufgrund der spartanischen Präsenz in Dekeleia, aus Sicherheitsgründen auf dem See- anstatt dem Landweg bewerkstelligt werden mußte. Zu den Vorkommnissen des Jahres 408 v. Chr. liefert Xenophon eine kurze Beschreibung: 

„(...) und während die Athener bisher die Mysterienprozession zur See hatten unternehmen müssen wegen des Krieges, ließ er [Alkibiades] sie jetzt wieder auf dem Landwege ziehen, wozu er seine gesamten Truppen aus der Stadt führte.“ [87]

Die Details hingegen sind Plutarch zu entnehmen. Demnach beabsichtigte Alkibiades seinen Mitbürgern eine Demonstration seines großen Respekts vor den Mysterien zu liefern, indem er seine Soldaten wohlgeordnet und schweigend neben der Prozession her marschieren ließ. [88] An dieser Stelle sei angemerkt, daß er 415 wegen Verunglimpfung ebendieser Feierlichkeiten angeklagt und verurteilt worden war, so daß er sich hier wieder als würdiger Staatsbürger erweisen wollte. Ein weiterer Grund für sein freiwilliges Engagement lag in der Anwesenheit des spartanischen Königs Agis, mit dem er seit seines Aufenthaltes in Sparta persönlich verfeindet war und den er durch seine Maßnahmen in Schwierigkeiten brachte. Dieser hatte dann nämlich die Wahl entweder in der Festung Dekeleia zu bleiben, wodurch er sich natürlich blamierte oder Alkibiades anzugreifen, was bei der Größe des athenischen Heeres allerdings mehr als fahrlässig gewesen wäre. [89]

Daß Agis keinen Angriff wagte, war für Alkibiades ein großer Prestigeerfolg, dessen Folgen bei Plutarch ausführlich geschildert werden: 

„Da kein Feind einen Angriff wagte und er den Zug wohlbehalten in die Stadt zurückbrachte, wuchs sein eigenes Selbstvertrauen und gab dem Heere die Zuversicht, daß es unwiderstehlich und unbesiegbar sei, wenn er es führte, und die Masse des armen, kleinen Volkes hatte er so betört, daß sie sich geradezu danach sehnten, von ihm beherrscht zu werden (...).“ [90]

Auch wenn diese Episode nicht geeignet ist allgemeine Aussagen über die militärischen Fähigkeiten des Alkibiades zu liefern, zeigt sie aber sein Verständnis für öffentlichkeitswirksame Maßnahmen. Aus strategischer Sicht war das ganze Unternehmen sicherlich keine herausragende Leistung, da das Kräfteverhältnis der Armeen ein so großes Übergewicht für die Athener darstellte, daß ein peloponnesischer Angriff ohnehin einem Selbstmordkommando gleichgekommen wäre. Der Erfolg und vor allem die Zuwendung, die Alkibiades daraufhin durch das Volk erfuhr hatte aber nicht nur positive Folgen. So drängten gerade die einflußreicheren Bürger zu einem raschen Aufbruch der Flotte noch im selben Jahr, da sie fürchteten, er könne die Alleinherrschaft an sich reißen wollen. [91]

5.  Alkibiades als Oberkommandierender

5.1  Andros (408)

In seiner neuen Position als oberster Befehlshaber wünschte Alkibiades vom Volke zunächst die Berufung von Thrasybulos und Adeimantos zu seinen Mitfeldherren, was ihm nicht verweigert wurde. Ebenso wurde eine Streitmacht von einhundert Schiffen bewilligt. [92] Das erste Ziel auf dem Weg nach Kleinasien war die abgefallene Insel Andros, welche wieder in den Seebund zurückgeführt werden sollte. Die Quellen berichten übereinstimmend vom Sieg der Athener in der offenen Feldschlacht. Allerdings war es den Andriern gelungen sich hinter die Stadtmauern zurückzuziehen. [93] Alkibiades selbst hielt sich nur wenige Tage lang dort auf und überließ es dann einem der anderen Feldherren – Diodor nennt Thrasybulos – die Belagerung durchzuführen. [94]

Wie schon Plutarch erwähnt, war das Urteil der athenischen Bürger, die eine schnelle Entscheidung erwartet hatten und diesen Mißerfolg übelnahmen, äußerst ungerecht, [95] da die Feldschlacht schließlich ohne Probleme gewonnen wurde. Daß sich die Polis nicht ohne Widerstand ergeben würde, war zu erwarten gewesen, so daß eine Belagerung fast schon vorhersehbar war. Der baldige Aufbruch zu anderen Zielen kann Alkibiades nicht negativ angekreidet werden, da der Zeitfaktor für Athen eine wesentliche Rolle spielte. Die Mannschaften mußten bezahlt werden, und da Athen nicht über die gleichen Ressourcen wie die Spartaner, welche Unterstützung von den Persern erhielten, verfügte, hätte er sich nur unnötig aufgehalten und vor allem die Flotte, welche an der Belagerung ohnehin keinen Anteil hatte, wäre untätig im Hafen festgesessen. Aus militärischer Sicht war es sicherlich richtig einen Stellvertreter mit einem Teil des Heeres zurückzulassen, da auch das strategische Übergewicht der Athener, bei einer Belagerung nicht so sehr zum Tragen kommen konnte. Denn die Eroberung einer gut befestigten Stadt ist immer langwierig, insbesondere wenn die dafür benötigen Kriegsmaschinen erst herangeschafft bzw. gebaut werden müssen.

5.2  Notion (407)

Auf die neuerlichen Ambitionen der Athener an der kleinasiatischen Küste reagierten die Spartaner mit der Entsendung ihres fähigsten Flottenkommandeurs Lysander, der mit der Reorganisation der Seestreitkräfte betraut wurde. [96] Durch die Unterstützung des persischen Großkönigs gelang es ihm auch sehr schnell eine ansehnliche Flotte zusammenzustellen, die er in Ephesos aufs Land ziehen ließ, um Verbesserungen vorzunehmen und die Rümpfe trocknen zu lassen. [97] Alkibiades eilte dorthin und versuchte sofort das peloponnesische Kontingent zu Kampfhandlungen zu provozieren, doch Lysander blieb mit seinen Schiffen im schützenden Hafen. [98]

Die darauffolgenden Ereignisse werden von den antiken Autoren zum größten Teil übereinstimmend dargestellt. Demnach verließ Alkibiades den attischen Kampfverband, nachdem er seinem Steuermann Antiochos das Kommando übertragen hatte, mit dem ausdrücklichen Befehl nicht gegen die Spartaner auszulaufen. [99] Über seine Beweggründe in dieser gefährlichen Situation die Flotte alleine zu lassen herrscht Uneinigkeit. Plutarch zufolge versuchte er den Sold für seine Mannschaften, die, im Gegensatz zu den Spartanern, drei anstatt vier Obolen erhielten, aufzubessern und so „(...) fuhr Alkibiades, der auch nur die drei Obolen mit Mühe aufbringen konnte, nach Karien, um Geld aufzutreiben“ [100]. Bei Diodor hingegen hatte sein Aufbruch militärische Gründe: „(...) while he took the troop-ships and sailed in haste to Clazomenae; for this city, which was an ally of the Athenians, was suffering from forays by some of its exiles.“ [101] In eine ähnliche Richtung zielt auch Xenophon, wenngleich er die Ausgangslage anders beurteilt: „Alkibiades fuhr auf die Nachricht, daß Thrasybulos sich aus dem Hellespontos wegbegeben habe und dabei sei Phokaia zu belagern zu ihm (...).“ [102] Eine endgültige Entscheidung aus welchen Gründen Alkibiades die Schiffe verlassen hat, ist aufgrund dieser Quellenlage nicht abschließend möglich, wobei allerdings anzunehmen ist, daß tatsächlich militärische Gründe ausschlaggebend waren und der Bericht Plutarchs, der zeitlich von den Geschehnissen am weitesten entfernt ist, zu sehr darauf abstellt, Alkibiades als guten Oberbefehlshaber darzustellen, der um das Wohl seiner Soldaten besorgt ist.

Seine Entscheidung hatte allerdings weitreichende Folgen, denn Antiochos hielt sich nicht an den Befehl, sondern versuchte Lysander mit einigen wenigen Schiffen aus dem Hafen zu locken, was auch gelang, da dieser die Gelegenheit sah, mit seiner gesamten Flotte das kleine Kontingent zu vernichten. Nachdem die Spartaner angegriffen hatten, schickten die Athener ebenfalls alle Schiffe in den Kampf, doch da sie dabei, im Gegensatz zu den Peloponnesiern, führerlos – Antiochos war bereits gefallen – in Unordnung gerieten, verloren sie mehrere Schiffe und mußten sich geschlagen wieder zurückziehen. [103] Alkibiades, der in der Zwischenzeit zurückgekehrt war, versuchte Lysander zu einer erneuten Seeschlacht zu bewegen, blieb aber wieder einmal erfolglos, so daß er mit seiner Flotte unverrichteter Dinge absegeln mußte. [104] Laut Xenophon war die Abberufung Alkibiades’ als Feldherr eine direkte Folge dieser Niederlage:

„Die Athener zuhause waren auf die Meldung der Seeschlacht hin sehr aufgebracht gegen Alkibiades, da sie glaubten, durch seinen Leichtsinn und seine Disziplinlosigkeit die Schiffe eingebüßt zu haben, und so wählten sie zehn andere Feldherren (...).“ [105]

Dem schließt sich auch Plutarch an: „Die Athener ließen sich überzeugen und wählten andere Feldherren, womit sie ihren Zorn gegen ihn und ihr Mißtrauen zu erkennen gaben.“ [106]

Für die Bewertung der Entscheidungen Alkibiades’ vor Notion ist ausschlaggebend, ob seine strategischen Konzeptionen vermeidbare Fehler beinhalteten. Das Zurücklassen der Flotte in einer potentiellen Gefahrensituation muß dabei vor dem Hintergrund der möglichen Beweggründe gesehen werden, die aufgrund der unterschiedlichen Angaben in den Quellen für jeden Autor einzeln zu betrachten sind. Dem Bericht Plutarchs entsprechend begab sich Alkibiades nach Karien, um Geld für die Bezahlung seiner Schiffsmannschaften zu beschaffen. Diese Maßnahme scheint offenbar notwendig geworden zu sein, nachdem die Männer von der höheren Löhnen der Spartaner erfahren hatten und sich daraus die Gefahr des Überlaufens einiger Besatzungen zu entwickeln begann. Insofern war es sicher die richtige Entscheidung, dem durch eine demonstrative Aktion Einhalt zu gebieten. Bei Diodor befand sich Alkibiades in einer ähnlich schwierigen Situation. Demnach war die mit Athen verbundene Stadt Klazomenai durch den Angriff einiger, vermutlich oligarchisch gesinnter Exilierter unmittelbar bedroht. Die notwendige Hilfe zu unterlassen hätte nicht nur zum Abfall der Polis von Athen geführt, sondern auch dem gerade erst wiederhergestellten Ansehen Athens in dieser Region schweren Schaden zugefügt. Ein sofortiger Einsatz war daher auf jeden Fall angebracht. Eine letzte Variante der Ereignisse liefert Xenophon, indem er behauptet, Alkibiades sei zur Unterstützung Thrasybulos’ nach Phokaia aufgebrochen. Falls dies der Wahrheit entsprochen haben sollte, handelte es sich hierbei vermutlich um einen Versuch Lysander aus seinem Hafen in Ephesos zu locken. Gemäß ihrer bereits oben geschilderten Strategie keine Angriffe in Unterzahl zu unternehmen, hatten sich die Spartaner dort eingenistet und abgewartet. Für die Athener, die aufgrund der drückenden Finanzlage unter Zeitdruck standen, war diese Situation auf Dauer nicht tragbar, so daß Alkibiades die Initiative ergriff. Allem Anschein nach schickte er zuerst Thrasybulos mit einem Teil der Streitkräfte in das nördlich von Ephesos gelegene Phokaia, um die Peloponnesier zu einer Hilfsaktion für die mit ihnen verbündete Stadt zu veranlassen. Damit brachte er Lysander in eine schwierige Lage, denn sobald dieser aufgebrochen wäre, hätten ihn die athenischen Schiffe des Alkibiades aus dem Süden und das Kontingent des Thrasybulos aus dem Norden in die Zange nehmen können. Offensichtlich aber war der erste Angriff auf Phokaia noch nicht ausreichend stark gewesen, um die Stadtmauern ernsthaft zu gefährden und die Spartaner zu einer Bewegung zu nötigen. Deshalb war Alkibiades gezwungen weitere Truppen zur Belagerung heranzuführen. Man kann ihm demnach keine Vorwürfe machen, falsch gehandelt zu haben. Um die Auflösung der Pattsituation bemüht, erscheint der entworfene Plan als ein durchaus probates Mittel. Es bleibt also festzuhalten, daß alle drei Versionen der Ereignisse ausreichend begründen, warum er sich von seiner Hauptflotte entfernen mußte. 

Die Wahl seines Vertreters hingegen bereitet Kopfzerbrechen. Über die Beweggründe, ausgerechnet seinen Steuermann Antiochos zu bestimmen, läßt sich nur spekulieren. Obwohl die Quellen übereinstimmend berichten, daß Antiochos aufgrund charakterlicher Defizite für diesen Posten ungeeignet war, [107] hat Alkibiades ihn sicherlich nicht grundlos ernannt. Üblicherweise hätte er an einen der zahlreichen Trierarchen das Kommando übertragen müssen, wobei er vermutlich in Sorge war, daß sich die anderen entweder zurückgesetzt fühlen und Eifersüchteleien ausbrechen würden oder über seinen Befehl nicht anzugreifen hinwegsetzen könnten. Antiochos war sein direkter Untergebener und ein äußerst fähiger Steuermann, [108] weswegen er annehmen konnte, daß dieser den Anweisungen eher Folge leisten würde. Es ist eine Ironie des Schicksals, daß es doch anders kam. Seine Feinde in Athen wiederum warfen ihm vor die Flotte in die Hände von Personen übergeben zu haben, „(...) die als Saufkumpane und matrosenhafte Schmarotzer bei ihm den größten Stein im Brett hätten (...)“ [109]. In jedem Fall trägt Alkibiades die Verantwortung für die Niederlage, insofern er als Oberbefehlshaber eindeutig die falsche Entscheidung bei der Bereitstellung seines Vertreters getroffen hatte, auch wenn für ihn persönlich möglicherweise gute Gründe dafür gesprochen haben mögen.

Nach Plutarch und Xenophon endete gleichzeitig mit dieser Niederlage die militärische Karriere des Alkibiades in Diensten der Athener, wenngleich sich die Verluste offenbar in Grenzen hielten. Aus einer Stelle bei Xenophon ist ersichtlich, daß die Flotte den Spartanern immer noch weit überlegen war, weshalb Lysander sich auch zu keinem weiteren Kampf provozieren ließ. [110] Die drastische Reaktion aus der Heimat mag unter diesem Gesichtspunkt verwundern, doch wird die feindselige Grundstimmung dem neuen Oberbefehlshaber gegenüber durch einen solchen Auslöser offen ausgebrochen sein. Insgesamt bleibt festzuhalten, daß Alkibiades’ strategische Konzeptionen grundsätzlich richtig gewesen waren, wenngleich die Ausführung nicht nur an den widrigen Umständen, sondern auch aufgrund persönlicher Fehlentscheidungen scheiterte.

5.3  Kyme (407)

Bei Diodor und Cornelius Nepos, der die Schlacht von Notion in seiner Biographie nicht schildert, wird eine weitere Begebenheit vor der endgültigen Amtsenthebung Alkibiades’ erwähnt, die sich vor Kyme abspielte. Dem Bericht Diodors zufolge hatte Alkibiades, unter dem Vorwand falscher Anschuldigungen, begonnen das Gebiet um die Polis zu plündern und Gefangene zu nehmen, als er plötzlich von einem Ausfall der Kymeer überrascht wurde und sich schnell zurückziehen mußte. Mit neuen Truppen verstärkt, versuchte er wenig später nochmals einen Kampf zu provozieren, was allerdings nicht gelang, so daß er sich mit Plünderungen in der näheren Umgebung begnügen mußte und schließlich abzog. [111]

Die darauffolgenden Ereignisse in Athen werden bei den beiden antiken Autoren unterschiedlich dargestellt. Cornelius Nepos behauptet, daß die athenischen Bürger vom Ausgang des Unternehmens enttäuscht gewesen waren „(...) und man redete davon, er habe Kyme nicht erobern wollen, weil er vom Großkönig mit Geld bestochen worden sei“ [112]. Bei Diodor hingegen traf eine Gesandtschaft aus Kyme ein, um sich über das Verhalten des Alkibiades zu beschweren, da dieser eine verbündete Stadt grundlos angegriffen habe. [113] Aufgrund der Quellenlage ist nicht nachvollziehbar, ob die Athener den Angriff an sich oder nur das negative Ergebnis mißbilligten. Nachdem noch weitere Anschuldigungen gegen ihn vorgebracht worden waren und die Bürgerschaft ihm für jedes Mißlingen grundsätzlich Nachlässigkeit und Böswilligkeit unterstellte, [114] entschied man sich für seine endgültige Absetzung. [115] Kyme war demnach nur der Schlußpunkt einer Entwicklung, die schon mit der mißglückten Eroberung von Andros begann und mit der Wahl zehn neuer Feldherren, von denen Konon als Ersatz für Alkibiades fungieren sollte, [116] endete.

Über die militärischen Leistungen läßt sich in diesem Fall nur wenig sagen, da uns die Quellen kaum Auskunft erteilen können. Wir wissen leider nicht, ob ein strategisches Konzept hinter dem Angriff auf Kyme stand, oder ob es sich lediglich um einen Raubzug zur Beschaffung von Geldmitteln gehandelt hat. Für letzteres spricht vor allem die Tatsache, daß nur ein kleines athenisches Kontingent daran beteiligt war. Insofern war die Mission nicht erfolgreich, da die Gefangenen, für die man offensichtlich Lösegeld erpressen wollte, nach dem Überraschungsangriff der Kymeer zurückgelassen werden mußten. Alkibiades hatte hier die Stärke und den Mut seiner Gegner vermutlich unterschätzt und es versäumt geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Insgesamt war er demnach gescheitert, da die Plünderung der Umgebung natürlich keinen adäquaten Ersatz für die verpaßte Gelegenheit bieten konnte. 

6.  Ergebnisse

Über die erste Phase der militärischen Leistungen des Alkibiades werden wir lediglich durch den Bericht Plutarchs unterrichtet. Demnach war Alkibiades vor Potidaia, trotz guter kämpferischer Leistung, in Gefahr geraten und von Sokrates gerettet worden. In der Schlacht um Delion wenige Jahre später verhielt es sich genau umgekehrt, diesmal mußte Sokrates die Hilfe seines Freundes in Anspruch nehmen. Zur Bewertung der militärischen Leistungen des Alkibiades können diese beiden Fälle allerdings nicht beitragen, da er nicht als Befehlshaber, sondern als Soldat teilgenommen und daher keinen Einfluß auf die taktischen Konzeptionen hatte. Außerdem sind seine Einzelleistungen aus der Schilderung Plutarchs, kaum mit den Angaben bei den antiken Historikern zu verbinden, so daß die Auswirkung seiner Taten auf den Gesamtverlauf der Schlachten nicht nachzuvollziehen ist. 

In die zweite Phase fällt zunächst die Schlacht bei Mantineia, welche entgegen der ursprünglichen Intention des Alkibiades zu einer Isolation Athens und der Stärkung Spartas geführt hatte, wodurch sie insgesamt ein Mißerfolg war. Auch wenn man ihm zugute halten muß, daß er bei den Kämpfen nicht persönlich anwesend war und somit nicht aktiv eingreifen konnte, bleibt dennoch seine falsche Beurteilung der politischen und militärischen Gesamtlage. Gleichzeitig spielte er dabei mit hohem Einsatz und ging ein entsprechend hohes Risiko ein. Im Falle der Sizilischen Expedition war sein Plan dagegen langfristig durchdacht und hatte wohl auch Aussicht auf Erfolg, wenngleich die Probleme mit Messene schon auf mögliche Schwierigkeiten hindeuteten. Durch seine Abberufung wurde ihm allerdings der Einfluß auf den Ausgang der weiteren Ereignisse verwehrt. Insgesamt war Alkibiades sowohl bei Mantineia als auch auf Sizilien für die Grundkonzeptionen verantwortlich, die aber in beiden Fällen zu einer Niederlage führten. Daß er nicht selbst als Feldherr vor Ort sein konnte, ist insbesondere seinem anstößigen Lebenswandel zuzuschreiben, so daß er hierfür ebenfalls in der Verantwortung steht.

Die dritte Phase beginnt mit der Seeschlacht vor Abydos, an deren Schlachtgeschehen Alkibiades nicht beteiligt war. Sein Beitrag bestand lediglich darin zur rechten Zeit am rechten Ort erschienen zu sein. Für die Kämpfe um Kyzikos ist sein besonderer Einsatz in der Landschlacht überliefert, wobei er sich die Lorbeeren allerdings mit den anderen Feldherren teilen muß. Insbesondere die Konzeption des Manövers zur See, welches überhaupt erst einen Erfolg der Athener ermöglichte, war keineswegs sein alleiniger Verdienst, sondern auf den Rat des Strategenkollegiums zurückzuführen. Bei Kalchedon hingegen hatte er entscheidenden Anteil am Erfolg in der Landschlacht, die aber nicht unmittelbar zu einer Kapitulation der Bewohner führte. Die Beendigung der Belagerung freilich konnten erst die anderen Feldherren durch geschicktes Verhandeln in seiner Abwesenheit bewerkstelligen. Sein in der Zwischenzeit durchgeführter Feldzug nach Selymbria war letztlich zwar erfolgreich, aber auch sehr gefährlich, so daß der glückliche Ausgang einzig seinem Verhandlungsgeschick zu verdanken war. Mit den anderen Befehlshabern vereint, zeigte Alkibiades vor Byzantion wiederum großes Können im Schlachtengetümmel, insbesondere durch sein Verhandlungsgeschick und seine militärischen Führungsqualitäten. Die Strategie war vorher bereits von allen Kommandierenden gemeinsam festgelegt worden. Somit war Alkibiades’ Einsatz in der Phase der großen Erfolge am Hellespont nicht alleine ausschlaggebend, da die Unternehmungen in Zusammenarbeit mit den anderen Generälen beschlossen wurden. Hierzu sei nochmals ausdrücklich auf Nepos verwiesen, der sich vom überschäumenden Empfang, den die Athener Alkibiades bei seiner Rückkehr 408 v. Chr. bereiteten, angesichts der Leistung der anderen Strategen verwundert zeigt: 

„ Als er nun das Schiff verließ, geleiteten ihn [Alkibiades] alle in die Stadt und beschenkten ihn (...) mit Lorbeerkränzen und Binden, und dies, obwohl auch Thrasybulos und Theramenes den Oberbefehl innegehabt hatten und mit ihm zusammen im Piräus eingelaufen waren.“ [117]

Offenbar wurde schon in der Antike die Rolle des Alkibiades, vor allem in Bezug auf die Planung der Strategien, überbewertet. Nichtsdestotrotz sind seine kämpferischen Leistungen auf den Schlachtfeldern, insbesondere in dieser Phase des Peloponnesischen Krieges, von herausragender Bedeutung für die Siege der Athener. 

Der in der Heimat durchgeführte Zug nach Eleusis war ohne Zweifel ein Prestigeerfolg, wenngleich natürlich die athenischen Soldaten haushoch überlegen waren und ein Angriff der Spartaner ohnehin mehr als fahrlässig gewesen wäre. Dennoch hatte die Aktion für Alkibiades ungeahnte negative Folgen, da ein Großteil der einflußreichen Bürger ihm mißtraute und von solch publikumswirksamen Maßnahmen wenig angetan war. Sein baldiger Aufbruch hing direkt damit zusammen, daß ihn dieser Personenkreis so schnell wie möglich die Stadt verlassen sehen wollte, um seinen Einfluß auf das Volk zu unterbinden. 

Mit der Schlacht vor Andros wird die vierte und letzte Phase eröffnet, die mit einem Sieg Alkibiades’ beginnt. Allerdings muß die Stadt belagert werden, da die Einwohner, wie in den meisten Fällen, sich nicht durch den Verlust einer Feldschlacht zur Kapitulation zwingen ließen. Alkibiades überließ diese Arbeit einem anderen Feldherren, und brach, um weiteren Zeitverlust zu vermeiden, Richtung Kleinasien auf. Vor Notion kam es dann in seiner Abwesenheit zu einer Niederlage, die er, zumindest wegen der fehlerhaften Wahl seines Stellvertreters, zu verantworten hatte. Dagegen war seine Entfernung von der Hauptflotte unter den gegebenen Umständen, wie bereits oben erläutert, durchaus vertretbar. Gleichzeitig hielten sich die Verluste an attischen Schiffen in Grenzen, so daß die Spartaner noch immer zahlenmäßig unterlegen waren. Ähnlich unerfreulich verlief auch der Raubzug nach Kyme, der aufgrund seiner mangelhaften Planung und Durchführung im Endeffekt scheiterte. So konnte Alkibiades nach seiner Berufung zum Oberkommandierenden mit sämtlichen Vollmachten keine neuerlichen Erfolge vorweisen und wurde deswegen letztlich abgesetzt.

Obwohl alle behandelten antiken Quellen, wie bereits in der Einleitung zitiert, ein positives Gesamturteil der militärischen Leistungen des Alkibiades beinhalten, lassen sich bei einer genaueren Untersuchung doch deutliche Unterschiede feststellen. Lediglich Plutarch sieht den Feldherren als alleinverantwortlich für die Erfolge der Athener, wohingegen Niederlagen grundsätzlich auf das schlechte Verhalten des Volkes zurückzuführen seien. Für ihn ist Alkibiades ein genialer Befehlshaber und Politiker, unter dessen Führung Athen alles hätte erreichen können, wenn man ihm nicht immer wieder aus Neid und Haß Steine in den Weg gelegt hätte. Bei Cornelius Nepos und Diodor hingegen werden die strategischen Entscheidungen einvernehmlich unter den Feldherren getroffen. Auch hinsichtlich der Kampfeinsätze werden die Auswirkungen Alkibiades’ persönlicher Taten stark relativiert, so daß die Entscheidung über den Ausgang einer Schlacht oftmals nicht auf ihn alleine zurückzuführen ist. Die gleiche Tendenz verfolgen auch die Berichte des Thukydides und Xenophons, wobei hier das Problem besteht, daß einerseits Thukydides nur für die Schlacht bei Mantineia und die Sizilische Expedition relevant ist, während sich Xenophon in seinen Schilderungen grundsätzlich sehr lakonisch ausdrückt, wodurch uns beide Autoren im Vergleich zu den anderen quantitativ wesentlich weniger Material liefern. Es bleibt daher festzuhalten, daß sich die positiven Gesamturteile nach der Untersuchung der einzelnen relevanten Textstellen nicht durchweg aufrechterhalten lassen. 

Insgesamt waren Alkibiades’ strategische Konzepte grundsätzlich durchdacht und hatten größtenteils auch Aussicht auf Erfolg, wenngleich seine militärischen Leistungen nicht von denen der anderen Feldherren zu trennen sind. Wie gesehen, war er in der Phase seiner größten Erfolge keinesfalls alleine für die Planung und Durchführung verantwortlich, sondern in den Rat der Strategen eingebunden. Offenbar waren seinen Möglichkeiten aber Grenzen gesetzt, sobald er sich nicht auf die Unterstützung anderer Militärexperten verlassen konnte. An seiner Qualifikation als Heerführer bleiben allerdings keine Zweifel, da er in den verschiedenen Kampfhandlungen seine herausragenden Fähigkeiten durchaus unter Beweis stellen konnte. Was ihn letztlich aber von anderen großen Feldherren der Vergangenheit unterscheidet, liegt in der mangelnden Begabung begründet in wichtigen Situationen die richtigen Entscheidungen treffen zu können und vor allem kleine Fehler zu vermeiden, die eine gesamte wohlgeplante Unternehmung zugrunde richten können. Zu oft scheiterten seine Konzeptionen an solchen Detailfragen. 

7.  Quellen- und Literaturverzeichnis

Quellen:

Diodor. Griech. u. engl. Übers. v. C. H. Oldfather. (The Loeb Classical Library). Bd. IV, London 19613 u. Bd. V, London 19622.

Nepos, Cornelius. Lat. u. dt. Hrsgg. v. Gerhard Wirth. Amsterdam 1994. 

Plutarch: Fünf Doppelbiographien, II (Gaius Marcius u. Alkibiades u.a.). Griech. u. dt. Übers. v. Konrat Ziegler u. Walter Wuhrmann. (Sammlung Tusculum). Zürich /München 1994. 

Thukydides. Griech. u. engl. Übers. v. Charles Forster Smith. (The Loeb Classical Library). Bd. I, London 19626, Bd. II, London 19655, Bd. III, London 19665 u. Bd. IV, London 19655.

Xenophon: Hellenika. Griech. u. dt. Hrsgg. v. Gisela Strasburger. (Sammlung Tusculum). Düsseldorf /Zürich 20003.

Literatur: 

Bengtson, Hermann: Zu den strategischen Konzeptionen des Alkibiades. München 1979. 

Bloedow Edmund F.: „Not the son of Achilles, but Achilles himself”. Alcibiades’ entry on the political stage at Athens, II. In: Historia 39 (1990), 1-19. 

Ders.: Alcibiades „brilliant” or „intelligent”? In: Historia 41 (1992), 139-157. 

Ders.: „An Alexander in the wrong place”. Alcibiades „the ablest of all the sons of Athens”. In: SCO 41 (1991), 191-210. 

Ders.: Alcibiades reexamined. (Historia Einzelschriften, 21). Wiesbaden 1973. 

Ehrenberg, Victor: From Solon to Socrates. Greek history and civilization during the sixth and fifth centuries B.C. London 1968. 

Ellis, Walter M.: Alcibiades. (Classical lives). London /New York 1989. 

Ferguson, William Scott: The Cambridge Ancient History, V. Cambridge 1927. 

Kahler, Erich v.: Man, the Measure. A new approach to history. New York 1956. 

MacGregor, Malcolm Francis: The Genius of Alkibiades. In: Phoenix 19 (1965), 27-46. 

Parry, Hugh: The Individual and his Society. Alcibiades – Greek Patriot or Traitor? Toronto 1969. 

8.  Abkürzungsverzeichnis

SCO 

Studi classici e orientali 

Diod. 

Diodorus Siculus 

Nep. Alc. 

Cornelius Nepos Alcibiades 

Plut. Alk. 

Plutarch Alkibiades 

Thuk. 

Thukydides 

Xen. Hell. 

Xenophon Hellenika 

 

Anmerkungen

  • [1]

    Ferguson, William Scott: The Cambridge Ancient History, V. Cambridge 1927, 354. 

  • [2]

    Kahler, Erich v.: Man, the Measure. A new approach to history. New York 1956, 94. 

  • [3]

    Ehrenberg, Victor: From Solon to Socrates. Greek history and civilization during the sixth and fifth centuries B.C. London 1968, 319. 

  • [4]

    Parry, Hugh: The Individual and his Society. Alcibiades – Greek Patriot or Traitor? Toronto 1969, 1.

  • [5]

    Bengtson, Hermann: Zu den strategischen Konzeptionen des Alkibiades. München 1979, 4f. 

  • [6]

    MacGregor, Malcolm Francis: The Genius of Alkibiades. In: Phoenix 19 (1965), 27-46. 

  • [7]

    Ellis, Walter M.: Alcibiades. (Classical lives). London /New York 1989.

  • [8]

    Für eine ausführliche Auflistung der wichtigsten Autoren siehe Bloedow, Edmund F.: „An Alexander in the wrong place“. Alcibiades „the ablest of all the sons of Athens“. In: SCO 41 (1991), 191-3 mit Fn. 1-18.

  • [9]

    Plut. Alk. 43(4),1.

  • [10]

    Nep. Alc. 1,2.

  • [11]

    Diod. 13,68,5. 

  • [12]

    Thuk. 6,15,4. 

  • [13]

    Vgl. Bloedow, Edmund F.: Alcibiades reexaminded. (Historia Einzelschriften, 21). Wiesbaden 1973; Ders.: „Not the son of Achilles, but Achilles himself“. Alcibiades entry on the political stage at Athens, II. In: Historia 39 (1990), 1-19; Ders.: Alexander. Ders.: Alcibiades „brilliant“ or „intelligent“? In: Historia 41 (1992), 139-157.

  • [14]

    Vgl. Thuk. 1,56,2. 

  • [15]

    Vgl. Thuk. 1,62,6; Diod. 12,37,1. 

  • [16]

    Vgl. Thuk. 2,70,4. 

  • [17]

    Vgl. Thuk. 1,87,6. 

  • [18]

    Plut. Alk. 7,3-4.

  • [19]

    Vgl. Thuk. 4,90,1. 

  • [20]

    Vgl. Diod. 12,69,4-70,3; Thuk. 4,96,6-7. 

  • [21]

    Vgl. Diod. 12,70,6; Thuk. 4,101,1. 

  • [22]

    Plut. Alk. 7,6.

  • [23]

    Vgl. Diod. 12,77,2. 

  • [24]

    Vgl. Thuk. 5,64,5; Diod. 12,79,3. 

  • [25]

    Vgl. Thuk. 5,73,3; Diod. 12,79,7. 

  • [26]

    Vgl. Thuk. 5,78,1 u. 81,1; Diod. 12,80,1-2. 

  • [27]

    Vgl. Diod. 12,79,1. 

  • [28]

    Vgl. Plut. Alk. 15,1.

  • [29]

    Plut. Alk. 15,2.

  • [30]

    Vgl. Diod. 12,83,6; Thuk. 6,1; Plut. Alk. 17,1; Nep. Alc. 3,1.

  • [31]

    Vgl. Thuk. 6,47. 

  • [32]

    Thuk. 6,48. 

  • [33]

    Vgl. Thuk. 6,49. 

  • [34]

    Vgl. Thuk. 6,50,1; Plut. Alk. 20,3.

  • [35]

    Thuk. 6,50,1. 

  • [36]

    Thuk. 6,51,2. Siehe auch Plut. Alk. 20,3.

  • [37]

    Vgl. Thuk. 6,53,1; Diod. 13,5,2; Nep. Alc. 4,3. Plut. Alk. 20,3.

  • [38]

    Nep. Alc. 4,3.

  • [39]

    Vgl. Diod. 13,46,2; Plut. Alk. 27,3; Xen. Hell. 1,1,5.

  • [40]

    Plut. Alk. 27,2.

  • [41]

    Vgl. Xen. Hell. 1,1,5.

  • [42]

    Diod. 13,46,2. 

  • [43]

    Plut. Alk. 27,4-5.

  • [44]

    Diod. 13,46,3. 

  • [45]

    Xen. Hell. 1,1,6.

  • [46]

    Vgl. Xen. Hell. 1,1,11; Plut. Alk. 28,2.

  • [47]

    Plut. Alk. 28,6.

  • [48]

    Xen. Hell. 1,1,15.

  • [49]

    Diod. 13,50,1. 

  • [50]

    Vgl. Diod. 13,50,4; Xen. Hell. 1,1,17.

  • [51]

    Vgl. Diod. 13,50,5-51,6; Xen. Hell. 1,1,18; Plut. Alk. 28,8.

  • [52]

    Plut. Alk. 28,8.

  • [53]

    Xen. Hell. 1,1,18.

  • [54]

    Diod. 13,51,5. 

  • [55]

    Diod. 13,51,6. 

  • [56]

    Plut. Alk. 28,10.

  • [57]

    Vgl. Plut. Alk. 28,9; Diod. 13,51,8; Xen. Hell. 1,1,20.

  • [58]

    Vgl. Plut. Alk. 29,6.

  • [59]

    Vgl. Diod. 13,66,1. 

  • [60]

    Vgl. Plut. Alk. 29,6; Xen. Hell. 1,3,2-3.

  • [61]

    Vgl. Plut. Alk. 30,1; Xen. Hell. 1,3,5. Bei Diodor wird eine Beteiligung des persischen Satrapen an der Schlacht nicht erwähnt.

  • [62]

    Plut. Alk. 30,2.

  • [63]

    Diod. 13,66,2. 

  • [64]

    Xen. Hell. 1,3,6.

  • [65]

    Vgl. Plut. Alk. 30,3; Diod. 13,66,3; Xen. Hell. 1,3,8.

  • [66]

    Plut. Alk. 31,1.

  • [67]

    Xen. Hell. 1,3,8-9.

  • [68]

    Diod. 13,66,3. 

  • [69]

    Vgl. Diod. 13,66,4; Xen. Hell. 1,3,10. Xenophon bestätigt lediglich die Einnahme Selymbrias durch Alkibiades ohne nähere Angaben dazu zu machen.

  • [70]

    Plut. Alk. 30,4.

  • [71]

    Diod. 13,66,4. 

  • [72]

    Vgl. Plut. Alk. 30,5-10.

  • [73]

    Vgl. Xen. Hell. 1,3,10-22; Plut. Alk. 31,3-8.

  • [74]

    Vgl. Diod. 13,66,3. 

  • [75]

    Vgl. Plut. Alk. 31,3; Xen. Hell. 1,3,16; Diod. 13,66,6.

  • [76]

    Plut. Alk. 31,3.

  • [77]

    Diod. 13,66,6. 

  • [78]

    Xen. Hell. 1,3,16.

  • [79]

    Xen. Hell. 1,3,20-21.

  • [80]

    Vgl. Diod. 13,67,1-5; Plut. Alk. 31,3-4.

  • [81]

    Plut. Alk. 31,5.

  • [82]

    Diod. 13,67,5. 

  • [83]

    Vgl. Diod. 13,67,7. 

  • [84]

    Nep. Alc. 5,6.

  • [85]

    Vgl. Plut. Alk. 33,1.

  • [86]

    Vgl. Plut. Alk. 33,2; Nep. Alc. 7,1; Xen. Hell. 1,4,20; Diod. 13,69,3. Plutarch und Diodor bezeichnen ihn als „αὐτοκράτωρ στρατηγός“, Xenophon als „ἁπάντων ἡγεμὼν αὐτοκράτωρ“. Cornelius Nepos geht sogar soweit ihm auch die Entscheidungsgewalt über zivile Angelegenheiten zu übertragen: „(...) totaque res publica domi bellique tradita (...)“. Damit wurde Alkibiades eine Machtfülle zugestanden, die weit über die aller anderen Amtsträger hinausreichte und den hergebrachten athenischen Institutionen widersprach.

  • [87]

    Xen. Hell. 1,4,20.

  • [88]

    Vgl. Plut. Alk. 34,6.

  • [89]

    Vgl. Plut. Alk. 34,5.

  • [90]

    Plut. Alk. 34,7.

  • [91]

    Vgl. Plut. Alk. 35,1.

  • [92]

    Vgl. Plut. Alk. 35,1-2; Diod. 13,69,3-4; Nep. Alc. 7,1. Xenophon 1,4,21 präzisiert die Angaben auf 1.500 Hopliten, 150 Reiter und 100 Schiffe, wobei ihm die Feldherren Aristokrates – nicht Thrasybulos – und Adeimantos zur Führung des Landkriegs beigegeben wurden.

  • [93]

    Vgl. Diod. 13,69,4; Xen. Hell. 1,4,22; Plut. Alk. 35,2.

  • [94]

    Vgl. Diod. 13,69,5; Xen. Hell. 1,4,23; Plut. Alk. 35,3. Laut Xenophon führte Konon die Belagerung fort.

  • [95]

    Vgl. Plut. Alk. 35,2.

  • [96]

    Vgl. Xen. Hell. 1,5,1; Diod. 13,70,1; Plut. Alk. 35,5.

  • [97]

    Vgl. Xen. Hell. 1,5,3-10; Diod. 13,70,3-4; Plut. Alk. 35,5.

  • [98]

    Vgl. Diod. 13,71,1. 

  • [99]

    Vgl. Plut. Alk. 35,6; Xen. Hell. 1,5,11; Diod. 13,71,1.

  • [100]

    Plut. Alk. 35,5.

  • [101]

    Diod. 13,71,1. 

  • [102]

    Xen. Hell. 1,5,11.

  • [103]

    Vgl. Diod. 13,71,2-4; Xen. Hell. 1,5,12-14; Plut. Alk. 35,6-7. Nach Diodor verloren die Athener dabei 23 Schiffe, nach Xenophon nur 15. Ursprünglich war Antiochos laut Diodor mit zehn Schiffen ausgelaufen, nach Xenophon und Plutarch lediglich mit zweien.

  • [104]

    Vgl. Diod. 13,71,4; Xen. Hell. 1,5,15; Plut. Alk. 35,8.

  • [105]

    Xen. Hell. 1,5,16.

  • [106]

    Plut. Alk. 36,4.

  • [107]

    Vgl. Plut. Alk. 35,6; Diod. 13,71,2.

  • [108]

    Vgl. Plut. Alk. 35,6.

  • [109]

    Plut. Alk. 36,2.

  • [110]

    Vgl. Xen. Hell. 1,5,15.

  • [111]

    Vgl. Diod. 13,73,3-5. 

  • [112]

    Nep. Alc. 7,2.

  • [113]

    Vgl. Diod. 13,73,6. 

  • [114]

    Vgl. Nep. Alc. 7,2; Diod. 13,73,6.

  • [115]

    Vgl. Diod. 13,74,1; Nep. Alc. 7,3.

  • [116]

    Vgl. Diod. 13,74,1. Auch Xen. Hell. 1,5,16 nennt Konon als ersten der zehn neuen Feldherren.

  • [117]

    Nep. Alc. 6,3.

Empfohlene Zitierweise

Charalambakis, Ioannis: Die militärischen Leistungen des Alkibiades im Spiegel der zeitgenössischen Quellen. aventinus antiqua Nr. 11 (Winter 2009), in: aventinus, URL: http://www.aventinus-online.de/no_cache/persistent/artikel/7703/

Bitte setzen Sie beim Zitieren dieses Beitrags hinter der URL-Angabe in runden Klammern das Datum Ihres letzten Besuchs dieser Online-Adresse.



Erstellt: 20.05.2010

Zuletzt geändert: 24.05.2010

ISSN 2194-1947