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aventinus recensio Nr. 24 [25.05.2011] 

Franziska Walter 

Rezension Markus Sehlmeyer: Die Antike (=Orientierung Geschichte). Paderborn: UTB/ Schöningh 2009; 16,50€; ISBN 978-3-8252-3100-2

 

Für das Gros der Studienanfänger liegt die Beschäftigung mit der Alten Geschichte einige Jahre zurück. Das Wissen ist oft recht diffus oder beschränkt sich auf Anekdoten; ein Gespür für die großen Zusammenhänge fehlt häufig. Zum Verständnis der Antike mit ihren diversen Facetten ist ein fundiertes Grundwissen unabdinglich. Die Reihe Orientierung Geschichte aus dem UTB Verlag will dort ansetzen und bietet vier Bücher zur Antike, der Mittelalterlichen Geschichte, dem 19. und 20. Jahrhundert sowie zu Methoden und Theorien an. Hier soll nun das Buch „Die Antike“ von Markus Sehlmeyer strukturell und inhaltlich vorgestellt werden.

Sehlmeyer bearbeitet vier Gliederungspunkte: Alte Geschichte als Epoche und Forschungsgegenstand, Griechische Geschichte, Römische Geschichte und Die Spätantike. Dabei unterteilt er diese in chronologische Unterkapitel, die thematisch untergliedert sind. Die Absätze werden durch Anmerkungen am Seitenrand zusammengefasst. Diese sehr kleinteilige Ordnung mag etwas übertrieben wirken, erleichtert aber die Orientierung.

Im ersten Gliederungspunkt definiert Sehlmeyer zunächst den Raum geographisch wie zeitlich, der gemeinhin als Antike verstanden wird. Dabei gibt er auch einen historiographischen Exkurs zum Verständnis der Alten Geschichte von den antiken Zeitgenossen bis zur Moderne. Dem schließt er eine Darstellung der verschiedenen Grundwissenschaften wie der klassischen Philologie, der Numismatik, der Epigraphik und weiteren an. Den knappen Beschreibungen folgen kurze Bibliographien mit Einführungsliteratur für die jeweiligen Teilgebiete.  

Die Darstellung der griechischen Zeit, die ein Drittel des Buches einnimmt, beginnt Sehlmeyer in der spätmykenischen Phase und schließt mit der Darstellung des Zerfalls der hellenistischen Staatenwelt. Die dazwischenliegenden Zeiträume (nach der üblichen Periodisierung) charakterisiert er einerseits anhand der Ereignisgeschichte und andererseits durch Exkurse in die politische Kultur, Kunst und gesellschaftlichen Strukturen. Wie auch in den folgenden Kapiteln unterfüttert er seine Erläuterungen mit den Auswertungen von passenden Quellen, wie dem Werk des Hesiod im Zusammenhang mit der griechischen Landwirtschaft. Dabei schwingt gerade im letzten Teil, der sich dem Hellenismus und der vorangehenden Alexanderherrschaft widmet, seine Wertschätzung für die Politik der Griechen mit.

Die Abhandlung der römischen Geschichte beginnt Sehlmeyer mit dem alten Italien und dem frühen Rom. Auch hier stellt er die Zeit bis zum Beginn der Spätantike anhand von Ereignisgeschichte und Exkursen zu Politik, Kultur und Gesellschaft dar. Dabei liegt der Fokus auf der Darstellung der Transformation der Herrschaftsart und des Herrschaftsstils sowie den Gründen dafür. Sehlmeyer schließt mit der Erläuterung der Kulturen der Kaiserzeit; dabei fokussiert er die drei großen Kulturgemeinschaften des kaiserzeitlichen Rom.

Abschließend widmet sich Sehlmeyer auf knapp zwanzig Seiten der Spätantike. Diese lässt er mit den Soldatenkaisern 235 n.Chr. beginnen. Die Krise des 3. Jahrhunderts sieht er weniger als konstituierendes Moment der Spätantike, vielmehr sei der Bedeutungszuwachs des Christentums ein zentraler Gesichtspunkt der Spätantike. Weiter beschäftigt er sich mit der Religionspolitik des Theodosios und der wachsenden Bedeutung der ‚Germanen‘. In diesem Kapitel plädiert er für eine Dehnung der Antike bis in das 8. Jahrhundert n.Chr., da der imperialistische Regierungsstil wie auch die lateinische Sprache noch lange Anwendung fanden. Diese Ansicht entspricht nicht der verbreiteten Forschungsmeinung. Als Zeichen für das Ende der Antike sieht er vor allen Dingen die Institutionalisierung von Christentum und Islam.

Sowohl der Reihenherausgeber als auch der Autor betonen, dass das vorliegende Buch eine Überblicksdarstellung im Sinne einer Orientierungshilfe darstellen soll. Dies bringt den Nachteil mit sich, dass Erläuterungen oft oberflächlich ausgeführt werden müssen. Somit bleiben einige Dinge unerwähnt, die beispielsweise in einem Grundkenntnistest, wie ihn einige Universitäten abhalten, zu nennen wären. Doch gerade darin besteht für Studienanfänger der Vorteil: Harte Fakten und schlichte Wahrheiten sind zunächst nötig, um ein Gefühl für die Epoche und ein gedankliches Grundgerüst zu entwickeln. Bei weiterer Beschäftigung kann dieses Wissen noch modifiziert werden. Hierzu eignen sich die Literaturlisten am Ende jedes chronologischen Kapitels sehr gut. Meist verweist der Autor auf aktuelle Erscheinungen, doch auch Standardwerke finden Erwähnung. Dabei sind die Publikationen überwiegend anspruchsvolle Monographien und können eine gute Grundlage für das eigene Bibliographieren bilden. Zudem verfügt der Band über eine allgemeine althistorische Bibliographie, die auf die üblichen Hilfsmittel des Althistorikers verweist. 

Weiter liefert Sehlmeyer in Info-Boxen immer wieder Definitionen, deren Seitenzahl im Stichwortregister hervorgehoben sind. Bis auf die Definition der Polis, die er im Weiteren dann doch als Stadtstaat bezeichnet, helfen diese knappen Definitionen beim Verstehen der Begrifflichkeiten, da er sie in seinen anschließenden Ausführungen anwendet. Des Weiteren werden die Darstellungen durch Schaubilder, tabellarische Zusammenfassungen, Stadtpläne, Karten und Bilder von Kunstwerken hervorragend unterstützt. 

Besonders positiv hervorzuheben ist Sehlmeyers Arbeit mit den Quellen. Immer wieder zitiert er die relevanten antiken Schriftsteller und auch die Ansichten moderner Historiker. Bei den lateinischen Autoren gibt er sowohl den Originaltext als auch die deutsche Übersetzung wieder. Da er den Text nicht einfach unkommentiert stehen lässt, sondern ihn in seine Argumentationslinie einbaut, kann gerade der unerfahrene Student sehen, wie Quellen korrekt verwertet werden. Gleiches ist über die Verwendung des Bildmaterials von Statuen, Münzen, Keramiken und Gebäuden der antiken Zeit wie auch moderner Gemälde zu sagen. Zweckmäßig erscheint auch die Definition der technischen Terminologie in Info-Boxen. Eine weitere Stärke des Buches ist, dass Sehlmeyer die Darstellung der antiken Geschichte mit Eindrücken der Rezeptionsgeschichte verbindet. Dadurch gibt das Buch nicht nur Einblick in die Alte Geschichte, sondern auch in die Geschichtswissenschaft im Allgemeinen, womit es der Zielsetzung der Reihe gerecht wird. 

Sehlmeyer ist es gelungen, einen kurzen, gut lesbaren und verständlichen Überblick über die Antike zu geben. Dabei liegt der Schwerpunkt weniger auf der Darstellung der Ereignisgeschichte, als vielmehr darauf, dem Leser ein Gefühl für die Epoche zu vermitteln und die Grundbegriffe einzuführen. Ein großes Plus ist hierbei die besonders hohe Anschaulichkeit und seine Einbeziehung von überaus vielen Aspekten der Altertumswissenschaften. Das Buch ist für Studienanfänger und interessierte Laien konzipiert, diese Zielsetzung erfüllt es voll und ganz. Die Lektüre kann sich aber auch für erfahrenere Studenten zur Auffrischung eignen, da Sehlmeyer Wert auf die großen Strukturen legt und so das eigene, ungeordnete Spezialwissen wieder in Kontext gesetzt und erweitert werden kann. Die 16,90€ für den Band liegen im Rahmen.

 

Empfohlene Zitierweise

Walter, Franziska: Rezension Markus Sehlmeyer: Die Antike (=Orientierung Geschichte). Paderborn: UTB/ Schöningh 2009; 16,50€; ISBN 978-3-8252-3100-2. aventinus recensio Nr. 24 [25.05.2011], in: aventinus, URL: http://www.aventinus-online.de/no_cache/persistent/artikel/8596/

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Erstellt: 25.05.2011

Zuletzt geändert: 25.05.2011

ISSN 2194-2137