Hinweise zur Besprechung von Filmwerken

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aventinus generalia Nr. 12 [12.02.2012] / aventinus visio Nr. 0 [12.02.2012] 

Richtlinien zur Besprechung von Filmwerken 


Inhaltliche Kriterien

Bei den eingereichten Besprechungen soll stets der Leitfaden im Vordergrund stehen, welche Relevanz das besprochene Filmwerk für einen Historiker hat. Dabei soll das Medium in seiner Gesamtheit besprochen werden; eine additive Aneinanderreihung bloßer Detailkritik ist nicht erwünscht. Für alle drei Genres ist die Entstehung des Filmwerks (politisches System, gesellschaftlicher Diskurs, kultureller Hintergrund, wirtschaftliche Lage) vor dem Hintergrund der Frage zu betrachten, was der Film über seine zeitgenössischen Verhältnisse aussagt. 

Dokumentarfilme 

Die Besprechung einer historischen Dokumentation sollte stets ein doppeltes Erkenntnisinteresse vor Augen haben: 1. Welche Intention verfolgt die Dokumentation? Folgen die Auswahl der gespielten Szenen und der Interviewpartner einem Ziel? Wie werden gespielte Szenen und Interviewpartner eingesetzt, um die Intention der Dokumentation zu untermauern? Welche Bilder vermitteln sie dem Zuschauer? 2. Orientiert sich die Dokumentation am neuesten historischen Forschungsstand? Passen Details wie Kostüme und Kulissen in die behandelte Zeit? 

Historienfilme 

Ein Historienfilm vermischt in der Regeln einen historischen Kern mit fiktionalen Elementen. Das Erkenntnisinteresse sollte sich daher auf jenen konzentrieren: Welcher historische Kern verbirgt sich hinter dem besprochenen Historienfilm? Lässt sich die Handlung in ein größeres reales Geschehen einbetten? Wird der historische Kern in einer bestimmten Weise instrumentalisiert? Welche Bilder der Vergangenheit werden vermittelt? Stimmen sie mit Tatsachen überein oder sind sie verzerrt oder gar irreal? Welches Ziel wird verfolgt? 

Spielfilme 

Wie ein literarisches Werk oder ein Theaterstück, sind Spielfilme als Quellen zu ihrer jeweiligen Entstehungszeit anzusehen. Das Interesse einer Besprechung besteht in diesem Fall daher vordergründig darin, den Film als Quelle zu analysieren: Es sind deshalb primär die eingangs genannte Fragestellung nach den zeitgenössischen Verhältnissen anzuwenden. Aus diesem Genre ergeben sich im Zusammenhang mit der Geschichtswissenschaft aber auch weitere Problemstellungen: Behandelt der Film einen historischen Hintergrund, wobei dieser nur verborgen oder gar verschlüsselt sichtbar wird? Welches Bild der Gegenwart wird durch den Film und – je nach Handlung – seine Vorstellung von Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft abgebildet? 

Postscripta 

Bei allen skizzierten Genres versteht es sich von selbst, das die Fragenkataloge weder abschließend noch in ihrer Gänze bindend sind. Besprechungen können beispielsweise durch filmwissenschaftliche Herangehensweisen ergänzt werden, sofern diese nicht den Schwerpunkt der Besprechung ausmachen. 

Wie bei Rezensionen und Internetressourcenbesprechungen wird eine eher essayistische Form empfohlen, weshalb der Umfang etwa fünf Seiten nicht überschreiten sollte. Sofern es sich um eine größere Besprechung oder die Betrachtung eines Films in Aufsatzform handelt, empfiehlt es sich, die zuständige Redaktion zu kontaktieren. Grundsätzlich ist jeder Beitrag willkommen, welcher ein Filmwerk mit einer geschichtswissenschaftlichen Fragestellung behandelt.

Empfohlene Zitierweise

Krolopp, Björn/Hofmann, Andreas C.: Richtlinien zur Besprechung von Filmwerken. aventinus generalia Nr. 12 [12.02.2012] / aventinus visio Nr. 0 [12.02.2012], in: aventinus, URL: http://www.aventinus-online.de/no_cache/persistent/artikel/9191/

Bitte setzen Sie beim Zitieren dieses Beitrags hinter der URL-Angabe in runden Klammern das Datum Ihres letzten Besuchs dieser Online-Adresse.



Erstellt: 18.12.2011

Zuletzt geändert: 29.05.2012