Außereuropäische Geschichte

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aventinus varia Nr. 25 [16.02.2011] 

 

Christine Egger, M.A. 

Africa must unite 

Von der Organisation für Afrikanische Einheit zur Afrikanischen Union 

 

1. Der Kontinent der Kriege, Krisen und Konflikte 

„Wenige Weltgegenden erscheinen heute von Deutschland aus so weit entfernt wie Afrika. Der Berichterstattung über afrikanisches Leben zufolge herrscht dort für Tiere das Paradies, für Menschen jedoch die Hölle“. [1] Afrika wird in den westlichen Medien meist als Kontinent der Kriege, Krisen, Kriminalität, Korruption, Kapitalflucht, Krankheiten und Katastrophen dargestellt. Daneben existiert freilich auch ein romantisierendes Bild, das vor allem über Spielfilme wie „Jenseits von Afrika“ oder „Die weiße Massai“ vermittelt wird, [2] und geprägt ist von der landschaftlichen Schönheit und der vermeintlichen Ursprünglichkeit des Erdteils, die Freiheit und Abenteuer versprechen. Hoffnungsvolle Entwicklungen im politischen, ökonomischen oder soziokulturellen Bereich spielen im öffentlichen Diskurs indessen kaum eine Rolle; meist wird der afrikanische Erdteil nur dann wahrgenommen, wenn er negative Schlagzeilen liefert. [3]

In erster Linie macht Afrika als „Kontinent der Kriege“ von sich reden. Nach Untersuchungen der Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) wurden im Jahr 2009 weltweit 34 Kriege und bewaffnete Konflikte geführt, elf davon in Afrika südlich der Sahara. [4] Im Gegensatz zum Vorjahr stellte die AKUF damit einen Rückgang der Gesamtzahl an kriegerischen Konflikten fest. Acht Auseinandersetzungen konnten für vorläufig beendet erklärt werden, unter anderem hat der Friedensprozess in Burundi einen Abschluss erreicht. Allerdings eskalierten auch zwei Kriege und ein bewaffneter Konflikt neu, wovon der afrikanische Kontinent hauptbetroffen ist. Dazu zählen die vorübergehenden Kämpfe in Nordnigeria und der Krieg der ugandischen Rebellengruppe LRA, der sich inzwischen auf Gebiete des Kongo, des Südsudan und der Zentralafrikanischen Republik erstreckt. Weitere Kriege wurden in Somalia, Sudan, Tschad, der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) und dem Osten des Kongo geführt, bewaffnete Konflikte erschütterten auch Äthiopien, Senegal und Nigeria. Zusammen mit Asien gehörte Subsahara-Afrika damit 2009 zu den beiden Weltregionen mit der größten Kriegshäufigkeit. Fast ein Drittel aller gewaltsamen Konflikte wurden dort ausgetragen. [5]

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird das globale Kriegsgeschehen zunehmend durch innerstaatliche Konfliktkonstellationen geprägt. Zwar bilden auch in Afrika Auseinandersetzungen zwischen Staaten seit längerem die Ausnahme, dennoch bleibt dieser Kriegstypus weiterhin relevant. Hauptsächlich handelt es sich bei den afrikanischen Kriegen jedoch um „regionalisierte bzw. internationalisierte Bürgerkriege“ [6], also um innerstaatliche Konflikte, in die externe Akteure zumindest mittelbar involviert sind. Neben der „Internationalisierung“ gelten die zunehmende „Entstaatlichung“, „Ökonomisierung“ und „Barbarisierung“ des Konfliktaustrags als typische Merkmale der so genannten „neuen Kriege“, [7] denen ein Bündel struktureller Ursachen zu Grunde liegt. In diesem Zusammenhang wird häufig auf das schwierige Erbe der kolonialen Grenzziehung, Staatszerfall, Ressourcenknappheit in Verbindung mit fehlender Verteilungsgerechtigkeit, dem Ausschluss konkurrierender gesellschaftlicher Gruppen vom politischen Prozess sowie den weit verbreiteten Neopatrimonialismus, die afrikanische Form schlechter Regierungsführung, hingewiesen. Darüber hinaus spielen auch ökonomische, ökologische und vor allem politische Faktoren, wie Demokratiedefizite, schwache zivilgesellschaftliche Strukturen, fehlende Einrichtungen und Verfahren zur friedlichen Konfliktbearbeitung, die Ethnisierung der Politik bzw. die Politisierung ethnischer und kultureller Unterschiede sowie negative politische und wirtschaftliche Einflüsse aus dem regionalen und internationalen Umfeld, in diesem Kontext eine gewichtige Rolle. [8]

Die verheerenden Auswirkungen der zahlreichen Kriege und bewaffneten Konflikte stellen eines der größten Probleme des afrikanischen Kontinents dar. Abertausende Menschen kommen jährlich durch die kriegerische Gewalt in Afrika zu Tode, zahllose Mädchen und Frauen werden vergewaltigt, massenhaft müssen die Bewohner von Krisenregionen fliehen oder werden vertrieben, ungezählte indirekte Kriegsopfer sind durch den Mangel an Lebensmitteln und Wasser sowie durch die epidemische Ausbreitung von Krankheiten, insbesondere von AIDS, zu beklagen. Neben infrastrukturellen Einrichtungen werden auch fundamentale wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Strukturen nachhaltig zerstört. In den vergangenen Jahren wurde der Weltöffentlichkeit vor allem durch die Konflikte in der westsudanesischen Region Darfur und dem Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK) die destruktive Kraft gewaltsamer Auseinandersetzungen verdeutlicht. In Darfur sind seit Beginn der Kampfhandlungen im Februar 2003 weit über zwei Millionen Menschen vertrieben und mindestens 300.000 getötet worden. [9] Der fünf Jahre dauernde Bürgerkrieg im Kongo hat – trotz seiner offiziellen Beendigung im Jahr 2002 und den danach eingeleiteten Maßnahmen zur Friedenskonsolidierung – bis heute mehr als vier Millionen Menschen das Leben gekostet: „It has been the deadliest conflict since World War II, with more than 1,000 peoples still dying each day“. [10]

2. Universale und regionale Ansätze. Friedenspolitische Akteure in Afrika 

Friedenspolitische Akteure stehen in Anbetracht der Komplexität der Konfliktkonstellationen in Afrika vor enormen Herausforderungen. Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts konzentrierten sich vor allem die Friedensbemühungen des wiederbelebten Systems der Vereinten Nationen (VN, UN, UNO) auf den Kontinent. Ein Großteil der in der Folge neu beschlossenen UN-Missionen betraf afrikanische Krisengebiete, darunter Somalia, Sierra Leone, Ruanda, Mosambik und Angola. Die multilateralen Friedensoperationen der Weltorganisation hatten jedoch mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen und trugen – etwa im Fall des gewalttätigen, somalischen Staatszerfallsprozesses – nicht unbedingt zu einer Lösung der zahlreichen Kriege und Konflikte bei. Auch der Genozid in Ruanda konnte von der UNO nicht verhindert werden, weshalb sich seit Mitte der 1990er Jahre innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft eine deutliche Ernüchterung im Bezug auf die Erfolgsaussichten von UN-Friedensoperationen breit machte. [11] Nichtsdestotrotz ist der „kriegerische Kontinent“ heute wieder eines der Haupteinsatzgebiete der politischen und militärischen Friedensbemühungen der Vereinten Nationen; fast die Hälfte der gegenwärtig 15 vom Sicherheitsrat entsandten Missionen operiert in Afrika. [12]

Im Vergleich zum universalistischen Ansatz der Vereinten Nationen werden regionalen Organisationen auf Grund der direkten Betroffenheit ihrer Mitgliedsstaaten durch benachbarte Krisenherde, dem daraus resultierenden unmittelbaren Interesse an einer Problemlösung sowie der eingehenden Kenntnis der regionalen Gegebenheiten häufig Vorteile bei der Konfliktbearbeitung zugeschrieben. Bereits seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts verfügt Afrika über eine entsprechende Staatengemeinschaft mit friedenspolitischer Ausrichtung. Insbesondere angesichts der verheerenden innerstaatlichen Konflikte der 1990er Jahre zeigte sich die Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) jedoch als wenig effizienter Krisenmanager; nicht nur die UNO, sondern auch die afrikanische Staatenorganisation versäumte ein rechtzeitiges Eingreifen in Ruanda. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts ist nun auf verschiedenen Ebenen eine verstärkte Bereitschaft afrikanischer Akteure zur Übernahme von mehr Eigenverantwortung bei der Schaffung von Frieden und Sicherheit auf dem Kontinent zu beobachten. Mit der Gründung der Afrikanischen Union (AU) im Juli 2002 wurde eine neue afrikanische Regionalorganisation etabliert, die die massiven friedens- und entwicklungspolitischen Probleme des Erdteils in der geistigen Tradition der panafrikanischen Bewegung zukünftig in wachsendem Maße durch genuin afrikanische Ansätze lösen will. Durch den Aufbau einer umfassenden kontinentalen Friedens- und Sicherheitsarchitektur sollen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass die AU künftig einen aktiveren und vor allem effektiveren Beitrag zur Konfliktbearbeitung in Afrika als ihre Vorgängerorganisation leisten kann. Vor dem Hintergrund der gravierenden Ausmaße des Kriegsgeschehens und dessen katastrophalen Auswirkungen auf die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung des gesamten Kontinents sowie der bisher eher enttäuschenden internationalen, kontinentalen und regionalen Lösungsversuche, stellt sich immer dringlicher die Frage nach einem wirkungsvollen Ansatz zur Lösung der afrikanischen Probleme. Die Afrikanische Union hat als neuer regionaler Akteur ein viel versprechendes Konzept zur Prävention gewaltsamer Auseinandersetzungen und zur friedlichen Beilegung anhaltender Konflikte entwickelt. Die Entstehungsgeschichte dieser Organisation soll im Folgenden nachgezeichnet werden.

3. Panafrikanismus vs. Nationalismus. Die Gründung der Organisation für Afrikanische Einheit 

Als erster kontinentaler Zusammenschluss souveräner afrikanischer Staaten wurde im äthiopischen Addis Abeba am 25. Mai 1963 die Organisation für Afrikanische Einheit ins Leben gerufen. Zu den Gründungsmitgliedern zählten die 32 bis dahin bereits dekolonisierten Staaten, schrittweise traten in den folgenden Jahren auch die übrigen Länder Afrikas bei. Als einziger afrikanischer Staat zog sich Marokko, aus Protest gegen die Aufnahme der Exilregierung von West-Sahara in die OAU, 1984 aus der kontinentalen Organisation zurück und verweigerte im Jahr 2002 auch den Beitritt zur Afrikanischen Union. [13] Unter dem Eindruck der Dekolonisationswelle der 1960er Jahre basierte die Gründung der Organisation für Afrikanische Einheit auf der Idee des Panafrikanismus, die vollständige Unabhängigkeit des Kontinents von der Vorherrschaft der europäischen Kolonialmächte durch die Einheit und Kooperation aller souveränen afrikanischen Staaten zu erreichen. Die panafrikanische Bewegung war zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden, als sich Nachfahren afrikanischer Sklaven in der amerikanischen und karibischen Diaspora zur Verteidigung ihrer persönlichen Würde und Rechte als freie Menschen gegen die andauernde rassistische Diskriminierung solidarisierten und den alltäglichen Demütigungen – nach dem Vorbild freigelassener Sklaven im 18. und 19. Jahrhundert – die bewusste Rückbesinnung auf afrikanische Wurzeln entgegensetzten. Eine erste Institutionalisierung erfuhr die noch junge panafrikanische Bewegung im Jahr 1900 durch die erste Panafrikanische Konferenz in London. In den folgenden Jahren fanden weitere Panafrikanische Kongresse in den USA und Europa statt. [14] Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lenkten der Aufschwung des antikolonialen Befreiungskampfes in Afrika und die zunehmende Vereinnahmung der Bewegung durch afrikanische Intellektuelle, die meist an den Universitäten der kolonialen Metropolen studiert hatten, wie etwa der spätere ghanaische Premierminister Kwame Nkrumah, den Fokus stärker auf den afrikanischen Kontinent: [15] „Pan-Africanism was no longer simply a protest movement by people of African descent in the Caribbean and the United States; it was becoming a weapon with which African nationalists could fight colonial rule“. [16]

Die kontroverse Debatte der folgenden Jahre über die geeignete Organisationsform für die Realisierung der panafrikanischen Einheitsidee auf dem „schwarzen Kontinent“ war geprägt vom ideologischen Widerspruch zwischen afrikanischem Nationalismus und Panafrikanismus. Im Verlauf der Auseinandersetzungen bildeten sich unter den afrikanischen Staaten zwei Parteien heraus. Während die so genannte „Casablanca-Gruppe“ (Ghana, Guinea, Mali, Marokko, Ägypten, Algerien), die panafrikanistische Position einer möglichst schnellen und starken Integration vertrat – jedoch ohne Kwame Nkrumahs radikalen Plan einer sofortigen Einigung als „United States of Africa“ zu unterstützen – sprach sich die „Monrovia-Gruppe“ (frankophone Staaten Westafrikas, Nigeria) aus nationalistischen Interessen für die Schaffung eines eher losen Bündnisses souveräner Staaten aus. Die Position der afrikanischen Nationalisten setzte sich schließlich durch, so dass die Organisation für Afrikanische Einheit 1963 als intergouvernementaler Zusammenschluss souveräner Staaten konstituiert wurde. [17] „Determined to safe-guard and consolidate the hard-won independence as well as the sovereignty and territorial integrity of our states, and to fight against neocolonialism in all its forms“, [18] legte das von den Staats- und Regierungschefs der bis dahin unabhängigen afrikanischen Staaten unterzeichnete Gründungsdokument der OAU die Gleichheit aller Mitgliedsstaaten, die Nichteinmischung in deren innere Angelegenheiten, den Respekt vor deren territorialer und souveräner Integrität sowie deren unveräußerliches Recht auf ihre unabhängige Existenz als oberste Prinzipien der Organisation fest. [19]

4. Unfähiger Papiertiger. Enttäuschende Bilanz der OAU-Friedensbemühungen 

Entsprechend den Vorgaben ihrer Charta befasste sich die neue afrikanische Kontinentalorganisation zunächst hauptsächlich mit dem Kampf gegen den Kolonialismus und präsentierte sich dabei durch eine strikte Politik der Nichteinmischung in die internen Angelegenheiten ihrer Mitglieder als „Advokat des Prinzips der Souveränität“. [20] Diese Haltung wirkte sich auch auf die Bearbeitung innerstaatlicher Konflikte aus, die von der Organisation für Afrikanische Einheit infolgedessen weitgehend tabuisiert wurden. Trotz einiger Erfolge bei der Deeskalation zwischenstaatlicher Auseinandersetzungen, fiel die Gesamtbilanz der Friedensbemühungen durch die OAU am Ende der achtziger Jahre enttäuschend aus. Ursächlich dafür waren neben dem ehernen Nichteinmischungsgebot unter anderem die mangelnde politische Bereitschaft der Mitgliedsstaaten für ein stärkeres friedenspolitisches Engagement, die institutionelle Schwäche der Organisation, die fehlenden Kapazitäten und Erfahrungen im Bereich der Friedenssicherung, das Defizit an finanziellen Ressourcen sowie der negative Einfluss externer Akteure auf das afrikanische Konfliktgeschehen. [21] Häufig wurde die OAU deshalb als „unwilliger, unfähiger und ohnmächtiger Papiertiger“ [22] kritisiert.

Das Ende des Ost-West-Konflikts veränderte die Situation des afrikanischen Kontinents grundlegend. Die geostrategische Bedeutung, die Afrika für die konkurrierenden Weltmächte noch während des Kalten Krieges innegehabt hatte, war durch den Wegfall der Blockkonfrontation plötzlich obsolet. Von Seiten der westlichen Geberländer sahen sich die afrikanischen Staaten nun einem wachsenden Konditionalisierungsdruck im Bezug auf die Förderung von Demokratie, Menschenrechten und marktwirtschaftlichen Strukturen ausgesetzt, während der Kontinent gleichzeitig den Ausbruch neuer, verheerender Bürgerkriege und gewaltsamer Staatszerfallsprozesse erlebte. [23] Die beschleunigten Globalisierungstendenzen zwangen die Organisation für Afrikanische Einheit auch dazu, ihre bisher wenig erfolgreichen wirtschafts- und entwicklungspolitischen Maßnahmen zu überdenken. [24] Im Juli 1990 verabschiedete die OAU auf ihrem Gipfel in Addis Abeba unter diesem Eindruck die „Declaration on the political and socio-economic situation in Africa and the fundamental changes taking place in the world“. [25] Ausgehend von der neuen Einsicht der afrikanischen Staats- und Regierungschefs in den evidenten Zusammenhang zwischen dem Mangel an Demokratisierung, der Missachtung der Menschenrechte, den sozio-ökonomischen Problemen und den zerstörerischen Konflikten in Afrika, enthielt das Dokument ein Bekenntnis der Organisation zu mehr politischer und wirtschaftlicher Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten sowie zu einer konstruktiveren Konfliktbearbeitung. [26]

Bereits 1991 wurde durch den Abschluss des Vertrags über die Gründung der Afrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (AEC) im nigerianischen Abuja, der seit seiner Ratifizierung 1994 als integraler Bestandteil der Organisation galt, eine neue institutionelle Dynamik innerhalb der OAU deutlich. Der so genannte „Abuja-Vertrag“ übernahm die bereits im Aktionsplan von Lagos und in der Schlussakte des dort 1980 stattfindenden außerordentlichen Gipfeltreffens der OAU festgelegten Prinzipien für eine wirtschaftliche und entwicklungspolitische Zusammenarbeit der afrikanischen Staaten, deren Umsetzung bis dahin nur wenig Fortschritte gemacht hatte. Seit 1994 wurde offiziell von der OAU/AEC gesprochen, d.h. die afrikanische Staatengemeinschaft agierte seitdem auf der Basis von zwei rechtlichen Instrumenten. [27] Vor dem Hintergrund der Wiederbelebung der Vereinten Nationen und deren strategischer Neuausrichtung im Bereich der Konfliktlösung und Friedenssicherung gemäß Boutros Boutros Ghalis „Agenda für den Frieden“ von 1992, [28] der internationalen Diskussion über ein Interventionsrecht externer Akteure in innerstaatliche Angelegenheiten seit Anfang der neunziger Jahre und des militärischen Eingreifens der Economic Community of West African States (ECOWAS) in den liberianischen Bürgerkrieg versuchte die Organisation für Afrikanische Einheit nun eine aktivere Rolle als friedenspolitischer Akteur in Afrika zu übernehmen. [29] Auf dem Gipfeltreffen der afrikanischen Staats- und Regierungschefs im Jahr 1993 im ägyptischen Kairo wurde infolgedessen der „OAU-Mechanismus für die Verhütung, Bewältigung und Beilegung von Konflikten“ etabliert: [30] „Die Konfliktbearbeitung durch die OAU war nun durch mehr Permanenz und Institutionalisierung sowie durch einen neuen Aktivismus der Organisation gekennzeichnet. (…) Zugleich wurden die Normen der Souveränität und Nichteinmischung deutlich relativiert bzw. flexibilisiert, da man sich nun zur Einmischung auch in innere Konflikte bekannte“. [31] Ein friedlicherer Kontinent war durch diese institutionellen und konzeptionellen Neuerungen aber dennoch nicht geschaffen. Zwar erreichte die afrikanische Staatengemeinschaft 1994 mit dem Ende der Apartheid in Südafrika eines ihrer Hauptziele, [but] the OAU was simply unable to deal effectively with the many inter- and intra-African conflicts that were endangering the peace and hampering the economic and social development of the continent“. [32]

5. Neue Lösungen für die afrikanischen Probleme? NEPAD, Muammar el-Gaddafi und die Afrikanische Union 

In Anbetracht der anhaltenden Entwicklungs- und Sicherheitsprobleme setzte Ende der neunziger Jahre eine erneute Diskussion über die Reform der bestehenden kontinentalen Strukturen in Afrika ein. Bereits seit dem Inkrafttreten des „Abuja-Vertrags“ im Jahr 1994 war immer wieder auf die Notwendigkeit einer Vereinheitlichung der vertraglichen Basis der OAU hingewiesen worden, darüber hinaus bestand im Hinblick auf die aktuellen kontinentalen und internationalen Herausforderungen zunehmend der Bedarf einer stärkeren Integration der politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten der afrikanischen Staaten, mehr Effizienz und Effektivität des kontinentalen Organisationsgefüges waren gefragt. [33] Einen wichtigen Beitrag zu dieser Debatte leistete der damalige südafrikanische Vizepräsident und heutige Präsident Thabo Mbeki durch seine berühmte „I am an African“-Rede im Jahr 1996. Die daraus entstandene Forderung nach einer „African Renaissance“ wurde von den Regierungen Senegals, Algeriens, Nigerias und Südafrikas in verschiedenen Initiativen zur Förderung der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung des Kontinents aufgegriffen, die 2001 schließlich in der Gründung der New Partnership for Africa’s Development (NEPAD) mündeten. [34]

Den entscheidenden Impuls zur Wiederbelebung der afrikanischen Einheit durch die Etablierung einer neuen kontinentalen Organisationsstruktur gab schließlich aber der libysche Revolutionsführer Muammar el-Gaddafi. Bis zum Ende der 1990er Jahre hatte Afrika in der Außenpolitik des Staatschefs der sozialistisch libysch-arabischen Volks-Dschamahirija – trotz der OAU-Mitgliedschaft seit deren Gründung – kaum eine Rolle gespielt. Das Hauptaugenmerk der libyschen „Scheckbuchdiplomatie“ [35] lag vielmehr auf den Beziehungen zur arabischen und islamischen Welt. Durch die mutmaßliche Beteiligung libyscher Terroristen an mehreren Attentaten, die die Verhängung harscher Sanktionen des Weltsicherheitsrates zur Folge hatte, geriet Gaddafi in den achtziger Jahren jedoch international stark in die Kritik. Sowohl bei dem Attentat auf die Berliner Diskothek „La Belle“ im Jahr 1986 und dem Anschlag auf ein amerikanisches Flugzeug, der im Dezember 1988 über dem schottischen Lockerbie 270 Menschen das Leben kostete, wurde dem libyschen Geheimdienst eine Beteiligung zur Last gelegt, die das Land inzwischen auch offiziell eingestanden hat. Um innerhalb der Staatengemeinschaft neue Anerkennung zu gewinnen, zeigte der libysche Staatschef deshalb in den 1990er Jahren wachsende Kooperationsbereitschaft gegenüber dem Westen und wandte sich, nachdem seine politischen Anliegen innerhalb der OAU deutlich mehr Unterstützung fanden als in der Arabischen Liga (AL), außerdem verstärkt dem afrikanischen Kontinent zu. [36]

Die außerordentliche Gipfelkonferenz der Organisation für Afrikanische Einheit am 8. und 9. September 1999 im libyschen Sirte stellte den Ausgangspunkt für die Etablierung der Afrikanischen Union dar. Auf Gaddafis Einladung waren die Vertreter der Mitgliedsstaaten nach Libyen gereist, to discuss ways and means of making the OAU effective so as to keep pace with political and economic developments taking place in the world and the preparation required of Africa within the context of globalization so as to preserve its social, economic and political potentials“. [37] Zur Überraschung der anwesenden Staats- und Regierungschefs legte Libyen dort aber zwei Entwürfe zur institutionellen Erneuerung der afrikanischen Einheit vor, zum einen durch die Gründung von föderativen „Vereinigten Staaten von Afrika“, zum anderen durch eine konföderative „Union der afrikanischen Staaten“. Dieser Vorstoß Gaddafis widersprach nicht nur politisch den Vorstellungen der übrigen Mitgliedsstaaten, sondern auch den formalen Bestimmungen der Charta der Organisation für Afrikanische Einheit, die eine bestimmte Frist für die Vorlage von Anträgen zur Veränderung von rechtlichen Grundlagen der Staatengemeinschaft vorsieht. Um jedoch eine öffentliche Bloßstellung des libyschen Revolutionsführers zu vermeiden, verfasste eine speziell dafür eingerichtete Arbeitsgruppe über Nacht eine gemeinsame Resolution der Gipfelteilnehmer zu den Vorschlägen. [38]

Am 9. September 1999 wurde daraufhin von den Mitgliedern der afrikanischen Kontinentalorganisation die so genannte „Sirte-Deklaration“ verabschiedet, die neben dem Entschluss zum beschleunigten Aufbau der im „Abuja-Vertrag“ vorgesehenen Afrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft, die Entscheidung zur Gründung einer „Afrikanischen Union“ in Übereinstimmung mit der Charta der OAU beinhaltete. [39] In einer bemerkenswerten Dynamik wurde die Gründungsakte der neuen kontinentalen Staatenorganisation bereits im Jahr 2000 auf dem nächsten Gipfeltreffen der OAU im togolesischen Lomé verabschiedet und trat nach der Hinterlegung der letzten Ratifizierungsurkunden durch Nigeria und Südafrika am 26. Mai 2001 in Kraft. [40] Nach nur dreijähriger Übergangsphase wurde die Organisation für Afrikanische Einheit am 9. Juli 2002 in einer feierlichen Zeremonie im südafrikanischen Durban offiziell von der Afrikanischen Union abgelöst.

6. Let us all unite and toil together. Ein Ausblick

Inzwischen hat die Afrikanische Union bereits zahlreiche Friedensbemühungen in Afrika unternommen. Unter anderem wurden umfangreiche Friedensoperationen nach Burundi und Darfur entsandt. Obgleich in beiden Fällen insgesamt nur bedingt von einem Erfolg bei der Friedenssicherung zu sprechen ist, bleibt vor allem die Einsatzbereitschaft der afrikanischen Staaten bemerkenswert. Die Herausforderungen, denen sich die Organisation durch das Ausmaß und die Komplexität des Kriegsgeschehens in Afrika gegenübersieht, werden auf absehbare Zeit freilich kaum ohne die finanzielle Unterstützung externer Geber, wie der Europäischen Union, den Vereinten Nationen, den G8-Ländern und einzelner westlicher Regierungen zu bewältigen sein. Nichtsdestotrotz haben sowohl die Reformbewegung, die zur Gründung der Afrikanischen Union geführt hat, als auch die Fortschritte bei der Implementierung der friedenspolitischen Konzepte in den letzten Jahren unter Beweis gestellt, dass die afrikanischen Staaten durchaus willens und darüber hinaus in beachtlichem Maße dazu in der Lage sind, einen aktiven und effektiven Beitrag zur friedlichen Konfliktbearbeitung auf ihrem Kontinent zu leisten. Dennoch werden die afrikanischen Staats- und Regierungschefs langfristig einige Beharrlichkeit aufbringen müssen, um die Ziele zu erreichen, die sie sich in den Gründungsdokumenten und der Hymne der Afrikanischen Union gesetzt haben: 

„Let us all unite and celebrate together 

The victories won for our liberation 

Let us dedicate ourselves to rise together 

To defend our liberty and unity 

O Sons and Daughters of Africa 

Flesh of the Sun and Flesh of the Sky

Let us make Africa the Tree of Life 

 

Let us all unite and sing together 

To uphold the bonds that frame our destiny 

Let us dedicate ourselves to fight together 

For lasting peace and justice on earth 

O Sons and Daughters of Africa 

Flesh of the Sun and Flesh of the Sky 

Let us make Africa the Tree of Life 

 

Let us all unite and toil together 

To give the best we have to Africa 

The cradle of mankind and fount of culture 

Our pride and hope at break of dawn. 

O Sons and Daughters of Africa 

Flesh of the Sun and Flesh of the Sky 

Let us make Africa the Tree of Life [41]

7. Bibliographie

Literatur 

Böge, Volker und Tobias Debiel: Kriege und Konfliktbewältigung, in: Globale Trends 2004/2005, hg. von Ingomar Hauchler, Dirk Messner und Franz Nuscheler, Bonn 2003, S. 309-327. 

Bujra, Abdalla: Africa. From the OAU to the African Union, in: Cooperation South, Nr. 1/2002, S. 108-124.  

Debiel, Tobias: UN-Friedensoperationen in Afrika. Weltinnenpolitik und die Realität von Bürgerkriegen, Sonderband der Stiftung Entwicklung und Politik, Bonn 2003.  

Ferdowsi, Mir A.: Afrika gibt es nicht!, in: Afrika – ein verlorener Kontinent?, hg. von Mir A. Ferdowsi, Bayerische Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit, 2. aktualisierte Auflage, München 2008, S. 9-32. 

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Geiss, Imanuel: Panafrikanismus. Zur Geschichte der Dekolonisation, Frankfurt am Main 1968.  

Hoffnung auf ein Ende des Bürgerkriegs in Darfur, in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 105, 08.05.2006, S. 8. 

Jagusch, Birgit E.: Mephisto auf Versöhnungskurs? Libysche Außenpolitik unter Gaddafi, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, 12 (2001), S. 1483-1490. 

Johnson, Dominic: Niemand hilft den Helfern in Darfur, in: die tagesszeitung, 02.05.2006, S. 11. 

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Meyns, Peter: Die „Afrikanische Union“ – Afrikas neuer Anlauf zu kontinentaler Einheit und globaler Anerkennung, in: Afrika Jahrbuch 2001. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Afrika südlich der Sahara, hg. von Rolf Hofmeier und Andreas Mehler, Institut für Afrika-Kunde, Opladen 2002, S. 51-67. 

Meyns, Peter: Panafrikanismus und Pan-Afrikanische Einheit. Dualität und Differenz zweier politischer Strömungen, in: Globale Politik. Entwicklung und Frieden in der Weltgesellschaft, Festschrift für Franz Nuscheler, hg. von Thomas Fues und Jochen Hippler, Bonn 2003, S. 214-235. 

Meyns, Peter: Von der OAU zur „Afrikanischen Union“: Khadafis Engagement für die afrikanische Einheit, in: Internationale Politik, 11 (2001), S. 45-52.  

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Nkrumah, Kwame: Africa must unite, London 1963. 

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Schmidt, Siegmar: Prinzipien, Ziele und Institutionen der Afrikanischen Union, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ), Beilage der Wochenzeitung Das Parlament, 4 (2005), 24.01.2005, S. 25-32. 

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Wainaina, Binyavanga: Schreiben Sie so über Afrika! Stöhnen ist gut. Eine Anleitung, in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 13, 17.01.2006, S. 13. 

Zweitausendeins. Das Filmlexikon, http://www.zweitausendeins.de/filmlexikon/ (20.09.2010). 

Quellen

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Declaration of Heads of State and Government on the Political and Socioeconomic Situation in Africa and the Fundamental Changes taking place in the World, AHG/Decl.1 (XXVI), Addis Abeba, 11.07.1990.

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„Let us all unite and celebrate together“. Hymne der Afrikanischen Union. 

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Treaty Establishing the African Economic Community, Abuja, 03.06.1991.

United Nations Peacekeeping Operations, Background Note, New York, 31.07.2010.

Anmerkungen

  • [1]

     Laak, Dirk van: Deutschland in Afrika. Der Kolonialismus und seine Nachwirkungen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ), Beilage der Wochenzeitung Das Parlament, 4 (2005), S. 3-11, hier: S. 3.

  • [2]

     „Jenseits von Afrika“ (USA 1985): Verfilmung der Lebensgeschichte der dänischen Schriftstellerin Karen Blixen, die während der Kolonialzeit einige Zeit als Farmerin in Afrika verbrachte. „Die weiße Massai“ (Deutschland 2005): Auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte über die Beziehung einer Schweizerin zu einem kenianischen Samburo-Krieger. Vgl. Zweitausendeins. Das Filmlexikon, http://www.zweitausendeins.de/filmlexikon/ (20.09.2010).

  • [3]

     Vgl. Wainaina, Binyavanga: Schreiben Sie so über Afrika! Stöhnen ist gut. Eine Anleitung, in: Süd-deutsche Zeitung, Nr. 13, 17.01.2006, S. 13; Ferdowsi, Mir A.: Afrika gibt es nicht!, in: Afrika – ein verlorener Kontinent?, hg. von Mir A. Ferdowsi, Bayerische Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit, München 2008, S. 9-32, hier: S. 9-12.

  • [4]

     Die AKUF definiert Krieg als gewaltsamen Massenkonflikt, an dem zwei oder mehrere bewaffnete Streitkräfte beteiligt sind – bei denen es sich mindestens auf einer Seite um reguläre Streitkräfte handelt – bei dem ein Mindestmaß an zentral gelenkter Organisation der Kriegsführung vorhanden ist und sich die bewaffneten Zusammenstöße mit einer gewissen Kontinuität ereignen. Kriege gelten als beendet, wenn die Kampfhandlungen für mindestens ein Jahr eingestellt oder unterhalb der Schwelle der Kriegsdefinition fortgesetzt werden. Bewaffnete Konflikte sind als gewaltsame Auseinandersetzungen definiert, bei denen die Kriterien der Kriegsdefinition nicht in vollem Umfang erfüllt sind.

  • [5]

     Vgl. Schreiber, Wolfgang: Kriege und bewaffnete Konflikte 2009, AKUF Analysen, 8 (2009), http://www.sozialwiss.uni-hamburg.de/publish/Ipw/Akuf/publ/AKUF-Analysen-08.pdf (20.09.2010).

  • [6]

     Böge, Volker und Tobias Debiel: Kriege und Konfliktbewältigung, in: Globale Trends 2004/2005, hg. von Ingomar Hauchler, Dirk Messner und Franz Nuscheler, Bonn 2003, S. 309-327, hier: S. 313.

  • [7]

     Böge/Debiel 2003: S. 309-327. In den „neuen“ Kriege, die meist in den verfallenden Staaten des Kontinents ausbrechen, verlieren Regierungsinstitutionen zunehmend das Monopol der Gewaltausübung. Stattdessen spielen private Akteure, wie Söldnergruppen, Rebellenorganisationen oder auch kriminelle Vereinigungen, die vor allem wirtschaftliche Interessen verfolgen, eine immer größere Rolle. Vgl. zum kontrovers diskutierten Begriff der „neuen Kriege“: Kaldor, Mary: Neue und alte Kriege. Organisierte Gewalt im Zeitalter der Globalisierung, Frankfurt am Main 2000; Münkler, Herfried: Die neuen Kriege, Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 2002.

  • [8]

     Vgl. Matthies, Volker: Von der OAU zur AU – Auf dem Weg zur „Pax Africana“?, in: Sicherheit und Frieden zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Konzeptionen – Akteure – Regionen, hg. von Mir A. Ferdowsi, Bayerische Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage, München 2004, S. 439-458, hier: S. 440.

  • [9]

     Vgl. Hoffnung auf ein Ende des Bürgerkriegs in Darfur, in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 105, 08.05.2006, S. 8; Johnson, Dominic: Niemand hilft den Helfern in Darfur, in: die tagesszeitung, 02.05.2006, S. 11.

  • [10]

     Polgreen, Lydia: In Congo, Chaos of War Erodes Political Dreams, in: The New York Times. Articles selected for Süddeutsche Zeitung, Beilage der Süddeutschen Zeitung, 10.07.2006, S. 4.

  • [11]

     Vgl. Debiel, Tobias: UN-Friedensoperationen in Afrika. Weltinnenpolitik und die Realität von Bürgerkriegen, Sonderband der Stiftung Entwicklung und Politik, Bonn 2003.

  • [12]

     Vgl. United Nations Peacekeeping Operations, Background Note, New York, 31.07.2010, http://www.un.org/en/peacekeeping/documents/bnote010101.pdf (20.09.2010).

  • [13]

     Vgl. Saxena, Suresh Chandra: The African Union. Africa’s giant step toward continental unity, in: Africa at the crossroads. Between regionalism and globalization, hg. von John Mukum Mbaku und Suresh Chandra Saxena, Westport 2004, S. 163-190, hier: S. 163. Vgl. ausführlicher zur immer noch ungelösten Westsahara-Frage: Finan, Khadija: Wem gehört die Wüste, in: Le Monde diplomatique, Internationale Beilage der tageszeitung, 01/12. Jahrgang, 13.01.2006, S. 6.

  • [14]

     Vgl. Meyns, Peter: Die „Afrikanische Union“ – Afrikas neuer Anlauf zu kontinentaler Einheit und globaler Anerkennung, in: Afrika Jahrbuch 2001. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Afrika südlich der Sahara, hg. von Rolf Hofmeier und Andreas Mehler, Institut für Afrika-Kunde, Opladen 2002, S. 51-67, hier: S. 52. Ausführlicher hierzu: Geiss, Imanuel: Panafrikanismus. Zur Geschichte der Dekolonisation, Frankfurt am Main 1968.

  • [15]

     Vgl. Meyns, Peter: Panafrikanismus und Pan-Afrikanische Einheit. Dualität und Differenz zweier politischer Strömungen, in: Globale Politik. Entwicklung und Frieden in der Weltgesellschaft, Festschrift für Franz Nuscheler, hg. von Thomas Fues und Jochen Hippler, Bonn 2003, S. 214-235, hier: S. 215f; Kwame, Nkrumah: Africa must unite, London 1963.

  • [16]

     Bujra, Abdalla: Africa. From the OAU to the African Union, in: Cooperation South, Nr. 1/2002, S. 108-124, hier: S. 109.

  • [17]

     Vgl. Meyns 2003: S. 216-217.

  • [18]

     Charter of the Organization of African Unity, Addis Abeba, 25.05.1963.

  • [19]

     Vgl. Charter of the OAU: Art. III.

  • [20]

     Schmidt, Siegmar: Prinzipien, Ziele und Institutionen der Afrikanischen Union, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ), Beilage der Wochenzeitung Das Parlament, 4 (2005), 24.01.2005, S. 25-32, hier: S. 25.

  • [21]

     Vgl. Muyangwa, Monde und Margret A. Vogt: An Assessment of the OAU Mechanism for Conflict Pre-vention, Management and Resolution, 1993-2000, IPA Report, New York 2002: S. 6-7, http://www.ipacademy.org/media/pdf/publications/oau_conflict_1993_2000.pdf (20.09.2010).

  • [22]

     Matthies, Volker: Die Organisation der Afrikanischen Einheit (OAU). Der Mechanismus für die Prävention, das Management und die Lösung von Konflikten, in: Gewaltsame Konflikte und ihre Prävention in Afrika. Hintergründe, Analysen und Strategien für die entwicklungspolitische Praxis, hg. von Ulf Engel und Andreas Mehler, Hamburg 1998, S. 41-59, hier: S. 41.

  • [23]

     Vgl. Matthies 1998: S. 41.

  • [24]

     Vgl. Meyns 2002: S. 56-57; Schmidt, Siegmar: Afrika – ein marginaler Kontinent? Die Globalisierung aus afrikanischer Perspektive, in: Neues Jahrbuch Dritte Welt. Globalisierung und Entwicklungsländer, hg. von Joachim Betz und Stefan Brühne, Opladen 2003, S. 87-100.

  • [25]

     Declaration of Heads of State and Government on the Political and Socioeconomic Situation in Africa and the Fundamental Changes taking place in the World, AHG/Decl.1 (XXVI), Addis Abeba, 11.07.1990, hier: Art. 2.

  • [26]

     Vgl. Matthies, Volker: Regionalisierung und Konfliktbearbeitung in Afrika: Der „Mechanismus“ der OAU und die Zusammenarbeit mit den UN, in: Vereinte Nationen, 2 (2002), S. 51-56, hier: S. 52; Matthies 1998: S: 43-44.

  • [27]

     Vgl. Treaty Establishing the African Economic Community, Abuja, 03.06.1991; Meyns 2003: S. 225-226.

  • [28]

     Vgl. An Agenda for Peace. Preventive diplomacy, peacemaking and peace-keeping, Report of the Secretary General pursuant to the statement adopted by the Summit Meeting of the Security Council on 31 January 1992, A/47/277 - S/24111, New York, 17.06.1992.

  • [29]

     Vgl. Matthies 2002: S. 53; Meyns 2002: S. 56.

  • [30]

     Vgl. Declaration of the Assembly of Heads of State on the Establishment within the OAU of a Mechanism for Conflict Prevention, Management and Resolution, AHG/DECL.3 (XXIX), Kairo, Juni 1993.

  • [31]

     Matthies 1998: S: 45.

  • [32]

     Saxena 2004: S. 180.

  • [33]

     Vgl. Meyns 2002: S. 59.

  • [34]

     Vgl. Meyns 2002: S. 58; The New Partnership for Africa’s Development (NEPAD), Abuja, Oktober 2001.

  • [35]

     Jagusch, Birgit E.: Mephisto auf Versöhnungskurs? Libysche Außenpolitik unter Gaddafi, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, 12 (2001), S. 1483-1490, hier: S. 1484.

  • [36]

     Vgl. Jagusch 2001: S. 1487-1490; Meyns 2002: S: 57/58; Meyns, Peter: Von der OAU zur „Afrikanischen Union“: Khadafis Engagement für die afrikanische Einheit, in: Internationale Politik, 11 (2001), S. 45-52, hier: S. 47-48.

  • [37]

     Decision on the Convening of an Extraordinary Session of the OAU Assembly of Heads of State and Government in accordance with Article 33 (5) of its Rules of Procedure, AHG/Dec. 140 (XXXV), Algier, Juli 1999.

  • [38]

     Vgl. Meyns 2002: S. 59; Meyns 2001: S. 46-47.

  • [39]

     Vgl. Sirte Declaration on the African Union, EAHG/Draft/Decl. (IV) Rev.1, Sirte, 09.09.1999, hier: Art. 8.

  • [40]

     Vgl. Constitutive Act of the African Union, Lomé, 11.07.2000.

  • [41]

     „Let us all unite and celebrate together“. Hymne der Afrikanischen Union.

Empfohlene Zitierweise

Egger, Christine: Africa must unite. Von der Organisation für Afrikanische Einheit zur Afrikanischen Union. aventinus varia Nr. 25 [16.02.2011], in: aventinus, URL: http://www.aventinus-online.de/no_cache/persistent/artikel/8458/

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Erstellt: 17.02.2011

Zuletzt geändert: 17.02.2011

ISSN 2194-1971