Ideengeschichte

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aventinus varia Nr. 8 (Winter 2006) 

Kröss, Katja 

Anleitungen zum Frieden 

Religion und Politik im Leviathan. Ein Rekonstruktionsversuch

…nicht die bloßen Worte, sondern das Ziel des Verfassers wirft das wahre Licht, in dem jede Schrift auszulegen ist, und jene, die sich auf einzelne Stellen versteifen, ohne den Hauptzweck in Betracht zu ziehen, können aus ihnen nichts klar ableiten, sondern werfen Schriftatome wie Staub vor die Augen der Menschen und machen dadurch eher alles dunkler als es ist… [1]

Hobbes’ Leviathan gilt als eines der folgenreichsten Werke der politischen Theorie. Diese Behauptung bezieht sich allerdings vor allem auf die beiden ersten Bücher – Vom Menschen und Vom Staat, in deren Verlauf Hobbes seinen berühmten Vertrag konstruiert. Vernachlässigt hingegen werden meist die zwei nachfolgenden – Vom christlichen Staat und Vom Reich der Finsternis. Das geht sogar so weit, dass, wie im deutschsprachigen Raum, einige der erfolgreichsten Verlage sich in ihrer Edition des Leviathan ganz und gar auf den ersten Teil des Werkes beschränken – mit der Folge, dass der zweite immer mehr in den Hintergrund rückt. Der Intention des Autors aber kann dies schwerlich entsprechen, wie bereits sein an den Anfang dieses Aufsatzes gestelltes – im Leviathan allerdings auf die Auslegung der Bibel gemünztes – Zitat beweisen müsste: Will man den wahren Zweck eines Werkes erfahren, muss man immer das gesamte im Auge behalten. Auf den Leviathan übertragen heißt das, dass die religiöse Thematik, der nicht etwa kümmerlich auf einigen wenigen Seiten etwas Aufmerksamkeit widerfährt, sondern die mehr als die Hälfte des gesamten Werkes einnimmt, nicht übergangen werden darf. Im Folgenden soll deshalb, ausgehend von der These, dass Hobbes das Verhältnis zwischen Religion und Staat zugunsten letzterem einer eindeutigen Lösung zuführt, zu erläutern beziehungsweise rekonstruieren versucht werden, wie die destabilisierenden Tendenzen des von Hobbes am eigenen Leib erfahrenen Problemfaktors (christliche) Religion neutralisiert werden. 

1.Prämissen 

Religion als anthropologische Konstante 

In der modernen Forschung wird ein großer Bogen um die Frage, ob Hobbes denn ein Atheist gewesen sei, wie es ihm seine Zeit vorwarf, oder nicht, gemacht. Das liegt nicht nur daran, dass eine Antwort darauf kaum zu geben ist – „denn nur Gott kennt die Herzen“ [2], und auch nicht nur daran, dass sie im Prinzip irrelevant ist – wollte Hobbes zu seiner Zeit den idealen, friedlichen Staat entwerfen, kam er an Religion als faktischem Problem- und Spannungsverursacher nicht vorbei. [3] Nein, es ist auch Hobbes selbst, der Verwirrung stiftet, indem er uns im Leviathan mit zwei Göttern konfrontiert, die unterschiedlicher kaum sein könnten. [4] Da ist zum einen Gott als – auch wenn diese Gleichsetzung dem englischen Philosophen sicher nicht zur Freude gereichen würde –, mit Aristoteles gesprochen, „unbewegter Beweger“, als prima causa, der Gott der Philosophen. Zum anderen sind da aber auch die historischen Götter. Anders ausgedrückt: auf der einen Seite ratio, auf der anderen fides. Der eine entspringt der wissenschaftlichen Neugier, als „Gott der Erkenntnistheorie“ [5] , die anderen der (vollkommen natürlichen) menschlichen Schwäche. Hobbes entwirft hier eine „teologia sperimentale“ [6] , eine Theologie, die der eigenen Erfahrung entspringt: Gott wird als All-Macht empfunden, der sich der Mensch in seiner Schwäche beugen muss; er kann gar nicht anders, als sich ihm zu fügen und zu unterwerfen. Religion ist für Hobbes demnach „eine anthropologische Konstante, deren Keim der menschlichen Natur nie ganz ausgetrieben werden kann“ [7]. Deshalb, und weil Religion von jeher von Menschen mit politischen Interessen instrumentalisiert wird, mit dem Ziel, „die Menschen, die sich ihnen anvertrauten, zu Gehorsam, Befolgung von Gesetzen, Frieden, Nächstenliebe und zur bürgerlichen Gesellschaft zu erziehen“ (Lev. XII, 85), muss sich auch die Politik für Hobbes notgedrungen mit ihr beschäftigen.

Der (historische) Gott der Christen 

Die unterschiedlichen Ängste, die in den Menschen wirken, führen dazu, dass „ebensoviel Götter erdichtet werden als es Menschen gibt, die sie erdichten“ (Lev. XII, 83): Polytheismus ist somit eine logische Konsequenz. Was aber ist mit dem einen, „wahren“ Gott, dem Gott des Christentums, der uns im zweiten Teil des Leviathan begegnet? Mit der Beantwortung dieser Frage wird erstmals die Interdependenz deutlich, in der der natürliche Gott und der christliche Gott stehen – eine Interdependenz, die nicht oft, aber doch an essentiellen Stellen immer wieder durchscheint. [8] In diesem Fall äußert sie sich darin, dass mit der Feststellung einer causa prima, die für Hobbes ohne jeden Zweifel existiert und die die Menschen Gott nennen – die Benennung ist im Gegensatz zur Existenz allerdings nicht zwingend –, eine wissenschaftliche Ableitung des Monotheismus erfolgt, denn im Gegensatz dazu begeht jeglicher Polytheismus den Fehler, die causa prima zu verkennen und sich stattdessen auf die causae secundae zu referieren. [9] Da wir nun lediglich ein ontologisches Wissen über Gott haben – „… die Natur Gottes ist unbegreiflich, das heißt, wir verstehen nicht, was er ist, sondern nur, daß er ist“ (Lev. XXXIV, 302) –, muss der eine Gott des Christentums konsequenterweise „wahr“ sein: Fehlinterpretationen beim Füllen des Inhaltes „Gott“ hingegen sind nach dieser Definition logisch kaum vermeidbar.

2. Anleitungen zum Frieden 

Obwohl die Politik einerseits von der Religion profitiert, wird sie andererseits durch ihre unausweichliche Abhängigkeit auch gefährdet. Nicht nur wird sie geschwächt, wenn die Glaubwürdigkeit der jeweiligen (religiösen) Autoritätsperson ins Wanken gerät, [10] sondern es sind insbesondere die unzähligen Meinungen und Lehren bezüglich der inhaltlichen Auffüllung des Gottesbegriffes, die einem Staat innere Uneinigkeit bis hin zu Bürgerkrieg und Staatsauflösung bringen können. [11] Will man einen friedlichen und damit sicheren Staat, muss deshalb der Weg konsequenterweise über die Beseitigung dieses Problems gehen. Was also in einer Abhandlung über die bestmögliche Politik vorschlagen? Während die ersten beiden Bücher des Leviathan hauptsächlich (aber nicht ausschließlich!) „zeitlos“ bezüglich der Religion gehalten sind, widmen sich III und IV speziell dem christlichen Staat und sind damit eingebunden in den Kontext des siebzehnten Jahrhunderts, so wie Hobbes es erlebte. Es ist ein dreiteiliges Lösungsprogramm, das der Philosoph hier entwirft – drei Punkte, die sich teilweise ergänzen, teilweise überschneiden, auf jeden Fall aber dem übergeordneten Ziel eines friedvollen und sicheren Lebens untergeordnet sind.

Lösung 1: Souveräne „Allmacht“ 

Im zweiten Teil des Leviathan lässt Hobbes keinerlei Zweifel daran, dass der Souverän eine quasi-allmächtige, das heißt fast gottähnliche Position innehaben muss, soll der Staat stabil bleiben und der Friede somit gewahrt werden. In einem christlichen Staat scheint der Souverän allerdings zweierlei Konkurrenz zu haben: erstens Gott selbst – Inwieweit ist Christus als König Vorrang vor dem Souverän zu geben? – und zweitens die Kirche, die als Staat im Staat das Hobbesche Souveränitätsprinzip – Souveränität ist entweder ganz oder gar nicht – untergräbt. Dem Beweis, dass diese Konkurrenz logisch gar nicht existiert, widmet Hobbes einen Großteil der Bücher III und IV. 

Gott und Souverän 

Das Fundament seiner Argumentation bildet die Dreiwelten-Lehre, die mit Joachim von Floris einen Höhepunkt erfuhr. Anders als dieser aber schreibt Hobbes nicht für das zukünftige, göttliche Reich, sondern für die durch Gottes Abwesenheit gekennzeichnete Gegenwart, [12] ein „Interim“ [13] zwischen der „alte[n] Welt“, die von der Schöpfung bis zur Sintflut dauerte und der „künftige[n] Welt“ (Lev. XLIV, 481; XXXVIII, 354), die am Tag des Gerichts beginnen wird. Die „Gottlosigkeit“ des gegenwärtigen Reiches leitet Hobbes aus der Bibel ab, vom Ausspruch Christi „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Joh. 18,36 nach Lev. XXXVIII, 354). Seine Schlussfolgerung daraus, dass Christus Gottes Reich nicht wieder zurück auf die Erde brachte, ist, dass ohne Reich keine Befehlsgewalt und damit auch keine Einforderung von Gehorsam möglich sei: Sein Reich sei nur ein metaphorisches, und Religion nicht mehr Gesetz, sondern lediglich Eschatologie und Glaube an eine künftige Wiederkehr Gottes. [14]

Gott ist demnach nur insofern immer Herrscher, als aufgrund seiner Allmacht die Menschen im „natürlichen Reich“ durch die „rechte Vernunft“ seinem „vernünftige[n]“ Wort (Lev. XXXI 271f.) gehorchen müssen [15]  – das wiederum aber besteht in den natürlichen Gesetzen, wie im vierzehnten und fünfzehnten Kapitel des Leviathan dargelegt. Damit ist Gott als Vernunft, als philosophischer Gott dafür verantwortlich, dass es überhaupt zur Einrichtung der Souveränität kommt: Der Mensch erkennt durch die Vernunft in foro interno nämlich die (Lebens-)Gefahr, die sich als logische Konsequenz aus dem Naturrecht ergibt, und somit die Zweckmäßigkeit der natürlichen Gesetze, gleichzeitig aber auch, dass in foro externo eine Umsetzung derselben ohne eine Macht, die den Frieden garantieren kann, der Selbsterhaltung nicht förderlich wäre. [16] Deshalb sind die natürlichen Gesetze im Naturzustand auch nicht so sehr Gesetze im eigentlichen Sinne des Wortes als vielmehr rationale Imperative. [17] Zu positiven Gesetzen werden sie erst in dem Moment, wo „die Autorität desjenigen verpflichtet, dessen Befehle bereits Gesetzeskraft haben, das heißt, durch keine andere Autorität als der staatlichen, die beim Souverän liegt, der allein die gesetzgebende Gewalt innehat“ (Lev. XXXIII, 298) [18]. Wie genau es unter diesen schwierigen Umständen aber überhaupt zum Moment des Vertragsschlusses kommt, ist ein weiteres vieldiskutiertes Thema, das für sich alleine eine ganze Arbeit einnehmen würde, sodass es hier nicht weiter verfolgt werden kann.

Der historische Gott ließ mit Herrschaftsbeginn Sauls die Menschen nicht mit leeren Händen zurück, sondern übergab ihnen zwei Instrumente: die Vernunft (Lev. VIII, 61; XXXII, 285) als „Orientierungshilfe“ [19] und die Bibel als Vorbereitung „auf das zweite Kommen Christi“ (Lev. XLIII, 458). Von dieser letzteren behauptet Hobbes in der lateinischen Ausgabe: „Außer der heiligen Schrift aber haben wir keine Offenbarung und diese gebietet an mehr als einem Orte Erfüllung der Verträge und Gehorsam gegen die Könige“ (Lev. XV, 113) [20]. Die Herrschaft gebühre demnach seither demjenigen, der in der Nachfolge Abrahams und Moses’ steht: dem Souverän, im Amt kraft Dei gratia [21] . Wie diese sei er allein dazu berechtigt, die Botschaft Gottes, deren Grundlage in der Gegenwart nur die Bibel sei, zu interpretieren, zu verkünden – und zum Gesetz zu machen oder aber auch nicht (Lev. XLII, 395-399): dies nicht so sehr, weil Gott nur zu ihm unmittelbar spreche, sondern weil ein solches individuelles Ereignis nicht beweisbar sei, allein der Souverän aber die Macht habe, zumindest in Taten Gehorsam bezüglich dieser erfolgten oder aber auch nicht erfolgten Botschaft einzufordern. [22] Hinter diesem Gedanken steckt die Furcht vor den Folgen differenzierter Ansichten im Staat, die nach Hobbes über einen Bürgerkrieg hin zur Auflösung des Staates und damit zurück in den Naturzustand führen können: Den Untertanen hier Freiräume zu gestatten, wäre deshalb wider den eigentlichen Zweck der Staatseinrichtung, den Frieden und die Sicherheit (Lev. XXVI, 220).

Zu klären bleibt, inwiefern der Souverän, der nach dem Hobbeschen Konzept des imperium absolutum schließlich nicht eingeschränkt werden darf, an Gott als dem natürlichen, allmächtigen Herrscher gebunden ist. Die Antwort darauf ist im einundzwanzigsten Kapitel des Leviathan (165f.) zu finden. Hobbes schreibt hier, dass der Souverän als Untertan Gottes tatsächlich an die Einhaltung der natürlichen Gesetze, des natürlichen Worts Gottes, gebunden sei. Was dies aber heißt, ist einige Zeilen weiter einerseits sehr vage, andererseits aber sehr eindeutig formuliert – je nach Perspektive: Wenn der Souverän nämlich gegen sie verstoße – Hobbes bringt hier das Beispiel der Tötung Urias durch David –, so stelle dies eine „Unbilligkeit“ (Lev. XXI, 166) und Sünde Gott gegenüber dar. Was aber sind „Unbilligkeit“ und „Sünde“ wenn nicht Moralbegriffe ohne zwingend bindende Wirkung? Wenn der Souverän deshalb auch in der Theorie moralisch an Gottes Weisungen gebunden ist, verantworten muss er sich nicht in dieser, sondern erst in einer zukünftigen Welt. Hier von einer wenn auch nur geringen Kontrolle des Souveräns durch Gott zu sprechen, [23] erscheint doch sehr optimistisch. Vielmehr bestätigt Hobbes, schön verpackt, ein weiteres Mal die faktische Allmacht des Souveräns in der Gegenwart: Als System unsichtbarer Macht, das die sichtbare politische unterstützt, hat dieses metaphorische Königreich Gottes nämlich wenig bis gar keine Effizienz. [24]

Kirche und Souverän 

Hobbes’ Auffassung wurde zu seiner Zeit bekanntermaßen nicht von der Kirche geteilt, die durch den Anspruch, Vertretung Gottes auf Erden zu sein, etliche Macht für sich einforderte. Sein Anliegen ist es deshalb, die Ansprüche der Kirche als falsch zurückzuweisen. Grundlage dafür ist wiederum die Bibel. 

Sein schlagkräftigstes Argument kommt auch hier von der Dreiweltenlehre, die jeglichen Autoritätsanspruch der Ekklesie untergräbt: Da das Reich Gottes nicht von dieser Welt sei, können dessen Diener, außer sie sind Souveräne, keinen Gehorsam einfordern. So wie die Souveräne in der Nachfolge Abrahams und Moses’ stehen, leiten die Priester außerdem ihre Bestimmung und Kompetenzen von den Aposteln ab (Lev. XLII, 379-380) [25]. Diese aber bestehen erstens in der Evangelisation, das heißt in der Verkündigung Christi und dem Vorbereiten auf sein zweites Kommen, und zweitens in der Aufgabe, die Menschen durch Überzeugung – Hobbes (Lev. XLII, 379) verweist ausdrücklich auf die in der Bibel dafür verwendeten Metaphern wie Fischfang, Sauerteig, Säen von Samen und Vermehren eines Senfkornes – zum Glauben und Vertrauen in Christi zu führen. Glauben nämlich, so läßt er an dieser Stelle (Lev. XLII, 380) überraschend [26] einfließen, „steht […] weder in Beziehung zu Zwang oder Befehl, noch hängt er davon ab, sondern nur von der Gewißheit oder Wahrscheinlichkeit vernunftgemäßer Argumente, oder von irgend etwas, woran Menschen bereits glauben“, und kann demnach – wenn denn vom Souverän erlaubt – nur mittels Erziehung und Ratschlägen an die Menschen herangeführt werden. Auch ein Papst, den Hobbes (Lev. XLII, 392, 437-439) auf die Rolle eines Kirchenfürsten im Vatikan begrenzt sehen will und der ansonsten ein „Ausländer“ (Lev. XLII, 413) in fremdem Staatsgebiet sei, [27] dürfe nur auf Autorisierung durch den jeweiligen Souverän außerhalb des Vatikans seine Lehren verbreiten respektive verbreiten lassen (Lev.  XLII, 413).

Da die Mission der Kirche, wie Christus sie vor seinem Tod initiiert hat, demnach eindeutig nichtgouvernmental sei, könne sie nur dann Autorität für sich beanspruchen, wenn sie in der Person des Souveräns vereint sei (Lev. XXXIII, 299; XXXIX, 357 f.). Mit dieser „politischen“ Definition werden – für die gegenwärtige Welt – einerseits die Antithesen von spirituell und temporal, Kirche und Staat, Christ und Untertan obsolet, andererseits aber auch die Kirche, wie Hobbes’ Zeit sie kennt, eindeutig dem Souverän untergeordnet: Während dieser allein so iure divino herrsche, seien die Priester nur aufgrund der Autorität desselben, das heißt iure civili, in ihrem Amt (Lev. XLII, 414; 418). Wenn ein Papst deshalb die Suprematie (der Kirche) gegen die Souveränität (des Staates) ausspiele, schaffe er „unsichtbar ein anderes Königreich im Dunkeln“ (Lev. XXVIII, 250), das unberechtigterweise neben dem legitimen existiere und letzteres zu unterminieren versuche. Vor allem im vierten Teil des Leviathan führt Hobbes einen regelrechten Feldzug gegen diese Machenschaften der (vor allem katholischen) Kirche, die mittels Mißbrauch der Bibel, [28] Erweckung von Geisterglauben und Vermischung antiker Religion und Philosophie mit Inhalten der Bibel sowie falschen beziehungsweise ungesicherten Überlieferungen (Lev. XLIV, 464) die durch ihre natürliche Schwäche Ängsten ausgesetzten Menschen auch politisch beeinflussen will. Hobbes’ Kritik gilt in diesem letzten Teil somit weniger den kirchlichen Glaubensgrundsätzen als vielmehr den im religiösen Mantel versteckten politischen Tätigkeiten. [29] Dem katholischen Universalismus wird hier ein religiös-politischer Partikularismus entgegengehalten. [30]

Lösung 2: „Minimal-Christentum“ [31]

Hobbes begnügt sich in seinem Leviathan jedoch nicht damit, die zu seiner Zeit bestehende hierarchische Ordnung, die die Unterordnung des weltlichen Souveräns unter die kirchliche Suprematie vorsieht, auf den Kopf zu stellen und den Souverän als alleinige Interpretationsinstanz in allen religiösen Angelegenheiten zu benennen, sondern greift auch den seiner Meinung nach unnötig aufgebauschten und staatsgefährdenden christlichen Inhalt an. Diesen reduziert er auf den einen wesentlichen Glaubensartikel, das unum necessarium „Jesus ist der Christus“(Lev. XLIII, 450) [32]. Wer daran glaubt, müsse, wenn auch nicht immer bewusst, notwendigerweise auch an alle anderen Sätze glauben. Die Festlegung auf dieses Minimal-Christentum erlaubt es Hobbes nun beispielsweise, das den Frieden gefährdende (da zu politischem Widerstand ermunternde) Märtyrertum (Lev. XLII, 382f.) als sinnlos darzustellen – religiöser Eifer wird hier als Gefahr für das soziale Leben erkannt [33]– und, noch wichtiger, die die Souveränität des Staates untergrabende Exkommunikation (Lev. XLII, 387-392, 411, 430) in Anwendung und Bedeutung zu beschneiden: Märtyrer ist danach nur noch, wer für den einen Glaubenssatz stirbt und nicht etwa für jeden, „der dem Ehrgeiz oder dem Nutzen des Klerus dient“ (Lev. XLII, 383), Exkommunikation hingegen kann niemanden ereilen, der an Jesus als dem Christ glaubt, nur weil er falsche Schlüsse daraus abgeleitet hat – wer hingegen nicht glaubt, auf den zeigt sie ohnehin keine Wirkung. [34] Durch die Reduzierung auf diesen einen nicht misszuverstehenden Glaubenssatz werden auch Interpretationsstreitigkeiten überflüssig, denn sie erlaubt Hobbes, „dunklere[…] Stellen“ (Lev. XLIV, 471) der Bibel, vor allem des Neuen Testaments, aufgrund der Unzulänglichkeit des menschlichen Verstandes auf sich beruhen zu lassen und zu nicht essentiellen Bestandteilen zu erklären. [35] Der Vereinfachung zum Opfer fallen in Folge auch alltäglich anmutende kirchliche Riten, vom Fegefeuer über Weihe, Abendmahl und Taufe hin zu Bilderverehrung, Kanonisation von Heiligen oder auch das Händeauflegen, die die Menschen durch Furcht und Aberglaube an die Kirche binden sollen (Lev. XLII – XLV).

Diese weitgehende Neutralisierung beziehungsweise „Entsubstantialisierung von Wahrheit“ [36] kann parallel zu dem gesehen werden, was Hobbes (Lev. XXX, 264f.) von der Gesetzgebung sagt: Nur die nötigsten Gesetze sollen erlassen werden und diese aus einem eindeutigen Wortlaut bestehen. Hineingeboren in eine von religiösen Streitigkeiten beherrschte Welt erkennt er nämlich nicht nur die – zumindest in der Theorie – konflikthemmenden und somit stabilisierenden Tendenzen des Christentums, sondern auch die konflikterzeugenden und somit destabilisierenden. Und um solche potentiellen Reibungspunkte zu vermeiden, und nicht nur, um dem Souverän größtmögliche Freiheit in (Bibel-)Auslegungen und Entscheidungen zu gewähren, [37] reduziert Hobbes die Komplexität des Christentums. Unterstrichen wird das auch von der oben [38] hervorgehobenen und von ihm betonten Unmöglichkeit eines Wissens über Gott, das über dessen bloße Existenz hinausgeht: Auch hier wird potentiellen Streitthemen die Basis entzogen.

Das Faktum, dass Hobbes der christlichen Komponente auch eine weltliche hinzufügt, die dahingehend lautet, dass den Gesetzen, das heißt dem Souverän, der über die alleinige Autorität zu ihrer Erlassung verfügt, absoluter Gehorsam zukommt, soll über jeden Zweifel hinaus die Stabilität des Staates sichern. Dieses zweite christliche Gebot des Gehorsams gegenüber dem Souverän, in dem nach Hobbes (Lev. XLIII, 447) – nicht unbedingt nachvollziehbar – die wichtigsten christlichen Tugenden wie Nächstenliebe, Liebe, Rechtschaffenheit und Reue enthalten sind, leitet er einmal mehr aus der Bibel ab: Die Gesetze des Alten Testaments seien nicht mehr gültig und Christus habe keine neuen gegeben, sondern nur den Rat – aufgrund der Behauptung, dass sein Reich nicht von dieser Welt sei, ist anderes gar nicht möglich –, „jene zu beachten, denen wir unterworfen sind, das heißt den Gesetzen der Natur und den Gesetzen unserer verschiedenen Souveräne“ (Lev. XLIII, 448). Das wichtigste Gesetz der Natur aber wiederum besteht im Gehorsam gegenüber dem Souverän (ebd.) – da Voraussetzung für den Selbsterhalt. Dieser reicht soweit, dass Ketzerei respektive Häresie nicht mehr an Abweichungen von festgelegten Inhalten, sondern von der öffentlichen Meinung, das heißt der Meinung des Souveräns, festgemacht wird (Lev. XLII, 442). Tatsächlich sagt Hobbes explizit, dass einem Christen zur Errettung Gehorsam gegenüber seinem Souverän, egal welche Lehre dieser in seinem Reich als Staatsreligion anordne, genüge. [39] Und wiederum wird deutlich: Der Primat des Souveräns ist unleugbar.

Lösung 3: Innerer Glaube 

Nun prallen aber zwei Gegensätze aufeinander: Auf der einen Seite (Lev. XVIII, 139 f.) behauptet Hobbes, dass der Souverän nicht nur bestimmen könne, sondern sogar müsse, welche (religiöse) Lehre in seinem Reich Anwendung finden soll, um den Staatszweck zu erfüllen, auf der anderen Seite (Lev. XL, 360; XLII, 380) [40] aber, dass Glaube nicht erzwingbar sei. In der Lösung dieses Problems kann man das eigentliche Herzstück der Hobbeschen Friedensstrategie sehen: Indem er Innen von Außen trennt, Gedanken und Gewissen – als nicht in der Öffentlichkeit vertreten und ausgelebt – von Handlungen, wird es sowohl einem Untertanen, dessen Handlungen von ihm losgelöst und zu denen seines Souveräns werden (Lev. XLII, 381), möglich, einem andersgläubigen Souverän – Hobbes behauptet nicht, dass der Souverän automatisch die richtige Religion vertritt (Lev. XLIII, 457f.) – Gehorsam zu leisten, ohne sich an Gott zu versündigen, als auch dem Souverän, der nicht in diese individuelle, private Sphäre interveniert, sondern nur öffentlichen Gehorsam, das heißt in Taten, verlangt, Widerstand andersgläubiger Untertanen zu verhindern (Lev. XLII, 381). In foro interno dürfen die Leute glauben, was auch immer sie für wahr und richtig halten, in foro externo aber müssen sie der vom Souverän autorisierten Doktrin folgen, um den Frieden zu bewahren, den Gott sowohl durch das natürliche als auch durch das biblische „Gesetz“ verlangt: Es ist die Unterscheidung zwischen der unsichtbaren fides, die jedem freigestellt ist, und der dem Souverän unterstehenden, erzwingbaren confessio, dem Lippenbekenntnis, abgeleitet aus dem Alten Testament. [41] Hobbes vertritt hier nicht die traditionelle Auffassung, dass Christen einen beschwerlichen Weg für ihr Heil gehen müssen, sondern er hat ein ganz einfaches Verständnis davon, was zur Errettung notwendig ist: Nicht Widerstand, sondern Anpassung an die generelle Harmonie ist die Lösung. [42]

Das Christentum ist dabei nicht eine beliebige Religion unter anderen, sondern hebt sich als besonders harmoniegeeignet hervor. Hobbes (Lev. XLIII, 457 f.) demonstriert dies an den beiden Fällen „A: Der Souverän ist selbst Christ“ und „B: Der Souverän ist ein Ungläubiger“. Im ersten Fall erlaubt dieser den einen Glaubensartikel und damit implizit auch alle anderen ohnehin. Selbst wenn er Trugschlüsse aus dem ersten Glaubensartikel ziehen sollte, ändert dies nicht viel: denn nicht nur, dass der Glaube an den einen Satz „Jesus ist der Christus“ zur Errettung vollkommen ausreicht, da er alle anderen in sich vereint, und auch nicht nur, dass menschliche Irrtümer – und damit auch die des Souveräns – von anderen Menschen nicht sicher als solche erkannt und korrigiert werden können. Nein, das Entscheidende ist, dass der Untertan aufgrund des christlichen Gehorsamsgebotes, das allein zur Errettung ausreicht, verpflichtet ist, dem Souverän zu gehorchen, was auch immer dieser öffentlich zu vertreten befiehlt: Der Hobbesche Gott setzt Friede und Harmonie über die Verkündung seiner Botschaft. Und aufgrund dieser Tatsache „…kann es zwischen den Gesetzen Gottes und den Gesetzen eines christlichen Staates keinen Widerspruch geben“ (Lev. XLIII, 458).

Die Trennung von foro interno und foro externo, Privat und Öffentlich ist aber auch eine Chance für Ungläubige in einer gläubigen Umgebung, wenn auch mit dem Nachsatz, dass ihnen ein Leben unter diesen Umständen durch das fehlende Gehorsamsgebot sicherlich schwerer fällt als den Christen. Ist hingegen der Souverän ein Ungläubiger, der Götzenverehrung verlangt, zeigt jenes christliche Gehorsamsgebot Wirkung, denn jeder Untertan, der ihm Widerstand leistet, sündigt sowohl gegen den biblischen Gott (insofern die Bibel durch den Mund Christi und der Apostel Gehorsam gegen den Herrscher rät) als auch gegen den natürlichen Gott (insofern offener Widerstand andere ebenfalls dazu ermuntert und über Bürgerkrieg und Aufstände schließlich im Naturzustand mündet). Der Glaube hingegen kann, da „innerlich und unsichtbar“ (Lev. XLIII, 458), dennoch gewahrt bleiben. In Gefahr dürften die christlichen Untertanen unter einem heidnischen Herrscher nicht sein, Hobbes geht nämlich davon aus, dass jeder ungläubige Souverän einsehen muss, dass es unvernünftig sei, diese zu verfolgen oder gar zu töten, wenn er weiß, dass sie auf das zweite Kommen Christi warten und bis dahin ihrem gegenwärtigen Souverän zum Gehorsam verpflichtet sind. 

3.Fazit 

Die Frage nach der Religion in einem Staat ist für Hobbes letztendlich ebenso unwichtig wie die nach der Regierungsform, auch wenn er im einen Fall das Christentum und im anderen die Monarchie bevorzugen mag. Hobbes geht es um den Frieden – und darum um die Erhaltung des status quo. Gerechtigkeit ist für ihn folglich nicht, die „wahre“ Religion durchsetzen zu wollen, sondern die Befolgung des „Gesetzes der Natur, das das ewige Gesetz Gottes ist“ (Lev. XLII, 443), nämlich Gehorsam dem Souverän gegenüber, um nicht vom sicheren, wenn auch zugegebenermaßen nicht perfekten – der Leviathan ist definitiv nicht der Himmel auf Erden, sondern schlicht die einzige (und bessere) Alternative (Lev. XX, 162) – Zivilzustand in den unsicheren, lebensbedrohlichen Naturzustand zurückzufallen. Das Instrument dafür ist der allmächtige Souverän, hingegen es gilt, die Religion, die als anthropologische Konstante nicht einfach ignoriert werden kann, so auszuschalten, dass sie ihn in seiner Souveränität nicht gefährdet. Etwas anderes zu behaupten, widerspricht, um auf das Zitat, das an den Anfang dieses Aufsatzes gestellt wurde, zurückzukommen, der Intention des Autors. In diesem Sinne ist nicht davon auszugehen, dass der zweite Teil des Leviathan – die Bücher III und IV – ein eigentlich überflüssiger, thematisch komplett differierender Part ist, um die Zensur zu überlisten, und ebenso fällt es schwer, die beiden ersten Bücher lediglich als begrifflich klärende Vorläufer desselben anzusehen: [43] Der Leviathan bildet ein komplexes Ganzes, dessen Teile sich, wenn sie auch unterschiedliche Schwerpunkte aufweisen – die beiden ersten geben „zeitlose“ Anweisungen, biblische Beispiele darin sind eher dekorativ als tatsächlich Hobbes’ Thesen stützend, die beiden anderen hingegen richten sich gegen den christlichen Staat seiner Zeit – doch ergänzen.

Deutlich wird das auch durch die Trennung zwischen foro interno und foro externo. Dies mit der Resignation des Souveräns vor der faktischen Unmöglichkeit, auch die inneren Bereiche seiner Untertanen zu beherrschen, oder gar mit dem bloßen Respekt zu erklären, [44] erscheint ebenso widersinnig wie oben erwähnte Interpretationsversuche des (Nicht-)Zusammenhangs der Bücher eins und zwei mit den Büchern drei und vier. Hobbes war Pragmatiker, und wenn auch manches seiner Theorie widersprüchlich erscheint, so ist wohl doch nichts einfach so hingeworfen, zumal nicht so ausführlich und eindringlich. Tatsächlich nämlich kann diese Trennung foro interno – foro externo insofern als Herzstück seiner Konstruktion gelten, als sich hier der Kreis schließt und die Instrumentalisierung der Religion zugunsten der Politik um des Friedens willen am deutlichsten hervortritt. Ausgehend davon kann das Gewissen nämlich zur Ruhe gebracht und der absolute Primat des Souveräns – zumindest vom christlichen Standpunkt aus – von oben abgesegnet werden. Wenn so in Folge Gehorsam gegenüber dem Souverän nicht nur ziviles, sondern auch göttliches Muss und eine Zuwiderhandlung Sünde ist, dann stellt sich der Leviathan tatsächlich als der mit Allmacht ausgestattete (sterbliche) Gott heraus, als den Hobbes ihn im ersten Teil seines Werkes Schritt für Schritt aufgebaut hat – ein sterblicher Gott, dem ebenso wie dem unsterblichen Friede das oberste Gebot ist.

Quelle 

Thomas Hobbes: Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates. Herausgegeben und eingeleitet von Iring Fetscher, Neuwied/ Berlin 1966 

Sekundärliteratur 

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Grady, R.C. (1974-75): The Law of Nature in the Christian Commonwealth: Hobbes’ Argument for Civil Authority, in: King, P. (Hrsg.): Thomas Hobbes. Critical Assessments. Volume IV: Religion, London/ New York 1993, 115-135 

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Anmerkungen

  • [1]

     Hobbes, Leviathan XLIII

  • [2]

     Thomas Hobbes: Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates. Herausgegeben und eingeleitet von Iring Fetscher, Neuwied/ Berlin 1966 (im Folgenden: Lev.), XL, 360

  • [3]

     Vgl. auch Springborg, P. (1975): Leviathan and the Problem of Ecclesiastical Authority, in: King, P. (Hrsg.): Thomas Hobbes. Critical Assessments. Volume IV: Religion, London/ New York 1993, 136.

  • [4]

     Vgl. Lev. XI und XII, 80-85.

  • [5]

     Grossheim, M.: Religion und Politik. Die Teile III und IV des Leviathan, in: Kersting, W. (Hrsg.): Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines bürgerlichen und kirchlichen Staates, Berlin 1996, 283-315, hier 287.

  • [6]

     Bellussi, G. (1967): La prospettiva religiosa nella filosofia civile di Thomas Hobbes, in: King, P. (Hrsg.): Thomas Hobbes. Critical Assessments. Volume IV: Religion, London/ New York 1993, 73-82, hier 75.

  • [7]

     Grossheim, Religion 1996, 186

  • [8]

     Vgl. auch Pacchi, A.: Il dio dei filosofi e il dio della bibbia, in: Filosofia e teologia in Hobbes. Dispense del Corso di Storia della Filosofia per L’A.A. 1984-’85, Mailand 1985; 131-139, hier 137 f. Anders: Grossheim, Religion 1996, 287.

  • [9]

     Vgl. Grossheim, Religion 1996, 286.

  • [10]

     S. Lev. XII, 90.

  • [11]

     S. bspw. Lev. XII und XVIII.

  • [12]

     S. Lev. XLIV, 481; XXXVIII, 354; XLI, 372.

  • [13]

     Grady, R.C. (1974-75): The Law of Nature in the Christian Commonwealth: Hobbes’ Argument for Civil Authority, in: King, P. (Hrsg.): Thomas Hobbes. Critical Assessments. Volume IV: Religion, London/ New York 1993, 115-135, hier 126.

  • [14]

     Vgl. auch Eisenach, E.J. (1982): Hobbes on Church, State and Religion, in: King, P. (Hrsg.): Thomas Hobbes. Critical Assessments. Volume IV: Religion, London/ New York 1993, 290-316, hier 294 f.

  • [15]

     Vgl. auch Lev. XLIV, 465.

  • [16]

     Vgl. Grady, Law 1993, 119.

  • [17]

     Vgl. auch State, S.A.: The Religious and the Secular in the Work of Thomas Hobbes, in: Crimnis, J. E. (Hrsg.): Religion, Secularization and Political Thought. Thomas Hobbes to J.S. Mill, London/ New York 1989, 17-38, hier 24.

  • [18]

     Vgl. auch XLII, 398.

  • [19]

     Grossheim, Religion 1996, 304.

  • [20]

     S. auch Lev. XXIII, 186; XLI, 372; XLII, 414.

  • [21]

     Als solcher nimmt der Souverän auch das Amt des höchsten Priesters wahr (Lev. XLII, 411-413).

  • [22]

     Zur Untermauerung dieser unangefochtenen Autorität des Souveräns bezüglich Religionsangelegenheiten führt Hobbes im zweiunddreißigsten Kapitel (286-289) weitschweifig aus, dass es keine wahren Propheten – die einzigen, die berechtigterweise Gehorsam gegenüber Gottes Botschaft einfordern könnten – mehr gebe. Diese dürften nämlich nicht nur keine Religion als die bereits eingeführte lehren (ein Kriterium, das noch erfüllbar wäre), sondern müssten als Beweis auch Wunder vollbringen. Die aber gibt es nach Hobbes nicht mehr, sodass keine Verpflichtung besteht, irgendeiner anderen Lehre als der, die mit der Bibel im Einklang steht, zu glauben – und natürlich den Befehlen des Souveräns.

  • [23]

     So Sutherland, S.R. (1974): God and Religion in Leviathan, in: King, P. (Hrsg.): Thomas Hobbes. Critical Assessments. Volume IV: Religion, London/ New York 1993, 107-114, hier 113.

  • [24]

     Vgl. auch Eisenach, Hobbes 1993, 295.

  • [25]

     Hobbes geht hier auf die Thesen von Bellarmins De summo pontifice von 1586 ein, der in diesem Werk die kirchliche Gewalt erörtert.

  • [26]

     Überraschend erscheint dies hier deshalb, da es zumindest auf den ersten Blick im Widerspruch zu seiner These, dass der Souverän alle Lehren in seinem Reich bestimmen müsse, steht: Wie aber ist dies möglich, wenn Glaube nicht erzwingbar ist? Es sei hiermit auf den Abschnitt Innerer Glaube verwiesen, wo dieses Thema weiter ausgeführt wird.

  • [27]

     Vgl. hierzu Grossheim, Religion 1996, 301: „Hobbes nutzt diese Diskussion, um die Rolle des Papstes auf die eines Fürsten des Kirchenstaates zu reduzieren und zugleich dem römisch-katholischen Universalismus einen religiösen und weltlich-politischen Partikularismus entgegenzusetzen, der sich am besten mit der Formel ‚cuius regio, eius religio’ beschreiben läßt“.

  • [28]

     Es sei darauf zurückverwiesen, dass nur dem Souverän die Auslegung der Worte Gottes gebührt (s. den Abschnitt Gott und Souverän). Zudem ist für Hobbes die Bibel die einzige Grundlage der Botschaft Gottes: Ihr etwas hinzuzufügen (wie zum Beispiel die Unfehlbarkeit der Kirche), stellt für ihn ebenfalls Missbrauch und Verdunkelung dar.

  • [29]

     Vgl. auch Schröder, H. (1957): Hobbes und der sterbliche Gott, in: King, P. (Hrsg.): Thomas Hobbes. Critical Assessments. Volume IV: Religion, London/ New York 1993, 18-39, hier 34 f.

  • [30]

     Vgl. Grossheim, Religion 1996, 301.

  • [31]

     Grossheim, Religion 1996, 294

  • [32]

     Seine diesbezüglichen Argumente führt er im selben Kapitel auf den Seiten 450 – 454 an.

  • [33]

     Vgl. State, Religious 1989, 18.

  • [34]

     Hobbes widmet den Argumenten gegen die Exkommunikation einige Seiten. Hier soll nur das wichtigste aufgelistet werden, ein Argument, zu dem er im Leviathan bei den unterschiedlichsten Themen immer wieder zurückkehrt und dessen Zentralität für die Hobbesche Argumentation wiederum (s. auch den Abschnitt Gott und Souverän) hervorgehoben werden soll: „Kurz, der Exkommunikationsgewalt sind durch das Ziel Schranken gesetzt, für das die Apostel und Priester der Kirche ihren Auftrag von unserem Heiland empfangen haben, welcher lautet, nicht durch Befehl und Gewalt zu herrschen, sondern dadurch, daß sie die Menschen lehren und auf ihrem Weg zur Seligkeit in der kommenden Welt führen“ (Lev. XLII, 391).

  • [35]

     “Es ist auch keine Schande zu gestehen, daß die Tiefe der Schrift zu groß ist, als daß sie von der Beschränktheit des menschlichen Verstandes ausgelotet werden könnte” (Lev. XLIV, 481).

  • [36]

     Grossheim, Religion 1996, 295

  • [37]

     So Grossheim, Religion 1996, 295 f.

  • [38]

     S. den Abschnitt Der Gott der Christen.

  • [39]

     Lev. XLIII, 447: „Alles, was zur Errettung notwendig ist, ist in zwei Tugenden enthalten, im Glauben an Christus und im Gehorsam gegen die Gesetze. Könnten wir diese Gehorsamspflicht völlig erfüllen, so genügte dies. […] Daß sonst nichts zur Errettung notwendig ist, ergibt sich klar aus dem Umstand, daß das himmlische Reich niemandem als den Sündern verschlossen ist, das heißt den Ungehorsamen oder Gesetzesübertretern, und auch ihnen nicht, falls sie bereuen und an alle Glaubensartikel der christlichen Religion glauben, die zur Errettung notwendig sind“.

  • [40]

     S. auch den Abschnitt Kirche und Souverän.

  • [41]

     Hobbes zieht hier die Geschichte des Syrers Naeman heran (Lev. XLII, 381 f.).

  • [42]

     Vgl. auch Bellussi, prospettiva 1993, 78 f.

  • [43]

     Zu diesen Interpretationslinien vgl. State, S.A. (1987): Hobbes and Hooker; Politics and Religion: A Note on the Structuring of Leviathan, in: King, P. (Hrsg.): Thomas Hobbes. Critical Assessments. Volume IV: Religion, London/ New York 1993, 357-359. Letztere Interpretation stammt von State selbst.

  • [44]

     So Kodalle, K.-M.: Wahrheit und System. Studien zum Verhältnis von Theologie und Staatsphilosophie bei Thomas Hobbes, Köln 1971, 148; 151.

Empfohlene Zitierweise

Kröss, Katja: Anleitungen zum Frieden Religion und Politik im Leviathan. Ein Rekonstruktionsversuch. aventinus varia Nr. 8 (Winter 2006), in: aventinus, URL: http://www.aventinus-online.de/no_cache/persistent/artikel/7759/

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Erstellt: 25.05.2010

Zuletzt geändert: 28.05.2010

ISSN 2194-1971