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aventinus recensio Nr. 19 (Winter 2009) 

 

Raphael Brendel 

Laudage, Johannes: Die Salier – Das erste deutsche Königshaus. C. H. Beck-Wissen 2397, München 2006. 

 

Bei dem zu betrachtenden Werk handelt es sich in Bezug auf Umfang und Zielpublikum um ein typisches Exemplar der C. H. Beck-Wissen-Reihe. Dies bedeutet, dass es im Gesamten 128 Seiten zählt und an ein breites Publikum, auch wissenschaftlichen Lesern, jedoch primär an geschichtsinteressierten Laien gerichtet ist, die einen kurzen und knapp zusammengefassten Überblick ohne größeres Detailwissen suchen. Ob und inwiefern das gelungen ist, sei im Folgenden zu untersuchen. 

Inhaltlich findet folgende Unterteilung statt: Zunächst einmal wird mit dem bekanntesten Ereignis aus der Geschichte der Salier, dem Gang Heinrichs IV. nach Canossa, die Einleitung bestritten, daraufhin folgt die Geschichte des Königshauses, nach den einzelnen Vertretern untergliedert und eine abschließende Zusammenfassung und Bewertung der Epoche bildet das Schlusswort. Scheint es auch so, als läge der Schwerpunkt des Buches eindeutig auf Heinrich IV., welcher immerhin 48 Seiten (im Vergleich zu 15/14/19) zugestanden bekommt, so kann man diesen Eindruck dennoch als Fehlinterpretation abtun, betrachtet man das Zahlenverhältnis der Regierungsjahre der einzelnen Könige und die Zahl der beschreibenden Seiten. Hierbei herrscht nämlich folgendes Verhältnis: Konrad II. 15:15, Heinrich III. 14:14, Heinrich IV. 50:48, Heinrich V. 19:20. Diesen Zahlen zufolge liegt der Schwerpunkt vom Verhältnis her mehr bei Heinrich V. Zieht man nun den Inhalt des Buches zur endgültigen Klärung heran, so lässt sich feststellen, dass im Endeffekt kein wirklicher Schwerpunkt vorhanden ist, da bei sämtlichen Herrschern lediglich eine stark verkürzte Zusammenfassung ihres Wirkens und Schaffens besteht, ohne dass hier eine wirkliche Schwerpunktsetzung möglich wäre. 

Der Stand der Inhalte und Thesen des Buches in Bezug auf die neuere Forschung lassen sich nur schwer ermitteln. Von der Ereignisgeschichte her wird nicht viel mehr als das grundlegende Gerüst wiedergegeben; besonderes Detailwissen, welches eventuell ein Produkt der jüngeren Forschung ist, wird insofern ausgespart. Auch in Bezug auf Thesen lässt sich wenig finden: Die meisten sind als gesichert und somit konstant anzusehen, einzig und allein im Schluss wird eine offenere Fragestellung (größerer Erfolg der beiden letzten Salier bei sozialerem Vorgehen?) angeführt. Diese ist allerdings nur scheinbar offen, da der Autor nicht nur sofort die Antwort gibt (es hätte keinen großen Unterschied gemacht), sondern mit dieser auch jegliche weiteren Überlegungen in eine andere Richtung unterbindet. 

Betrachtet man das Buch nach wissenschaftlichen Kriterien, so lassen sich zahlreiche Faktoren feststellen, die es in dieser Hinsicht unzureichend werden lassen: Nahezu alle Ereignisse und Situationen werden stark vereinfacht dargestellt; weder Fuß- noch Endnoten werden verwendet; die gesamte Zitierweise an sich ist unwissenschaftlich durchgeführt; Quellen werden nur vereinzelt herangezogen, zudem wird selten mehr als eine auf einmal verwendet; die Bibliographie ist ähnlich stark gekürzt wie der Inhalt; die Einzeluntergliederungen bei den verschiedenen Königen weisen keinerlei Parallelen auf; und zuletzt werden im Inhaltsverzeichnis die einzelnen Unterpunkte in keinster Weise berücksichtigt. 

Allerdings machen gerade die genannten Punkte das Buch umso geeigneter für die Hauptzielgruppe der Laien: Es wird eine knappe Zusammenfassung geliefert, die zwar stark verkürzt, aber dennoch nicht verfälscht; das Fehlen eines Fußnotenapparates steigert im Zweifelsfall den Lesekomfort des Laien; auch bedarf es keiner korrekten wissenschaftlichen Zitierweise für diese Zielgruppe, insbesondere, da eine Lektüre der Quelle(n) seltener gezielt als vielmehr allgemein betrieben wird; das Heranziehen der Quellen soll keinem wissenschaftlichen Nachweis dienen, sondern lediglich einer Untermalung der angegebenen Fakten; die Bibliographie ist auf die wichtigsten Grundlagenwerke reduziert, zudem ist die Kommentierung positiv anzumerken; die Einzeluntergliederungen sind durch eine chronologische Ordnung aller hervorzuhebenden Unterpunkte entstanden, was insbesondere daher kein Makel ist, da die Bewertung der Könige durch den Leser eher zur Einzelperson an sich erfolgt als durch Vergleich der verschiedenen Könige, zudem geschieht ein solcher auf allgemeiner Basis und weniger auf der konkret verglichener Einzelaspekte; einzig und allein die fehlende Berücksichtigung der einzelnen Unterkapitel im Inhaltsverzeichnis bleibt als Kritikpunkt bestehen. 

Zusammenfassend lässt sich somit folgendes sagen: Dem Autor gelingt es, einen knappen Überblick über die wichtigsten Ereignisse der Zeit der Salier zu bieten, welcher insbesondere für den Laien hervorragend geeignet ist. Für den seriösen Wissenschaftler dagegen ist das Buch nur bedingt nutzbar, vor allem zum schnellen Nachschlagen einzelner Daten oder Fakten sowie als ergänzendes oder vergleichendes Werk. Als alleinige Grundlage wäre es jedoch nicht tragbar.  

Empfohlene Zitierweise

Brendel, Raphael: Rezension Laudage, Johannes: Die Salier – Das erste deutsche Königshaus. C. H. Beck-Wissen 2397, München 2006. ISBN 978-3-406-53597-0. aventinus recensio 19 (Winter 2009), in: aventinus, URL: http://www.aventinus-online.de/no_cache/persistent/artikel/7622/

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Erstellt: 17.05.2010

Zuletzt geändert: 28.05.2010

ISSN 2194-2137