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aventinus recensio Nr. 38 [31.07.2013]

Torsten Büchele 

Helmut Krasser / Dennis Pausch / Ivana Petrovic: Triplici invectus triumpho. Der römische Triumph in augusteischer Zeit (= Potsdamer Altertumswissenschaftliche Beiträge 25), Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2008. 327 Seiten. 60 €.  ISBN 978-3-515-09249-4.

 

Gerne wird in Geschichtsseminaren das Thema „Römischer Triumph“ behandelt. Zu Recht, denn Siegesfeiern kennt die römische Literatur zuhauf. Pompöse Triumphzüge (pompae triumphalibus) waren ein fester Ritus im Gefüge der militärischen Tradition. Rom feierte sich selbst, seine Geschichte, seine Soldaten und seine Götter. Die Stadt zelebrierte kollektive Macht und formierte ihr kollektives Gedächtnis. In dieser Funktion war der Triumphzug ein fester Bestandteil der republikanischen Ordnung.

Daher stellt die Etablierung des Prinzipats auch einen fundamentalen Wendepunkt in der Triumphpraxis dar. Dieser wird markiert durch den Triplici invectus triumpho des Octavian im Jahr 29 v. Chr. Um diesen Wendepunkt dreht sich alles im gleichnamigen Sammelband, herausgegeben von Helmut Krasser, Dennis Pausch und Ivana Petrovic. Er beinhaltet 13 Aufsätze, die als Vorträge im Rahmen eines Kolloquiums der Universität Gießen 2004/05 und einer Tagung in Kooperation mit der Universität Erfurt im Jahr 2005 entstanden sind. Ziel der Referate und Diskussionen war es, die selten beachteten Unterschiede des kaiserzeitlichen Triumphes zum allgemein mit „Triumph“ in Verbindung gebrachten Brauch der Republik abzugrenzen. Von verschiedenen Standpunkten aus, anhand unterschiedlicher Quellengattungen und Analysemethoden eruieren die Autoren den Wandel des römischen Triumphs in augusteischer Zeit und dessen Rezeption in der damaligen Öffentlichkeit wie ihrer Medienlandschaft.

Eine grobe Dreiteilung des Werkes definiert anschaulich die behandelten Themenblöcke: „Der Triumph als politisches Ritual“ behandelt die klassische altgeschichtliche Frage nach der politischen Legitimation durch rituelle Handlungen, „Triumph in Bildkunst und städtischem Raum“ sowie „Triumph im Text“ präsentieren Interpretationsansätze der Thematik an Beispielen bildlicher wie textueller Quellen. Damit bedient der Sammelband die drei maßgeblichen Disziplinen der klassischen Altertumswissenschaft. 

Die drei Beiträge des ersten Themenblocks beleuchten die Interpretation des Triumphes als politisches Ritual innerhalb dreier Epochen: Der Republik, des augusteischen Zeitalters und während des fest etablierten Prinzipats. Den Auftakt bildet Jörg Rüpkes alternativer Ansatz zur Betrachtung von Triumphritualen (Neue Perspektiven auf alte Statuenrituale: Überlegungen zu Res gestae divi Augusti 4): In einem überblicksartigen Brückenschlag skizziert er den Wandel des Anrechts eines Triumphators auf eine Ehrenstatue von der mittleren Republik bis zum Tode des Princeps Vespasian im Jahr 79 n. Chr. Tanja Itgenshorst (Der Princeps triumphiert nicht. Vom Verschwinden des Siegesrituals in augusteischer Zeit) beschäftigt sich konkret mit den Folgen der in augusteischer Zeit vorgenommenen Veränderungen am Triumphzug in Theorie und Praxis. Zum Abschluss analysieren Fabian Goldbeck und Peter Franz (Der geregelte Triumph. Der republikanische Triumph bei Valerius Maximus und Aulus Gellius) den Versuch kaiserzeitlicher Autoren, der Triumphpraxis des Prinzipats am Beispiel des ius triumphandi und der ovatio eine nach wie vor geregelte republikanische Ordnung anzudichten als kritische Auseinandersetzung mit dem Prinzipat.

Das zweite Oberthema beschäftigt sich mit der Darstellung des Triumphators in der Bildkunst und der Stadtarchitektur. Besonders im Blickpunkt stehen die Route des Triumphzuges und längs an der Wegstrecke entstandene Siegesmonumente. Nach einer Skizze der Triumphroute im Stadtbild Roms und deren Monumente als eine Art Erinnerungslandschaft, kommen tiefergehend die Veränderungen der Triumphroute in augusteischer Zeit zur Sprache. Die beiden folgenden Autoren beleuchten Triumphrituale außerhalb Roms: Thomas Schäfer (Ein frühkaiserzeitliches Relief mit pompa triumphalis) interpretiert ein in Cordoba befindliches, aber wohl aus Mittelitalien stammendes Relief, das Augustus beim Triumph nach Actium zeigt. Er datiert es auf die claudische Zeit. Ulrike Theissen (‚Princeps triumphans‘ oder der gebaute Triumph des iulisch-claudischen Kaiserhauses in Rom, Pompeji und Mérida) betrachtet die Triumphdarstellungen auf den Foren Pompejis und Méridas als Weiterentwicklung der Ikonografie des Augustus auf dem Forum Romanum.

Der weitaus größte Teil des Sammelwerkes ist mit sechs Aufsätzen dem dritten Abschnitt „Triumph im Text“ gewidmet. Der literarische Diskurs über Sieghaftigkeit dominiert die Auswahl an Textstellen augusteischer Dichter. Im Zentrum der Beobachtung steht „die Funktion des Triumphmotivs für die literarische Selbstinszenierung des Dichters“. Zunächst diskutieren Vera Binder und Ivana Petrovic die Horazode 4 sowie die Hymnen von Kallimachos und Properz in Bezug auf besagte Thematik. Beide versuchen, durch kontroverse Fragestellungen die vielfach behandelten Textstellen in ein neues Licht zu rücken. Ausführlich behandelt werden die Ansichten Vergils und Ovids. Ihnen werden jeweils zwei Beiträge gewidmet. Nach der Schildbeschreibung Vergils wird die eigentümliche Verquickung der pompa funebris mit der pompa triumphalis bei der Ehrung des gefallenen Pallas untersucht (Pausch, Dennis: ‚hi nostri reditus exspectatique triumphi?‘ Die Heimkehr des Pallas zwischen pompa funebris und pompa triumphalis (Verg. Aen. 11,1-99)). Nach einer Diskussion über die Personifikation des Sieges im Gott Janus in Ovids Kalenderdichtung betrachtet Julia Schäfer-Schmitt (Candida victima im tristen Tomis. Zur Funktionalisierung des Triumphmotivs in Ovids Epistulae ex Ponto 2,1) den Triumph in der Exildichtung, vor allem im Blickpunkt auf den triumphtechnisch inszenierten Kontrast zwischen Macht und Ohnmacht. Wenn sich Ovid zu einem Beeinflusser der memoria stilisiert, stellt sich die Frage, wer mehr Einfluss besitzt: Der Kaiser als Herr über das Volk oder der Dichter als Herr der Medien.

In der Gestaltung von „Triplici Invectus Triumpho“ fällt der übersichtliche Aufbau sofort ins Auge. Er ermöglicht einen schnellen Überblick über die Themengebiete des Sammelbandes und gestattet so eine rasche Beurteilung, ob das Werk zur Beantwortung der eigenen Fragestellung beiträgt. Dazu bietet der Band Hilfestellungen, die die Arbeit mit den Texten wesentlich erleichtert: Eine Literaturliste nach jedem Beitrag dient vor allem Studenten dabei, sich zu den meist doch sehr speziellen Themen rasch eine Überblicksliteratur anzueignen. Am Ende des Textteiles werden alle Aufsätze auf Deutsch und Englisch kompakt zusammengefasst. Ein nach Autoren geordnetes Stellenregister ermöglicht eine schnelle Quellensuche im Text. Einziges Manko: Ein Sachregister fehlt. 

Die inhaltliche Konzeption macht zunächst skeptisch: Gerade im Abschnitt „Triumph im Text“ versuchen die Autoren, breit diskutiertem Quellenmaterial unter der Erdichtung neuartiger Fragestellungen nie gewonnene Erkenntnis abzugewinnen, die häufig sogar das gängige Bild dieser Quellenstelle infrage stellen soll. Auch wird (für immerhin 13 Aufsätze) eine erstaunlich geringe Zahl an Quellenstellen betrachtet. Wer eine Gesamtdarstellung des „römische[n] Triumph[es] in augusteischer Zeit“ erwartet, wie sie im Titel anklingt, wird enttäuscht sein. Dieses Unterfangen verleiht dem Sammelband einen gewissen Hauch von Extravaganz. Muss die Konzeption der Autoren als zu ambitioniert bezeichnet werden? Andererseits: Geschichtswissenschaft lebt davon, dass Forscher immer neue Fragen an Quellen stellen und dabei auch versuchen, gängige Meinungen zu erschüttern. Vor allem aber ist es Aufgabe von Historikern, zur Diskussion anzuregen. Das geschieht hier: Durch bewusste Auswahl einzelner Aspekte des breiten Themas „Römischer Triumph (in der Kaiserzeit)“ wird die Anregung geboten, die „Leerstellen“, wie sie die Einleitung unumwunden eingesteht, mit eigenem Eifer zu füllen. Eine Gesamtdarstellung zu verfassen war nicht die Intention der Autoren. Ziel der Zusammenstellung ist, zur „Fortsetzung des Gesprächs“ anzuregen. Gerade die kontroversen Fragestellungen laden förmlich zum Mitdenken ein. Dieses Ziel verfehlt der Sammelband keinesfalls.

Besonders eindrucksvoll ist jedoch, dass es den Autoren tatsächlich gelingt, ihre Meinungen zu etablieren. Bemerkenswert ist das durchgängig hohe Niveau wissenschaftlicher Vorgehensweise. Ein lehrbuchmäßiger Aufbau jedes einzelnen Beitrags garantiert, dass der rote Faden der Argumentation jederzeit nachzuvollziehen ist. Aufs Detail versessen präsentieren die Autoren messerscharfe Beweisführungen, die sich auch bei gegensätzlichen Standpunkten des Lesers als hieb- und stichfest erweisen. Arbeitsweisen aus dem gesamten Methodenspektrum der Altertumswissenschaften verleihen den Beiträgen Interdisziplinarität. Trotz eines bewusst selektiven Betrachtungshorizontes gelingt es „Triplici Invectus Triumpho“, die immense Bedeutung des augusteischen Bruchs mit der Triumphtradition und die damit manifestierten gesellschaftlichen Umbrüche klar hervorzuheben. 

Von Torsten Büchele, stud. phil. an der Universität Stuttgart am Ende des 5. Semesters im Bachelorstudiengang Geschichte Hauptfach 

Von Torsten Büchele, stud. phil. an der Universität Stuttgart am Ende des 5. Semesters im Bachelorstudiengang Geschichte Hauptfach

Empfohlene Zitierweise

Büchele, Torsten: Rezension Helmut Krasser / Dennis Pausch / Ivana Petrovic: Triplici invectus triumpho. Der römische Triumph in augusteischer Zeit (= Potsdamer Altertumswissenschaftliche Beiträge 25), Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2008. 60€. ISBN 978-3-515-09249-4. aventinus recensio Nr. 38 [31.07.2013], in: aventinus, URL: https://www.aventinus-online.de/no_cache/persistent/artikel/9820/

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Erstellt: 01.08.2013

Zuletzt geändert: 01.08.2013

ISSN 2194-2137

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