Die Salier und das Zeitalter der Kirchenreform (1024-1125/37)

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aventinus mediaevalia Nr. 14 [26.01.2011] 

Nadine Recktenwald 

Inhalt – Idee – Bedeutung 

Unfehlbarkeit und Jurisdiktion in den Dictatus-papae-Thesen XVIII, XIX und XXII.

 

1. Einleitung 

„Den Irrtümern der Gegenwart entgegen[zusteuern]“ [1]  braucht die katholische Kirche nach Ansicht Christoph Türckes heute nicht mehr. Sie müsse nur „den Chor des allgemeinen Unbehagens an der Moderne als das Lied erweisen“ [2] und brauche dafür nicht mehr einen Antimodernisteneid, [3] wie ihn Papst Pius X. [4] vor 100 Jahren erließ. Dass die katholische Kirche Reformen nicht aufgeschlossen gegenübersteht, ist in ihrer Geschichte wie in ihrer Gegenwart keine Seltenheit, doch selten hatte ein Vertreter auf dem Stuhl Petri seine Forderungen so klar und deutlich formuliert, wie es Gregor VII. im Dictatus papae [5] 1075 tat. Gregor VII. richtete sich dabei allerdings nicht gegen moderne Tendenzen. Vielmehr wandte sich die Gregorianische Reform gegen die seinerzeit weitverbreiteten Praktiken der Simonie und des Nikolaitismus. Die Reformbewegung hatte sich das Ziel gesetzt, die Kirche im Geiste frühchristlichen Rechts zu erneuern. [6] Etwa Willibald M. Plöchl gestand dem Dictatus papae eine solch herausragende Bedeutung zu, dass dieser in seiner „Geschichte des Kirchenrechts“ zwischen dem Brevier des Atto von S. Marco und der Collecio canonum Anselms von Lucca, als eine der Kirchenrechtssammlungen Gregorianischen Zeitalters figuriert. [7] Von Karl Hofmann als „Sphinx in der Geschichte des Kanonischen Rechts“ [8] bezeichnet, wird ihm auch in der Geschichtswissenschaft eine besondere Stellung eingeräumt.

Aber kann den Leitsätzen Gregors VII. wirklich eine solch bedeutende Rolle zugesprochen werden oder werden seine Maximen von der heutigen Geschichtswissenschaft überschätzt? Die folgende Untersuchung beschäftigt sich mit der Frage, ob den Dictatus papae tatsächlich eine innovative Stoßkraft kennzeichnet oder ob der Reformpapst nicht vielmehr pointiert in Worte fasste, was das Kirchen- und insbesondere das Dekretalenrecht ohnehin seit jeher einforderte. Die Betrachtung beschränkt sich strikt auf zwei Aspekte aus dem Forderungskatalog Gregors: Zum einen soll die Unfehlbarkeit der Römischen Kirche in den Mittelpunkt der Untersuchung rücken, zum anderen der päpstliche Jurisdiktionsprimat. Die Arbeit umfasst in einem ersten Schritt die Analyse der Dictatus-papae-Sätze XVIII, [9] XVIIII [10] und XXII, [11] in einem zweiten einen Rekurs auf die Kirchenrechtssammlung des Bischofs Burchard von Worms [12] und die 74-Titel-Sammlung, [13] deren Bestimmungen auf mögliche Parallelen beziehungsweise Vorlagen für die Forderungen Gregors hin geprüft werden sollen. Dieser Arbeit liegt die Annahme zugrunde, dass eine Textanalyse der Dictatus-Sätze allein nicht genügt, um eine solide Vergleichsbasis zu den Kirchenrechtssammlungen zu gewährleisten. Es muss hier vielmehr darum gehen, die Idee, die Gregors Diktum innewohnt, in Hinblick auf ihre praktische Umsetzung zu erfassen. Dieses Zwischenergebnis wird abschließend mit dem Dekret Burchards und der 74-Titel-Sammlung zu vergleichen sein.

Der Versuch, den Dictatus papae vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Kanonistik zu betrachten, stellt keine methodische Neuerung dar. Etwa Hermann Kulot hatte einen solchen Versuch bereits 1907 unternommen. [14] Ihm folgte 1933 Karl Hofmann, [15] dessen Werk für die vorliegende Arbeit in vielen Aspekten grundlegend war. Von besonderer Relevanz sind ferner die zahlreichen Beiträge in der eigens der Gregorianischen Reform gewidmeten Reihe der „Studi gregoriani“; [16] eine monographische Untersuchung des Dictatus papae ist seit der Darlegung Hofmanns nicht mehr unternommen worden. Zur Person Gregors VII. stehen dagegen mit den Abhandlungen von Uta Renate Blumenthal [17] und Rudolf Schieffer [18] zwei aktuelle monographische Werke zur Verfügung.

2. Die Bedeutung des Dictatus papae

2.1 Rezeption des Dictatus papae in der Geschichtswissenschaft

Die Leitsätze [19] des Dictatus papae fanden unter Gregors VII. Zeitgenossen keine Verbreitung. [20] Auch im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit wurde der Dictatus eher stiefmütterlich behandelt. Die Historiographie verschrieb sich insbesondere der Frage nach dem Verfasser der Leitsätze. [21] Aufgrund der vermeintlichen Ähnlichkeit zur Kanonessammlung des Deusdedit [22] behauptete sich lange hin die Annahme, der Verfasser des Dictatus sei mit ebendiesem Kardinalbischof gleichzusetzen. [23] Erst zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts begann die Forschung, das Register Gregors VII. – und somit auch den darin enthaltenen Dictatus papae – näher zu untersuchen. Seit der Edition Wilhelms von Peitz [24] gelten die Authentizität des Forderungskatalogs und die Verfasserschaft Gregors VII. als unumstritten. [25] Von 1920 datiert die noch heute maßgebende Edition des Registers durch Erich Caspar, [26] der damit die bis heute andauernde Forschungsdiskussion über die Intention des Dictatus papae eröffnete. [27] Diese phänomenale Anziehungskraft der Quelle umschreibt etwa Horst Fuhrmann als „etwas Schwebendes, [...] Irritierendes […] zwischen Wunsch und Wirklichkeit“, [28] das dem Postulat Gregors beiwohne.

2.2 Der Dictatus papae und sein Urheber: Gregor VII.

Das irritierende Moment kennzeichnet nicht nur die Leitsätze, sondern haftet auch dem Autor selbst an. Gregor VII. wurde schon von seinen Zeitgenossen unterschiedlich wahrgenommen [29] und seit seiner faktischen Niederlage im Kampf um die prima sedes 1083 stand und steht der radikale Reformpapst im Zentrum des Interesses historischer und insbesondere kirchengeschichtlicher Forschung. [30] Programmatisch für Gregors Auffassung von der Rolle und Aufgabe des vicarius Petri ist etwa der Rekurs auf Joh. 14.6:

‘Ego sum ueritas et uita’. Non ait: ‘Ego sum consuetudo’, sed ‘ueritas’. [31]

Das Zitat spiegelt wider, dass sich Gregor VII. nicht in der Pflicht von Tradition und Herkommen oder seiner Vorgänger auf dem Stuhl Petri sah, sondern sein Handeln einzig aus seinen dogmatischen Vorstellungen und seinem Kirchenverständnis herleitete. Dies untermauert die Meinung derjenigen, die in Gregor VII. keinen versierten Kanonisten sehen. [32] Offenbar verfügte er über kirchenrechtliche Grundkenntnisse, doch diese kamen nur in geringem Maße zur Anwendung. [33] Daraus ergibt sich die Frage, wie groß der Anteil Gregors VII. an der „kirchenrechtlichen Revolution“ des 11. Jahrhunderts tatsächlich war. Kann er als Initiator dieser Reform angesehen werden? Oder beschränkte sich sein Einfluss vielmehr darauf, jene Ideen, die längst vor seinem Pontifikat – zumindest in der Theorie – Bestand hatten, überspitzt auszuformulieren? [34] Wie wirkt sich dies nun auf den Dictatus papae aus?

Zum einen ginge die Schmälerung der Bedeutung Gregors für die rechtliche Reform mit einer Bedeutungseinbuße seiner Leitsätze einher. Zum anderen ist für die Bedeutung der Thesen insbesondere ihre zeitgenössische Verbreitung und Rezeption von Bedeutung. 

3. Analyse der Leitsätze des Dictatus papae

Die Jurisdiktionskompetenz stellt einen genuinen Aspekt weltlicher Herrschaft dar, die Gregor in seinem Dictatus unmissverständlich einfordert. Die Infallibilität – schon an sich ein abstrakter Begriff – dient hingegen als diejenige Komponente, die von den üblichen Herrschaftsansprüchen losgelöst erscheint. Somit werden durch die beiden Aspekte sowohl die direkten als auch die indirekten Forderungen, die Gregors VII. Thesen innewohnen, analysiert.

3.1 Infallibilität: Dictatus papae, c. XXII: Quod Romana ecclesia nunquam erravit nec imperpettum scriptura testante errabit [35]

C. XXII des Dictatus papae ist strukturell in zwei Teile gegliedert: Der erste Abschnitt legt nachträglich die Unfehlbarkeit der Römischen Kirche fest, der zweite stellt hingegen die logische Konsequenz des ersten Teils dar, indem er anschließend prophetisch fixiert, dass die Kirche auch in Zukunft nicht irren werde. [36] Den Universalanspruch verleihen dem Satz die Begriffe nunquam und imperpettum. [37]

Auffällig an diesem Postulat ist die Tatsache, dass sich die Unfehlbarkeit hier explizit auf die Ecclesia Romana bezieht, nicht jedoch auf den vicarius Petri, dem Gregor in c. XXII keinen ausdrücklichen Handlungsspielraum gewährt. Hofmann geht in seiner Analyse von einer synonymen Verwendung der Begriffe Ecclesia Romana und Romanus Pontifex als ihrem Bischof aus. [38] Diese Prämisse ist jedoch verfehlt; da im Mittelpunkt des Dictatus papae  konsequent der Papst figuriert, erscheint es durchaus bemerkenswert, wenn Gregor die Infallibilität nicht etwa sich selbst beziehungsweise seinen Vorgängern und Erben zuspricht, sondern expressis verbis die Römische Kirche für unfehlbar erklärt. Dieser Aspekt wird auch in Hinblick auf die Umsetzung seiner Maximen zu berücksichtigen sein.

Einer Betrachtung wert ist darüber hinaus die Formulierung imperpettum scriptura testante. [39] Dieser Beleg dient als Bindeglied für die cc. XXII, XVIII und XIX, insofern als Gregor die besagte scriptura als Fundament für den päpstlichen Jurisdiktionsprimat sowie die Unfehlbarkeit der Römischen Kirche veranschlagt. Demzufolge bleibt zu klären, welche Schrift Gregor VII. hier als Substrat für seine Forderungen heranzog; rekurrierte er auf die Heilige Schrift oder dienten ihm die Texte der Kirchenväter als Vorlage? Darüber und über den eigentlichen Inhalt des c. XXII gibt die Textanalyse allein wenig Aufschluss, denn die Kürze des Satzes ermöglicht kaum einen Zugang zu Gregors Vorstellungen von Unfehlbarkeit und Schrift. Diese Aspekte gilt es, auch in den weiteren Quellen des päpstlichen Registers einer Betrachtung zu unterziehen.

Zweifellos stützt sich Gregor VII. auf die Bibel als seine Hauptquelle, [40] insofern erübrigt sich hierzu jede weitere Erläuterung. Aber zieht er auch die Schriften der Kirchenväter zurate? In einem Brief an Bischof Heinrich von Lüttich äußert sich Gregor VII. selbst zu diesem Aspekt:

Quod de causa Willelmi Traiectensis episcopi nos consuluisti, prudentia tua non tam a nobis quam a communi sanctorum patrum sententia indubitanter expressum addiscere et intelligere potesta, Quorum statuta servantes aut defendentes, si quando iudicium de negotiis ecclesiasticis fecimus vel facimus, non nova aut nostra proferimus, sed ab eis per Spiritum sanctum prolata sequimur et exercemus. [41]

An dieser Stelle hebt Gregor VII. deutlich hervor, auf welcher Basis Urteile zu fällen seien, nämlich auch auf Grundlage und am Beispiel der heiligen Kirchenväter. 

Um zu begreifen, in welchem Zusammenhang Gregor VII. die Römische Kirche als unfehlbar bezeichnet, muss erst geklärt werden, was der Papst konkret unter einem „Irrtum“ verstand. Hierfür bietet das Register Gregors zwei Kategorien: 

Häufiger benutzt Gregor eine abgeschwächte Form von Irrtum: die perturbatio [42] (Verwirrung); so etwa zu Beginn seines Pontifikats in einem Brief an die sächsischen Großen, denen er von seiner Papstwahl berichtet, mit welcher ihm die Aufgabe übergeben worden sei, die Kirche von den multis perturbationum [43] zu befreien. Der Pontifex spricht hier lediglich unpräzise von vagen Verwirrungen – vordergründig mit dem Ziel, das Gewicht seines Amtes rhetorisch hervorzuheben.

Von „Irrtum“ (error) ist hingegen die Rede, wenn sich die Problematik genauer definieren lässt; so im Brief an Heinrich IV., in welchem er den König ermahnt, den Umgang mit Gebannten einzustellen, und konkret auf die Beschlüsse der Fastensynode von 1075 verweist:

[S]ed primam et unicam ecclesiastice discipline regulam et tritam sanctorum viam relicto errore repetendam et sectandam esse censuimus. [44]

Im obigen Fall benutzt Gregor VII. die Bezeichnung error für Vergehen gegen das Verbot der Laieninvestitur und des Nikolaitismus – beides zentrale Inhalte des Reformprogramms im 11. Jahrhundert. Überprüft man zusätzlich am Register Gregors noch die Satzstruktur von historischer und prophetischer Aufgliederung, stellt man fest, dass auch hier zentrale Themen der Kirchenreform behandelt werden. [45]

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass Gregor VII. unter errores die Verstöße gegen zentrale Anliegen der Kirchenreform des 11. Jahrhunderts verstand, nämlich die Simonie, den Nikolaitismus sowie die begrifflich äußerst dehnbare Häresie.

3.2 Jurisdiktion 

3.2.1 Dictatus papae, c. XIX: Quod a nemine ipse iudicari debeat [46]

In Hinblick auf den Textumfang stellt dieser Leitsatz eine der kürzesten Maximen des gesamten Dictatus dar. Die Knappheit an Worten spiegelt sich jedoch keineswegs in der Bedeutung des Inhalts wider. Auch hier kommt der päpstliche Universalanspruch, der den gesamten Dictatus papae wie ein roter Faden durchzieht, zum Vorschein: a nemine – von niemandem darf der Papst gerichtet werden. [47] Dass konkret der vicarius Petri genannt wird, erscheint aus zwei Gründen schlüssig: Ex negativo erscheint eine Anklage gegen die Kirche – aus juristischer Sicht eine Institution, aus dogmatischer eine göttliche Stiftung – schier undenkbar; darüber hinaus stärkt die direkte Bezugnahme die päpstliche Stellung gegenüber der Kirche wie auch an ihrer Leitungsspitze. – Eine programmatische Tendenz sowohl mit Blick auf den Dictatus papae als auch auf die Kirchenreform.

Der Satz besagt, dass der Papst vor kein Gericht gestellt werden könne; er erklärt also die juristische Unantastbarkeit des Römischen Pontifex – folgerichtig figuriert der Papst selbst als die höchste richterliche Instanz. [48] Allerdings bleibt ungeklärt, wie Gregor VII. das Verhältnis zwischen dem päpstlichen Jurisdiktionsprimat und dem göttlichen Gericht sieht.

In den Akten der Fastensynode des Jahres 1080 findet sich dazu ein aufschlussreicher Eintrag, der festlegt, wie vorzugehen sei, sollte sich ein Laie der Simonie schuldig machen: 

(2.) Item si quis imperatorum regum ducum marchionum comitum vel quilibet secularium potetatum aut personarum investituram episcopatuum vel alicuius ecclesiasticę dignitatis dare presumpserit, eiusdem sententię vinculo se obstrictum esse sciat. Insuper etiam, nisi resipiscat et ecclesię propriam libertatem dimittat, divinę, animadversionis ultionem in hac presenti vita tam in corpore suo quam ceteris rebus suis sentiat, ut adventu Domini spiritus salvus fiat. [49]

Gregor VII. stellt sich hiermit – zumindest für den diesseitigen Bereich – über das Gericht Gottes. Er argumentiert, der Mensch werde schon auf Erden vom Papst als dem vicarius dei gerichtet, um anschließend frei von Sünden vor Gott treten zu können. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Gregor VII. das Gericht Gottes nicht anerkannte, vielmehr betrachtete er es als die Instanz, die sich derjenigen annehmen würde, welche sich dem päpstlichen Gericht auf Erden zu entziehen vermochten. In einem Brief an die Könige und Fürsten von Spanien knüpft er  in diesem Zusammenhang an den Apostelfürsten Paulus an:

Qui autem me contemnunt, erunt ignobiles’; et apostolus Paulus generalem futuri sententiam manifestans ait de iusto iudicio Dei: ‘Qui reddet unicuique secundum opera eius. [50]

Zwar stellt sich Gregor VII. im ersten Textpassus über das Gericht Gottes. Doch in letzter Konsequenz erkennt er das göttliche Gericht über seine eigene Amtsführung an. [51] Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass Gregor VII. die allerhöchste göttliche Rechtsprechung anerkannte, sie allerdings nicht für Dinge zuständig sah, über die er selbst in Gottes Namen richtete.

3.2.2 Dictatus papae, c. XVIII: Quod sententia illius a nullo debeat retractari et ipse omnium solus retractare possit

Auch c. XVIII des Dictatus papae ist in einen negativen und einen positiven Teil gegliedert: Der Satzanfang behandelt die Irreversibilität päpstlicher Urteile; das Satzende verleiht dem Pontifex zudem die Befugnis, sämtliche Urteile anderer Richter und Gerichte zu widerrufen. [52] Dieser Gegensatz wird durch die Gegenüberstellung der Worte a nullo, ipse solus und omnium verschärft. [53]

Deutlich wird außerdem, dass die Sätze XVIII und XVIIII komplementär zueinander stehen. Der Papst kann nur als oberster Richter walten, wenn seine Urteile unabänderlich anerkannt werden. Ebenso ergibt sich der logische Umkehrschluss: Kann der Papst selbst nicht gerichtet werden, können auch seine Urteile von keiner anderen Instanz abgeändert werden, oder wie Hofmann formuliert „ihm gegenüber gibt es kein Rechtsmittel“. [54] Offen bleibt noch die Frage, inwiefern sich dieser Anspruch Gregors VII. in der Praxis verwirklichen ließ.

In einem Brief an Erzbischof Siegfried von Mainz manifestiert sich Gregors Versuch, seine Forderung in die Tat umzusetzen: 

[A]postolica iudicia, non dico tibi, sed nec ulli patriarcharum aut primatum retractandi licentiam fore existimes. [55]

Allerdings sind solche Textstellen im Register eher selten. Wesentlich häufiger begegnen Formulierungen, wie iudicio sedis apostolicę ac synodali censura [56] oder iudicio sancti Spiritus per eiusdem auctoritatem beati Petri apostolorum. [57]

Der letzte Punkt liefert somit kein eindeutiges Ergebnis. Obwohl die Urteile des Papstes prinzipiell anerkannt werden, ist der zweite Teil des Satzes, dass nämlich Gregor VII., lediglich auf seine Amtsautorität gestützt, die Urteile aller anderen Richter widerrufen kann, in Ermangelung materieller Zwangsgewalt, zunächst nicht ohne Weiteres umsetzbar. 

4. Die Kanonessammlungen des 10. Jahrhunderts 

Die Kirchenrechtssammlungen des 10. Jahrhunderts wurden nicht zentral – etwa vom Papst – in Auftrag gegeben, sondern entstanden auf private Initiative: zumeist wurden sie von Bischöfen, Äbten oder Mönchen aus überkommenen Regelwerken kompiliert. Diese Arbeit fokussiert bewusst zwei Sammlungen, die eine weite Verbreitung fanden und in keinem direktem Zusammenhang mit Gregor VII. stehen. 

4.1 Das Dekret Burchards von Worms 

Als vorgregorianische Kirchenrechtssammlung dient das Dekret Burchards von Worms, [58] das wohl zwischen 1008 und 1012 entstand; als spätester terminus ante quem gilt das Jahr 1022. [59] Die Tatsache, dass über achtzig Handschriften der Sammlung erhalten sind, [60] lässt auf eine weite Verbreitung und eine dankbare Rezeption des Werkes schließen. Burchards Sammlung umfasst zwanzig Bücher, die wiederum in systematische Kapitel unterteilt sind. Die methodische Gliederung erwies sich als derart praxisorientiert und anwendungsfreundlich, dass Burchards Arbeit zu einem Standard-Handbuch im kirchenrechtlichen Alltag des 11. Jahrhunderts avancierte. Erst zu Beginn des 12. Jahrhunderts lösten Ivo von Chartres Kanonessammlungen [61] und 1140 schließlich Gratians Dekret [62] die „Zwanzig Bücher“ Burchards ab.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach dem Urteil Gregors VII. hinsichtlich der Qualität und Bedeutung des Burchard’schen Werkes. Von besonderem Interesse sind darüber hinaus mögliche Parallelen zwischen der Kanonessammlung Burchards und der „protogregorianischen“ 74-Titel-Sammlung. 

4.2 Die 74-Titel-Sammlung 

Um die Diuersorum patrum sententie (74-Titel-Sammlung) ranken sich zwei Forschungsmeinungen: Die einen datieren die Entstehung des Werkes in die 50er Jahre des 11. Jahrhunderts, die anderen legen den Entstehungszeitraum zwischen 1074 und 1076. [63] Gesichert ist allerdings, dass die anonyme, in Italien entstandene Sammlung 1076 von Gregor VII. und seinen Legaten erstmalig herangezogen wurde. Obwohl Gregor VII. die Sammlung rezipierte, entspricht sie doch nicht vollends seinen Leitideen. [64]

5. Unfehlbarkeit in den Kirchenrechtssammlungen 

Die Prüfung des Burchard’schen Dekrets hin auf Ansätze für Gregors c. XXII liefert ein negatives Ergebnis: Auch nach intensiver Betrachtung lassen sich im Dekret keine Parallelen zum Dictatus papae feststellen. Zwar behandelt Burchard den Themenkomplex der Häresie, doch erscheint diese an keiner Stelle unter dem Epitheton des Irrtums. Ferner lassen sich auch keine abgeschwächten Bezugsstellen, in denen zumindest von der perturbatio gesprochen würde, ausfindig machen.

Die 74-Titel-Sammlung ist mit Blick auf die Häresie nach Gregor VII. nicht ergiebiger als das Dekret Burchards. Die nachfolgende Stelle spricht zwar von Irrtümern, denen ein Häretiker verfällt, allerdings ist sie einzig auf diesen Inhalt beschränkt: 

Omnis cuiuslibet ordinis clericus qui catholicam deserens communionem heretice se communioni miscuerit, si ad ecclesiam reuersus fuerit et prius errores suos et ipsos auctores erroris damnatos a se sine ambiguitate confessus fuerit, in eo gradu in quo erat sine promotione permaneat. [65]

In keiner Weise tritt in diesem Kanon ein solch universaler Anspruch hervor, wie er sich in c. XXII manifestiert. Weder mit Blick auf die Praxis des Nikolaitismus noch der Simonie ist hier von Irrtümern die Rede. 

6. Jurisdiktion in den Kirchenrechtssammlungen 

6.1 Jurisdiktion im Dekret Burchards von Worms 

Im Gegensatz zu c. XXII des Dictatus papae fehlt es nicht an expliziten päpstlichen Macht- und Autoritätsansprüchen in c. XIX. Burchard allerdings betrachtet das Papsttum nicht als eine separate Institution neben beziehungsweise über dem Episkopat. [66] Zwar lautet die Inhaltsangabe des ersten Buches: Primus liber continet de potestate et primatu apostolicae sedis, [67] jedoch legt Burchard sogleich im dritten Kanon klar: Ut summus sacerdos non vocetur Romanus Pontifex, sed primae sedis Episcopus. [68] Um den Jurisdiktionsprimat des Papstes aus Burchards Dekret zu extrahieren, müssen mehrere Kanones aufeinander bezogen werden. Burchard stützt sich für sein Rechtsprechungsmodell auf eine streng abgestufte Autoritätenhierarchie:

Als Grundlage gilt Burchard, dass über keinen Bischof ein weltliches Urteil gefällt werden kann. Diese Position untermauert er mit c. 153, der festlegt, [u]t episcopi accusatorum episcoporum iudices esse debeant. [69] In Verbindung mit c. 151, wonach keiner von niederem Weihegrad einen von höherem Weihegrad anklagen darf, [70] und c. 3 [71] ergibt sich, dass der Papst als Bischof des ersten Sitzes von niemandem angeklagt werden kann. Somit ist in Burchards Dekret durchaus eine Vorstufe zu Gregors VII. c. XIX feststellbar. Dass Gregor VII. das Wort iudicari [72] verwendet, wo Burchard noch von accusare [73] spricht, geht auf seine provokative, überspitzte Rhetorik zurück, die schon im Zusammenhang mit der Persönlichkeit des Reformpapstes Beachtung fand.

Gregors c. XVIII tritt im Dekret Burchards noch deutlicher hervor: 

De damnatione episcoporum accusantium episcopum absque autoritate apostolicae sedis. [74]

Diese Aussage befähigt den Papst dazu, Urteile anderer Bischöfe aufzuheben; konkret soll das Urteil erst nach der päpstlichen Approbation in Kraft treten. 

6.2 Jurisdiktion in der 74-Titel-Sammlung 

Die Sammlung der Diuersorum patrum sententie erweckt zunächst den Anschein, als müsse sie einen linientreuen Gregorianer enttäuschen. Der erste Titel lautet eben nicht: Von der Autorität des Papstes sondern ganz allgemein De primatu Romanae Ecclesiae. [75] Im Gegensatz zu Burchard scheint dies, nicht die Autorität des Papstes zu stärken, sondern die der Römischen Kirche als Ganzes. Allerdings wird diese allgemeine Überschrift bereits im zweiten Kapitel konkretisiert, indem hier der Papst als die oberste Instanz in der Kirche beschrieben wird:

Igitur si que cause difficiliores inter uos orte fuerint, ad huius sancte sedis apicem eas quasi ad caput referte, ut apostolico terminentur iudicio. [76]

Die 74-Titel-Sammlung beruft sich somit gleich zu Beginn auf den päpstlichen Jurisdiktionsprimat. Zwar wird nachfolgend nochmals die Rechtsprechungsgewalt der Kirche als Ganzes angesprochen, allerdings bleibt diese insoweit eingeschränkt, als sie sich lediglich gegenüber anderen Kirchen äußert. Die apostolische Gerichtsbarkeit erstreckt sich hingegen über Individuen. 

Die hierarchische Ordnung der Gerichtsbarkeit, die schon im Dekret Burchards auffällt, tritt auch in der 74-Titel-Sammlung wieder zutage. [77] Die Gerichtsbarkeit Gottes wird nur an wenigen Stellen angesprochen. Auf das Verhältnis zwischen göttlicher und päpstlicher Gerichtsbarkeit nimmt tit. 9, c. 77 Bezug:

Non potest condempnari humano examine, quem Deus suo reseruauit iudicio. Nam si omnia in hoc mundo uidicata essent, locum diuina iudicia non haberent. [78]

Hier wird der Papst von der weltlichen Gerichtsbarkeit ausgenommen und nur dem Gericht Gottes unterstellt. Auch in tit. 1, c. 8 findet sich bei näherer Betrachtung eine längere Form des Dictatus papae XIX:

Nemo iudicabit primam sedem iustitiam temperari desiderantem. Neque enim ab augusto neque ab omni clero neque ab omni clero neque a regibus neque a populo iudex iudicabitur. [79]

Der erste Satz besagt, der Papst dürfe von niemandem gerichtet werden. Im zweiten Satz wird die Aussage durch die nähere Definition des Wortes nemo [80] ergänzt. Diese Erläuterung fehlt dem Dictatus papae, der dadurch eine schärfere Ausrichtung erhält. Bemerkenswert erscheint weiterhin, dass c. XVIII des Dictatus papae bereits in der 74-Titel-Sammlung in gleichem Maße anberaumt wurde, wie später von Gregor VII.:

Nemini est de sedis apostolice iudicio iudicare aut illius sententiam retractare permissum, uidelicet propter Romane ecclesie primatum Christi munere in beato Petro apostolo diuinitus collatum. [81]

Auch hier sind die Urteile des Papstes zwar unumkehrbar, allerdings liefert der Kanon eine nähere Erläuterung zur Legitimation dieses Anspruchs. 

7. Fazit 

Die Betrachtung des Dictatus papae unter der obigen Fragestellung bringt die Leitsätze Gregors VII. etwas um ihre Bedeutung. Das Ergebnis fällt dabei genauso „schwebend und irritierend“ [82] aus, wie es eben dem Dictatus selbst zu eigen ist.

Die Untersuchung hat deutlich gezeigt, dass der Dictatus papae kein singuläres Phänomen im Register Gregors VII. darstellt, sondern dass sich dieselben Postulate – zwar nicht in den provokanten Formulierungen, aber doch dem Inhalt nach – in weiteren Schriftstücken Gregors VII. wiederfinden. Allein diese Feststellung setzt die Bedeutung des Dictatus papae herab.

Nach der anfänglichen Analyse der Unfehlbarkeitsfrage scheint es, als müsste dem Dictatus papae eine bedeutende Stellung zugesprochen werden. Obwohl die 74-Titel-Sammlung bereits einige Tendenzen der späteren Stoßrichtung Gregors bezeugt, kommt dem Themenkomplex hier noch kein vergleichbarer Stellenwert zu. Allerdings lässt sich bei näherer Betrachtung – angefangen mit Burchard über die Sententie hin zum Dictatus papae – die sukzessive Konkretisierung des Unfehlbarkeitsdogmas feststellen: Während die Infallibilität im Dekret Burchards von Worms noch keine Rolle spielt, wird sie in der 74-Titel-Sammlung zunächst tangiert, um schließlich durch Gregor VII. – und hierfür stellvertretend im Dictatus papae – ihren vollen Ausdruck zu erlangen. Damit erweist sich Gregor VII. allerdings nicht als ein radikaler Neuerer, sondern vielmehr als ein determinierter Vollstrecker zeitgenössischer Ideen – in diesem Fall konkret des kirchenrechtlichen Reformgeistes. Vor diesem Hintergrund wird auch deutlich, weshalb Gregor VII. im c. XXII, weniger papalistisch als in den meisten anderen Leitsätzen, die Unfehlbarkeit lediglich für die Römische Kirche, nicht jedoch für sich selbst veranschlagte.

Die Betrachtung der Rechtsprechungsgewalt verstärkt diese Ansicht. Sowohl im Dekret Burchards als auch in der 74-Titel-Sammlung finden sich Hinweise auf den päpstlichen Jurisdikionsprimat. Nicht erst Gregor VII., sondern schon Burchard verbriefte die jurisdiktionellen Befugnisse des Apostolischen Stuhls. Zwar sind sie nicht derart herausfordernd verfasst wie die Thesen Gregors VII., doch inhaltlich stimmen sie nahezu überein. 

Das Sonderbare und „Irritierende“ [83] des Dictatus papae hängt mit der Person Gregors VII. zusammen. Greift man auf die zu Beginn vollzogene Unterscheidung zwischen direkten und indirekten Ansprüchen zurück, so ist es die Eigenart Gregors VII., die in der für ihn typischen Art auch die indirekten Ansprüche ausdrückt.

8. Quellen- und Literaturverzeichnis 

8.1 Quellenverzeichnis 

Burchardus Wormaciensis: Decretorum libri viginti, in: MPL 140 (1853), Sp. 535-1091 

Das Register Gregors VII., ed. Erich Caspar, 2 Bde., Berlin 1920/1923 (= MGH Epp. sel. 2)

Die Kanonessammlung des Kardinals Deusdedit, Bd. 1: Die Kanonessammlung selbst, ed. Victor Wolf von Glanvell, Paderborn 1905

Diuersorum patrum sententie siue Collectio in LXXIV titulos digesta, ed. John Gilchrist, Vatikanstadt 1973 (= Monumenta Iuris Canonici, Ser. B 1).

Gratianus: Decretum, ed. Emil Ludwig Richter/Emil Friedberg, Leipzig 1879 (= Corp. iur. can. 1)

Ivo Carnotensis: Panormia, ed. Bruce Brasington u.a., dgt. in: project.knowledgeforge.net/ivo/panormia.html (letzter Zugriff: 24. Oktober 2010)

8.2 Literaturverzeichnis 

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Hofmann, Karl: Der „Dictatus Papae“ Gregors VII. Eine rechtsgeschichtliche Erklärung, Paderborn 1933

Ders.: Der „Dictatus papae“ Gregros VII. als Index einer Kanonessammlung?, in: Studi gregoriani 1 (1947), S. 531-537

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Kerner, Max: Studien zum Dekret des Bischofs Burchard von Worms, Phil. Diss. [masch.], 2 Bde., Aachen 1969/1971

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Türcke, Christoph: Den Irrtümern der Gegenwart entgegen, in: SZ (1.9.2010), S. 11.

Wassilowsky, Günther: Art. Pius X., in: RGG 6 (2003), Sp. 1369f.

Wolf, Hubert: Art. Antimodernismus, in: RGG 1 (1998), Sp. 547f.

Anmerkungen

  • [1]

    Christoph Türcke: Den Irrtümern der Gegenwart entgegen, in: SZ (1.9.2010), S. 11.

  • [2]

    Ebd. 

  • [3]

    Vgl. Hubert Wolf: Art. Antimodernismus, in: RGG 1 (1998), Sp. 547f.

  • [4]

    Vgl. Günther Wassilowsky: Art. Pius X., in: RGG 6 (2003), Sp. 1369f.

  • [5]

    Das Register Gregors VII., ed. Erich Caspar, 2 Bde., Berlin 1920/1923 (= MGH Epp. sel. 2), hier Bd. 1, lib. 2, ep. 55a, S. 202-208.

  • [6]

    John Gilchrist: The collection in seventy-four titles. A canon law manual of the Gregorian Reform, Toronto 1980, S. 9: „The more ancient the law the greater its acceptance.“

  • [7]

    Willibald M. Plöchl: Geschichte des Kirchenrechts. Das Kirchenrecht der abendländischen Christenheit 1055 bis 1517, Wien/München 1962, S. 462f.

  • [8]

    Karl Hofmann: Der „Dictatus papae“ Gregros VII. als Index einer Kanonessammlung?, in: Studi gregoriani 1 (1947), S. 531-537.

  • [9]

    Register, Bd. 1, lib. 2, ep. 55a, S. 206, Z. 1f.: Quod sententia illius a nullo debeat retractari et ipse omnium solus retractare possit.

  • [10]

    Ebd., Z. 3: Quod a nemine ipse iudicari debeat.

  • [11]

    Ebd., S. 207, Z. 1f.: Quod Romana ecclesia nunquam erravit nec imperpettum scriptura testante errabit.

  • [12]

    Burchardus Wormaciensis: Decretorum libri viginti, in: MPL 140 (1853), Sp. 535-1091.

  • [13]

    Diuersorum patrum sententie siue Collectio in LXXIV titulos digesta, ed. John Gilchrist, Vatikanstadt 1973 (= Monumenta Iuris Canonici, Ser. B 1).

  • [14]

    Hermann Kulot: Die Zusammenstellung päpstlicher Grundsätze. Dictatus papae im Registrum Gregorii VII. in ihrem Verhältnis zu den Kirchenrechtssammlungen der Zeit, Greifswald 1907.

  • [15]

    Karl Hofmann: Der „Dictatus Papae“ Gregors VII. Eine rechtsgeschichtliche Erklärung, Paderborn 1933.

  • [16]

    Bde. 1-7 als Periodikum: Studi Gregoriani per la storia di Gregorio VII e della riforma Gregoriana, ab Bd. 8 als Reihe: Studi Gregoriani per la storia della „libertas ecclesiae“. 

  • [17]

    Uta-Renate Blumenthal: Gregor VII. Papst zwischen Canossa und Kirchenreform, Darmstadt 2001.

  • [18]

    Rudolf Schieffer: Papst Gregor VII. Kirchenreform und Investiturstreit, München 2010; Ders.: Gregor VII. Ein Versuch über die historische Größe, in: Historisches Jahrbuch 97/98 (1978), S. 87-107.

  • [19]

    Die Bezeichnung „Leitsätze“ geht auf Caspar zurück, Register, Bd. 1, S. 201, Anm. 1. 

  • [20]

    Vgl. John Gilchrist: The reception of Pope Gregory VII into the canon law (1073-1141), in: Ders. (Hrsg.): Canon Law in the Age of Reform. 11th-12th Centuries, Aldershot 1993 (= Variorum Collected Studies Series 406), S. 35-82.

  • [21]

    Die Kontroverse um den Urheber der Dictatus-papae-Sätze verläuft simultan mit der Frage nach der Urheberschaft des gesamten Registers Gregors VII., vgl. Wilhelm M. Peitz: Das Register Gregors VII., Freiburg 1917, S. 1-12.

  • [22]

    Die Kanonessammlung des Kardinals Deusdedit, Bd. 1: Die Kanonessammlung selbst, ed. Victor Wolf von Glanvell, Paderborn 1905.

  • [23]

    Vgl. Peitz, S. 7 mit Anm. 2

  • [24]

    Peitz: Das Register.

  • [25]

    Register, Bd. 1, S. 201, Anm. 1. 

  • [26]

    Register, siehe oben Anm. 5. 

  • [27]

    Hier nur stellvertretend die wichtigsten Forschungsmeinungen: Nach Koebner war der Dictatus papae ein nicht vollzogenes Programm für die Fastensynode 1075; Richard Koebner: Der Dictatus Papae, in: Kritische Beiträge zur Geschichte des Mittelalters. Festschrift für Robert Holtzmann zum sechzigsten Geburtstag, Berlin 1933 (= Historische Studien 238), S. 64-92; Julia Gauss stellte den Dictatus papae in den Kontext der Unionsforderungen Gregors VII.; Julia Gauss: Die Dictatusthesen Gregors VII. als Unionsforderung. Ein historischer Erklärungsversuch, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung 29 (1940), S. 1-115; in der neueren Forschung setzte sich die Meinung durch, der Dictatus papae sei ein Index für eine geplante Kirchenrechtssammlung, vgl. Hofmann: Index einer Kanonessammlung?; Horst Fuhrmann: Papst Gregor VII. und das Kirchenrecht. Zum Problem des Dictatus Papae, in: Alphons Maria Stickler (Hrsg.): La Riforma Gregoriana e l'Europa, Bd. 1: Congresso Internazionale, Salerno, 20-25 maggio 1985. Relazioni, Rom 1989 (= Studi gregoriani 13), S. 123-149.

  • [28]

    Ebd. S. 149. 

  • [29]

    Vgl. Gregors eigene Darstellung in Register, Bd. 1. Iib. 1, ep. 50, S. 76f. sowie ep. 77, S. 109-111. 

  • [30]

    Erich Caspar: Gregor VII. in seinen Briefen, in: Historische Zeitschrift 34 (1924), S. 1-30, hier S. 1.

  • [31]

    Vgl. Fuhrmann: Gregor VII., S. 136 mit Anm. 30; zur Gegenposition vgl. ebd. Anm. 31.

  • [32]

    Ebd. S. 136f. 

  • [33]

    Blumenthal: Gregor VII., S. 54.

  • [34]

    Gilchrist: The Collection, S. 7.

  • [35]

    Register, Bd. 1, lib. 2, ep. 55a, S. 207. 

  • [36]

    Vgl. Hofmann: Der Dictatus Papae, S. 58-62.

  • [37]

    Register, Bd. 1, lib. 2, ep., 55a, S. 207. 

  • [38]

    Hofmann: Der Dictatus Papae, S. 58-62.

  • [39]

    Register, Bd. 1, lib. 2, ep., 55a, S. 207. 

  • [40]

    Hier stellvertretend zwei von Gregor häufig zitierte Bibelverse: Register, Bd. 1, lib. 1, ep. 9, S. 14: Maledictus homo, qui prohibet gladium suum a sanguine, nach Jer. 48.10; Register, lib. 2, ep. 31, S. 168: Ego pro te rogavi, o Petre, ut non deficiat fides tua; et tu aliquando conversus confirma fratres tuos, nach Lk. 22.32.

  • [41]

    Register, Bd. 1, lib. 4, ep. 6, S. 303f. 

  • [42]

    Vgl. ebd., lib. 1, ep. 25, S. 42. 

  • [43]

    Ebd., ep. 39, S. 62. 

  • [44]

    Ebd., lib. 3, ep. 10, S. 265. 

  • [45]

    Vgl. Ebd., Bd. 2, lib. 8, ep. 1, S. 513; Ebd., Bd. 1, lib. 3, ep. 18, S. 284. 

  • [46]

    Ebd., Bd. 1, lib. 2, ep. 55a, S. 206. 

  • [47]

    Ebd. 

  • [48]

    Hofmann: Der Dictatus Papae, S. 122.

  • [49]

    Register, Bd. 2, lib. 7, ep. 14a, S. 480f.

  • [50]

    Register, Bd. 1, lib. 4, ep. 28, S. 344. 

  • [51]

    Ebd., lib. 1, ep. 11, S. 17: statutum est apud supernum iudicem, quanta unumquemque aut ferire adversitas aut debeat mulcere prosperitas.

  • [52]

    Hofmann: Der Dictatus Papae, S. 125.

  • [53]

    Register, Bd. 1, lib. 2, ep. 55a, S. 206. 

  • [54]

    Hofmann: Der Dictatus Papae, S. 127.

  • [55]

    Register, Bd. 1, lib. 1, ep. 60, S. 88. 

  • [56]

    Register, Bd. 1, lib. 3, ep. 10, S. 263. 

  • [57]

    Ebd., lib. 4, ep. 12, S. 313. 

  • [58]

    Siehe dazu Max Kerner: Studien zum Dekret des Bischofs Burchard von Worms, Phil. Diss. [masch.], 2 Bde., Aachen 1969/1971; Detlev Jasper: Burchards Dekret in der Sicht der Gregorianer, in: Wilfried Hartmann (Hrsg.): Bischof Burchard von Worms. 1000-1025, Mainz 2000 (= Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 100), S. 167-198.

  • [59]

    Für Freising 1022 nachweisbar; Verwendung auf der Synode von Seligenstadt 1023; vgl. Jasper: Burchards Dekret, S. 168f. mit Anm. 4.

  • [60]

    Überlieferung und ausführliche Biographie bei Lotte Kéry: Canonical Collections of the Early Middle Ages (ca. 400-1140). A Bibliographical Guide to the Manuscripts and Literature, Washington D.C. 1999 (= History of medieval canon law [1]), S. 134-148.

  • [61]

    Insbesondere Ivo Carnotensis: Panormia, ed. Bruce Brasington u.a., dgt. in: project.knowledgeforge.net/ivo/panormia.html (letzter Zugriff: 24. Oktober 2010).

  • [62]

    Gratianus: Decretum, ed. Emil Ludwig Richter/Emil Friedberg, Leipzig 1879 (= Corp. iur. can. 1); vgl. dazu Peter Landau: Neue Forschungen zu vorgratianischen Kanonessammlungen und den Quellen des gratianischen Dekrets, in: Ius commune 11 (1984), S. 1-30, hier S. 12; zur Burchard-Rezeption siehe Jasper: Burchards Dekret, S. 167-172.

  • [63]

    Horst Fuhrmann: Über den Reformgeist der 74-Titel-Sammlung (Diversorum Patrum Sententiae), in: Festschrift für Hermann Heimpel zum 70. Geburtstag am 19. September 1971, Bd. 2, Göttingen 1972 (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 36), S. 1101-1120.

  • [64]

    Jaspar sieht etwa einen engeren Zusammenhang zwischen dem Dekret Burchards und der 74-Titel-Sammlung, vgl. Jaspar: Burchard, S. 178.

  • [65]

    Diuersorum patrum sententie, tit. 39, c. 223, S. 140. 

  • [66]

    Wilfried Hartmann: Autoritäten im Kirchenrecht und Autorität des Kirchenrechts in der Salierzeit, in: Stefan Weinfurter (Hrsg.): Die Salier und das Reich. Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher Wandel im Reich der Salier, Sigmaringen 1991, S. 425-446, hier S. 426.

  • [67]

    Burchardus Wormaciensis: Decretorum libri, Index singulorum librorum, Sp. 539. 

  • [68]

    Ebd., lib. 1, c. 3, Sp. 550. 

  • [69]

    Ebd., c. 153, Sp. 594. 

  • [70]

    Vgl. Ebd., c 151, Sp. 593f.: In consensu et subscriptione omnium constitutum est ut nullus laicus episcopo, vel alicui in ordinibus posito, crimen aliquod possit inferre. Et ut presbyter non adversus episcopum, non diaconus adversus presbyterum, non subdiaconus adversus diaconum, non acolytus adversus subdiaconum, non exorcista adversus acolytum, non lector adversus exorcistam, non ostiarius adversus lectorem, det accusationem aliquam. Et non damnetur praesul, nisi in LXX duobus idoneis testibus.

  • [71]

    Ebd., c. 3, Sp. 550. 

  • [72]

    Register, Bd. 1, lib. 2, ep. 55a, S. 206. 

  • [73]

    Burchardus Wormaciensis: Decretorum libri, lib. 1, c. 3, 550. 

  • [74]

    Ebd., c. 175, Sp. 600f. 

  • [75]

    Diuersorum patrum sententie, tit. 1.

  • [76]

    Ebd., c. 2, S. 20. 

  • [77]

    Ebd., tit. 7, c. 69, S. 55f. 

  • [78]

    Ebd., tit. 9, c. 77, S. 59. 

  • [79]

    Ebd., tit. 1, c. 8, S. 23. 

  • [80]

    Ebd. 

  • [81]

    Ebd., c. 17, S. 28. 

  • [82]

    Fuhrmann: Gregor VII., S. 149.

  • [83]

    Ebd. 

Empfohlene Zitierweise

Recktenwald, Nadine: Inhalt - Idee - Bedeutung. Unfehlbarkeit und Jurisdiktion in den Dictatus-papae-Thesen XVIII, XIX, XXII. aventinus mediaevalia Nr. 14 [26.01.2011], in: aventinus, URL: http://www.aventinus-online.de/no_cache/persistent/artikel/8427/

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Erstellt: 26.01.2011

Zuletzt geändert: 29.04.2011

ISSN 2194-1955