Krise der klassischen Moderne (1918-1945)

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aventinus nova Nr. 49 [31.08.2014] 

Maximilian Becker 

„Der Wanderer ins Nichts“ 

Karl Radeks „Schlageter-Rede“ 

1. Einleitung

Das Jahr 1923 gilt als das Krisenjahr der frühen Weimarer Republik. Am 11. Januar besetzten französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet. Der passive Widerstand gegen die Besatzer, den die Regierung des parteilosen Reichskanzlers Wilhelm Cuno wenige Tage später ausrief, führte zum Ruin der deutschen Währung und zur Entwertung von Sparguthaben, Löhnen und Gehältern. Die Folge war die Verarmung breiter Gesellschaftsschichten, in erster Linie der Arbeiter, Angestellten und Beamten, deren Einkommen bei weitem nicht in dem Maße stiegen, wie die Geldentwertung voranschritt. Gleichzeitig erfuhr der deutsche Nationalismus in diesem Frühjahr und Sommer 1923 einen starken Auftrieb. Den Höhepunkt erreichte er nach dem Todesurteil gegen den Freikorpskämpfers Albert Leo Schlageter durch ein französisches Kriegsgericht wegen Sabotage. Schlageter avancierte unmittelbar nach seiner Hinrichtung am 26. Mai zum Märtyrer der deutschen Nationalisten. [1] Doch nicht nur für die deutsche „Rechte“ wurde Schlageter zu einem Symbol: Auch die Kommunisten, die in diesem Frühjahr und Sommer 1923 versuchten, die Nationalisten für ihre Sache zu gewinnen, bedienten sich Schlageters. Am 21. Juni hielt Karl Radek auf der Sitzung der Erweiterten Exekutive der Kommunistischen Internationale seine berühmte Rede „Der Wanderer ins Nichts“, in der er den antibolschewistischen Freikorpskämpfer als „mutige[n] Soldat[en] der Konter-Revolution“ würdigt. [2]

Im Zusammenhang mit der „Schlageter-Rede“ spielt die deutsche „Rechte“ eine herausragende Rolle. Neben der DNVP, der wichtigsten rechtskonservativen Partei der Weimarer Republik, zählten die völkischen Nationalisten, zu denen auch die Jungkonservativen gehörten, die revolutionären Nationalisten, die nationalen Sozialisten und der biologische Naturalismus zur „Rechten“. Diese Gruppen verfolgten unterschiedliche Programme, die sich teils gegenseitig ausschlossen, teils aber auch Berührungspunkte boten. [3] Für die Behandlung der „Schlageter-Rede“ sind vor allem die völkischen und revolutionären Nationalisten relevant. Nur für sie wird im Folgenden der Begriff „Rechte“ verwendet, sofern keine genauere Differenzierung möglich ist. Auf die NSDAP wird der Begriff hier nicht ausgedehnt und die biologischen Naturalisten spielen bei dem behandelten Thema keine Rolle.

Der Terminus Nationalkommunismus ist ein weiterer, schillernder Begriff. Er wirft ähnliche Probleme auf wie der Begriff der „Rechten“. So ist auch hier nicht klar, was alles unter Nationalkommunismus subsumiert wird. Kommunisten, die wie Radek in einer betont nationalen Weise auftraten? Oder die nationalrevolutionären Bewunderer der Sowjetunion? Häufig wird er auch mit dem Begriff Nationalbolschewismus synonym verwendet, was weitere Verwirrung stiftet. Nur Louis Dupeux  definiert, was er unter Nationalbolschewismus versteht: „rechte“ Bewegungen, die die ausgeprägteste Form des deutschen Nationalismus vertreten haben. [4] Im Gegensatz dazu verwende ich den Begriff Nationalkommunismus für die Übernahme nationalistischer Terminologie und das betont nationale Auftreten der Kommunisten mit dem Ziel, Anhänger im Lager der „Rechten“ zu gewinnen.

Auch wird immer wieder anstelle von KPD und Komintern von den „Kommunisten“ die Rede sein. Hierunter fallen nur die Linken, die Mitglied in der KPD beziehungsweise deren Anhänger waren oder der Komintern angehörten. Gleichzeitig wird der Terminus als Sammelbezeichnung für Komintern und KPD verwendet. Nicht gemeint sind die Renegaten der KPD, die sich in diversen Splittergruppen organisierten. 

1.1 Quellen und Forschung  

Die Überlieferungssituation der Rede ist außergewöhnlich gut. Sie wurde vielmals veröffentlicht und in verschiedenen kommunistischen Blättern abgedruckt, darunter auch der „Roten Fahne“, dem Zentralorgan der KPD. [5] Bereits 1923 erschien in Hamburg eine Druckausgabe des Protokolls der Konferenz, in der natürlich auch die „Schlageter-Rede“ enthalten ist. [6] Ebenfalls abgedruckt ist sie in der gleichfalls 1923 erschienen Broschüre „Schlageter. Eine Auseinandersetzung“, in der auch weitere Quellen zur Rede enthalten  sind. [7] Der Forschung ist sie heute in der von Hermann Weber herausgegebenen Quellenedition „Der deutsche Kommunismus“ von 1964 am besten zugänglich. [8] Die  Öffnung der russischen Archive in den 1990er Jahren für die historische Wissenschaft machte es möglich, dass die Bestände des Moskauer Komintern-Archivs verfilmt wurden. Diese Verfilmung, die über eine eigene Internetseite und eine CD-Rom erschlossen ist, beinhaltet unter anderem die maschinenschriftlichen Protokolle aller Plena der Komintern zwischen 1922 und 1933/34. [9] Darunter befindet sich auch eine Mitschrift des Protokolls der dritten Konferenz. Ein Großteil der Dokumente ist in deutscher Sprache verfasst. Allerdings ist die Qualität der Originalvorlagen teilweise schlecht. Die Rede Radeks fehlt in der Überlieferung – sie wurde durch einen Zeitungsausriss ersetzt. [10]

In der Forschung fand die Ansprache große Beachtung, führte sie doch neben dem Streik der Berliner Verkehrsbetriebe 1932 [11] zum einzigen Kontakt zwischen der Kommunistischen Partei und den Nationalsozialisten.  Über die Beurteilung der Rede herrscht weitgehende Einigkeit. Die überwiegende Zahl der Historiker geht heute davon aus, dass es Radek nicht darum ging, ein Bündnis zwischen den Kommunisten und den Parteien der extremen „Rechten“, vor allem der NSDAP, einzugehen. Ziel sei es vielmehr gewesen, die Basis dieser Bewegungen für eine Unterstützung der KPD zu gewinnen. [12] Lediglich in Großbritannien gibt es eine Minderheit von Geschichtswissenschaftlern, die die Rede Radeks als Beginn der Zusammenarbeit zwischen den beiden extremen politischen Flügelparteien sehen. [13]

Die Literatur, die bislang zur Rede vorliegt, beschränkt sich auf die Darstellung der historischen Hintergründe, die zu der Ansprache führten. Um diesen Punkt kreisen auch die – nicht sehr intensiven – Debatten. Eine rhetorische Analyse, die nicht nur die Rahmenbedingungen darlegt, sondern auch die sprachlichen Mittel und die Adressaten mit untersucht, fehlt bislang allerdings. Diese Lücke zu füllen versucht die vorliegende Arbeit.  

1.2 Methode und Fragestellung

Für eine rhetorische Analyse ist eine Erweiterung des quellenkritischen Handwerkszeug des Historikers erforderlich. Neben den üblichen Mitteln der – vor allem – inneren Quellenkritik sind weitere Analyseschritte vonnöten, die über die Grenzen der Geschichtswissenschaft hinausweisen und Interdisziplinarität verlangen. Wie wenig Reden als Quellen besonderer Art von den meisten Historikern verstanden werden, ist am Umgang mit ihnen abzulesen: Wer Reden heranzieht, übersieht zumeist, dass es sich nicht um eine genuin schriftliche Quelle handelt. Auf ihre sprachliche Ausgefeiltheit hin werden sie nur selten untersucht. Welche Wirkung, welches Nachleben eine Rede entfaltet, kann aber – neben anderen Faktoren - von den rhetorischen Mitteln abhängen, des Einsatzes von Pathos und der Argumentation, die der Redner anwendet. Dies steht im Zentrum der vorliegenden Darstellung, wobei neben den genannten Faktoren auch auf Stil, Wortwahl und Idiomie eingegangen wird.  

Die Untersuchung der Argumentation wird dem von Josef Klein vorgeschlagenen fünfgliedrigen Schema folgen. [14] Klein geht davon aus, dass jede politische Rede durch ein vielschichtiges, handlungsorientiertes Argumentationsmuster gekennzeichnet ist. Der Redner äußert sich zu politisch motiviertem Handeln, dass er ausgehend von Annahmen und Bewertungen über die zugrunde liegende Situation kommentiert. Dabei lässt er sich von Werten und Prinzipien leiten, formuliert Ziele und weist auf mögliche Konsequenzen hin, die sich aus dem Handeln oder Nichthandeln ergeben können. Klein weist jedem dieser Argumentationsschritte einen Topos zu: Situationsannahmen werden im Daten-, Ziele im Final- und Werte sowie Prinzipien im Prinzipientopos ausgedrückt. Hinzu kommen die Konsequenzen des Handelns oder Nichthandelns, die im Konsequenztopos stehen. Situationsbewertungen finden im Motivationstopos ihren Ausdruck.

Eine zentrale Analysekategorie ist der vom Redner verwendete sprachliche Ausdruck. Darunter sind nicht nur die rhetorischen Mittel wie Metaphern gemeint. Politische Rede ist immer auch durch Exklusion und Inklusion von bestimmten Gruppen geprägt, wobei sich der Redner bestimmter Sprechmerkmale bedient. Thomas Mergel hat für die Weimarer Republik eine Kategorisierung dieser Merkmale vorgenommen. Mergel unterscheidet zwischen vier Sprachtypen, die hauptsächlich im Reichstag verwendet wurden. [15] Im Zusammenhang mit der KPD sind vor allem zwei Typen interessant: die „Sprache der Moral“ und die „existentiellen Sprachen“. In der „Sprache der Moral“ wurde von den beiden politischen Extremen Fundamentalkritik am System der Republik geübt. Sowohl die Kommunisten als auch die „Rechten“ und besonders die Nationalsozialisten konnten so ihre Visionen als die bessere Zukunft anpreisen und die republikanische Gegenwart verdammen. Die existentiellen Sprachen bedienten sich Schmutzmetaphern für den politischen Gegner, der Sprache des Elends und sprachen besonders die Affekte an. Die Sprache, derer sich Links- wie Rechtsextreme bedienten, war darüber hinaus geprägt von starken Worten, Pathos und der Verwendung von Superlativen. In den Reden der Kommunisten wurden die Topoi des Klassenkampfes und der Weltrevolution verwendet und die Einheit der Arbeiterklasse beschworen. [16]

Bei der Analyse von Reden treten heuristische Probleme auf, die bei schriftlichen Quellen unbekannt sind. Der Grund ist die Qualität der Rede als gesprochenes Wort. Von den meisten Reden in der Geschichte – so sie uns überhaupt überliefert sind – liegen nur schriftliche Zeugnisse vor. Erst mit der Erfindung der Schallplatte und des Films gibt es Ansprachen, von denen Tonmitschnitte oder sogar Bilddokumente vorliegen. Für Radeks Vortrag ist dies nicht der Fall und so stellt sich die Frage: Überarbeitete Radek die Rede nachdem er sie gehalten hatte? Auch über Gestik, Mimik und Tonfall lassen sich keine Aussagen treffen. Für die Wirkung einer Rede kann das jedoch entscheidend sein.  

Über die inhaltliche und stilistische Analyse der Rede hinaus muss jedoch auch der historische Kontext betrachtet werden, da die Rede nicht in einem von der Umwelt isolierten Raum gehalten wurde. Auch muss untersucht werden, wie sich die Rede in die Konferenz der Komintern einordnete, aus welchem Anlass sie gehalten wurde und wer die Adressaten waren. In diesem Zusammenhang muss auch auf die Person des Redners eingegangen werden. Denn seine Persönlichkeit und seine Stellung gegenüber den Adressaten können für die Wirksamkeit einer Rede entscheidend sein. [17]

Bevor die Rede auf ihre Sprache hin untersucht wird, werden ihre historischen Hintergründe dargestellt. Dabei ist zu fragen, wie sich die Rede in den Kontext der Komintern - Konferenz einfügen lässt. In welchem Verhältnis steht sie zu vorangegangen Reden? Und welche Reaktionen gab es auf dem Kongress auf die Rede? Schließlich wird die Rede analysiert. Hier ist danach zu fragen, welche Adressaten Radek erreichen wollte. Welche rhetorischen Mittel setzt Radek ein, um die Adressaten anzusprechen? Welche Ziele  verfolgte er? Darüber hinaus ist zu klären, in welcher Sprache Radek redete. Auch die Argumentationsstruktur wird nachvollzogen. Doch zuvor wird der Redner vorgestellt. Wer war Radek? Welche Position hatte er zum Zeitpunkt der Rede inne?

2. Karl Radek – biographische Skizze 

Karl Radek wurde 1885 als Karol Sobelsohn im östlichsten und ärmsten Teil Habsburgermonarchie, in Lemberg, der Hauptstadt Galiziens, geboren. Er entstammte einfachsten Verhältnissen und war der Sohn eines jüdischen Postbeamten. Während der „Schlageter-Kampagne“ bot seine jüdische Herkunft den Nationalsozialisten Gelegenheit, Radek zu diffamieren. Mit 19 Jahren trat er der Sozialdemokratischen Partei des Königreichs Polen und Litauen bei, einer marxistisch orientierten politischen Vereinigung, der auch Rosa Luxemburg angehörte. 1908 kam er nach Deutschland, wo er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs blieb. Um dem Militärdienst und der Front zu entgehen, emigrierte er 1914 in die Schweiz. Hier traf er Lenin, den er 1917 im berühmten „verplombten Zug“ bis nach Schweden begleitete. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied der Bol’ševiki. Damit begann eine steile politische Karriere. 1918 nahm er als Entsandter der russischen Partei am Gründungsparteitag der KPD teil. Bei seinem Aufenthalt in Deutschland knüpfte er Kontakte zu deutschen Militärs, Politikern, Unternehmern und auch in Kreise der „Rechten“. Trotzdem bekämpfte er den Nationalkommunismus, der von Teilen der KPD verfolgt wurde. Bei den Verhandlungen zum Rapallovertrag sollten diese Kontakte von Nutzen sein. [18] Dass der Vertrag zustande kam, war auch das Verdienst Karl Radeks.

1920 wurde er zum Sekretär des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale gewählt. Er galt als der Deutschlandexperte der Komintern und nahm entscheidenden Einfluss auf die Politik der KPD. 1924 kam das jähe Ende der Karriere: Für das Scheitern der „deutschen Oktoberrevolution“, die er im Grunde nie gewollt hatte, verantwortlich gemacht, verlor er alle Ämter. Tatsächlich war der Hintergrund ein anderer: Stalin begann im Machtkampf mit Trockij dessen Anhänger auszuschalten. 1927 wurde Radek aus der Partei ausgeschlossen, 1937 im zweiten Moskauer Prozess zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt. Er starb im Lager: Wahrscheinlich ermordete ihn ein Mithäftling auf Befehl „von oben“. Sein genaues Todesdatum sind ebenso wie der Ort unbekannt. Lediglich das Jahr ist bekannt: 1939. Aber selbst das ist, wie oft in diesen Fällen, nicht sicher. [19]

3. Komintern und KPD 1923 

3.1 Kommunistische Internationale  

Als Radek Sekretär der Komintern wurde, war die Euphorie der Revolution bereits verflogen. Je weiter die Weltrevolution in die Ferne zu rücken schien, desto mehr wurde die 1919 gegründete Dritte Internationale in den Dienst der Außenpolitik der Sowjetunion gestellt. Im Statut von 1920 war bereits festgeschrieben, dass die Sektionen nach den Weisungen des Exekutivkomitees, des höchsten Organs der ‚Agentur der Weltrevolution’, zu handeln hätten. [20] Die KPD-Führung hatte 1923 noch einigen Handlungsspielraum. Die Initiativen für den „Schlageter-Kurs“ und den „Deutschen Oktober“ [21] gingen jedoch von Moskau aus.

Die Vorgeschichte der nationalkommunistischen Linie des Jahres 1923 beginnt mit der Besetzung des Ruhrgebiets. Damit waren direkt sowjetische Interessen wirtschaftlicher und militärstrategischer Art betroffen. Im Mai 1921 hatten Sowjetrussland und das Deutsche Reich einen Handelsvertrag abgeschlossen. [22] Der wirtschaftliche Schaden durch die Ruhrbesetzung und die Stilllegung der Zechen war immens. In Moskau fürchtete man, dass sich das auch bald auf die Sowjetunion auswirken würde. Den sowjetischen Politikern galt Deutschland außerdem als Aufmarschgebiet für eine befürchtete neue Intervention und als Verbündeter gegen Großbritannien und Frankreich. Nur ein starkes Deutschland konnte einen Schutzschild gegen die Entente darstellen. [23] Anzeichen für eine militärische Invasion der Entente in der Sowjetunion erkannte man in Moskau im Frühjahr 1923 genug. Für Beunruhigung sorgte der Mord an dem sowjetischen Gesandten auf der Lausanner Konferenz, der am 10. Mai Opfer eines Attentats wurde. Bereits zuvor hatte der Besuch des französischen Marschall Foch am 2. Mai in Polen in Moskau für Wirbel gesorgt. Foch hatte bei dieser Gelegenheit vor allem polnische Truppenkontingente inspiziert. Als besonders bedrohlich wurde eine Note des britischen Außenministers Curzon empfunden. Das so genannte Curzon-Ultimatum forderte unter anderem ein Ende der antibritischen Propaganda in Asien sowie eine Distanzierung der Moskauer Regierung von den Aktivitäten der Komintern. Die Sowjets interpretierten dies als Kriegsdrohung, zumal es gegen Zustände gerichtet war, die seit langem Bestand hatten. Das Ultimatum traf am 8. Mai in Moskau ein. Deshalb war man in der sowjetischen Führung daran interessiert, dass der deutsche Widerstand so lange wie möglich aufrechterhalten blieb und so viele französische Truppen wie möglich band. Das hätte, so hoffte man, zu einer Entlastung der Roten Armee im Falle einer Intervention geführt. Daher bot Radek in Abstimmung mit der Führungsspitze der Komintern bereits Ende Januar 1923 Cuno einen Burgfrieden an: kein kommunistischer Aufstand, wenn Deutschland den Widerstand aufrechterhielt. Cunos Außenminister Maltzan lehnte dieses Angebot jedoch ab. Als sich ab Mai ein Ende des passiven Widerstand abzuzeichnen begann, änderte Radek in Abstimmung mit der Komintern-Spitze um Zinov’ev das Vorgehen: Um eine deutsche Kapitulation zu verhindern, sollte Druck auf die deutsche Regierung ausgeübt werden. Dieser Druck konnte aber nur von der Straße ausgehen. Die deutschen Kommunisten waren allein zu schwach, um wirkungsvoll vorgehen zu können und mussten deshalb nach Verbündeten suchen. Als Perspektive für die Zukunft aber galt mit einer stärkeren kommunistischen Bewegung die Revolution auszulösen, wie es im „Deutschen Oktober“ versucht worden ist. [24]

Ab Mitte Juni begann sich eine Entspannung der internationalen Lage abzuzeichnen. Am 18. Juni wurde der Streit mit Großbritannien auf diplomatischem Wege beigelegt. [25] Damit bestand aus Sicht der sowjetischen raison d’etat eigentlich kein Grund mehr, an der nationalen Politik festzuhalten. Doch erst nachdem sich die internationale Lage entspannt hatte, hielt Radek seine „Schlageter-Rede“. Warum?

Durch die Ruhrbesetzung war eine Situation eingetreten, die eine proletarische Revolution in Deutschland wahrscheinlich werden ließ. Doch war die KPD alleine zu schwach, um erfolgreich sein zu können. Deshalb suchte man seit 1921 unter dem linken Flügel der SPD nach Verbündeten und versuchte, Mitglieder in diesem Milieu zu werben. 1923 wurde die Einheitsfrontpolitik nach „rechts“ erweitert. Jetzt waren nicht mehr nur die Arbeiter, die der SPD anhingen Ziel kommunistischer Agitation, sondern auch die Kleinbürger. [26]

Hinzu kam noch ein weiteres Motiv: Seit Lenins Schlaganfall 1922 war der Machtkampf um die Nachfolge des Gründers der Sowjetunion ausgebrochen. [27] Eine erfolgreiche Revolution in Deutschland hätte Radek und mit ihm Trockij eine nur mehr schwer angreifbare Position verschafft. Denn Deutschland galt der kommunistischen Weltbewegung als das wichtigste Land nach der Sowjetunion. Ein proletarisches Russland, das mit dem revolutionären Deutschland verbündet gewesen wäre, hätte zum Sieg der Weltrevolution geführt. Dessen waren sich die Bol’ševiki sicher. [28]

3.2 Die Politik der KPD 

Die KPD versuchte während des ganzen Jahres 1923, ihre Massenbasis zu verbreitern und zusätzliche Anhänger und Unterstützung zu gewinnen. Ziel der kommunistischen Agitation waren vor allem sozialdemokratische Arbeiter. Diese als Einheitsfrontpolitik bekannt gewordene Taktik verfolgte kein Bündnis mit der SPD. Lediglich ihre Basis sollte zur KPD herübergezogen werden. Innerhalb der KPD war diese Politik umstritten. [29] Außenpolitisch hielt die Zentrale am proletarischen Internationalismus fest, der am 6. Januar, kurz vor dem Einmarsch ins Ruhrgebiet, auf einer Konferenz der Kommunistischen Parteien Westeuropas in Essen noch einmal bestätigt worden war. [30] Als gemeinsamer Feind galt die Bourgeoisie, deren Herrschaft gestürzt werden sollte. Dementsprechend beteiligte sich die KPD zunächst auch nicht an den Aktionen gegen die Ruhrbesetzung. [31] Im Gegenteil arbeitete man mit der Kommunistischen Partei Frankreichs zusammen, die kommunistische Zellen innerhalb der französischen Besatzungstruppen bildete. [32]

Eingeleitet wurde der nationalkommunistische Kurs durch einen Aufruf der Zentrale vom 17. Mai, der einen Tag später in der Roten Fahne veröffentlicht wurde. [33] Unter der Überschrift „An die Partei!“ stand die neue Taktik zu lesen: „Wir [die Mitglieder der KPD, M.B.] haben zu den leidenden, irregeführten, aufgewühlten Massen des proletarisierten Kleinbürgertums zu gehen, ihnen die volle Wahrheit zu sagen, ihnen zu sagen, daß sie sich und die Zukunft Deutschlands nur dann werden verteidigen können, wenn sie sich verbunden haben mit dem Proletariat zum Kampf gegen die Bourgeoisie. Nur durch den Sieg über die Stinnes und Krupp führt der Weg zum Sieg über die Poincaré und Loucheur.“ [34] Das war nichts anderes als die Erweiterung der Einheitsfronttaktik zu den Mittelschichten hin. Der Aufruf unterschied zwischen zwei Arten von „Faschisten“: denjenigen, die sich am Verfall der deutschen Währung und Wirtschaft hemmungslos bereicherten und denjenigen, die wie die Arbeiter die Lasten des passiven Widerstands zu tragen hatten und dabei zunehmend in Not gerieten. An diese proletarisierten Mittelschichten wandte sich der Aufruf. Der ersten Kategorie der „Faschisten“, dem Großkapital und seinen Helfern, galt der Kampf. [35] Verfasst worden war der Text jedoch nicht in Berlin, sondern in Moskau. Der Autor war niemand anders als Karl Radek. Nachdem das Exekutivkomitee der Komintern sein Einverständnis mit dem Inhalt erklärt hatte, reiste er nach Deutschland. Auf der Sitzung der Zentrale, an der Radek wahrscheinlich teilnahm, wurde der Aufruf angenommen. [36] Insofern war Radek Erfinder und Initiator des später nach seiner Rede Schlageter-Linie genannten Kurses. Am 29. Mai folgte ein weiterer Aufruf, der diesmal vom Zentralausschuss der KPD und dem Reichsausschuss der Betriebsräte unterzeichnet war. [37]

4. Die Rede

4.1 Der Kontext des Komintern-Plenums

Vom 12. bis zum 23. Juni tagte in Moskau das Dritte Komintern-Plenum. Einer der wichtigsten Punkte der Tagesordnung war der Kampf gegen die so genannten Faschisten. Unter diesem Begriff subsumierten die Kommunisten die „rechten“ Bewegungen, die von den Kommunisten als ihr Hauptfeind begriffen wurden. Im Vorjahr hatte Mussolini in Italien die Macht an sich gerissen. Aus Sicht der Komintern war der Faschismus überall in Europa auf dem Vormarsch. [38]

Am 20. Juni hielt die deutsche Kommunistenführerin Clara Zetkin ein langes Referat unter dem Titel „Der Kampf gegen den Faszismus“. Ihre Ausführungen gipfelten in der Forderung: „Wir müssen mit größter Energie den Kampf aufnehmen nicht nur um die Seelen der Proletarier, die dem Faszismus verfallen sind, sondern auch um die Seelen der Klein- und Mittelbürger, der Kleinbauern, Intellektuellen, kurz all der Schichten, die heute durch ihre wirtschaftliche und soziale Stellung in wachsenden Gegensatz zum Großkapitalismus kommen [...]“ [39] Dies sollte auch in einer Sprache geschehen, die der Einstellung der nationalistisch orientierten Mittelschichten entspreche. [40] Damit stand wie auch schon im Aufruf vom 17. Mai die Erweiterung der Einheitsfrontpolitik „nach rechts“ im Zentrum.

Am 21. Juni wurde ab 12 Uhr über die Ausführungen Zetkins diskutiert. In diesem Rahmen hielt Radek die „Schlageter-Rede“. Sie hebt sich von den anderen Diskussionsbeiträgen durch ihren sprachlichen Schliff, ihre Länge und ihren Redner ab. Denn während die anderen Diskutanten Delegierte einer Sektion der Komintern waren, sprach Radek als Sekretär des Exekutivkomitees. Sein Wort hatte mehr Gewicht. 

4.2 Inhalt und Argumentation 

Radek knüpft in zweierlei Hinsicht an das Referat Clara Zetkins an. Gleich zu Beginn bringt er der deutschen Kommunistin eine Devotion dar und wirbt damit auch um das Wohlwollen seiner Zuhörer: „Wir haben das weitausgreifende und tiefeindringende Referat der Gen[ossin] Zetkin angehört über den internationalen Faschismus [...]. Ich kann diese Rede unserer greisen Führerin weder erweitern noch ergänzen“ [41], womit Radek auf die Forderung Zetkins der Einheitsfront „nach rechts“ anspielt. Dann leitet er zu seinem Gegenstand über, indem er vorgibt, der Ansprache seiner Vorrednerin nicht habe folgen zu können, weil er ständig den „Leichnam des deutschen Faschisten“ Schlageter vor Augen gehabt habe. [42] Mit diesem Kunstgriff gelingt Radek zweierlei: Erstens ist ihm nun die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer sicher – man wird sich gespannt gefragt haben, was Radek am Tod Schlageters, eines Klassenfeindes, so bedauert haben könnte, dass er Zetkin nicht folgen konnte. Zweitens gelingt ihm so eine Betonung der Forderung Zetkins nach der Einheitsfront, die auch das Ziel der Rede Radeks ist.

Nach diesen einleitenden Worten schildert Radek das Schicksal und den Werdegang des Freikorpskämpfers Schlageter, der 1919 im Baltikum gegen Sowjetrussland kämpfte [43] und 1920 an der Niederschlagung des Arbeiteraufstands im Ruhrgebiet teilnahm. Radek exkulpiert Schlageter für diese Taten explizit.

Dann wendet sich Radek der Gegenwart zu. Er schildert die Lage im Ruhrgebiet, wo das Proletariat alleine den Widerstand gegen die Besatzer trage. Vom Großkapital – er spricht von den „Königen von Stahl und Eisen“ – werden sie verraten, ja schlimmer noch, während die Industriellen sich bereichern, lassen sie die „hungernden Söhne des deutschen Volkes [...] mit Maschinengewehren zu Paaren treiben.“ [44] Radek unterstellt Schlageter einen Gesinnungswandel: anstatt sich an der Niederschlagung der wilden Streiks der Ruhrarbeiter zu beteiligen, habe er verstanden, dass nur mit den Arbeitern und nicht gegen sie ein Sieg über die Entente möglich sei. An dieser Stelle berühren sich kommunistisch - sowjetische und deutsch – nationalistische Interessen. Um der Forderung nach einer Verbindung von Nationalisten und Kommunisten Nachdruck zu verleihen, hebt Radek noch einmal hervor, dass nur so ein Sieg über die Entente möglich sei, andernfalls „würde Deutschland [...] zum Felde blutiger innerer Kämpfe“, die ebenfalls nur der Entente nützen würden, da sie Deutschland „zerschlagen und [...] zerstückeln“ würden. [45]

Radek zieht dann eine Parallele zwischen der Lage der Arbeiter im Jahr 1923 und der Lage der Bauern 1813 und kommt zu dem Schluss: „Nur mit ihr [der Arbeiterklasse, M.B.] kann man Deutschland von den Fesseln der Sklaverei befreien.“ [46]

Erst danach kommt er wirklich zur Sache. Er fordert von „dem deutschen Volke, daß es bricht mit denen, die es nicht nur in die Niederlage hineingeführt haben, sondern die diese Niederlage [...] verewigen [...]. [...] Will Deutschland imstande sein, zu kämpfen, so muß es eine Einheitsfront der Arbeitenden darstellen, so müssen sich die Kopfarbeiter mit den Handarbeitern vereinigen zu einer eisernen Phalanx“ [47] Im Klartext heißt das: die „Rechten“, das „deutsche Volk“, müssen sich von den Großindustriellen trennen und sich mit den Kommunisten vereinigen. Dies ist die klassische Forderung nach der Einheitsfront, wie sie auch gegenüber der SPD praktiziert wurde. Von einem Bündnis mit den „Rechten“ ist keine Rede.

Radeks Rede ist argumentativ klar strukturiert. Die Beschreibung der Situation im Ruhrgebiet, der Lage der Arbeiter dort und der Situation des passiven Widerstands stellt – hier entspricht die Rede dem Idealtyp von Josef Klein – die Situationsbeschreibung, im topischen Muster den Datentopos dar. Auch die Situationsbewertung ist klar erkennbar: Die Unterdrückung der Arbeiter durch die Bourgeoisie führt zur Unterdrückung Deutschlands durch die Entente. [48] Die Konsequenz die sich aus der Bedrohung Deutschlands ergibt ist der Bürgerkrieg. Genau genommen sind hier zwei Konsequenztopoi hintereinander geschaltet: Denn ein Bürgerkrieg würde zur Zerstückelung Deutschlands durch die Entente führen. Radeks Ziel ist eindeutig: Er will die Einheitsfront der ‚Hand- und Kopfarbeiter. Den Finaltopos wiederholt er mehrfach, so dass sich dieses Ziel in die Köpfe seiner Zuhörer und der Leser seiner Rede einprägt.

Ein Topos fehlt gänzlich: leitende Prinzipien oder Werte lassen sich in der Rede nicht erkennen. Der Grund hierfür liegt in der ideologischen Mehrdeutigkeit der Rede. Die für Radek einzig möglichen Werte konnten nur aus dem marxistischen und kommunistischen Umfeld stammen. Ihre Nennung verbietet sich in einer Ansprache, deren Adressaten auch außerhalb der kommunistischen Bewegung standen. 

4.3 Adressaten, Sprache und Stil 

Wer waren die Adressaten von Radeks Rede? Wen versuchte er zu überzeugen, dass nur durch die Einheitsfront ein erfolgreicher Widerstand gegen die französische Besatzung des Ruhrgebiets möglich war? Man kann zwei mögliche Adressatengruppen unterscheiden: die KPD und die deutsche „Rechte“. Eine dritte Gruppe dagegen musste Radek nicht überzeugen: die Delegierten des Plenums. Auch wenn er sie mehrfach direkt anspricht, [49] waren sie keine Zielgruppe. Sie hatten – sofern sie keine Mitglieder der deutschen Sektion waren – mit der Umsetzung des „Schlageter – Kurses“ nichts zu tun. Insofern war der Komintern – Kongress nur der Hintergrund für die Rede.

Um die nationalistische „Rechte“ zu erreichen, setzt Radek eine der Forderungen aus Clara Zetkins Referat um: Er redete in einer „Sprache, die ihrer Einstellung entspr[ach].“ [50] Das spiegelte sich schon im Titel „Der Wanderer ins Nichts“ wieder, den er von einem Freikorpsroman übernommen hatte. In der Rede selbst schlug Radek ein bewusst nationalistisches Vokabular an. So betont er ganz im Sinne der Völkischen die Einheit von Nation und Volk: „Die Sache des Volkes zur Sache der Nation gemacht, macht die Sache der Nation zur Sache des Volkes.“ [51] Darüber hinaus bedient sich Radek der Körpermetaphorik des revolutionären Nationalismus, wenn er vom deutschen Volk als „ein Glied in der Familie der um ihre Befreiung kämpfenden Völker“ spricht. [52] Auch die den deutschen Nationalisten gegenwärtige Herrschaft Napoleons erwähnt Radek. Dabei spielt er auf die anonyme Broschüre „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“ an, die nach der preußischen Niederlage in Jena und Auerstedt kursierte. Am deutlichsten aber spricht Radek die „Rechten“ mit rhetorischen Fragen an: „Gegen wen wollen die Deutschvölkischen kämpfen: gegen das Ententekapital oder das russische Volk? Mit wem wollen sie sich verbinden? Mit den russischen Arbeitern und Bauern zur gemeinsamen Abschüttelung des Joches des Ententekapitals, oder mit dem Ententekapital zur Versklavung des deutschen und russischen Volkes? [...] Sie [die Freikorpsleute, M.B.] müssen antworten: gegen wen, an wessen Seite?“ [53] Auch das Lob auf Schlageter diente dazu, die „Rechten“ anzusprechen. Mit der Exkulpierung Schlageters für seinen antibolschewistischen Kampf ging Radek noch einen Schritt weiter. Denn damit reichte Radek den Freikorpskämpfern die Hand zur Versöhnung. Die Verwendung der Schädlingsmetapher „Parasiten“ für die Profiteure der Inflation ist eindeutig dem „Hygiene-Diskurs“ der Rechten entnommen. [54]

Doch die Hauptadressaten sind nicht die „Rechten“, sondern die KPD. Radek verlässt trotz aller nationalistischen Worte seinen marxistischen Standpunkt nicht. Im Verständnis der Kommunisten mussten sich Nationalismus und proletarischer Internationalismus nicht notwendigerweise widersprechen. Bereits im Januar 1923 hatte sich Clara Zetkin in dieser Richtung geäußert und auf der Konferenz der Komintern im Juni hatte auch Radek diese Thesen wiederholt. [55] Auch an der Sprache lässt sich das nachvollziehen: Er bewegt sich weitgehend in einer kommunistischen Ideologiesprache. Begriffe wie "Proletariat", "Faschisten" oder "Kapital", die er häufig verwendet, sind für diese Sprache typisch. Der Klassenkampf dient ihm als Erklärung für die deutschen Probleme: Weil die deutsche Bourgeoisie die Arbeiter unterdrückt hält, können diese keinen erfolgreichen Widerstand gegen die Unterdrückung des deutschen Volkes durch den „ententistischen Imperialismus“ leisten. Auch die kommunistische These der Internationale des Kapitals findet sich bei Radek wieder, wenn er der deutschen Bourgeoisie vorwirft, sich mit der französischen zur „Versklavung des deutschen und russischen Volks“ zu verbinden. Im Schlussabschnitt bezieht Radek die KPD mit ein: „Dies hat die Kommunistische Partei Deutschlands, dies hat die Kommunistische Internationale an dem Grabe Schlageters zu sagen.“ Dann gibt er der KPD die Anweisung, zu den nationalistischen Massen zu gehen und um sie zu werben. Das folgende „Wir“ bezieht sich nur mehr auf die KPD, die Delegierten des Kongresses sind nicht mehr gemeint.

Der Schlussabschnitt ermöglicht eine nahe liegende Deutung der Rede: Sie sollte als Anleitung dienen für die KPD. In den Kontext des Komintern – Plenums gestellt heißt das: Das Referat Clara Zetkins war die theoretische Ausarbeitung des Problems, das sich den Kommunisten in Gestalt der „Rechten“ stellte. Diese hatten zu Beginn der 20er Jahre ihre ersten Erfolge erzielt. In Deutschland hatten sie durch die Ruhrbesetzung und die wirtschaftliche Not bereits größeren Zulauf aus den Mittelschichten. Wenn die Kommunistische Partei nicht Gefahr laufen wollte, politisch und auch physisch marginalisiert zu werden – Straßenschlachten zwischen „Faschisten“ und Kommunisten gehörten während der gesamten Weimarer Republik zum Bild – musste sie versuchen, unter den Mittelschichten Anhänger zu rekrutieren. Im Gegenteil benötigte die KPD dringend eine größere Anhängerschaft, wenn sie Aussicht auf eine erfolgreiche Revolution haben wollte. Dies war der Hintergrund der Forderung Zetkins. Radek arbeitete diesen Punkt besonders aus. Er lieferte den Kommunisten Argumente an die Hand, mit denen sie die Mittelschichten davon überzeugen sollten, zur KPD und nicht zu den Parteien der Deutschnationalen oder gar der NSDAP zu gehen. Insofern war die Rede Teil des antifaschistischen Kurses der Kommunisten. Gleichzeitig sollte sie aber auch Ansporn für die KPD sein, um die „Rechten“ zu werben. Die Botschaft lautete: Wenn der Sekretär des Exekutivkomitees so sprechen konnte, war der neue Kurs richtig. 

Idiomatisch bedient sich Radek der existentiellen Sprache und der Sprache der starken Worte. Sie wurden von beiden politischen Extremen gepflegt; [56] so war es möglich, dass sich sowohl Kommunisten als auch Nationalisten von der Rede angesprochen fühlten. Unter die Sprache der starken Worte fallen hier die Kampfes – und Kriegsmetaphern und die Sätze, in denen Radek vom Klassenkampf spricht. Zugleich sind das die am häufigsten verwendeten Bilder. Daseinsfragen berührt er immer dann, wenn er über den Kampf der Arbeiter gegen die Bourgeoisie und die französischen Besatzer spricht und den Kampf der Deutschen gegen die Entente. Hier überschneidet sich die Sprache der starken Worte mit der existentiellen Sprache.

In welcher Sprache hielt Radek die Rede? War es Russisch oder Deutsch? Eine Tonaufnahme der Rede existiert nicht. Das gedruckte Protokoll hilft bei der Beantwortung dieser Frage nicht weiter. Auch die Mikrofiche-Edition des Komintern-Archivs liefert keine Antwort, da die Seiten mit der Rede Radeks verloren sind. Gesichert ist nur, dass die Rede in mehreren Sprachen veröffentlicht wurde. Ebenso steht fest, dass Deutsch offizielle Sprache der Komintern war. Auch verstanden die meisten Delegierten mehrere Sprachen. [57] Auch der Kontext der Rede macht es wahrscheinlich, dass Radek auf deutsch sprach: Schließlich handelte es sich um ein deutsches Thema.

Hat Radek die Rede überarbeitet? Auch auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort, da – wie schon mehrfach festgestellt – die Seite mit der maschinenschriftlichen Originalmitschrift im Komintern-Archiv nicht überliefert ist. Da bei den anderen Beiträgen, die in diesem Archiv liegen, jedoch jeweils in der Kopfzeile der maschinenschriftlichen Abschriften „korrigiert“ vermerkt ist, lässt sich vermuten, dass die Redner die Möglichkeit erhielten, Änderungen an den Manuskripten vorzunehmen. Vor dem Hintergrund, dass die Adressaten ohnehin nicht mit dem gesprochenen Wort, sondern mit einem Text konfrontiert waren, erscheint diese Frage aber als sekundär.

4.4 Wirkungen und Folgen der Rede 

Die Delegierten des Komintern – Plenums reagierten verhalten. Im Protokoll ist lediglich „Allgemeiner Applaus“ vermerkt, kein Vergleich zu den euphorischen Reaktionen auf das Referat Clara Zetkins. [58] In der weiteren Diskussion ging auch niemand mehr auf den Beitrag ein. Lediglich Zetkin gibt in ihrem Schlusswort das Kompliment Radeks vom Anfang seiner Rede zurück. [59] Wie lässt sich das erklären? Zum einen war Deutschland nur ein Problem unter vielen, mit dem sich die Komintern zu beschäftigen hatte, wenn auch das mit Abstand wichtigste. [60] Zum anderen hatte Radeks Wort als Sekretär der Komintern besonderes Gewicht. Widerspruch war bereits 1923 kaum noch möglich.

Anders verliefen die Reaktionen in Deutschland. Der „Roten Fahne“, der Parteizeitung der KPD, diente Radeks „Wanderer ins Nichts“ am 26. Juni als Aufmacher. [61] Auf der Titelseite war die Rede in der Fassung zu lesen, wie sie uns auch heute überliefert ist. [62] Die Veröffentlichung löste ein Presseecho aus, das weit über die kommunistischen Blätter hinausreichte. Der sozialdemokratische „Vorwärts“ und die liberalen und bürgerlichen Printmedien brachten Karikaturen von Radek. Die „Schlageter-Rede“ wurde in den Kontext des Nationalkommunismus von 1919 und 1920 gestellt. Man sah bereits das Schreckgespenst eines Bündnisses der Kommunisten mit den „Rechten“ am Horizont auftauchen. [63]

Im Sommer kam es zu einer Diskussion zwischen den beiden Rechtsintellektuellen Arthur Moeller van den Bruck und Ernst Graf von Reventlow mit Karl Radek und dem deutschen Kommunisten Paul Frölich. [64] Radek hatte Reventlow in der „Schlageter-Rede“ namentlich genannt und so zu einer Erwiderung herausgefordert. So begann die Diskussion am 30. Juni, als der jungkonservative Intellektuelle Reventlow in der Zeitschrift „Reichswart“ eine Replik veröffentlichte. Die Antwort übernahm Paul Frölich, während Radek auf einen anderen Artikel reagierte: Moeller van den Bruck, wie Reventlow ein Jungkonservativer, hatte am 2. Juli in der einflussreichsten rechtsgerichteten Zeitschrift „Gewissen“ einen Aufsatz veröffentlicht, in dem er auf Radeks Rede ablehnend reagierte. Moeller sah den Kommunismus in der Defensive und warf Radek vor, unter den „Rechten“ Anhänger werben zu wollen. Auch sei Russland ein fragwürdiger Verbündeter. [65] Reventlow schrieb zwar, dass Kommunisten und die revolutionären Nationalisten beide den Kapitalismus ablehnten. Gleichzeitig warf er den Kommunisten jedoch vor, aus Moskau ferngesteuert zu werden, was ein Bündnis unmöglich mache. Da er außerdem den Kommunisten (zu Recht) vorhielt, die kommunistische Bewegung auf Kosten der völkischen stärken zu wollen, brachte die Diskussion für die Kommunisten kein greifbares Ergebnis. [66]

5. Umsetzung und Scheitern des „Schlageter-Kurses“

Im Juli 1923 kam es zu gemeinsamen Veranstaltungen zwischen der KPD und „rechten“ Gruppierungen, darunter auch der NSDAP. Neben Rednern der „Rechten“ sprachen Mitglieder der KPD-Zentrale. Sie setzten wie schon Radek die Forderung Clara Zetkins um, mit den Nationalen in einer Sprache zu reden, die „ihrer Einstellung entspricht“. Hermann Remmele und Ruth Fischer sollen sich auf gemeinsamen Versammlungen der KPD mit den Nationalsozialisten sogar antisemitisch geäußert haben. [67] Bei den Parteiorganisationen der „Rechten“ bestand kaum eine Neigung zur Zusammenarbeit: Man befürchtete, dass es der KPD nur darum ginge, die eigenen Mitglieder zum Kommunismus zu „bekehren“. [68]

Ein wichtiges Ziel der KPD war, unter den Angehörigen der Polizei und der Reichswehr Anhänger zu gewinnen. Zumeist dienten hier persönliche Kontakte von Kommunisten zu Soldaten und Polizisten als Anknüpfungspunkt. Doch schlugen diese Versuche von wenigen Ausnahmen abgesehen fehl. [69] Die Soldaten der Reichswehr und die Männer der Polizei wurden nach strengen Kriterien ausgewählt. Eine Neigung zum Kommunismus war sicherlich ein Hinderungsgrund für eine Einstellung. Im Gegenteil waren die meisten von ihnen Gegner der KPD. Entsprechend gering war die Resonanz der Werbung. Ähnlich erfolglos waren auch die Versuche, unter den Beamten Anhänger zu gewinnen. Obwohl auch sie unter der Inflation litten, neigten sie aufgrund ihrer konservativen Einstellung eher den „Rechten“ als dem Kommunismus zu.

Einen gewissen Erfolg konnte die KPD lediglich unter den liberalen Intellektuellen erzielen. Auch sie waren vielfach verarmt. Gleichzeitig brachten viele eine Bewunderung für die Sowjetunion mit. Noch im Oktober 1923 fanden Versammlungen statt, auf denen um die Intellektuellen geworben wurde. [70] Doch gelang es nur in Ausnahmefällen, sie zum Eintritt in die KPD zu bewegen. Über Sympathiebekundungen, die meist passiv blieben, reichten die Kontakte kaum hinaus. [71]

Was war schuld am Scheitern des nationalkommunistischen Kurses der KPD? Ein Grund war sicherlich das gerechtfertigte Misstrauen der Führer der „Rechten“, die befürchteten, dass die Kommunisten ihnen die Anhänger streitig zu machen versuchten. [72] Die hauptsächliche Ursache, die in der Literatur immer wieder genannt wird, sind aber die antikommunistischen Vorbehalte in den Mittelschichten, um die auch die Kommunisten wussten. Radek sagt in seiner Rede, dass der Einigung der Arbeiter mit den Mittelschichten „alte Vorurteile“ im Wege stünden. [73] Die Mittelschichten fürchteten die sozialistische Revolution. Keinesfalls wollten sie mit den Arbeitern gleichgesetzt werden. Die KPD war für sie deshalb keine mögliche Interessenvertretung. Schließlich leistete auch Radek selbst einen Beitrag zum Scheitern der von ihm inszenierten „Schlageter-Linie“. Am 13. Juli hielt er auf einer Konferenz der Kommunistischen Jugendinternationalen eine Rede, in der er den deutschen Verbündeten der Kommunisten für den Fall einer erfolgreichen sozialistischen Revolution das gleiche Schicksal zudachte wie den während der Oktoberrevolution mit den Bol’ševiki verbündeten Sozialrevolutionären. [74] Diese waren bald nach der Revolution ausgeschaltet worden und zählten mit zu den ersten Insassen des sowjetischen Straflagersystems. [75]

Ein weiterer Umstand trug zum Misserfolg des „Schlageter-Kurses“ bei: Bei den mittleren und unteren KPD-Funktionären stieß die Rede auf Unverständnis und Ablehnung. Bisher waren sie eher gewohnt, sich mit den „Rechten“ Straßen- und Saalschlachten zu liefern. Und jetzt sollten sie mit ihnen reden? [76] Vor allem das Verständnis, das Radek einem Mann wie Schlageter entgegenbrachte muss auf sie befremdlich gewirkt haben. Auch die exaltierte Sprechweise des Intellektuellen Radek mag dazu beigetragen haben, dass er nicht verstanden wurde. [77] Die Mehrzahl der KPD-Mitglieder waren Arbeiter, die in der Regel nur eine Volksschulbildung erhalten hatten.

6. Zusammenfassung und Ausblick 

Radeks Ziele wurden also nicht erreicht. Weder gelang es der KPD in der Folgezeit die eigenen Mitgliederzahlen signifikant und dauerhaft zu steigern, noch die „rechten“ Bewegungen zu schwächen. Die „Schlageter-Rede“ stellte nicht den Anfang, wohl aber den Höhepunkt der nationalkommunistischen Linie dar. Diese Ansprache war in zweifacher Hinsicht etwas unerhörtes und ungehörtes: Noch nie zuvor hatte ein kommunistischer Führer so unverhüllt um die „Rechten“ geworben. Und noch nie zuvor hatte es ein kommunistischer Führer gewagt, über einen antibolschewistischen Freikorpskämpfer derartiges zu sagen. Gleichzeitig war dieses Vorgehen aber aus kommunistischer Sicht zu rechtfertigen. Radek konnte sich dabei auf Lenin berufen, der auf dem Dritten Weltkongress der Komintern 1921 jede Methode für legitim erklärt hatte, die zur Gewinnung der Massen geeignet erschien. [78] Gleichzeitig waren die „Rechten“ in zweifacher Hinsicht die Gegner der Kommunisten: Einmal rein physisch, denn Kommunisten und die meisten der „rechten“ Bewegungen, insbesondere die Freikorps und Wehrverbände, waren im eigentlichen Sinn des Wortes Todfeinde. Zum zweiten konkurrierten die Kommunisten und die Parteien der „Rechten“ um Wähler. Beide Seiten waren antikapitalistisch orientiert und hatten Anhänger in denselben Milieus. Deshalb war jede Methode zu legitimieren, die die „Rechten“ zu schwächen versprach. Insofern zählt die „Schlageter-Rede“ zum „antifaschistischen Kampf“ in der Frühphase der Weimarer Republik.

Gleichzeitig diente sie aber auch dem Ziel, eine proletarische Revolution in Deutschland vorzubereiten. Ausschlaggebend bei der Auslösung der „Deutschen Oktoberrevolution“ waren die Einschätzungen der Komintern-Führung über den Erfolg der Einheitsfrontpolitik und der „Schlageter-Linie“. Man glaubte in Moskau, dass es gelungen sei, sowohl die Mehrzahl der Arbeiter als auch eine beträchtliche Anzahl von Kleinbauern und des Mittelstandes auf die Seite der Kommunisten gezogen zu haben. Auch Radek teilte diese Auffassung. Im kommunistischen Aufstand spielte er noch einmal eine entscheidende Rolle. Er war von der Komintern nach Deutschland entsandt worden. Vor Ort erkannte er schnell die Fehleinschätzungen, die in Moskau zur Festsetzung des Aufstandsbeginns auf den 9. November geführt hatten. Auf eigene Verantwortung ließ er die Revolution auf unbestimmte Zeit verschieben. [79]

Dass die Umsetzung des Schlageter-Kurses so wenig Erfolg hatte, ist einerseits auf innerkommunistische Vorbehalte, Unverständnis über die neue Linie und auch auf Radek selbst zurückzuführen, der es nicht verstand, den Kurs den mittleren und unteren Führern der KPD zu vermitteln. Diese unteren Chargen waren es aber, auf die sich die nationalkommunistische Politik stützen musste, wollte sie Aussicht auf Erfolg haben. Denn da die Führer der „Rechten“ nicht angesprochen waren und auch ablehnend auf Radeks Offerte reagierten, ging es darum, die Basis und die politisch noch Unentschlossenen im Mittelstand zur KPD herüberzuziehen. 

Das Ende des „Schlageter-Kurses“ kam mit dem Sturz Radeks. [80] Bereits im Januar wurde er aus dem Zentralkomitee der Russischen Kommunistischen Partei (Bol’ševiki) ausgeschlossen. Auf dem Fünften Weltkongress im Juni / Juli 1924 wurden die Anhänger Trockijs ausgeschaltet, Radek für das Scheitern des „Deutschen Oktober“ allein verantwortlich gemacht und als Sekretär des Exekutivkomitees abgesetzt. [81]

Eine Typisierung des „Wanderers ins Nichts“ ist nur schwer zu leisten. In der Forschung wurde sie als Grab- [82] oder Huldigungsrede [83] bezeichnet. Beides trifft den Kern nicht. Denn Radek ging es nicht darum, Schlageter zu würdigen. Eine passendere Bezeichnung wäre „Anwerbungsrede“. Denn das primäre Ziel war die Erweiterung der Mitgliederstärke der Kommunistischen Partei Deutschlands und die Werbung neuer Anhänger unter der deutschen „Rechten“.

7. Quellen und Literatur

7.1 Quellen 

An die Partei! In: Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, hg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Bd. VII: Februar 1919 – Dezember 1923, 2. Halbbd.: Januar 1922 – Dezember 1923, Berlin 1966, S. 315 – 324. Comintern Archive, 1917 – 1940. Series 2: Plenums ( Kom-2 ), Bd. 1, Leiden 1996 [Mikrofiche – Ausgabe]. 

Leo Schlageter, der Wanderer ins Nichts. Eine Rede des Genossen Karl Radek, gehalten in der Sitzung der Erweiterten Exekutive der Kommunistischen Internationale am 20. Juni 1923, in: Die Rote Fahne. Zentralorgan der Kommunistischen Partei Deutschlands (Sektion der Kommunistischen Internationale) vom 26. Juni 1923 [Mikrofilm-Ausgabe, nicht paginiert]. 

Moeller van den Bruck, Arthur: Der Wanderer ins Nichts, in: Karl Radek u.a. (Hg.): Schlageter. Eine Auseinandersetzung, Berlin 1923. 

„Nieder mit der Regierung der nationalen Schmach und des Volksverrats!“, in: Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 2. Aufl. 1964. 

Protokoll der Konferenz der Erweiterten Exekutive der Kommunistischen Internationale. Moskau 12.-23. Juni 1923, Hamburg 1923. 

Radek, Karl, Paul Frölich, Graf Ernst Reventlow und Arthur Moeller van den Bruck: Schlageter. Eine Auseinandersetzung, Berlin 1923. 

Radeks Schlageter-Rede (1923). Leo Schlageter, der Wanderer ins Nichts, in: Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 2. Aufl. 1964. 

Reventlow, Ernst Graf: Mit Radek? In: Karl Radek u.a. (Hg.): Schlageter. Eine Auseinandersetzung,  Berlin 1923.

Weber, Hermann (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 2. Aufl. 1964. 

Zetkin, Clara: Der Kampf gegen den Faszismus, in: Protokoll der Konferenz der Erweiterten Exekutive der Kommunistischen Internationale. Moskau 12.-23. Juni 1923, Hamburg 1923, S. 204 – 232. 

Zetkin (Schlußwort), in: Protokoll der Konferenz der Erweiterten Exekutive der Kommunistischen Internationale. Moskau 12.-23. Juni 1923, Hamburg 1923, S. 245 – 246. 

7.2 Literatur 

Angress, Werner T.: Die Kampfzeit der KPD. 1921 – 1923, Düsseldorf 1973. 

Dupeux, Louis: „Nationalbolschewismus in Deutschland 1919 – 1933. Kommunistische Strategie und konservative Dynamik, München 1985.

Fayet, Jean-François: Karl Radek (1885-1939). Biographie politique (L’Europe et les Europes, Vol. 4), Bern u.a. 2004.

Fischer, Conan: The German Communists and the Rise of Nazism, New York 1991. 

Goldbach, Marie-Luise: Karl Radek und die deutsch-sowjetischen Beziehungen 1918 – 1923 (= Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bd. 97), Bonn 1973. 

Grieswelle, Detlef: Heuristik für die Analyse politischer Rhetorik, in: Ders.: Rhetorik und Politik. Kulturwissenschaftliche Studien, München 1978. 

Hecker, Hans: Karl Radeks Werben um die deutsche Rechte: Die Sowjetunion und der „Ruhrkampf“, in: Gerd Krumeich und Joachim Schröder (Hg.): Der Schatten des Weltkriegs: Die Ruhrbesetzung 1923 (= Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens, Bd. 69), Essen 2004, S. 187 – 205. 

Hildermeier, Manfred: Geschichte der Sowjetunion 1917 – 1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates, München 1998. 

Kinner, Klaus: Der deutsche Kommunismus. Selbstverständnis und Realität, Band 1: Die Weimarer Zeit, Berlin 1999. 

Klein, Josef: Politische Rede, in: Gert Ueding (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Band 6, Tübingen 2003, Spalte 1465 – 1521. 

Kochanek, Hildegard: Radek, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 21, Berlin 2003, S. 89. 

Korbmacher, Christel: Albert Leo Schlageter – vom Freikorpskämpfer zum Märtyrer der Rechten, in: Praxis Geschichte 1992, H. 2, S. 53 – 55. 

Lerner, Warren: Karl Radek. The Last Internationalist, Stanford 1970. 

Luks, Leonid: Entstehung der kommunistischen Faschismustheorie. Die Auseinandersetzung der Komintern mit Faschismus und Nationalsozialismus 1921 – 1935 (= Studien zur Zeitgeschichte, Bd. 26), Stuttgart 1984 [zugl. Habil.-Schr. München 1981]. 

Mergel, Thomas: Parlamentarische Kultur in der Weimarer Republik. Politische Kommunikation, symbolische Politik und Öffentlichkeit im Reichstag (= Beiträge zu Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 135), Düsseldorf 2002. 

Müller, Michael G.: Komintern, in: Hans-Joachim Torke (Hg.): Historisches Lexikon der Sowjetunion, München 1993, S. 149 – 150. 

Nolte, Hans-Heinrich: Kleine Geschichte Rußlands, Stuttgart 2003. 

Post, Ken: Communists and National Socialists. The Foundation of a Century, 1914-39, London / New York 1997. 

Sauer, Bernhard: Vom „Mythos eines ewigen Soldatentums“. Der Feldzug deutscher Freikorps im Baltikum im Jahre 1919, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 43 (1995), S. 869 – 902. 

Sieferle, Rolf Peter: Die Konservative Revolution. Fünf biographische Skizzen. (Paul Lensch, Werner Sombart, Oswald Spengler, Ernst Jünger, Hans Freyer), Frankfurt a. M. 1995. 

Wehner, Markus: Karl Radek (1885-1939). Bibliographische Notizen, in: IWK 28 (1992), S. 395 – 406. 

Wenzel, Otto: Der geplante „Deutsche Oktober“ im Herbst 1923. Die Niederlage der kommunistischen Weltevolution in Deutschland – Vorgeschichte und Verlauf des von der Komintern geplanten Aufstandes, in: Zeitschrift des Forschungsverbundes SED – Staat 2001, H. 10, S. 3 – 36. 

Winkler, Heinrich August: Von der Revolution zur Stabilisierung. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1918 bis 1924, 2. Aufl. Berlin und Bonn 1985.

Ders.: Der Weg in die Katastrophe. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1930 bis 1933, Berlin und Bonn 1987. 

Wirsching, Andreas: Vom Weltkrieg zum Bürgerkrieg? Politischer Extremismus in Deutschland und Frankreich 1918-1933/39. Berlin und Paris im Vergleich (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Bd. 40), München 1999. 

Anmerkungen

  • [1]

     Christel Korbmacher: Albert Leo Schlageter – vom Freikorpskämpfer zum Märtyrer der Rechten, in: Praxis Geschichte 1992, H. 2, S. 53 – 55, hier S. 54 / 55.

  • [2]

     Radeks Schlageter-Rede (1923). Leo Schlageter, der Wanderer ins Nichts, in: Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 2. Aufl. 1964, S. 142 – 147, hier S. 143.

  • [3]

     Rolf Peter Sieferle: Die Konservative Revolution. Fünf biographische Skizzen. (Paul Lensch, Werner Sombart, Oswald Spengler, Ernst Jünger, Hans Freyer), Frankfurt a. M. 1995, S. 7 – 43.

  • [4]

     Louis Dupeux: „Nationalbolschewismus in Deutschland 1919 – 1933. Kommunistische Strategie und konservative Dynamik, München 1985, S. 9 – 12.

  • [5]

     Leo Schlageter, der Wanderer ins Nichts. Eine Rede des Genossen Karl Radek, gehalten in der Sitzung der Erweiterten Exekutive der Kommunistischen Internationale am 20. Juni 1923, in: Die Rote Fahne. Zentralorgan der Kommunistischen Partei Deutschlands (Sektion der Kommunistischen Internationale) vom 26. Juni 1923 [Mikrofilm-Ausgabe, nicht paginiert].

  • [6]

     Protokoll der Konferenz der Erweiterten Exekutive der Kommunistischen Internationale. Moskau 12.-23. Juni 1923, Hamburg 1923.

  • [7]

     Karl Radek, Paul Frölich, Graf Ernst Reventlow und Arthur Moeller van den Bruck: Schlageter. Eine Auseinandersetzung, Berlin 1923.

  • [8]

     Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 2. Aufl. 1964.

  • [9]

     Comintern Archive, 1917 – 1940. Series 2: Plenums ( Kom-2 ), Bd. 1, Leiden 1996 [Mikrofiche – Ausgabe].

  • [10]

     Ebd., Fiche Nr. 166, nicht paginiert; der Name der Zeitung ist nicht vollständig lesbar und ließ sich auch nicht ermitteln; ebenso fehlt das Datum der Ausgabe.

  • [11]

     Vgl. hierzu Heinrich August Winkler: Der Weg in die Katastrophe. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1930 bis 1933, Berlin und Bonn 1987, S. 765 – 773.

  • [12]

     So beispielsweise bei Dupeux: „Nationalbolschewismus“, S. 188.

  • [13]

     So in erster Linie Conan Fischer: The German Communists and the Rise of Nazism, New York 1991, bes. S. xii, 17, 46. Im Anschluss an Fischer vertritt Ken Post: Communists and National Socialists. The Foundation of a Century, 1914-39, London / New York 1997, S. 119 die Auffassung, dass Radek ein zeitlich befristetes Bündnis mit den Führern der „Rechten“ im Sinn gehabt habe.

  • [14]

     Josef Klein: Politische Rede, in: Gert Ueding (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Band 6, Tübingen 2003, Spalte 1465 – 1521, hier Spalte 1468 / 69.

  • [15]

     Mergel unterscheidet zwischen der „Sprache der Exekutive“, der „Sprache des Staatsmanns“, der „Sprache der Moral“ und „existentiellen Sprachen“.

  • [16]

     Thomas Mergel: Parlamentarische Kultur in der Weimarer Republik. Politische Kommunikation, symbolische Politik und Öffentlichkeit im Reichstag (= Beiträge zu Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 135), Düsseldorf 2002, S. 280 – 84, 289 - 94.

  • [17]

     Detlef Grieswelle: Heuristik für die Analyse politischer Rhetorik, in: Ders.: Rhetorik und Politik. Kulturwissenschaftliche Studien, München 1978, S. 22 – 72, hier S. 27.

  • [18]

     Manfred Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion 1917 – 1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates, München 1998, S. 359.

  • [19]

     Hildegard Kochanek: Radek, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 21, Berlin 2003, S. 89; Markus Wehner: Karl Radek (1885-1939). Bibliographische Notizen, in: IWK 28 (1992), S. 395 – 406, hier S. 395 – 97.

  • [20]

     Michael G. Müller: Komintern, in: Hans-Joachim Torke (Hg.): Historisches Lexikon der Sowjetunion, München 1993, S. 149 – 150; Hans Hecker: Karl Radeks Werben um die deutsche Rechte: Die Sowjetunion und der „Ruhrkampf“, in: Gerd Krumeich und Joachim Schröder (Hg.): Der Schatten des Weltkriegs: Die Ruhrbesetzung 1923 (= Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens, Bd. 69), Essen 2004, S. 187 – 205, S. 193.

  • [21]

     Otto Wenzel: Der geplante „Deutsche Oktober“ im Herbst 1923. Die Niederlage der kommunistischen Weltevolution in Deutschland – Vorgeschichte und Verlauf des von der Komintern geplanten Aufstandes, in: Zeitschrift des Forschungsverbundes SED – Staat 2001, H. 10, S. 3 – 36, hier S. 27.

  • [22]

     Hildermeier: Geschichte, S. 359.

  • [23]

     Leonid Luks: Entstehung der kommunistischen Faschismustheorie. Die Auseinandersetzung der Komintern mit Faschismus und Nationalsozialismus 1921 – 1935 (= Studien zur Zeitgeschichte, Bd. 26), Stuttgart 1984 [zugl. Habil.-Schr. München 1981], S. 60.

  • [24]

     Werner T. Angress: Die Kampfzeit der KPD. 1921 – 1923, Düsseldorf 1973, S. 348 / 49; Marie-Luise Goldbach: Karl Radek und die deutsch-sowjetischen Beziehungen 1918 – 1923 (= Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bd. 97), Bonn 1973, S. 117 / 18; Hecker: Radeks Werben, S. 194 / 95; Luks: Entstehung, S. 63; Heinrich-August Winkler: Von der Revolution zur Stabilisierung. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1918 bis 1924, 2. Aufl. Berlin und Bonn 1985, S. 565, 578 – 80.

  • [25]

     Angress: Kampfzeit, S. 348 / 49.

  • [26]

     Winkler: Revolution, S. 508 / 09, 579.

  • [27]

     Zum Kampf um die Nachfolge Lenins vgl. Hildermeier: Geschichte, S. 162 – 193.

  • [28]

     Hecker: Radeks Werben, S. 201, 203 / 04; Bis zum Scheitern des „Deutschen Oktober“ planten die russischen Revolutionsführer, Berlin anstelle von Moskau zum Sitz der Regierung der Diktatur des Proletariats zu machen. Erst nach 1923 wurde diese Vision fallengelassen (Wenzel: „Deutscher Oktober“, S. 35). Außerdem bestand eine emotionale Bindung der Kommunisten an Deutschland: Marx und Engels waren in Deutschland geboren worden, ihre Werke waren in deutsch erschienen. Die Industriemacht Deutschland fungierte außerdem als Vorbild für Russland (Luks: Entstehung, S. 57).

  • [29]

     Winkler: Revolution, S. 564 / 65.

  • [30]

     Dupeux: „Nationalbolschewismus“, S. 179.

  • [31]

     Fischer: German Communists, S. 42.

  • [32]

     Wenzel: „Deutscher Oktober“, S. 9 / 10.

  • [33]

     Leonid Luks dagegen ist der Ansicht, dass der nationalkommunistische Kurs bereits am 15. Februar mit einem Artikel in der „Internationale“, dem Organ der Komintern, eingeleitet und mit dem Artikel des KPD-Führers Thalheimer in der gleichen Zeitung vom 18. April fortgesetzt worden sei (Luks: Entstehung, S. 61). Im Gegensatz zu Luks kommt Winkler zu dem Ergebnis, dass Thalheimer in diesem Artikel der deutschen Bourgeoisie eine revolutionäre Rolle im Kampf gegen die französische zubillige. Mit dem Aufruf vom 17. Mai sei diese Linie korrigiert worden, da die Kommunisten eine Kapitulation der deutschen Bourgeoisie (also der Regierung Cuno) vor Frankreich befürchteten (Winkler: Revolution, S. 564, 578).

  • [34]

     An die Partei! In: Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, hg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Bd. VII: Februar 1919 – Dezember 1923, 2. Halbbd.: Januar 1922 – Dezember 1923, Berlin 1966, S. 315 – 324, hier S. 322.

  • [35]

     Ebd.

  • [36]

     Warren Lerner: Karl Radek. The Last Internationalist, Stanford 1970, S. 119; Winkler: Revolution, S. 579.

  • [37]

     „Nieder mit der Regierung der nationalen Schmach und des Volksverrats!“, in: Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 2. Aufl. 1964, S. 140 - 42.

  • [38]

     Clara Zetkin: Der Kampf gegen den Faszismus, in: Protokoll der Konferenz der Erweiterten Exekutive der Kommunistischen Internationale. Moskau 12.-23. Juni 1923, Hamburg 1923, S. 204 – 232, hier S. 205 - 09.

  • [39]

     Ebd., S. 228; Zetkins Referat war der Haupttagesordnungspunkt der 12. Sitzung der Konferenz am 20. Juni. Am Schluss ihrer Rede vermerkt das Protokoll: „Stürmischer, langanhaltender Beifall. Die Versammlung erhebt sich und singt die ‚International’“ (ebd., S.232). Die Sitzung endete um 5.15 Uhr des 21. Juni. Die Sprache, in der Zetkin redete ist nicht überliefert. Ihre Rede wurde mehrfach abgedruckt, darunter auch im „Protokoll der Konferenz der Erweiterten Exekutive der Kommunistischen Internationale. Moskau 12.-23. Juni 1923“, das im Verlag Carl Hoym Nachfolger Louis Cahnbley im gleichen Jahr erschien.

  • [40]

     Ebd., S. 231.

  • [41]

     Radeks Schlageter-Rede (1923). Leo Schlageter, der Wanderer ins Nichts, in: Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 2. Aufl. 1964, S. 142 – 147, hier S. 142 / 43.

  • [42]

     Ebd., S. 143.

  • [43]

     Zu den Freikorpskämpfen im Baltikum vgl. den Aufsatz von Bernhard Sauer: Vom „Mythos eines ewigen Soldatentums“. Der Feldzug deutscher Freikorps im Baltikum im Jahre 1919, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 43 (1995), S. 869 – 902.

  • [44]

     Radeks Schlageter-Rede (1923). Leo Schlageter, der Wanderer ins Nichts, in: Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 2. Aufl. 1964, S. 142 – 147, hier S. 145.

  • [45]

     Ebd., S. 146.

  • [46]

     Ebd.

  • [47]

     Ebd.

  • [48]

     Der Begriff Motivationstopos ist meines Erachtens von Klein wenig glücklich gewählt. Zwar entsteht aus einer Bewertung häufig eine Motivation für ein bestimmtes Handeln oder Nichthandeln, doch wird das nicht im Motivationstopos ausgedrückt. Besser wäre daher die Bezeichnung Wertungstopos.

  • [49]

     So beginnt Radek seine Rede mit einem die Delegierten einschließenden „Wir“. Bei der Schilderung von Schlageters Werdegang fragt er seine Zuhörer: „Wißt ihr, was das bedeutet?“ (Radeks Schlageter-Rede (1923). Leo Schlageter, der Wanderer ins Nichts, in: Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 2. Aufl. 1964, S. 142 – 147, hier S. 144).

  • [50]

     Clara Zetkin: Der Kampf gegen den Faszismus, in: Protokoll der Konferenz der Erweiterten Exekutive der Kommunistischen Internationale. Moskau 12.-23. Juni 1923, Hamburg 1923, S. 204 – 232, hier S. 231.

  • [51]

     Radeks Schlageter-Rede (1923). Leo Schlageter, der Wanderer ins Nichts, in: Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 2. Aufl. 1964, S. 142 – 147, hier S. 146.

  • [52]

     Ebd., S. 147; der revolutionäre Nationalismus sah Deutschland als Kolonie der Entente an. In dieser Vorstellungswelt stand es an der Spitze des Kampfes der kolonialisierten Völker gegen die Unterdrückung der Entente (Sieferle: Konservative Revolution, S. 33 / 34).

  • [53]

     Radeks Schlageter-Rede (1923). Leo Schlageter, der Wanderer ins Nichts, in: Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 2. Aufl. 1964, S. 142 – 147, hier S. 144.

  • [54]

     Ebd., S. 145.

  • [55]

     Angress: Kampfzeit, S. 366; Klaus Kinner: Der deutsche Kommunismus. Selbstverständnis und Realität, Band 1: Die Weimarer Zeit, Berlin 1999, S. 51.

  • [56]

     Mergel: Parlamentarische Kultur, S. 282 - 84, 289 - 92.

  • [57]

     Für diese Hinweise danke ich Herrn Prof. Alexandr Vatlin von der Lomonossow – Universität (Alexandr Vatlin (18. Mai 2006). Karl Radeks Schlageterrede [Persönliche E-Mail]) und Herrn Dr. Jürgen Zarusky vom Institut für Zeitgeschichte (Prof. Dr. Hans Günter Hockerts (2. Mai 2006). Russisch oder deutsch? [Weitergeleitete E-Mail v. Jürgen Zarusky]).

  • [58]

     Radeks Schlageter-Rede (1923). Leo Schlageter, der Wanderer ins Nichts, in: Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 2. Aufl. 1964, S. 142 – 147, hier S. 147.

  • [59]

     „Die feinen und tiefen Worte Radeks haben mein altes Kämpfergemüt tief erschüttert. Sie kennzeichnen die Situation und unsere Aufgabe.“ (Zetkin (Schlußwort), in: Protokoll der Konferenz der Erweiterten Exekutive der Kommunistischen Internationale. Moskau 12.-23. Juni 1923, Hamburg 1923, S. 245 – 246, hier S. 245).

  • [60]

     Hecker: Radeks Werben, S. 189 / 90.

  • [61]

     Interessanterweise wird hier als Datum, an dem die Rede gehalten wurde, der 20. Juni angegeben (Leo Schlageter, der Wanderer ins Nichts. Eine Rede des Genossen Karl Radek, gehalten in der Sitzung der Erweiterten Exekutive der Kommunistischen Internationale am 20. Juni 1923, in: Die Rote Fahne. Zentralorgan der Kommunistischen Partei Deutschlands (Sektion der Kommunistischen Internationale) vom 26. Juni 1923 [Mikrofilm-Ausgabe, nicht paginiert]). Dieser Fehler wurde dann von Hermann Weber in seine Quellenedition „Der deutsche Kommunismus“ übernommen (Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 2. Aufl. 1964), während in den überlieferten gedruckten Protokollen der Konferenz der 21. Juni genannt wird (Protokoll der Konferenz der Erweiterten Exekutive der Kommunistischen Internationale. Moskau 12.-23. Juni 1923, Hamburg 1923, S. 232).

  • [62]

     Leo Schlageter, der Wanderer ins Nichts. Eine Rede des Genossen Karl Radek, gehalten in der Sitzung der Erweiterten Exekutive der Kommunistischen Internationale am 20. Juni 1923, in: Die Rote Fahne. Zentralorgan der Kommunistischen Partei Deutschlands (Sektion der Kommunistischen Internationale) vom 26. Juni 1923 [Mikrofilm-Ausgabe, nicht paginiert].

  • [63]

     Jean-François Fayet: Karl Radek (1885-1939). Biographie politique (L’Europe et les Europes, Vol. 4), Bern u.a. 2004, S. 452; im Kalten Krieg wurde dieses Motiv von westlicher Seite wieder aufgegriffen (ebd.).

  • [64]

     Die Diskussionsbeiträge sind in dem Sammelband von Karl Radek, Paul Frölich, Graf Ernst Reventlow und Arthur Moeller van den Bruck: Schlageter. Eine Auseinandersetzung, Berlin 1923 zusammengestellt.

  • [65]

     Arthur Moeller van den Bruck: Der Wanderer ins Nichts, in: Karl Radek u.a. (Hg.): Schlageter. Eine Auseinandersetzung, Berlin 1923, S. 9 – 12.

  • [66]

     Ernst Graf Reventlow: Mit Radek? In: Karl Radek u.a. (Hg.): Schlageter. Eine Auseinandersetzung,  Berlin 1923, S. 16 – 19.

  • [67]

     Insbesondere bei Ruth Fischer, die selbst jüdischer Abstammung war, erscheint dieser Vorgang geradezu unglaublich. Jedoch dementierte sie einen entsprechenden Bericht des sozialdemokratischen „Vorwärts“ erst mit über zwanzigjähriger Verspätung in ihrem Buch „Stalin and the German Communism“, was in der Forschung dazu führte, den Bericht des „Vorwärts“ für richtig zu halten (so z.B. Winkler: Revolution, S. 583).

  • [68]

     Dupeux: „Nationalbolschewismus“, S. 200.

  • [69]

     Am bekanntesten ist der Fall Hans von Hentig (Ebd., S. 201 – 03).

  • [70]

     Wenzel: „Deutscher Oktober“, S. 11.

  • [71]

     Angress: Kampfzeit, S. 379 / 80; Wenzel dagegen berichtet von kommunistischen Zellen in mehreren Berufs- und Interessenverbänden, die im November zu einem „Roten Kartell“ vereinigt wurden (Wenzel, „Deutscher Oktober“, S. 11).

  • [72]

     Dupeux: „Nationalbolschewismus“, S. 194 / 95.

  • [73]

     Radeks Schlageter-Rede (1923). Leo Schlageter, der Wanderer ins Nichts, in: Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 2. Aufl. 1964, S. 142 – 147, hier S. 146.

  • [74]

     Hecker: Radeks Werben, S. 203.

  • [75]

     Hans-Heinrich Nolte: Kleine Geschichte Rußlands, Stuttgart 2003, S. 173 / 74.

  • [76]

     Andreas Wirsching: Vom Weltkrieg zum Bürgerkrieg? Politischer Extremismus in Deutschland und Frankreich 1918-1933/39. Berlin und Paris im Vergleich (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Bd. 40), München 1999, S. 531.

  • [77]

     So zum Beispiel, wenn Radek von „den Leuten und Parteien, deren Gesicht wie ein Medusengesicht auf die anderen Völker wirkt“ sprach (Radeks Schlageter-Rede (1923). Leo Schlageter, der Wanderer ins Nichts, in: Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 2. Aufl. 1964, S. 142 – 147, hier S. 146).

  • [78]

     Hecker: Radeks Werben, S. 199.

  • [79]

     Wenzel: „Deutscher Oktober“, S. 17, 30.

  • [80]

     Fischer: German Communists, S. 68.

  • [81]

     Hildermeier: Sowjetunion, S. 363; Wehner: Radek, S. 396.

  • [82]

     Hecker: Radeks Werben, S. 187.

  • [83]

     So beispielsweise Luks: Entstehung, S. 63.

Empfohlene Zitierweise

Becker, Maximilian: „Der Wanderer ins Nichts“. Karl Radeks „Schlageter-Rede“. aventinus nova Nr. 49 [31.08.2014], in: aventinus, URL: http://www.aventinus-online.de/no_cache/persistent/artikel/9873/

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Erstellt: 01.09.2014

Zuletzt geändert: 01.09.2014

ISSN 2194-1963