Reformation und Glaubenskriege (1517-1648)

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aventinus nova Nr. 2 (Winter 2005) 

Schnupp, Stefan 

Der Regensburger Kurfürstentag 1630 

Der Kaiser auf dem Höhepunkt seiner Macht? 

Zusammen mit dem Kaiser trafen sich im Jahr 1630 die katholischen Kurfürsten und die Gesandten der protestantischen Kurfürsten. [1] Daneben kamen auch Vertreter anderer Reichsstände und auswärtige Gesandte, von denen besonders die Gesandten aus Frankreich, Charles Brulart de Léon und Père Joseph, zu erwähnen sind. Der Kaiser wollte auf diesem Kurfürstentag verschiedene Probleme der aktuellen Politik mit den Kurfürsten beraten. Seine langjährigen politischen Erfolge sollten, jetzt auf dem Höhepunkt der Macht, mit der Wahl seines Sohnes zu seinem Nachfolger gekrönt werden. Er erreichte bis Ende des Kurfürstentages weder die Königswahl noch seine anderen politischen Ziele. So stellt sich nun die Frage, ob der Kaiser wirklich auf dem Zenit seiner Macht war oder ob er diesen nicht bereits überschritten hatte.

Der Kurfürstentag [2] begann am 3. Juli mit Verlesung der kaiserlichen Proposition, die einen Hinweis auf das Selbstbewusstsein des Kaisers gab. Aus ihr "schien das Bewusstsein zu sprechen, daß der Kaiser die Kräfte des Reiches dahin lenken könne, wohin es ihm gefalle." [3] Es sollte nun über einen Universalfrieden, das Verhalten gegenüber den geächteten Pfälzer Kurfürsten, den Krieg gegen Holland und den möglichen Schwedeneinfall, sowie über den Mantuakrieg und das Heerwesen gesprochen werden. [4]

Da man sich beim Vorgehen gegenüber dem Pfälzer Kurfürsten einig war und ein Universalfrieden derzeit nicht möglich schien, zielte die Proposition auf eine Unterstützung des Kaisers durch die Kurfürsten und die katholische Liga ab. [5]

Die Königswahl seines Sohnes Ferdinand, dem König von Ungarn, stand überhaupt nicht auf der Tagesordnung [6], obwohl der Kaisersohn gerade deswegen ebenfalls angereist war. Aber die Wahl war bei allen Überlegungen des Kaisers und seinen Räten mit im Spiel, wie sich später noch herausstellen wird. Schließlich war es das seit dem Kurfürstentag von Mühlhausen betriebene Ziel Ferdinands [7]. Aber gerade dadurch, dass die Königswahl bei allen Überlegungen mit einfloss, wurde Ferdinand geschwächt.

Als erstes beschlossen die Kurfürsten die Absetzung Wallensteins zu betreiben. [8] Damit hatten weder der Kaiser noch seine Räte gerechnet. Der bayerische Kurfürst forderte:

„Die Armee braucht ein Haupt, so in dem reich angesessen und mitglied des reichs".“ [9]

Schon früher hatten sich die Kurfürsten über den einflussreichen General und seine Methoden beklagt, doch der Kaiser war diesen Beschwerden immer ausgewichen oder hatte sie ignoriert. [10] Nun aber waren die Kurfürsten in der Hoffnung nach Regensburg gekommen, dass sie mit ihren Klagen über Wallenstein etwas an den Zuständen ändern würden. Obwohl einige Klageschriften sehr ernste Anschuldigungen gegen den General des kaiserlichen Heers erhoben [11], wollte der Kaiser an der Person Wallensteins nicht rütteln. Er antwortete erst ausweichend und glaubte nicht, dass die Kurfürsten auf ihrer Forderung beharren würden. Auch darin täuschte er sich. Die Kurfürsten erschienen am 30. Juli persönlich zur Audienz und bekräftigten dort ihre Forderungen abermals. [12] Nun begriff der Kaiser, dass sie es ernst meinten. Er saß in einer Zwickmühle, denn er wollte Wallenstein, der ihm erst zu seiner Machtposition verholfen hatte, nicht entlassen. Aber für die Königswahl seines Sohnes und für die Kriegshilfe brauchte er die Kurfürsten. Es war schlicht und einfach Erpressung, was die Kurfürsten betrieben. In diesem Augenblick wurde dem Kaiser bewusst, dass seine Machtposition doch nicht so stark war, wie er glaubte.

Der Kaiser leitete die Forderung an seine Räte weiter und bat um Rat. Sie rieten dem Kaiser schließlich, Wallenstein fallen zu lassen, was auch noch durch den kaiserlichen Beichtvater Lamormaini [13] und Ferdinands gleichnamigen Sohn, dem König von Ungarn [14], unterstützt wurde. Schließlich konnte der Kaiser überzeugt werden und teilte den Kurfürsten am 13. August seinen Beschluss mit, "bei der kayserlichen armaden sonderlich die direction zu ändern." [15]

Damit sollten die Kurfürsten befriedigt und nun die Königswahl betrieben werden. Aber gerade dies wollten die Kurfürsten jetzt am aller wenigsten. Kretschmann stellt hierbei ganz richtig fest, dass Wallensteins Entlassung "ein Damenopfer ohne Zwang" [16] gewesen sei. Die Räte empfahlen die Ablösung unter der Vermutung, dass die Kurfürsten somit der Wahl seines Sohnes zum römischen König zustimmen würden, aber dem war nicht so. Denn die Königswahl ließ sich damit nicht erreichen, aber die Macht des Kaisers nahm dadurch beträchtlich Schaden. Die Kurfürsten hofften, damit die Gefahr einer Monarchia gebannt und die fürstliche Libertät gestärkt zu haben. Der Kaiser konnte sich dem offenen Protest gegen Wallenstein nicht widersetzen.

Nach der Entlassung Wallensteins  wollte der Kaiser von den Kurfürsten einen Nachfolgekandidaten wissen. Am nächsten Tag schlugen die Kurfürsten von Trier und Köln, Maximilian von Bayern vor. [17] Über diese mögliche Kandidatur Maximilians wurde sodann von den kaiserlichen Räten ein Gutachten [18] erstellt, in dem Überlegungen angestellt wurden, womit die Macht Maximilians einzuschränken sei und dem Kaiser einen Vorteil zu verschaffen. Besonders wichtig war der Vorschlag, das kaiserliche Heer und das Ligaheer zu vereinigen und dem Kaiser das Recht, alle Befehlshaber zu ernennen, zuzugestehen.

Dieses Gutachten zeigt, dass die kaiserlichen Räte beabsichtigten, das Blatt noch einmal zu wenden und Ferdinand in eine bessere Position zu bringen. Wäre Maximilian von Bayern, auf diese Forderungen eingegangen, wäre der Verlust Wallensteins für den Kaiser bei weitem nicht so bedeutsam gewesen. Die kaiserliche Macht wäre noch einmal gesteigert worden. Er hätte eine Armee, die nur nach seinen Wünschen agieren würde, da er alle Befehlshaber ernennen könnte. Außerdem würde sie durch die Reichsstände finanziert werden. 

Den geistlichen Kurfürsten erschien Maximilian von Bayern als der richtige Mann für den Posten. Er würde die kaiserliche Machtpolitik schon in ihre Schranken verweisen und dafür sorgen, dass die Schweden vertrieben werden. Die Liga tagte Anfang September auch in Regensburg und nach ihren Beschlüssen sollte Maximilian beide Heere getrennt leiten. [19] Dabei forderte er für sich die gleichen Rechte, wie sie Wallenstein vorher besessen hatte. Dies wiederum widersprach den Bedingungen, die das kaiserliche Gutachten nannte, denn Maximilian  sollte nur ein gemeinsames Heer leiten mit deutlich eingeschränkten Rechten. Der Kaiser wollte die Forderungen des bayerischen Kurfürsten nicht akzeptieren und so waren die Positionen festgefahren. [20] Ende September lenkte Maximilian schließlich ein. Er hatte wohl erkannt, dass die Kandidatur die ganzen Streitereien nicht wert war. Die Schweden standen schon im Reich und bei der Durchführung des Restitutionsediktes hätte er wohl militärische Gewalt anwenden müssen, wobei sein Ansehen nur Schaden genommen hätte. [21]

Die bayerischen Räte konnten schließlich mit den kaiserlichen Räten einen Kompromiss aushandeln, der scheinbar alle Beteiligten zufrieden stellen soll [22]. So blieben beide Heere getrennt von einander bestehen. Erst wenn sich die Lage im Reich beruhigt habe und Frieden geschlossen werde, sollten sie aufgelöst werden. Um die beiden Heere besser miteinander zu koordinieren, sollten sich Vertreter der Liga mit den Vertretern des Kaisers treffen und die Lage besprechen. Als Nachfolger Wallensteins wurde Tilly bestellt. Nun leitete der General beide Heere, die sonst getrennt blieben. Als letztes musste der Kaiser noch den Kurfürsten versprechen, keine neuen auswärtigen Kriege mehr ohne ihre Zustimmung zu führen. [23] In diesem Streit konnte sich Ferdinand abermals nicht durchsetzen und so verflossen abermals die Träume von der Macht, wie er sie besessen hätte, wenn alles so eingetreten wäre, wie es im Gutachten beschrieben wurde. Durch den Kompromiss wiegte Wallensteins Entlassung schwerer, da Tilly als Ligageneral mehr auf die Kurfürsten hörte. All dies zeigt nur wieder einmal, wie wenig Macht der Kaiser doch tatsächlich noch besaß. Die Kurfürsten konnten ihm abermals die kalte Schulter zeigen.

Zur gleichen Zeit verhandelte man schon über einen möglichen Frieden in Mantua. Die Position der kaiserlich-spanischen Kriegspartei im Mantuakrieg, der zwischen Habsburg und Frankreich um die Vormacht in Italien ausgetragen wurde, war ziemlich Erfolg versprechend.  Am 18. Juli, also knapp einen Monat vor Beginn der Friedensverhandlungen in Regensburg, konnte die Stadt Mantua erobert werden, nachdem die venezianischen Streitkräfte zurückgeschlagen werden konnten. Die Franzosen dagegen hatten viel Zeit mit der Sicherung von Befestigungen verschwendet. Zu allem Unglück brach dann auch die Pest über sie herein. [24] So war Richelieu in der deutlich schwächeren Position "und alles deutete auf einen raschen und vollständigen Sieg über die Franzosen." [25]

Zwei Jahre zuvor hatte der Streit um die Erbfolge in den Herzogtümern Mantua und Montferrat [26] nach dem Aussterben des Hauses Gonzaga begonnen. Der nächste Anwärter auf die Herzogtümer war Karl von Nevers, der bei seinen Hoffnungen auf das Erbe von Frankreich unterstützt wurde, ging es doch um Einflussgebiete in Italien. Doch gerade dies wollte Spanien nicht dulden und präsentierte einen eigenen Kandidaten für die Herzogtümer. Da nun Mantua und Montferrat altes Reichslehen waren, also Gebiete die nominell noch dem Kaiser unterstanden, ersuchte Nevers Ferdinand, ihn damit zu belehnen. [27] Doch der Kaiser dachte gar nicht daran. Er verhängte über ein kaiserliches Sequester über das Lehen. Ab 1629 wurde der Streit auf dem Schlachtfeld ausgetragen. [28] Dabei blieb der Kaiser nicht mal dem Schein nach unparteiisch, sondern griff direkt an der Seite Spaniens in die Kriegshandlungen ein. Es war eine reine Machtpolitik zugunsten des Hauses Habsburg. Ein Grund warum die Kurfürsten eine Unterstützung des Kaisers durch das Reich ablehnten. Selbst Wallenstein war von diesem unnötigen Feldzug nicht gerade begeistert gewesen, was unter anderem zu seiner Absetzung beigetragen hat.

Richelieu war bei dieser Ausgangslage zum Handeln gezwungen. Der französische Staatsmann wollte natürlich die günstigsten Bedingungen für Frankreich herausschlagen, aber "the emperor was in a strong bargaining position". [29] Eigentlich hätte der Kaiser abwarten können, bis die französischen Truppen besiegt worden wären, aber auf Druck der Kurfürsten musste er mit den französischen Gesandten, allen voran Père Joseph, über einen Frieden verhandeln. [30]

Die Gesandten [31] stellten dabei ihre Forderungen: Karl von Nevers als rechtmäßigen Erben in Mantua und Montferrat anzuerkennen und ihn zu belehnen. Die anderen Anwärter sollten nur geringe Entschädigungszahlungen erhalten. Diese Forderungen hätte Frankreich bei seiner damaligen Position gar nicht stellen dürfen, da es mehr oder minder den Sieg Frankreichs bedeutete. Doch der Kaiser signalisierte seine Zustimmung, unter der Bedingung, dass Frankreich sich zu einem Universalfrieden mit dem Reich verpflichte. Also aufhörte gegen das Reich direkt oder, durch Unterstützung der Feinde des Reiches, indirekt Krieg zu fuhren. Dies war eine sehr weit reichende Forderung, die den Kaiser an mehreren Fronten gleichzeitig entlastet hätte. So wäre der Krieg in Italien beendet worden und die Schweden hätten auf französische Subsidien verzichten müssen. Es wäre ein deutlicher Sieg des Kaisers gewesen. Doch die Kurfürsten rieten dem Kaiser, nicht darauf zu beharren, da sie so den Frieden gefährdet sahen. Selbst die römische Kurie nahm die Universalfriedensklausel nur stillschweigend hin und unterstützte ihn nicht weiter dabei, obwohl diese Frankreichs Bündnisse mit den Protestanten zerstört hätte. [32] Zu allem Überfluss besaßen die Gesandten gar nicht die nötigen Vollmachten für diese Klausel. Aber Joseph verhandelte trotzdem weiter, in dem er dem Kaiser mitteilte, dass der König den Frieden schon unterzeichne, wenn er ausgehandelt sei. So konnte am 13. Oktober der Friede von Regensburg geschlossen werden. In ihm waren neben den ausgehandelten Bestimmungen auch ein Waffenstillstand geschlossen worden. Doch Kardinal Richelieu überredete den französischen König, den Frieden nicht zu unterzeichnen. So begann der Krieg von neuem, aber in der Zwischenzeit hatte Frankreich seine Truppen verstärkt.

Es war wiederum eine Niederlage Ferdinands. Er hatte versucht mehr zu erreichen, als er sich unter diesen Umständen hätte leisten können. Die Kurfürsten drängten ihn zu diesem Frieden und dadurch hatte Joseph leichtes Spiel mit seinen Überredungskünsten. Das Ansehen des Kaisers litt stark unter dem geplatzten Frieden und militärisch musste man nun zwei Kriege gleichzeitig führen. 

Während des gesamten Kurfürstentages redete man auch über das Restitutionsedikt. Es war kein offizieller Verhandlungspunkt auf der Tagesordnung [33], aber ein Anliegen der Protestanten und der Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg. Das im März 1629 erlassene Restitutionsedikt war eine einseitige Auslegung des Religionsrechts zugunsten der Katholiken und hatte die protestantischen Kurfürsten in die offene Opposition getrieben. [34] Wegen des Ediktes blieben die protestantischen Kurfürsten der Versammlung fern und schickten nur ihre Vertreter. Die Gesandten der protestantischen Reichsstände übergaben den Kurfürsten und dem Kaiser ihre Beschwerden über das Restitutionsedikt. [35] Aber sie wurden von beiden nur vertröstet. [36] Die große Problematik bei diesen Verhandlungen waren die unterschiedlichen Ausgangspositionen. So wollten die katholischen Kurfürsten zu anfangs nicht am Edikt rütteln, während die Protestanten es ablehnten und abschaffen wollten. [37] So konnte es  nur Streit geben.

Am 3. September entschied sich der sächsische Kurfürst für eine offensive Handlung, indem er beschloss die protestantischen Stände zu einem Treffen zu laden, und dies dann auch dem Kaiser und den katholischen Kurfürsten mitteilte. [38] Auf dem Kurfürstentag sah man nun die Gefahr einer Einigung aller Protestanten gegen die Liga und den Kaiser vor sich und lenkte ein. [39]

Der Landgraf von Hessen-Darmstadt legte dem Mainzer Kurfürsten inoffiziell eine Erklärung mit 35 Punkten vor, die einen Kompromiss herbeiführen sollte. Auf diese wurde mit einer "Gegenerclerung" geantwortet. [40] Aber beide Seiten waren noch zu weit auseinander, als dass sie sich einigen konnten. Offizielle Gespräche wurden bis dahin noch nicht geführt, obwohl die Kurfürsten darauf drängten. Der kaiserliche Beichtvater Lamormaini sah das Seelenheil des Kaisers bei Aufhebung des Ediktes gefährdet. [41] Diese Ablehnung führte zu einem erneuten Bruch mit den Kurfürsten. [42] Beim Restitutionsedikt blieb der Kaiser stur. Er sollte sich hier dem Schein nach durchsetzen, doch die Kurfürsten wollten alleine weiterverhandeln, da sie Handlungsbedarf wegen der Schwedengefahr sahen. So wurde beschlossen den Kaiser aus den Verhandlungen rauszuhalten, um mit den Protestanten eine Einigung zu erzielen. Somit wurde dem Kaiser eine Vermittlungsposition nicht mehr zugetraut. Er war also auch hierbei Verlierer und besaß nicht mehr die Macht, die Protestanten von dieser Versammlung abzubringen, geschweige denn sie dazu zu bringen das Restitutionsedikt anzuerkennen.

Eine weitere Niederlage des Kaisers bildete die betriebene Königswahl seines Sohnes. Bereits seit dem Jahr 1627 verfolgte man die Wahl Ferdinands [43] (III.) zum Nachfolger des Kaisers. Vor dem Kurfürstentag, auf dem die Wahl stattfinden sollte und zu dessen Zweck Kaiser Ferdinand seinen Sohn auch gleich mitbrachte, rechnete man nicht mit einer wirklich starken Opposition der Kurfürsten. Die Wallensteinfrage brachte die Pläne natürlich ins Wanken, aber wie das oben bereits erwähnte kaiserliche Gutachten zeigte, hatte man trotz dieses unerwarteten Fehlschlags die Königswahl noch immer vor Augen. Anfang September schrieb der Kaiser persönlich an die beiden protestantischen Kurfürsten und bat sie seinen Sohn zum König zu wählen. [44] Wie nicht anders zu erwarten lehnten diese die Wahl ab. Dass sich die anderen Kurfürsten auch gegen die Wahl aussprachen, traf den Kaiser unerwartet. Sie sahen die Zeit dafür noch nicht gekommen. Sogar die französischen Gesandten hatten den Auftrag die Königswahl, gegen Zusagen an die Kurfürsten, zu verhindern. [45] Dies sagt viel über die Gefahr aus, die Richelieu in einer festen Succession der Habsburger auf dem deutschen Thron sah. Es war auch das erste Mal seit der Reformation, dass sich die römische Kurie nicht energisch für eine vorzeitige Königswahl einsetzte. [46] Der ganze Plan der Königswahl wurde sehr ungeschickt verfolgt. Die kaiserlichen Räte waren sich der Lage nicht wirklich bewusst. Die Kurfürsten wollten schon vorher keine *Nachfolgeregelung, dies hätte die, ihrer Meinung nach übermächtige Position des Kaiser noch *einmal gestärkt und ihnen ihr stärkstes Mittel aus der Hand genommen, nämlich die freie Wahl. So hatte die verpatzte Wahl nur das Ergebnis, dass für sie Wallenstein vergeblich geopfert wurde und so die kaiserliche Machtposition endgültig und offensichtlicht zerstört wurde.

Wie in den hier aufgezeigten Verhandlungen gezeigt wurde, ging der Kaiser im Glauben immer noch eine starke Position zu besitzen nach Regensburg. Am Ende musste er geschwächt wieder abziehen. So zeigt sich, dass der Kaiser seinen Machthöhepunkt schon vor dem Kurfürstentag überschritten hatte, doch erst in Regensburg wurde es ihm bewusst. 

Quellen 

Briefe und Akten zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Neue Folge. Die Politik Maximilians I. von Bayern und seiner Verbündeten 1618-1651, 2.Teil Bd. 5, bearb. von Dieter Albrecht. München-Wien 1964

Verwendete und weiterführende Literatur 

Albrecht, Dieter: Der Regensburger Kurfürstentag 1630 und die Entlassung Wallensteins, in: Regensburg - Stadt der Reichstage. Vorn Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit, hrsg. von Dieter Albrecht, Regensburg 1994, S. 88-108 

Bireley, Robert: Maximilian von Bayern, Adam Contzen S.J. und die Gegenreformation in Deutschland 1624-1635, Göttingen 1975 

Bireley, Robert: Religion and Politics in the Age of the Counterreformation. Emperor Ferdinand II, William Lamormaini, S.J., and the Formation of Imperial Policy, Chapell Hill 1981 

Franzl, Johann: Ferdinand II. Kaiser im Zwiespalt der Zeit, Graz, Wien und Köln 1978 

Kohler, Albrecht: Das Reich im Kampf um die Hegemonie in Europa 1521-1648, München 1990 

Kohler, Alfred: Kontinuität oder Diskontinuität im frühneuzeitlichen Kaisertum: Ferdinand TL., in: Reichsständische Libertät und habsburgisches Kaisertum, hrsg. von Heinz Durchhardt und Matthias Schnettger, Mainz 1999. 

Kretschmann, Garsten: Monarchie oder Libertät: Die Kaiserwahl Ferdinands II. und der Versuch einer römischen Königswahl vivente imperatore auf dem Regensburger Kurfürstentag 1630, in: Bohemia 41 (2000), S. 364-392 

Repgen, Konrad: Die römische Kurie und der Westfälische Frieden. Idee und Wirklichkeit des Papsttums im 16. und 17.Jahrhundert. Band l, I.Teil Papst Kaiser und Reich 1521-1644, Tübingen 1962 

Ritter, Moritz: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Gegenreformation und des Dreißigjährigen Krieges (1555-1648) Bd. 3, Stuttgart u. Berlin 1908 

Schormann, Gerhard: Dreißigjähriger Krieg. 1618-1648, Stuttgart 2001 

Zizelmann, Stefan: Um Land und Konfession. Die Außen- und Reichspolitik Württembergs (1628-1638), Frankfurt a.M. u.a. 2002 

Anmerkungen

  • [1]

     Schormann, Gerhard: Dreißigjähriger Krieg. 1618-1648, Stuttgart 2001, S. 247.

  • [2]

     Im Folgenden richte ich mich nach: Schormann: Krieg S. 246-247.

  • [3]

     Ritter, Moritz: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Gegenreformation und des Dreißigjährigen Krieges (1555-1648) Bd. 3, Stuttgart u. Berlin 1908, S. 450.

  • [4]

     Schormann: Krieg S. 247.

  • [5]

     Albrecht, Dieter: Der Regensburger Kurfürstentag 1630 und die Entlassung Wallensteins, in: Regensburg-Stadt der Reichstage. Vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit, hrsg. von Dieter Albrecht, Regensburg 1994, S. 88-108; S. 96.

  • [6]

     Kretschmann, Garsten: Monarchie oder Libertät: Die Kaiserwahl Ferdinands II. und der Versuch einer römischen Königswahl vivente imperatore auf dem Regensburger Kurfürstentag 1630, in: Bohemia 41 (2000), S. 364-392, hier S. 371.

  • [7]

     Bireley, Robert: Religion and Politics in the Age of the Counterreformation. Emperor Ferdinand II, William Lamormaini, S.J., and the Formation of Imperial Policy, Chapell Hill 1981, S. 113.

  • [8]

     Protokoll der 1.Sitzung des Kurfürstenrates auf dem Rathaus, in: Briefe und Akten zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Neue Folge. Die Politik Maximilians I. von Bayern und seiner Verbündeten 1618-1651, 2.Teil Bd. 5, bearb. von Dieter Albrecht. München-Wien 1964, S.440 (Im Folgenden BA II,5 genannt).

  • [9]

     Protokoll vom 10.Juli, in: BA II,5 , S. 442.

  • [10]

     Albrecht: Kurfürstentag, S.95.

  • [11]

     Franzl, Johann: Ferdinand II. Kaiser im Zwiespalt der Zeit, Graz, Wien und Köln 1978, S. 305-306.

  • [12]

     Albrecht: Kurfürstentag, S.96-99.

  • [13]

     Bireley: Lamormaini, S. 118.

  • [14]

     Ritter: Dt. Geschichte, S. 455.

  • [15]

     Protokoll vom 13.August, in: BA 11,5 , S.502.

  • [16]

     Kretschmann: Monarchie, S.372.

  • [17]

     Protokoll vom 14. August, in: BA II,5 , S. 503.

  • [18]

     "Gutachten kaiserlicher Räte, ob Kurbayern das Generalat anzuvertrauen ist", in: ebd., S. 510-515.

  • [19]

     Ritter: Dt. Geschichte, S. 456-57.

  • [20]

     Albrecht: Kurfürstentag, S. 105.

  • [21]

     Bireley, Robert: Maximilian von Bayern, Adam Contzen S.J. und die Gegenreformation in Deutschland 1624-1635, Göttingen 1975, S. 116-117.

  • [22]

     Ebd.

  • [23]

     Albrecht: Kurfürstentag, S. 103.

  • [24]

     Ritter: Dt. Geschichte, S.458-459.

  • [25]

     Kretschmann: Monarchie, S.389.

  • [26]

     Im Folgenden richte ich mich nach Albrecht: Reichstag, S. 95.

  • [27]

     Schorrmann: Krieg S. 245.

  • [28]

     Ebd.

  • [29]

     Bireley: Lamormaini, S. 121.

  • [30]

     Albrecht: Kurfürstentag, S. 103.

  • [31]

     Im Folgenden richte ich mich nach: Albrecht, S. 104.

  • [32]

     Repgen, Konrad: Die römische Kurie und der Westfälische Frieden. Idee und Wirklichkeit des Papsttums im 16. und 17.Jahrhundert. Band l, I.Teil Papst Kaiser und Reich 1521-1644, Tübingen 1962, S.235.

  • [33]

     Bireley: Lamormaini, S. 122.

  • [34]

     Kohler, Alfred: Kontinuität oder Diskontinuität im frühneuzeitlichen Kaisertum: Ferdinand JJ., in: Reichsständische Libertät und habsburgisches Kaisertum, hrsg. von Heinz Durchhardt und Matthias Schnettger, Mainz 1999, S. 107-117, S. 112 u. S. 116

  • [35]

     Ritter: Dt. Geschichte, S. 461.

  • [36]

     Zizelmann, Stefan: Um Land und Konfession. Die Außen- und Reichspolitik Württembergs (1628-1638), Frankfurt a.M. u.a. 2002, S. 91.

  • [37]

     Ebd., S. 89.

  • [38]

     Ritter: Dt. Geschichte, S.461.

  • [39]

     Repgen: Kurie, S. 223.

  • [40]

     Zizelmann: Württemberg, S. 92-93.

  • [41]

     Bireley: Contzen, S. 136.

  • [42]

     Bireley: Lamormaini, S. 126.

  • [43]

     Kretschmann: Monarchia, S. 370.

  • [44]

     Ebd. S. 372.

  • [45]

     Ebd, S. 390.

  • [46]

     Repgen: Kurie, S. 220-221.

Empfohlene Zitierweise

Schnupp, Stefan: Der Regensburger Kurfürstentag 1630. Der Kaiser auf dem Höhepunkt seiner Macht?. aventinus nova Nr. 2 (Winter 2005), in: aventinus, URL: http://www.aventinus-online.de/no_cache/persistent/artikel/7775/

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Erstellt: 27.05.2010

Zuletzt geändert: 29.05.2010

ISSN 2194-1963