Außereuropäische Geschichte

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aventinus varia Nr. 31 [28.02.2012] 

 

Tobias Greiff 

Die Neue Welt in deutschsprachigen Reiseberichten des 16. Jahrhunderts 

Identitätsfindung und Selbstpositionierung über die Konstruktion der Fremdartigkeit 

 

„Die Indios auf dem Festland essen Menschenfleisch. Sie sind mehr als irgendein anderes Volk unzüchtig. Gerechtigkeit gibt es bei ihnen nicht. Sie gehen ganz nackt, haben keine Achtung vor wahrer Liebe und Jungfräulichkeit und sind dumm und leichtfertig. Wahrheitsliebe kennen sie nicht […] Gott [hat] kein Volk je erschaffen, dass (sic!) mehr mit scheußlichen Lastern behaftet ist als dieses, ohne irgendeine Beigabe von Güte oder Gesinnung.“ [1]

Dieses, 1511 vom spanischen Hofchronisten Peter Martyr gezeichnete Bild der Einwohner Südamerikas hat, ebenso wie die vielleicht noch bekannteren Beschreibungen von Christoph Kolumbus und Amerigo Vespucci, als eine Art Blaupause für viele der im 16. Jahrhundert entstandenen Reiseberichte gedient. [2] Obwohl kein Zweifel mehr darin besteht, dass es sich bei den Beschreibungen um Fehldarstellungen der indigenen Bevölkerungen handelt, wird ihr Entstehen, zum Teil bis heute noch, durch die Annahme erklärt, die erste Begegnung mit der Fremdartigkeit habe bei den Entdeckern eine Art von „Kulturschock“ ausgelöst. Aber war die Entdeckung der Neuen Welt wirklich mit dem „Gefühl radikaler Neuheit und Fremdheit“ [3] verbunden? War dieser erste Kulturkontakt wirklich ein so traumatisierendes Erlebnis, dass dessen Aufarbeitung in Bildern voller entmenschlichender Gewalt enden musste? Oder war es vielleicht gar nicht die Fremdartigkeit, sondern vielmehr die Ähnlichkeit, die die ersten Seefahrer erschreckte und zugleich faszinierte, als sie erschöpft, zerlumpt und durch die Entbehrungen des Alltags des 16. Jahrhundert geprägt, in der neuen Welt ankamen? [4]

Wenn wir uns einmal vorstellen, dass der erste Kontakt vielleicht gar durch Anerkennung und Menschlichkeit gekennzeichnet wurde, muss hinter der Konstruktion, die die Fremden als Barbaren, Tiere oder sogar als Kannibalen zu verleumdete, ein anderes Motiv verborgen sein. Naheliegend, und für die beiden Kolonialmächte Spanien und Portugal anhand der guten Überlieferungslage von Schriftzeugnissen auch belegbar, ist die Vermutung, dass Dehumanisierung der Fremden gezielt zur Rechtfertigung und Legitimierung der brutalen Eroberung und Kolonisierung eingesetzt wurde. [5] Doch was könnten die Motive deutschsprachiger Augenzeugen gewesen sein, die Bewohner der Neuen Welt, in für uns aus heutiger Sicht, so entmenschlichten Zügen zu zeichnen – wo es doch gar keine kolonialen Ambitionen zu rechtfertigen gab?

Welche anderen Motive könnte es gegeben haben? Und wie könnten die Beschreibungen den Autoren dazu geholfen haben, ihre Interessen zu befriedigen? 

Unter der Annahme, dass gesellschaftliche Positionierung und somit Identität immer durch ein Wechselspiel zwischen Alter und Ego entsteht, damit aber auch gezielt manipuliert werden kann, will dieser Aufsatz diesen Fragen nachgehen und dadurch eine neue Perspektive auf die deutschsprachigen Zeugnisse des ersten Kulturkontakts eröffnen. [6] Durch Kontrastieren von Textstellen, die Auskunft über die „Fremden“ enthalten, mit denjenigen Passagen, die die jeweiligen Autoren der Reiseberichte oftmals als autobiographische Beschreibungen ihrer eigenen Kultur eingefügt haben, sollen vor dem individuellen Hintergrund der Autoren die Motive für die Konstruktion der „Wilden“ [7] freigelegt werden. Auch wenn von Anbeginn klar sein muss, dass die aus den Beschreibungen der „Anderen“ gewonnen Rückschlüsse auf das Selbstbild der Autoren nur Vermutungen für die „wahren“ Intentionen bleiben müssen, so besteht dennoch die Hoffnung, dass durch eine solche Perspektive interessante Zusammenhänge über abendländische Werte und soziale Dynamiken im 16. Jahrhundert gewonnen werden können. Ferner soll durch diese neue Perspektive auf die Reiseberichte auch ein vertieftes Nachdenken über die Zusammenhänge von Selbst- und Fremdbild angestoßen werden. Vielleicht lassen sich somit aus den Zeugnissen des ersten Kulturkontakts sogar neue Einsichten in die Rolle, die Freund- und Feindbildern für die Stabilisierung von Identitäten und Kulturen im 21. Jahrhundert spielen, gewinnen. [8]

Bevor jedoch der Versuch unternommen werden kann, die Identitätskonstruktionen des 16. Jahrhunderts anhand von sechs ausgewählten Berichten deutschsprachiger Reisender zu durchleuchten, bedarf es einer kurzen Erläuterung des historischen Rahmens.

Die Entdeckung Amerikas – Berichte Deutscher Reisender 

Ernst Schulin bezeichnet das 16. Jahrhundert trefflich als das Jahrhundert, in dem die Menschheit beginnt, sich kennen zu lernen. [9] Navigationskunst und Schiffstechnik führen aber den Entdeckungsreisenden nicht nur in ferne Länder, sondern verändern zugleich auch dessen „mental map“ und Wahrnehmungsfähigkeit. So steht diese Arbeit auch nicht in einer realhistorischen Tradition, sondern ist vielmehr eine kulturhistorische Betrachtung. Auf eine längere Darstellung des historischen Kontexts wird daher nicht nur aus arbeitsökonomischen Gründen verzichtet [10]; geht es ja eben nicht um die Frage, wie die vermeintliche Realität ausgesehen haben müsste, sondern um die Motive und Wahrnehmungsraster der Autoren, die sie veranlassten ihre Realitäten durch ihre Reiseberichte zu konstruieren.

In den Jahren zwischen der Unterwerfung der Azteken durch Hernán Cortés 1521 und der Eroberung des Inkareiches durch Diego de Almagro und den Gebrüdern Pizarro 1534, stiegt das Interesse einiger deutscher Handelshäuser an den südamerikanischen Besitzungen der Spanier und Portugiesen. [11] Namentlich die Fugger und die Welser konnten sich ab 1526, vor allem jedoch durch die Verträge Kaiser Karls des V. von 1528, ihre Anteile im Überseehandel sichern. [12] Jetzt erst betreten deutsche Konquistadoren im Gefolge der Handels-Kompanien die Neue Welt. [13] Obwohl die deutsche Beteiligung an den frühen Entdeckungsfahrten äußerst gering war, war das zugängliche Wissen über die Neue Welt verhältnismäßig groß. Über Messen, europaweit gut vernetzt, sorgten deutsche Buchhändler und Verleger nicht nur für die Verbreitung der eben schon erwähnten Berichte Kolumbus’ und Vespuccis, sondern auch für den Ruf der bedeutendsten Buchdrucker-Nation des 16. Jahrhunderts. [14]

Die Auswahl der in dieser Arbeit besprochenen Berichte von Nikolaus Federmann, Ulrich Schmidl, Titus Neukomm, Hieronymus Koeler, Hans Staden und Philipp von Hutten, ist jedoch nicht nur wegen der Zugehörigkeit der Autoren zum gleichen Sprachraum, sondern vor allem auch wegen der gleichen Entstehungszeit ihrer Berichte erfolgt. Die Autoren aber kamen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten und nahmen verschiedene Aufgaben in den Überseeprovinzen wahr. Um das Untersuchungsfeld offen zu halten, wurde ferner darauf geachtet, dass einerseits der gleiche Kulturraum, hier vor allem Venezuela, behandelt wird, aber dennoch keine bedeutenden Quellen ausgeschlossen bleiben. [15] Daher konnten Dokumente, wie die des Gouverneurs Hohermuth zu Speyer oder die des Ulmer Seefahrers Dalfinger, nicht berücksichtig werden. Auch wurde bei der Auswahl darauf geachtet, dass sämtliche Dokumente demselben Medientypen entsprechen. So handelt es sich nicht um Kompendien, Weltchroniken oder einfache Literatur, sondern um Augenzeugenberichte. [16] Selbst Philipp von Huttens Newe Zeytung passt in diese Kategorie; unterscheidet sich doch dieser Bericht bei Weitem von den meist unter Informationsmangel leidenden Propagandaschriften, die gemein unter der Rubrik Newe Zeytung geführt werden. [17]

Die ausgewählten Berichte sollen, wie bereits einleitend erklärt, hinsichtlich der für ihre Entstehung verantwortlichen Motive untersucht werden. Dafür scheint das Bild, das über die fremden Kulturen gezeichnet wird, ein besonders geeigneter Spiegel zu sein. So wäre doch zu erwarten, dass ein Autor, dessen Motiv Rechtfertigung seiner eigenen brutalen Handlungen ist, ein anderes Bild der Einwohner Südamerikas zeichnet, als derjenige, der sich als erfolgreicher Missionar darstellt. [18]

Die ins Zentrum dieser Arbeit gerückten Bilder der fremden Kulturen und Völker verursachen jedoch einige methodische Probleme. Nicht nur ist erhöhte Vorsicht bei den in den Berichten verwendeten Worten geboten, denn wie Antony Pagden feststellte, war die Auswahl der den Autoren zur Verfügung stehenden Worte und der dahinter verborgenen Bedeutungen äußerst limitiert. [19] Auch die Frage, was von den Augenzeugen eigentlich gesehen und wahrgenommen werden konnte, ist heikel. So mussten sie, um Neues zu beschreiben, auf Erfahrungskategorien zurückgreifen, die sie bereits aus anderen Bereichen kannten. [20] Vermutlich konnten also nur diejenigen, die längere Zeit in der Neuen Welt zubrachten, bessere Kategorien entwickeln. [21]

Hinzu kommt, dass es für Beobachter, die an die „uniformity of human nature“ [22] glaubten, viel schwieriger war, Menschen zu beschreiben als beispielsweise Flora und Fauna. So lassen sich die Bewertungskriterien der Augenzeugen auf zwei Kategorien reduzieren. In Anlehnung an Padgen sollen daher ‚Physiognomie‘ und ‚Verhalten‘ die jeweiligen Kapitel, soweit das sinnvoll erscheint, logisch untergliedern.

Nikolaus Federmann

Nikolaus (auch Nicolaus) Federmann, um 1505 in Ulm geboren, gilt selbst heute noch als der berühmteste deutsche Konquistador, der 1529 in den Dienst der Welser trat. [23] Die Welser hatten erst ein Jahr zuvor von Kaiser Karl V., der wegen seiner Kaiserwahl hoch verschuldet war, für annähernd 20 Jahre die Statthalterschaft über die Überseeprovinz Venezuela erhalten und somit auch das Recht und Privileg, in dem neuen Gebiet nach Rohstoffen zu suchen. [24] Mit der Welser Kompanie bereits 1530 in Coro angekommen, wurde Federmann dort zum stellvertretenden Gouverneur ernannt. [25] Kurz darauf unternahm er eigenmächtig einen Eroberungszug bis nahe des nördlichen Laufs des Orinoco, über Acarigua und von dort aus wieder zurück nach Coro. Wegen Übertretung seiner Befugnisse wurde er seines Amtes enthoben und kehrte vermutlich rasch nach Augsburg zurück. Hier nun in den Jahren 1532 bis 1534 entstand das Manuskript seines Reiseberichts, der, wie oftmals vermutet, zunächst eine Art Rechenschaftsbericht für seine Dienstherren darstellen sollte. [26]

Kurz darauf wurde er als stellvertretender Gouverneur und Generalkapitän unter dem Oberbefehl von Georg Hohermuth von Speyer erneut von den Welsern nach Venezuela entsandt. Als von Speyer 1535 zu einem Beutezug in die Tiefen Venezuelas aufbrach, stellte Federmann kurzerhand einen eigenen Tross auf. Er erreichte 1537 das zentrale Hochland von Bogota, kam allerdings zu spät, um die Schätze der Muisca zu plündern. [27] Kurz zuvor hatte dies nämlich der Spanier Quesada schon getan, der dann allerdings mit Federmann und den hinzukommenden Konquistadoren des Belalcázar ein Abkommen schloss. [28] Um sich den Gouverneursposten des soeben neu entdeckten Landes, das den Namen Neu-Granada erhielt, zusichern zu lassen, verließ Federmann die Welser Kompanie. In Spanien angekommen, wurde Federmann jedoch auf Veranlassung der Welser wegen seines eigenmächtigen Verhaltens eingesperrt und verstarb im Kerker von Valladolid 1542.

Das bereits erwähnte Manuskript, welches dann auch die Grundlage für die, von seinem Vetter Hans Kiffhaber 1557 herausgegebene und vom Hagenauer Buchdrucker Sigmund Brand (auch Bund) angefertigte, einzige zeitgenössische Textausgabe wurde, ist, so wie es Federmann selbst beschreibt, ein von ihm aus dem spanischen übersetzter Bericht des ihn begleitenden Hofnotars. Dennoch handelt es sich, auch wenn Federmann erwähnt, er habe den Bericht um des Verständnisses Willens abgeändert, um einen der bedeutendsten Augenzeugenberichte aus der Neuen Welt. [29]

Dem Kiffhaberschen Druck folgten erst 1837 eine französische, sowie 1859 und 1938 zwei Ausgaben in deutscher Sprache. [30] Als Grundlage für diese Arbeit wurde der letzte, von Juan Friede 1965 besorgte Nachdruck der Kiffhaberschen Ausgabe herangezogen. [31]

Bei dem, was wir aus dem Leben des Nicolaus Federmann wissen, lässt sich das Motiv für seine Reise und die Aufstellung der Konquistadorenzüge relativ einfach als primär wirtschaftliche Interessen erkennen. So gilt seine Hauptsorge vor allem dem Auffinden des Südmeeres, oder auch Mittäglichen Meeres genannt, wo er neben Schätzen, wie Perlen und Gold, vor allem den Landweg zu den Gewürzinseln (Molukken) zu finden hofft. [32] Hingegen sind die Motive, die zur Abfassung des uns überlieferten Reiseberichts führten, nicht einfach als die Notwendigkeit, Rechenschaft abzulegen, zu deuten, wie es etwa Bernhard Jahn sieht. [33] Vielmehr ist, wie im nachfolgenden gezeigt werden soll, die Indianische Historia ein Empfehlungsschreiben an seinen Dienstherren für einen weiteren Auftrag in den überseeischen Territorien. [34]

Was den Federmannschen Bericht zu einem so bedeutenden und auch glaubwürdigen Dokument aus der Neuen Welt macht, ist der durchgehend gleiche und zur Person Federmanns passende Blickwinkel. So handelt es sich nicht um ein literarisches Werk, sondern um einen durch ökonomische und militärische Wahrnehmungskategorien geprägten Bericht.  

Sämtliche Beschreibungen, sowohl die der äußeren Gestalt der Eingeborenen, als auch die ihrer Kultur, werden durch das „Wahrnehmungsraster“ [35] eines Kommandeurs bestimmt. Die insgesamt sehr seltenen Darstellungen von „Indianern“ sind meist beschränkt auf eine kurze Beschreibung der Körpergröße. Mal sind sie „ein Volk von guter Größe und Gestalt,“ [36] worauf sogleich eine Beschreibung ihrer Kampfbereitschaft folgt, oder aber eben zu klein: [37] „Wir konnten dieses Volk wegen seiner geringen Körpergröße nicht gebrauchen, obwohl wir Mangel an Troßvolk hatten.“ [38] Das „schwache und wenig arbeitende Volk“ [39] taugt auch nichts für den Einsatz in Bergwerken. Ebenso sind die weitaus häufiger vorkommenden Beschreibungen indigenen Verhaltens und ihrer Kultur durch ein permanentes Taxieren ihrer Wehrhaftigkeit und ihrer Rentabilität geprägt. Zwar mag es durchaus richtig sein, dass Federmann zu einer genaueren Beschreibung der Ureinwohner nicht ausreichend Kategorien und Wörter zur Verfügung gestanden haben [40] - ein Problem, welches aus heutiger Sicht den Umgang mit vielen Quellen dieser Zeit erschwert - doch benötigte er für die Unterscheidung der unterschiedlichen „Stämme“ gar kein spezielles Vokabular. Er unterscheidet die „Stämme“, die alle am Schluss seiner Historia aufgelistet sind, vor allem über ihr Verhalten im Krieg, ihre Waffen und ihre Loyalität gegenüber Freunden. [41] Wobei Freunde hier vor allem Bündnisgenossen meint, denn „Freundschaft schließen“ wird synonym für „Frieden schließen“ verwandt. [42] „Diesen wollen wir überfallen und ebenso wie die anderen als Freunde gewinnen.“ [43]

Federmanns Blick auf die indigene Kultur oder auf das Verhalten der „Indios“ ist ebenfalls stark auf das Kriegswesen beschränkt. So sei das Zeichen für Frieden ein mit erhobener Hand gehaltener Bogen [44] und die rituelle Schenkung einer Frau besiegelte den gleichen [45]; Kriegsvorbereitung erkenne man entweder daran, dass die Frauen und Kinder versteckt werden [46] oder an der Kriegsbemalung [47]. Indigene Siedlungen, in denen er sich oftmals lange aufhielt, werden nur spärlich hinsichtlich ihrer Wallanlagen, Größe und Anzahl der Krieger beschrieben. [48] Die einzig ausführlicheren Berichte erhalten wir, wenn die „Indios“ in den Kampf gegen die Europäer oder gegen einen der anderen „Stämme“ ziehen. Das für ihre Kriegslüsternheit immer wieder angeführte Motiv ist das der Rache. [49] Rache vermische sich jedoch zunehmend mit ökonomischen Interessen, ganz wie es Federmanns Augen wahrnehmen. Auch die Kannibalismusszenen, die so oft in unzähliger Literatur zitiert wurden, sollten vielmehr aus diesem Blickwinkel betrachtet werden. [50] Fast erscheint es, dass für Federmann, dessen Expedition selbst über weite Strecken großen Mangel an Nahrungsmittel hinnehmen musste, Kannibalismus an Schrecken verloren hatte. „Sie handeln nicht mit den angrenzenden Stämmen […] und wenn sie einen Angehörigen eines anderen Stammes fangen, essen sie ihn.“ [51]

Obwohl sie ihre Feinde im Gefecht „metzeln und schlachten“ [52], sind sie nicht „so beherzt und beständig wie wir“ [53]. Dieser direkte Vergleich zwischen Ureinwohnern und Europäern verdeutlicht bereits, dass das gezeichnete Bild der Fremden durch Abgrenzung und Anlehnung an das Selbstbild entstand. Doch zur großen Überraschung unterscheiden sich die Europäer gar nicht sonderlich von den „Indios“. Zumindest durch den Bericht Federmanns lässt sich die These des gewaltigen Schocks des ersten Kulturkontakts, ausgelöst durch Überforderung im Umgang mit dem Neuen und Unbekannten, nicht stützen.

Nicht nur wirtschaften Christen aus Eigennutz in die eigene Tasche [54], sondern es widersetzen sich auch seine Soldaten Befehlen und meutern sogar. Hier rückt erneut der wirtschaftliche Blickwinkel in den Vordergrund. [55] Die Umschreibung seines Trosses als „Zigeuner“ und „Krüppel“, die zu schwach waren, und man deshalb Ausrüstung wegwerfen musste, erzeugt ebenso wie Vergeltungsschläge aus Rache ein eher negatives Bild. [56]

„Kämen sie aber nicht […] dann würde ich […] ihre Felder verwüsten und verbrennen und sie und ihre Frauen und Kinder fangen, ja als Sklaven verkaufen und mich in jeder Beziehung als rechtmäßiger Feind zeigen und erweisen.“ [57]

Die Brutalität, mit der seine Leute aus Rache Dörfer niederbrannten [58], Gefangene folterten [59], „Indios“ wie die „Säue“ erstachen und ihre Frauen und Kinder erwürgten [60], ergänzt, zusammen mit den auf Vorteil abzielenden Lügen [61], die Federmann geschickt einsetzt, das Selbstbild der Europäer. [62] Ferner tauchen Angst, Schwäche und Krankheit bei den Europäern auf, und lassen die erwartete Überlegenheit der, in den Augen der „Indios“ vermeintlich unsterblichen Christen, nicht aufkommen. [63]

Wie in aller Kürze gezeigt wurde, geht es ihm nicht um den Versuch, mit Hilfe eines konstruierten Bildes der „Indios“, sein Vorgehen zu rechtfertigen oder die Eroberung zu legitimieren. Auch ist die Historia ist wohl nicht für ein breites Publikum und dessen Geschmack hin ausgerichtet worden. Vielmehr lässt sich etwa durch das von ihm selbst erwähnte Motiv, nämlich die „Macht der Indianer zu erkunden“ [64], eine Selbstempfehlung als Kommandeur erkennen. [65] Durch Beschreibung unwägbarer Gefahren und Probleme, die durch sein Kommando allerdings überwunden wurden, erhofft er sich einen weiteren Auftrag. Das in diesem Bericht aufgezeigte Bild der indigenen Bevölkerung unterscheidet sich kaum vom skizzierten Bild der Europäer. Es werden hier weniger Engel und Teufel beschrieben, als wirtschaftliche Konkurrenten. Inwiefern aus dieser Konkurrenzsituation Rückschlüsse auf ein europäisches Selbstbild gezogen werden können, wird im letzten Kapitel ausführlicher diskutiert.

Ulrich Schmidl

Ulrich Schmidl (auch Ulrico Schmidel) wurde um 1510 in Straubing an der Donau geboren. Er stammte aus einem reichen Bürgergeschlecht, das seit einigen Generationen neben dem Bürgermeisteramt auch andere wichtige Posten innehatte. [66] Trotz mannigfacher Realienforschung zu Schmidls Leben, sind nur wenige Tatsachen über seine Jahre in Europa bekannt. Erst nach dem Auffinden seines Testaments, worin er seine Bücher an zwei Erben verteilte, ließ sich die Vermutung bekräftigen, dass Schmidl bei weitem nicht so „unbelesen“ war, wie ihn die ältere Forschung oftmals darstellte. [67] Mit ziemlicher Sicherheit war er auch des Lateinischen mächtig. Beides wichtige Umstände, die Schmidls Wahrnehmungshorizont, wie gleich gezeigt werden soll, entscheidend beeinflusst haben könnten.

Von Antwerpen aus brach Schmidl, sei es aus Abenteuerlust oder pekuniärem Interesse, in die Neue Welt auf. Vermutlich nicht umsonst schloss er sich der großen Expedition von Pedro de Mendoza an, die in das silberreiche Gebiet der Rio de la Plata Region führen sollte. [68] Bereits im September 1534 brach die Flotte in Richtung der brasilianischen Küste auf. In seiner Expedition fuhren auch Schiffe der Welser und Fugger mit. Das Schiff, auf dem Schmidl segelte, war von Jakob Welser und Sebastian Neithart aus Nürnberg ausgerüstet worden. Zusammen mit weiteren 80 deutschen Landsknechten und über 2000 Spaniern erreichte Schmidl 1535 Brasilien, wo sogleich die Stadt Buenos Aires (heute in Argentinien) gegründet wurde. [69]

Doch wie Schmidl berichtet, mussten die durch Kämpfe und Hungersnot stark dezimierten Eroberer diese bald verlassen und flussabwärts ziehen, um dort Asuncion zu gründen. Von hier aus brach Schmidl nun zu zahllosen Eroberungszügen gegen die Urbevölkerung auf und kam mit etwa 50 verschiedenen Stämmen in Berührung. Angeblich durch einen Brief seines Bruders Thomas zur Heimkehr bewegt, brach Schmidl 1552 nach Sankt Vincente auf und schiffte sich von dort nach Antwerpen aus. In seiner Heimat, dann zum Luthertum übergetreten, musste er Straubing 1562 verlassen und zog in die freie Reichsstadt Regensburg als deren Bürger er 1579 verstarb. [70] Seinen Bericht verfasste er, der neueren Forschung nach, bereits 1554 in Straubing. [71] Es sind bis heute davon drei Handschriften erhalten geblieben die je nach ihrem Aufbewahrungsort (München, Hamburg und Stuttgart) bezeichnet werden. Sowohl die Münchner als auch die Stuttgarter Handschrift scheinen aus dem direkten Besitz Schmidls zu stammen. Die Münchner Fassung wurde, ergänzt durch abweichende Textstellen, die sich sowohl im Erstdruck von Feyrabend (1567), als auch dem von Hulsius (1599) finden lassen, in der Edition von Langmantel (1889) wiedergegeben. [72] Als Grundlage für diese Arbeit wurde vor allem der mittlerweile als Digitalisat zur Verfügung stehende Druck von de Bry (1597) und der von Franz Obermeier (2008) bearbeitete Nachdruck verwendet. [73]

Doch wie sieht es nun mit Schmidls Motiven für das Abfassen seiner Reiseerfahrungen aus? Die These, dass er ein gewisses finanzielles Interesse am Erfolg seines Buches hatte, ist in der Forschung weitgehend vertreten. Doch wendet man den Blick nun auf das von ihm gezeichnete Bild der indigenen Bevölkerung, mit denen er über viele Jahre in engen Kontakt kam, lassen sich weitere Motive Schmidls finden. Zwar charakterisiert Annerose Menninger Schmidl als gebildeten Landsknecht [74], was wiederum einen primär militärischen Fokus erwarten ließe, doch darf man auf keinen Fall die Eigendynamik des Wahrnehmungsprozesses vernachlässigen. Gerade das kulturelle Umfeld determiniert im Laufe der Zeit eingefahrene Kategorien und prägt neue Wahrnehmungsraster. [75] Das Schmidlsche der Ureinwohner ist somit in höchstem Maße interessant, denn es prägte seine eigene Wahrnehmungsfähigkeit und ist somit in zweifacher Weise am Konstrukt des Selbstbildes beteiligt. Die bereits bei Kolumbus anklingenden Kriterien zur Bewertung der Fremden, wie „Religion, christliche Moralvorstellung, Vorhandensein politischer Ordnung, Individualbesitz, Bekleidung und Kannibalismus“ [76] treten zwar auch bei Schmidl auf; dennoch hat sein langer Aufenthalt offensichtlich zu einem tieferen Verständnis geführt. Denn Schmidl glaubte, die Wirkung und Bedeutung mancher Bräuche verstanden zu haben. Er zieht Vergleiche zu bekannten Bräuchen aus der Heimat und entschärft damit das Unverständliche und Fremde. So vergleicht er nicht nur die Gestalt, sondern auch das Verhalten einiger „Indianerstämme“ mit „Zigeunern“ oder auch Straßenräubern. [77] Er betrachtet einen besonders einflussreichen Häuptling als König, und deren Musik als Schalmeienklang. [78] Ebenso trügen die „Indianer“ ihren Schmuck zu den gleichen Anlässen wie es Herren in Europa zu tun pflegen. [79] Auch hält er ihre Fischerboote von gleicher Qualität wie diejenigen, die Schmidl aus der Heimat kennt. [80] Doch wohl am deutlichsten wird Schmidls Wahrnehmungsfähigkeit, als er die rituelle Bedeutung des Skalpierens zu verstehen glaubt und ihr einen ähnlichen gesellschaftlichen Stellenwert zuordnet, wie das Stiften einer Fahne in der Kirche für frisch beförderte Fähnriche in Deutschland. [81] „So behalten die Indianer solche Haut für ein Gedächtnis.“ [82]

Dennoch soll hiermit nicht der Eindruck erweckt werden, dass Schmidl ein durchgreifendes ethnologisches Verständnis gehabt hätte. Die Unterscheidung zwischen den einzelnen „Stämmen“ wird anhand einfachster körperlicher Merkmale getroffen und ist oftmals rein subjektiv. [83] Entweder seien die „Indianer“ „gerade von Leib“ [84], „lang und groß“ [85] oder ein „kurzes und dickes Volk“ [86]. Ferner seien entweder „die Weiber häßlich“ [87] oder die „Frauen sehr schön“ [88]. Alle weiteren Beschreibungen zielen nicht auf die Gestalt, sondern auf die Kultur und das Verhalten der indigenen Bevölkerung ab. [89] So sind die schönen Frauen auch noch „große Buhlerinnen und freundlich und hitzig am Leib.“ [90] Das bei Weitem nicht dominierende, aber vorhandene Wahrnehmungsraster eines Landsknechts, erfasst bei den zahlreichen Auseinandersetzungen mit den Bewohnern der Neuen Welt natürlich auch deren Waffentechnik und Kriegsgebaren. [91] So seien manche „Indianer“ durchaus gute Krieger, die fürsorglich mit Frauen und Kindern umgingen, mit ihren Verbündeten treu in die Schlacht zögen und Fleisch und Trank teilten. [92] Ebenso gäbe es Verräter, denen man nicht trauen könne, die ihre Vorräte verbrannten und erbarmungslos gegenüber ihren Feinden seien. [93] Auch glaubt Schmidl Rache als Motiv für die angebliche Kriegslüsternheit der „Indios“ zu erkennen. [94] Doch neben diesen militärischen Beobachtungen nimmt Schmidl auch differenziertere Sitten und Gebräuche der Einwohner wahr. So spricht er mehrmals über eine andere Form der häuslichen Arbeitsteilung oder erwähnt Tätowierungen und Schmuck. [95] Die wohl am häufigsten zitierten Stellen aus Schmidls Bericht, über die Anthropophagie der Carios und die Beschreibungen der Amazonen, gelten nach neuestem Stand der Forschung wohl als Erfindungen oder Übernahmen aus anderen Werken. [96] Dennoch ist ihr Vorhandensein ein nicht zu vernachlässigender Faktor bei der Frage nach dem Motiv Schmidls. Jedoch greift die simple Annahme, solch reißerische Beschreibungen dienten zur Steigerung der Auflage, nicht tief genug.

Mag das Bild, das Schmidl über die Ureinwohner zeichnet, über weite Strecken negativ erscheinen, so ist es umso interessanter, sein Bild von den ihn begleitenden Europäern genauer zu betrachten. Noch vor Abfahrt erlebt Schmidl, wie ein Vetter des Kommandanten eine Bürgerstochter entführt, was daraufhin in einer Schießerei endet. [97] Kaum betritt nun der Kommandant Mendoza Brasilien, schon lässt er einen Bruder töten, der einen Aufstand gegen ihn anzetteln wollte. [98] Neben Angst und Kummer sind die Europäer auch noch auffällig häufig krank und siechen elendig zu Grunde. [99] „…Unser oberster Hauptmann Don Pedro de Mendoza war voll von französischen Geschwüren und ein Krüppel…“. [100] Die Hungersnot, die die Konquistadoren gleich von Beginn an begleitete, führte nicht nur dazu, dass man Ratten, Schlangen und sogar Schuhe aß, sondern dass es auch zu Kannibalismus unter den Europäern kam. „Auch hat es sich auf diesmal begeben, dass ein Spanier seinen eigenen Bruder gegessen hat, der gestorben war.“ [101] Nicht nur dass Teile von Hingerichteten oder Verstorbenen aus Hunger gegessen wurden, eine später oftmals zensierte Stelle verweist auch auf regelrechte Menschenjagd. „Auch sind zu derselben Zeit von den Carios bis in 20 Personen umgekommen und die [Europäer] hatten’s gegessen.“ [102] Auch stehen Folter und Brutalität der Europäer in seinem Bericht den Ureinwohnern in nichts nach. „Da schlugen wir sie, Mann und Weib, auch die Kinder zu Tod.“ [103] Ferner berichtet Schmidl häufig über eigennütziges Verhalten, Lügen, Verrat, Fahnenflucht, Streitigkeiten, Mord, Aufruhr und von zahlreichen Meutereien unter den Europäern. [104] „…So waren wir Christen wider einander und gönnten einer dem anderen kein Gutes, und schlugen Tag und Nacht einander und führten Krieg miteinander…“ [105]. Kurzer Hand bezeichnet er die Spanier wie zuvor die „Indianer“ als „Straßenräuber“ [106]. Vor der Lebenseinstellung Schmidls lässt sich mitunter in der harten Kritik der Obrigkeit ein weiteres Motiv erkennen. [107] Doch ist die Auffassung, er habe seinen Reisebericht allein als protestantische Kampfschrift verfasst, ebenfalls nicht befriedigend.

Vielmehr entsteht durch die Beschreibung der Neuen Welt als gefährlich und permanent lebensbedrohend, sei es durch die „Indios“ oder durch die eigenen Leute, auch ein Selbstbild. [108] Derjenige der zäh, mutig und tapfer genug ist, all den Unwägbarkeiten zu trotzen, nämlich er selbst, ist der wahre Konquistador. Dass so ein Selbstbild nicht nur erzeugt, sondern auch verbreitet werden möchte, ist das entscheidende Motiv hinter Schmidls Reisebericht.

Titus Neukomm

Über das Leben des wohl in Lindau geborenen Titus Neukomm ist nicht viel bekannt. Einzig ein Briefwechsel zwischen ihm und seiner Familie, namentlich der Mutter Elisabeth und dem Bruder Jochim, gibt Zeugnis über sein Leben. [109] Hieraus lässt sich rekonstruieren, dass Neukomm als Teilnehmer an Federmanns zweiter Expedition im März 1535 in Coro eintraf. [110] Dort wird er vermutlich bald als Faktor der Welser eingesetzt worden sein, der neben dem Führen der Bücher vor allem auch mit der Aufgabe vertraut worden war, die Hinterlassenschaften verstorbener Konquistadoren zu regeln. [111]

Bis jetzt galt Neukomms Brief immer als wichtiger Baustein zur Rekonstruktion des Verhältnisses zwischen Georg Hohermuth zu Speyer und Nicolaus Federmann. So berichtet nämlich Neukomm über Federmanns Gier nach Gold und dessen schnell aufgestellten Konquistadorenzug mit dem er Hohermuth folgen wollte. [112] Doch Neukomms Brief bietet trotz aller Kürze weitaus mehr. Nicht nur ist er Beleg für einen sonst nirgends aufgeführten Expeditionszug, sondern auch das von ihm gezeichnete Bild der Einwohner Südamerikas und ihrer Kultur ist bemerkenswert. Gerade der nicht auf eine breite Öffentlichkeit abzielende Bericht, der als Antwort auf ein Schreiben der besorgten Familie entstand, ist für die hier gegebene Fragestellung von besonderem Wert. Neukomms kurzer Brief enthält vielfache Beobachtungen und Beschreibungen indigener Kultur und Sitten, die er auffallend oft in Relation zu Bekanntem aus der Heimat setzt. So beschreibt er die Ureinwohner „wie sie Gott auff die Welt geschaffen hat“ [113] als „klein von Leib, nit groß von Person, sein Braun und gehen nackent allain das Sie Ir scham bedecken…“. [114] Dem folgend zieht er dann aber den Vergleich der bei ihnen verwendeten Tücher mit Tuchstoffen aus der Heimat oder erkennt die traditionell verwendete Frucht als eine Art länglichen Kürbis. [115] Obwohl der Schmuck der „Indios“ in der Wahrnehmung des Faktors wertlos erschien, also nicht aus dem begehrten Gold war, sei der ideelle Wert für die „Indios“ „gleich fouil under Inen, Als under unß, wann einer guldine kettinen tregt.“ [116] Ebenso entgehen ihm natürlich nicht die Waffen der „Indios“. Ihre Handbögen und Pfeile werden mit denen deutscher Machart verglichen und in ihrer Effizienz, vor allem durch die verwendeten Giftpfeile als gleichwertig taxiert. [117] Auch die Wirkung „indianischer“ Getränke sei der Wirkung deutschen Weines in Nichts nachstehend, und sowohl Essen als erst recht Tabak werden als gut empfunden. [118] Bis auf eine Stelle in seinem Bericht in dem Kameraden durch „etliche hüpsche Weiber mit Ihnen hinweg gefhüret“ [119] wurden, um dann anschließend heimtückisch umgebracht zu werden, scheinen alle Beschreibungen der Fremden und ihrer Bräuche weitestgehend frei von Vorurteilen zu sein. Vielmehr lässt sich an einigen Stellen heimliche Bewunderung erkennen. So berichtet Neukomm über ein Schönheitsideal der Eingeborenen, das vielmehr an den asiatischen Raum erinnert. Jungen Mädchen würden mit festen Bandagen die Füße umbunden werden, da Lotusfüße dem „indianischen“ Ideal einer schönen Frau entsprächen. [120] Neben einer der wohl ersten deutschsprachigen Beschreibungen einer Hängematte, hält er eine gewisse, nahezu magische Pflanze für beschreibenswert. Die Cocablätter, zusammen mit gebranntem Muschelkalk gekaut, verliehen den „Indios“ extreme Ausdauer und Belastbarkeit. So „geht Ain Indianer 6 in 8 tag über Feld, sunder eßen und drincken“. Allerdings weiß auch Neukomm von Kannibalismus zu berichten. Doch anstatt von einem gewaltsamen Töten mit anschließendem Verzehr der Feinde, nimmt er vielmehr den Verzehr der Asche als Ehrung des Verstorbenen war.

„Wann alhie Ain fürnemer Indianer stirbt, so nehmen In andre seine freundt und verbrenen sie [ihn] zu bulffer, und machen Ain groß fest, und thun das bulffer in Ir Dranck, und trincken es…“. [121]

Gerade diese Stelle verdeutlicht, worum es ihm in seinem Brief ging. So rechtfertigt er nicht nur seine Abenteuerlust gegenüber seiner Familie, sondern konstruiert zugleich das Bild einer ungefährlichen neuen Welt, die gar nicht so neu ist. Durch seine vergleichenden Darstellungen nimmt er der Fremde das Ungewohnte und zeichnet seine neue Heimat ähnlich wie seine alte. Obwohl der einzig erhaltene und zudem relativ kurze Brief Neukomms keine direkten Auskünfte über die Selbstwahrnehmung enthält, so ist doch sein Bild der Fremden sehr aufschlussreich, gerade weil der Brief nur für die engste Familie gedacht war.

Hieronymus Koeler

Obwohl der Geschichtsschreibung einiges aus dem Leben des Hieronymus Koeler bekannt ist, mischen sich auch bei seiner Vita Wahrheit und Erfindung späterer Generationen bunt durcheinander. Vor allem die heroisierende Literatur über deutsche Helden aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts verursachte viele Ungenauigkeiten, die sich teilweise bis heute in manchen Arbeiten auffinden lassen. [122] Da auch die Aufzeichnung Koelers in den letzten Jahren keine große Beachtung fand, und wenn, dann nur als ergänzendes Puzzleteil über die Welser Expeditionen, bedürften einige Eckdaten von Koelers Vita einer genaueren Überprüfung als hier geleistet werden kann.

Wohl 1507 in Nürnberg geboren, wo er auch nachweislich die Lateinschule St. Lorenz besuchte, muss er um 1526 nach Italien aufgebrochen sein. [123] Ob er nun, wie Johann von Welser angibt, in Venedig Jurisprudenz studierte, oder einer Kaufmannslehre nachging, bleibt offen. [124] Etwa 1530 kehrte er nach Nürnberg zurück von wo er 1533 über Antwerpen nach Lissabon und weiter nach Sevilla reiste. [125] Gegen Ende des Jahres 1534 lässt er sich, je nach Lesart, entweder als oberster Richter, oder als Zahlmeister für die Welser Expedition unter Hohermuth von Speyer anwerben. [126] Nach einem, wegen eines Orkans gescheiterten Auslaufversuch der Flotte, Walter spricht hier von vier Versuchen, gibt Koeler sein Vorhaben auf und reist umgehend über Holland zurück nach Nürnberg. [127] Bereits 1538 lässt er sich dort als Rechtspfleger, 1541 als Pfleger von Engelthal und 1555 als Richter zu Wöhrd urkundlich nachweisen. [128] 1560 erscheint er als Stadtrichter in Nürnberg wo er am 31. Januar 1573 verstarb.

Von den beiden handschriftlich von ihm verfassten und bis heute erhaltenen Aufzeichnungen seiner Reisebemühungen, dem in London aufbewahrten „Codex“ und dem im Nürnberg verwahrten „Wappenbuch“, lässt sich schlussfolgern, dass er bereits 1537 mit seiner Niederschrift begonnen haben musste. [129] Sein Bericht spannt sich von einer ausführlichen Beschreibung der Welser Armada, über zahlreiche Namen der Mitreisenden bis hin zu taktischen Gliederungen der einzelnen Einheiten und enthält, vor allem im Codex, umfangreiche, von Koeler selbst gefertigte Zeichnungen. [130] Ohne also je den amerikanischen Kontinent betreten zu haben, enthalten seine Aufzeichnungen Beschreibungen über die fremden Kulturen. [131] Obwohl sein Bild daher nur eine Kompilation unterschiedlicher Geschichten, die zu seiner Zeit im Hafen von Sevilla kursierten, ist, lässt sich gerade durch die von ihm ausgesuchten Passagen die Rolle des Bildes der Fremden für das zu konstruierende Selbstbild erkennen. So sind die „Indios“ für Koeler

„von dunkler gelber Farb, mitt vierecketten angesichtten, schwachs leibs und nitt wie die Barbariscus, Weissen, moren oder türcken stark gross leutt sindt, sy haben […] der maiste tail schwarzes langes Haar vor dem angesichtt, kein bartt, sy ziren ir harr mit Rossschwenzen […] sy behangen sich auch voll pappigaisfedern umb die scham“ [132].

Ferner kennt er die wohl gängigen Geschichten von der Nacktheit der Eingeborenen und ihren ungewöhnlichen Ernährungsweisen, oder auch über ihre giftigen Pfeile. [133] So essen sie nicht nur Papageien, sondern „böss faulls Wasser ist ir getranck und betten stern, sun und mon an, ettlich schlangen und würm“ [134]. Neben dem falschen Glauben rutscht zugleich ein weiteres Motiv in den Vordergrund. Denn die von den „Indios“ angebeteten Götzenbilder sind aus Gold. [135] Wie auch sämtliche Gefäße, ja sogar „ir thürgestell haben sy gemeinlich mitt goltt uberzogen“ [136]. Die Verknüpfung zwischen christlicher Mission und ökonomischem Interesse – Letzteres mag auch Koeler anfänglich bewegt haben an der Expedition teilzunehmen – wird an vielen Stellen deutlich. [137] So beispielsweise als die Konquistadoren dem

„Gobernattor den Eydtt thun müsten, im zu helffen streitten wider die Indianer, umb Eher und gutt zu erlangen, auch die Indianer mitt dem schwertt zu erobern und Cristen zu machen und dem Gobernattor aus kay. Mtt. Befellich untherthenig zu machen, auch die erst profintzen so wir gewünen, oder das erst landtt wer wir geobligirtt, was wir da uberkemen, dem Gobernattor uberanttwortten müssen“ [138].

Doch so wichtig die für seine Teilnahme an der Expedition ausschlaggebenden Motive für sein Selbstbild auch waren, umso wichtiger sind jedoch die, die seinen fluchtartigen Rücktritt kaschieren sollten. Interessanterweise jedoch dient nicht, wie anzunehmen wäre, eine durch monsterartige, teuflische Ureinwohner konstruierte Gefahr zur Rechtfertigung seines Rückzuges. So erscheint sein Bericht über anthropophage Sitten vielmehr an Sterbehilfe als an dämonisches Verhalten zu erinnern: 

„…So yemandtt altt oder tödttlich kranck wird […] so kumen seine liebste und negste freunth, schneiden im fluchs die Kellen ab und helffen im also von der martter, zertaillen seinen leib, kochen und fressen in, was uber pleibtt, henkens in Rauch…“ [139].

Vielmehr ist es das für Deutsche ungesunde Klima und die vielen Krankheiten, denen man gar nicht entkommen könnte, und zwangsläufig an „geschwulst verschmachten“ [140] müsse, die er schützend vorhält. [141] Daneben dient ihm auch das Verhalten unter den Europäern und vor allem das seines Vorgesetzten, sein Selbstbild zu verteidigen. [142] In einem letzten Schritt findet eine erstaunliche Kritik am Vorgehen der Europäer gegen die amerikanischen Ureinwohner, zusammen mit allem bereits vorgebrachten, Platz in seiner Selbstdarstellung.

„Da ich aber alle Dück und untrew erfuer, gedachte ich, wie ein köstlich Ding es wer, auch wie gottlich, ein wennig zu Hawss mit Dancksagung genossen, dan sich in silche grosse gefar zu begeben in ein landtt, das nitt gesunth, da auch weder zu drincken noch zu essen ist, allein böss Wasser, Wurtzell und Krautt, auch da man die armen leutt uberpoldttertt, erwürgtt und inen das Ir nymptt allain umb ein wenig schenttliches goldes und silbers willen. Darnach will man sagen. Ey man muss diss volck mitt dem schwertt zum cristlichen gelauben nötten, auch sy dem Kayser unthertnig machen zur merhung der Christenheitt, ich besorg aber, es wird gegen gott einer andern schwerern Rechenschafft bedorfen…“ [143].

So erscheint seine fluchtartige Heimreise vielmehr durch Ablehnung der Eroberungspolitik mit all ihren Gräueltaten gerechtfertigt. Er entfernt sich von seinen anfänglich aufgezeigten Motiven, dem Kaiser treu zu dienen und den Glauben zu den „Indios“ zu bringen, sogar abschließend soweit, dass er die „Indios“ verteidigt. [144]

„Disse wilde leutt diss und alles guttes anzureitzen [den christlichen Glauben bringen], muss man gemach mitt inen umbgeen, dan sy von menschlicher gedechtnus und biss sy die spanigartt erkundigtt, nye nitt andtterst gewist, dan sy seind und leben allein in disser wellt…“ [145].

Doch nicht nur die Missionierung, sondern vor allem die Goldgier der Eroberer prangert er mehrfach an und distanziert sich schließlich nicht nur moralisch sondern vor allem räumlich. Denn „man jagtt inen nach mitt Hunden und pferden […] nympt inen ir gold und Edellgestein mitt gewaltt, damit man reich wird…“ [146].

„Wie christlich aber solches fürnemen sey, bevelich ich einem yeden verstendigen zu urtaylen, mit solchem Rauben und Würgen soll es dann heissen, die Christenheitt meren und kayer Mjtt. das Volk unterthenig zu machen, gott schicks zum pesten. Amen.“ [147]

Wie gezeigt werden konnte, diente Koeler das von ihm gezeichnete Bild der Ureinwohner Venezuelas oder über wen auch immer er etwas im Hafen von Sevilla mitbekommen haben konnte, nicht, um durch eine Gegenschablone seine Handlungen zu rechtfertigen oder ein gewünschtes Selbstbild zu erzeugen. Vielmehr distanziert er sich vom negativen Bild der „Wilden“ ebenso wie er sich von seinen Dienstherren distanziert. 

„Allso kam ich von disser schweren dienstparkeit, die da woll pillig genantt wirtt ein fretterey schmarotzerey und schintterei […] frei“ [148].

Hans Staden

Hans Staden vermutlich zwischen 1525 und 1528 in Homberg an der Efze in Hessen geboren, heuerte 1547 als Soldat auf einem unter portugiesischer Flagge fahrenden Schiff an. Seine erste Reise in die Neue Welt ging vermutlich in das Küstengebiet von Pernambuco. [149] Zu dieser Zeit, so wird Staden auch in seinem Bericht erzählen, beginnen auch andere Nationen, vor allem die Franzosen, Handel mit den Eingeborenen der brasilianischen Küstenregionen zu treiben – vor allem das sogenannte Brasilholz erregte Begehren. Die unterschiedlichen, die Küsten bewohnenden Volksgruppen, waren oftmals Handelspartner einer europäischen Nation und zogen sogar als deren Verbündete gegen andere Stämme ins Feld. 1549 bricht Staden zu einer weiteren Reise auf, diesmal als Kanonier bei den Spaniern unter dem Kommando von Diego de Sanabria mit dem Ziel in die silberreiche La Plata Region zu kommen. [150] Durch Stürme und Schiffbruch jedoch gelangt Staden an die brasilianische Küste in der Nähe von Sao Vicente, wo er in einer portugiesischen Handelsniederlassung aufgenommen und als eine Art Festungskommandant eingestellt wird. [151] Dort wird er 1553, seinen eigenen Angaben zufolge, von Kriegern der Tupinamba gefangen genommen. Erst nach neunmonatiger Gefangenschaft gelingt ihm die Flucht. Diesen neun Monaten widmet sich auch der Großteil seines, nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1555 verfassten, Berichts. Über seine Jahre nach dieser Reise ist nur wenig bekannt. Vermutlich arbeitete er in Wolfshagen in Hessen als Seifensieder oder Pulvermüller und verstarb 1576 an der Pest. [152]

Stadens Reisebeschreibung ist, abgesehen von einem ausführlichen Vorwort des Marburger Mathematik und Medizin Professors Dyrander und eines Widmungsschreibens an seinen Landesherren, in zwei Teile untergliedert. Nach den eigentlichen Reiseberichten (1548/49 und 1550/55) im ersten Teil folgt im zweiten eine Beschreibung der Sitten und Bräuche der „Tupinamba Indios“. [153] Stadens Beschreibung der „Wilden“ ist in ihrem Ausmaß für diese Zeit einmalig, allerdings lässt sich nicht ausschließen, dass der zweite Teil stark von Dyrander beeinflusst wurde. [154] Über die 54 Holzschnitte der Marburger Erstausgabe von 1557, die, davon geht die heutige Forschung aus, in enger Zusammenarbeit mit Staden entstanden seien dürften, kann in dieser Arbeit mangels theoretischer und methodischer Vorarbeiten nicht weiter eingegangen werden. [155] Dem Erstdruck folgten im gleichen Jahr noch drei weitere deutschsprachige Ausgaben, eine in Marburg und zwei in Frankfurt. [156] Später erschienen fünf weitere deutschsprachige Ausgaben bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, vier lateinische bis Mitte des 17. Jahrhunderts und bis 1736 nicht weniger als 24 niederländische. [157] Letztere sind ein Indiz nicht nur für die große Popularität von Stadens Erzählung, sondern auch für die zunehmenden kolonialen Interessen der Holländer. [158] Stadens „Wahrhafftige Historia“ stand bereits zu seiner Zeit im Mittelpunkt des deutschsprachigen Interesses an Berichten aus Amerika und ist bis heute im Fokus unterschiedlicher Forschungsvorhaben. [159]

Bis heute gibt es in Wissenschaftskreisen einen Disput über die Motive Stadens, die ihn zur Niederschrift bewegt haben könnten. Gemeinhin steht hier immer die Frage nach der Glaubwürdigkeit seiner Aussagen im Vordergrund. Gab es nun wirklich Kannibalen oder handelt es sich hierbei um eine geschickte Erfindung und Kompilation um den Absatz seines Werkes zu erhöhen? [160] Aber warum fehlen dann die Amazonen, die sich sicherlich noch besser hätten verkaufen können? [161] Oder ist Stadens Werk ein durch und durch religionspolitisches Werk, gespickt mit schwarzem Humor? [162]

Ohne die Glaubwürdigkeit Stadens quellenkritisch hinterfragen zu müssen, soll auch hier die Konstruktion seiner Welt in seinem Reisebericht hinsichtlich vorhandener Motive durchleuchtet werden. Denn es geht hier nicht um die Frage, ob es überhaupt „Indios“ gab, sondern warum er sie beschrieb und mit welcher Intention er sein Bild der Fremden gerade so zeichnete. Dabei wird sich bald herausstellen, dass es sich, neben den angeklungenen Interessen, vor allem aber um eine Selbstinszenierung handelte. 

Stadens Wahrnehmungskategorien für Fremdheit und Andersheit waren anfänglich durch seinen Stand als Kanonier, seiner Religiosität und vom vermeintlichen Reichtum der Neuen Welt geprägt. [163] Doch durch seinen langen Aufenthalt bei den „Fremden“, sei es auch nur als deren Gefangener, wird er selbst zunehmend ein Teil dieser Gesellschaft. So wie er selbst zu einer Art „Indianer“ wird, verändern sich auch seine Wahrnehmungsmuster; seine „mental map“ wird ausgeprägter. [164] Dennoch bleibt seine Religiosität in vielerlei Bereichen dominant. Das führt nun dazu, dass er sich, wie im Folgenden gezeigt wird, selbst als einen Propheten der „Indios“ sieht. [165] So ist auch der einzige von ihm selbst erwähnte Beweggrund für seine Beschreibung nämlich der, Gott ein Opfer zu bringen als Dankbarkeit für sein Leben. [166]

Stadens Beschreibungen der Gestalt der Ureinwohner bleiben im Vergleich zu den äußerst umfangreichen Darstellungen über deren Sitten und Gebräuche sehr kurz. Die wesentlichen Elemente seiner Wahrnehmung sind, dass die Carios „ein gerades volck“ [167] sind oder die Tupinamba ein

„feines volck, von leib und gestalt, beid fraw und Mann, gleich wie die leut hie zu lande, nur das sie braun von der Sonne sein, denn sie gehen alle nacket […] haben keine bärt ...“ [168].

Gerade die letzte Beschreibung des Stammes, der ihn gefangen hielt, ist für den Wandel seiner Wahrnehmungsmuster interessant. Der Unterschied zwischen Europäer und „Indio“ wird vor allem durch Hautfarbe, Nacktheit und Bartwuchs gezogen. Schon während seiner Gefangennahme wurden ihm jedoch die Kleider vom Leib gerissen, so dass er sich einen schlimmen Sonnenbrand zuzog, und kurz darauf der Bart geschoren. [169] Äußerlich unterschied er sich, in seinen eigenen Kategorien betrachtet, nun nicht mehr von den Eingeborenen.

Doch was die Sitten und Bräuche angeht, wird diese Verwandlung nicht so weit gehen. Eine immer noch nicht gänzlich geklärte Frage ist die seiner Verständigungsmöglichkeit mit den „Ureinwohnern“. Aus seinem eigenen Bericht, der mit einigen phonetischen Beweisstücken versehen ist, geht hervor, dass er die Sprache der „Ureinwohner“ konnte und sogar selbst Unterschiede in der Sprache bei verschiedenen Gruppen feststellen konnte. [170] Da er selber kein Französisch sprach, ergab es sich sogar, dass er mit einem französischen Unterhändler in der Sprache der „Ureinwohner“ sprechen musste. [171]

Durch Kenntnis der Sprache hatte er daher Zugang zu tieferem Verständnis vieler Praktiken und er entwickelte beinahe einen proto-ethnologischen Blick. Obwohl weite Passagen immer wieder über die abscheulichen Praktiken des Menschenfressens berichten, ist Stadens Bild weitaus positiver als vielfach angenommen. So erkennt er beispielsweise, dass die „Indios“ trotz ihrer Nacktheit ein Schamgefühl haben und „Mann und Weib halten sich auch gebürlich, machen ire sachen heimlich“ [172]. Ferner erkennt er auch, dass es differenzierte Sozialstrukturen und Privateigentum unter ihnen gibt. [173] Seine Wahrnehmungen wachsen in dem Maße wie er in das alltägliche Leben der Fremden eingebunden wird. So arbeitet er nicht nur gemeinsam mit den „Indios“, er muss sogar mit ihnen in den Krieg ziehen. [174] Dabei schießt er auch auf seine europäischen Kameraden aus Furcht, sonst von seinen neuen Herren umgebracht zu werden. [175] Nur als man ihm auch vom Fleisch der dank seiner Prophezeiung besiegten Feinde zu Essen anbietet, lehnt er ab. [176] Durch diese zunehmende Assimilation werden neue Zusammenhänge sichtbar. Die auf den ersten Blick streitsüchtigen, rachsüchtigen und extrem kriegerischen Ureinwohner ziehen vor allem dann in den Krieg, wenn es um die Versorgung mit Nahrung geht. Krieg wird somit zum Überlebenskampf – wie es die europäischen Kolonisten auch nicht anders hielten. [177] Auch wenn Staden unter der permanenten Angst des Gegessenwerdens litt, denn die „Indios“ „bissen in ire arme, und dreweten mir, als wölten sie mich essen“ [178], analysierte er das rituelle Töten und Verspeisen von Menschen ausführlich und schien in gewisser Weise auch das kulturelle Konzept zu verstehen. Denn bei seiner detaillierten Beschreibung der Tötungswaffe und des mehrtägigen Zeremoniells mit Gesang und Tanz, glaubte er darin das Konzept der Ehre zu erkennen. [179] Denn je mehr Feinde jemand umgebracht hatte, desto bedeutender war dessen soziale Stellung. [180] So schienen die Tupinamba den Europäern in vielfacher Weise wesentlich ähnlicher zu sein, als gemeinhin gedacht. Für einen Landsknecht des 16. Jahrhunderts dürfte die Zurschaustellung abgeschlagener Körperteile, wie es Staden vor den Hütten der Häuptlinge sah, nichts Ungewöhnliches gewesen sein, wurden doch auf europäischen Schindangern Hingerichtete ebenfalls öffentlich zur Schau gestellt. [181] Das Recht, über Körper Anderer zu verfügen, war in Europa ebenso wie in Amerika ein Symbol von Macht. [182] Doch Staden sah noch andere Parallelen und vergleicht beispielsweise die bei den Häuptlingen praktizierte Polygamie mit der Mätressenwirtschaft des Europäischen Adels. [183]

Doch soll hier nicht der Eindruck erweckt werden, Staden habe ein durchwegs freundliches Bild der „Indios“ gezeichnet, die ihn ja schließlich gefangen hielten. Hier kommen natürlich auch seine althergebrachten Wahrnehmungshorizonte zum Tragen. So seien die „Indios“ rachsüchtig, würden gemeine Waffen verwenden und sie seien „ein volck da kein vertrawen auff ist“ [184]. Vor allem jedoch seien sie ein „armes verblendtes volck“ [185], dass nicht nur mit ihren Abgöttern tanze, sondern an Rasseln und Wahrsager glaube. [186] Diesen wilden „Heyden“ [187] wird Staden in seiner Selbstdarstellung zum bekehrenden Propheten. [188] „Aber ich will euch ein Prophet sein“ beginnt Staden seine Erklärung über die Krankheiten, die die Ureinwohner heimgesucht hatten. Denn sein „Gott were zornig uber das dorff, das sie das Christenfleisch gessen hetten“ [189] und mache sie daher krank. Und er fährt fort, dass „ein unvernünfftig thier frisst kaum das ander, sollte dann ein mensch den andern fressen.“ [190] Doch nicht nur durch Stadens Gebete sollten seine Peiniger wieder gesund werden, er versuchte auch, sie durch Aderlass zu heilen. [191]

Staden inszeniert sich nicht nur als rechtgläubiger Heiler, sondern auch als altruistischer Fluchthelfer, der mutig sein eigenes Leben riskiert, damit Andere entkommen können. [192]

Seine zunehmende Verflechtung in der Gesellschaft der Ureinwohner lässt sich auch an seinen Beurteilungen anderer Europäer erkennen. Nicht nur, weil er von einem Portugiesen angeschossen und beinahe durch einen Franzosen ums Leben gekommen wäre, sondern vor allem durch seinen religiösen Hintergrund distanziert er sich von ihnen. [193] So ist Gott nicht nur sein Zeuge für die wahrheitsgetreue Wiedergabe seiner Erlebnisse, sondern zugleich der einzige Grund seines Überlebens. [194] Allerdings klingen neben dieser Rettungs- oder gar Erlösungstheorie auch andere Töne an. Staden beschreibt, wie er durch List und Tücke entkommen wollte, oder wie er durch zahlreiche Lügen sich Vorteile verschaffte. [195] Auch konnte er seine Schadenfreude über die Krankheiten der „Indianer“ kaum verbergen. [196]

So werden bei Staden zwar „Ansätze zum Verstehen des Verhaltens der Tupinamba sichtbar“ [197], allerdings dominieren vor allem selbstdarstellerische Szenen als auserwählter Prophet, selbstloser Heiler und zugleich tapferer Abenteurer. Gerade weil diese Darstellung aus einer doppelten Abkehr, sowohl von den „Indios“ als auch von den Europäern, entstanden ist, ging es Staden nicht, wie es Whitehead vermutet, darum ein „special kind border between the old and the new world“ [198] zu etablieren. Stadens Historia ist vielmehr ein Bericht über Selbsterfahrung und Veränderung der Wahrnehmungsfähigkeit, der schließlich in einer stolzen Selbstdarstellung und Repositionierung seiner Person als auserwählter Prophet nach seiner Gefangenschaft kumuliert.

Philipp von Hutten

Die letzte der hier zu betrachtenden Reisebeschreibungen schließt in vielfacher Weise den Kreis zurück zu Federmann. Philipp von Hutten (Felipe Dutre, de Utre) um 1505 auf dem Schloss Birkenfeld in Franken geboren, verbrachte seine Jugend als Edelknabe, später als Diener Kaiser Karls V. [199] Bevor er sich 1534 der Welser Kompagnie anschloss, war er im Dienst des Grafen Heinrich III. von Nassau-Breda. 1535 erscheint er bereits als Hauptmann unter dem Kommando Hohermuths zu Speyer, des Gouverneurs von Venezuela. [200] Auf dessen Eroberungszug wurde er beauftragt, mit einer kleineren Einheit Kontakt zu Federmanns Expedition herzustellen. So sind Huttens wie Federmanns Aufzeichnungen räumlich wie zeitlich teilweise kongruent. Nach dem Tod Hohermuths wurde von Hutten 1540 Generalkapitän von Venezuela. Auf Nachrichten hin, die von Federmanns Zug nach Coro drangen, brach Hutten ein halbes Jahr später zu seinem zweiten Eroberungszug auf. [201] Das letzte, von ihm persönlich verfasste und bis heute erhaltene Dokument ist ein Brief vom März 1541 an seinen Bruder, Moritz von Hutten der Bischof in Eichstätt war. Eine Verwundung aus einem Kampf mit Eingeborenen zwang Hutten 1544 nach Coro zurück zu ziehen. [202] Auf dem Rückweg wurde er 1546 zusammen mit Bartholomäus VI. Welser von dem Spanier Juan de Caravaja, der wegen der langen Abwesenheit Huttens vorübergehend zum Gouverneur ernannt worden war und nun um seinen Posten fürchtete, umgebracht. [203] Bis heute ist nicht letztlich geklärt, ob Huttens vermutlich geführtes Expeditionstagebuch bei seiner Ermordung vernichtet wurde, oder erst später verloren ging. [204] Mittlerweile sind jedoch elf Briefe Huttens aus seiner Zeit in Venezuela bekannt und von Eberhard Schmitt editiert. [205]

Posthum und ohne Verfasser erschien 1550 in Augsburg Huttens Reisebericht, dessen Format, wie bereits einleitend erwähnt, zwar einer Flugschrift glich, aber dennoch aufgrund seines Informationsgehalts wenig gemein mit sonst unter dem Sammelbegriff Zeytung auftauchenden Schriften hatte. [206] Der Inhalt des, als Anhang in die erste deutschsprachige Übersetzung des zweiten und dritten Briefes von Hernán Cortés eingefügten Berichts Huttens konnte erst später durch Vergleiche mit vorhandenen Briefen eindeutig der Urheberschaft Huttens zugewiesen werden. [207] Inwiefern Huttens „Newe Zeythung“ eine Kompilation aus Briefen Huttens und seines Tagebuches ist, ist noch nicht abschließend geklärt. [208]. Auch wer für die Kompilation Rechnung trägt, ob es etwa wirklich Bartholomäus V. Welser oder vielleicht doch Moritz von Hutten war, bleibt bis heute unklar. [209] Jedoch bleibt festzuhalten, dass Philipp von Huttens Briefe nicht auf eine spätere Veröffentlichung hin abgefasst wurden, sondern nur für einen kleinen Personenkreis gedacht waren. [210] Als Basis für die Analyse wurde jedoch auch die erwähnte Fassung von 1550 herangezogen, da sie weitgehend identisch mit den Briefen ist, zugleich jedoch erheblich weniger Wiederholungen enthält und in sich stimmig organisiert wurde. [211]

Inwiefern das Bild der Fremden jedoch noch Rückschlüsse auf das von ihm eigenständig gezeichnete Selbstbild zulässt, muss diskutiert werden. Denn der oder die Kompilatoren könnten in der Absicht gehandelt haben, Hutten im Nachhinein zu einer gewissen Figur zu entwickeln um damit vielleicht sogar eigene Interessen zu verfolgen. Gerade diese eventuell von Dritten geschaffene Konstellation wird die Frage über Repositionierung im anschließenden Kapitel aufwerfen. Ansonsten aber lässt sich auch mit Huttens Berichten auf ähnliche Weise verfahren, wie es mit den anderen zuvor geschehen ist. Auch Hutten hat als Kommandant natürlich einen militärischen Wahrnehmungshorizont, der durchmischt ist mit ökonomischen Interessen und den Erfahrungen aus der adeligen Lebenswelt. Auffallend genau taxierte er so zum Beispiel das „indianische Gold“ als von minderer Qualität, oder erwähnte, dass die „Indios“ nur Muscheln als Zahlungsmittel hatten. [212] Oder er hält größte Strapazen für gerechtfertigt, da „Gold vnd die Reichtumb nit weyt war“ [213]. Trotz seines mehrjährigen Aufenthaltes sind seine Beschreibungen der Eingeborenen auffällig kurz und aus heutiger Sicht durchwegs abwertend. Doch wird der Blick eines Adeligen auf einen unfreien Bauern im Europa des 16. Jahrhunderts wohl auch kaum anders ausgefallen sein. So waren die „Indios“ entweder nicht so erschreckend fremd, oder sie waren es ihm nicht wert, darüber zu berichten. Die einzige ausführlichere Beschreibung über das Aussehen der „Indios“ zeigt den Grundtenor der gesamten Darstellung Huttens. „Es ist hie herumb ain arm Land, ain bloß, nackend, bestialisch Volck, aber in aller Boßhait fast listig, gehen gantz nackent, barfüß und barhaupt…“ [214]. Außer, dass es verschiedene Nationen und Sprachen unter den Ureinwohnern gäbe, von denen sich manche sogar freiwillig taufen ließen, und andere wiederum doch nicht immer nackt seien, erwähnt Hutten wenig über das Leben der „Indios“. [215] Sie tauchen entweder als Feinde im Kampf oder als Sklaven im Tross auf. [216] Neben ihren Waffen werden auch ihre Kampftaktiken und erfolgreichen Schlachten beschrieben. [217] Doch vor allem ihre Heimtücke, List und „Büberey“ [218], mit der sie vorzugsweise dann angriffen, wenn der Gegner krank oder anderweitig geschwächt war, runden Huttens Bild der „Fremden“ ab.

Im scharfen Kontrast dazu entwickelt er ein Bild der grenzenlosen Überlegenheit der Christen, und vielmehr noch, ein Selbstbild als mutiger, ausdauernder und tapferer Feldherr. So sind unter seinem Kommando fünfhundert Christen mit hundert Pferden mindestens gleich stark wie 30.000 Indianer [219] – und der Tod eines Christen ist zugleich mehr wert und von größerer Bedeutung als der von 1000 „Indianern“. [220] Dennoch setzen Hunger, Krankheit, Not und Mangel den Konquistadoren zu, so dass es recht „erbärmklich zu sehen war“ [221], und er selber einen Hund aß. [222] Auch berichtet er von Streitigkeiten, Meuterei, Kämpfen wie denen zwischen Pizarro und Almagro und sogar von Kannibalismus unter den Europäern. [223]

„Es haben auch etlich wider die Natur Menschenflaisch gessen, nämlich ward ain Christ gefunden, so ain Vierthail von ainem jungen Rind [im Brief vom 20.10.1538 „Kind“] in ainem newen Hafen mit etlichen Kräutern gekocht het.“ [224]

Doch neben all diesen Einblendungen kommt in Huttens Berichten kein Zweifel über die Richtigkeit der Conquista oder des Umgangs mit Untergebenen und „Fremden“ auf. Einzig und allein der Gnade Gottes ist sein Erfolg zu verdanken – und nur ihm und dem Kaiser dient er. [225] Das durchscheinende Motiv in Huttens Briefen ist wohl vor allem das der Selbstinszenierung. Durch Betonung seiner Stärken, seiner Loyalität und seines Mutes ging es wohl vor allem um Anerkennung unter Seinesgleichen. [226] Die spärlich gehaltenen Beschreibungen der Ureinwohner und ihrer Kultur deuten ebenfalls darauf hin, dass eine Selbstpositionierung für einen Adeligen wohl einzig über militärische Erfolge oder extrem fordernde Umstände möglich war. Ebenso wird an dieser Stelle auch verständlich, dass Hutten seine Berichte nicht für ein breites Publikum verfasste, weil er von diesem nichts zu erwarten hatte.

Dass nun jedoch aus seinen Briefen ein Bericht kreiert wurde, hatte andere Motive. So wenig sich die Anerkennung breiterer Kreise für ein adeliges Selbstbild eigneten, so dienlich war ein adeliger Held in der kollektiven Wahrnehmung einer adeligen Familie. Hutten wurde somit im Nachhinein über die Beschreibung seiner Entbehrungen wie auch der über die schrecklichen „Indianer“, zu einer Art Volkshelden gemacht.  

Selbstpositionierung in einer Neuen Welt

Die sechs vorgestellten Reiseberichte ließen keine nachhaltigen Beweise für die oftmals vertretene Kulturschock-These ausfindig machen. Vielmehr stellte sich heraus, dass das Beschreiben des „Wilden“ und „Fremden“ als Instrument zur Befriedigung der Interessen der Autoren benutzt wurde. Es konnte an vielen Stellen gezeigt werden, wie die Motive der Autoren das jeweilige „Indiobild“ prägten, beziehungsweise dieses konstruierten. Dass es sich dabei nun keinesfalls um ein objektiveres Bild der Fremde handelt, erklärt sich von selbst. Im Umkehrschluss lässt sich somit allerdings nicht nur über die Rolle dieser Bilder für das Selbstbild der Autoren, sondern auch über deren Rolle bei der Erzeugung und Aufrechterhaltung kollektiver Wahrnehmung im 16. Jahrhundert spekulieren. Durch die pointierte Beschreibung der „Anderen“ entsteht ein starkes Spannungsfeld der Abgrenzung zum Selbstbild, ja zur eigenen Identität. Inwiefern daraus eine gesellschaftliche Position wird, und diese wiederum, bedingt durch das relationale Gefüge der Gesellschaft, einen entscheidenden Einfluss auf die Identität des einzelnen wie auch auf die kollektive Identität entfaltet, soll hier nun abschließend überlegt werden.

Neben individuellen Motiven, wie Empfehlung für ein Amt oder Rechtfertigung einer Reise, verbirgt sich beim Verfassen solcher Berichte, bewusst oder unbewusst, immer auch eine Selbstdarstellung des Autors. In den Termini der „Positioning-Theory“ als Selbstpositionierung bezeichnet, meint dies, vereinfacht gesagt, nichts anderes, als dass durch Zuweisung besonderer Eigenschaften eine gewisse gesellschaftliche Position eingenommen wird. [227] Der von Pierre Bourdieu als relationales Gefüge identifizierte soziale Raum ermöglicht allerdings keine absolute Positionierung. [228] So kann jemand nur „besser als“, oder „mächtiger als“ ein anderer sein, niemals jedoch einfach nur „mächtig“. Da jedoch gerade die Entdeckung der Neuen Welt den sozialen Raum sprungartig erweitert hatte, gab es nicht nur neue Positionierungsmöglichkeiten, sondern vielmehr einen Zwang zur Positionierung. Dass jedoch die Position, die jemand einnehmen kann, oder die ihm vielleicht sogar zugewiesen wird, durch eine Vielzahl von Faktoren bestimmt werden kann, unterscheidet das der modernen „Positioning-Theory“ zugrunde liegende Verständnis von dem der seit langem bekannten „Rollen-Theorie“. So sind nicht nur Zeitpunkt, Umfeld und Situation, sondern vor allem auch kulturell bedingte Regeln und Normen entscheidend für die Einnahme einer gewissen gesellschaftlichen Stellung. So ging es bei den Reiseberichten also nicht nur darum, was überhaupt berichtet werden konnte, sondern auch was berichtet werden durfte, ohne die Glaubwürdigkeit zu verlieren. Da jedoch das breite Publikum allem gegenüber, was die Bewohner der Neuen Welt beschrieb, ziemlich kritiklos war und die Berichte vom Publikum nicht überprüft werden konnten, konnten die Autoren gefahrlos die wildesten Bilder zeichnen um sich selbst besser zu stellen. [229] „They assumed themselves to be all that the ‘barbarian’ was not;” [230] und durch dieses Kontrabild (indirekte Positionierung) war es ihnen möglich, in der Heimat eine neue Position einzunehmen, oder eine bestehende zu behaupten. So geht es zum Beispiel Federmann, wie beschrieben, darum, dass er seine Stellung als Kommandant zurück erhält. Sein ursprüngliches Publikum, seine Auftraggeber, waren in einer überlegenen Position. Daher musste er umso mehr daran setzten, seine durch verschiedene Anklagen angegriffene Position zu verteidigen. Ein ganz anderes Bild entstand bei Koeler. Um eben nicht als Versager oder Feigling gebrandmarkt zu werden, versuchte er sich durch seinen Bericht zu rechtfertigen. Soziales Ansehen und Prestige waren wohl die treibenden Kräfte für die Abfassung der Berichte.

Interessant ist, dass auch durch die Fremdpositionierung der „Indios“, die eigene Position in der Heimat beeinflussbar gewesen seien musste. So ist Stadens Darstellung als Prophet nicht eine Positionierung gegenüber den amerikanischen Ureinwohnern als vielmehr gegenüber seiner Leserschaft. Im Gegensatz zu Stadens selbstgewollter Repositionierung, oder seinem neugewählten Image, wurde Hutten durch Dritte positioniert. Seine Newe Zeytung diente also jemand anderem als Werkzeug im relationalen Gefüge das, ergänzend zu Bourdieu, nichts anderes ist, als eine Distributionsstruktur von Machtformen.

Eine sehr interessante Rolle kommt natürlich auch dem Publikum zu. Denn erst im Bezug zu diesem entsteht das neue soziale Gefüge. Doch gleichzeitig findet auch eine Positionierung der Leserschaft gegenüber der neuen Welt statt. So werden die frühen Bilder aus der neuen Welt nicht nur zu Stereotypen, sondern auch zu direkten Bezugspunkten einer abendländischen Kultur. Positionierungen finden nämlich nicht nur auf der Ebene des Individuums, sondern ebenso auch auf der von Landsmannschaften oder Nationen statt.  

Doch brauchten die Schreiber wirklich Monster und Kannibalen im 16. Jahrhundert, um ihre moralische, Gott gegebene und erstrittene Position halten zu können? [231] Mussten sie ihre Position gar rechtfertigen? Aus Studien zur menschlichen Psyche ist bekannt, dass Individuen anscheinend tatsächlich Schreckensbilder brauchen, um mit ihrer Hilfe unter extrem veränderten Umständen selbst zurechtkommen zu können. So wäre das Ergebnis der Arbeit von Ewa Domanska wohl am deutlichsten für Hans Staden zutreffend: „He had to refer to an absolute Other in order to express the radical transformation of the self and come to term with his changed self.” [232] Aber inwiefern sich nun solche Ergebnisse auch wirklich für die gesamte abendländische Gesellschaft beweisen ließen, muss, wie viele andere Fragen ungeklärt bleiben. Das Ziel dieser Arbeit war es, einen neuen Zugang zu bekannten Dokumenten zu eröffnen. Die hierbei neu aufkommenden Fragen lassen auf Anschlussarbeiten hoffen.

Quellenverzeichnis

Federmann, Nicolaus: Indianische Historia. Ein schöne kurzweilige Historia Niclaus Federmanns des Jüngern von Ulm erster raise so er von Hispania und Andolosia aufs in Indias des Occeanischen Mörs gechan hat/ und was ihm allda ist begegnet biß auff sein widerkunfft inn Hispaniam/ auffs kurtzest beschriben/ ganz lustig zu lesen, Hagenau 1557, Nachdruck hrsg. von Juan Friede, München 1965.  

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Staden, Hans: Warhaftige Historia und beschreibung eyner Landtschafft der wilden, Nacketen, Grimmigen Menschfresser Leuthen, in der Newen welt America gelegen, vor und nach Christi geburt im Land zu Hessen unbekant, biß uff diese 2 nechst vergangene jar, da sie Hans Staden von Homberg auß Hessen durch sein eygne erfassung erkant, mit eyner vorrede D. Jh. Dryandri, Marpurg 1557, Nachdruck hrsg. von Erich Th. Bezzenberger, Kassel 1978. 

Staden, Hans: Wahrhafftige Historia und Beschreibung einerLandschafft der Wilden, Nacketen, Grimmigen Menschenfresser Leuthen, in der Newen Welt America gelegen, vor und nach Christi Geburt im Land zu Hessen unbekannt, bisz auff diese II nechst vergangene Jar, da sie Hans Staden von Homberg ausz Hessen durch sein eygne Erfahrung erkant, und ietzund durch den Truck an Tag gibt, Frankfurt a. Main 1556, Nachdruck in: Klüpfel, Karl: N. Federmanns und H. Stades Reisen in Südamerica, 1529 bis 1555, Amsterdam 1969.  

Literaturverzeichnis

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Tobias Greiff (*1983) studierte Politikwissenschaft, Neuere und Neueste Geschichte, Bayerische- und allg. Landesgeschichte, Geographie und Peace & Conflict Resolution Studies als Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung und der FAZIT-Stiftung an Universitäten in Deutschland, den Niederlanden und den USA; er ist Gastwissenschaftler an der School for Conflict Analysis and Resolution der George Mason University in Virginia (USA). 

Anmerkungen

  • [1]

    Peter Martyr von Anghiera übernahm diese Beschreibung aus einer bekannten Anklageschrift des Dominikaners Tomás Ortitz. Martyr von Anghiera, Peter: Acht Dekaden über die Neue Welt, übersetzt und hrsg. von Hans Klingelhöfer, Band II, Darmstadt 1973, S. 199-200. 

  • [2]

    König, Hans-Joachim: Vielfalt der Kulturen oder europäisches Muster? Amerika und Indios in frühen deutschen Schriftzeugnissen, in: Prosperi, Adriano/ Reinhard, Wolfgang (Hrsg.): Die Neue Welt im Bewußtsein der Italiener und Deutschen des 16. Jahrhunderts, Berlin 1993 (= Schriften des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient, Bd. 6), S. 175-215, hier S. 177ff. Brednich, Rolf Wilhelm: Amerika in den frühneuzeitlichen Medien Flugblatt und Newe Zeitung, in: Mesenhöller, Peter (Hrsg.): Mundus Novus. Amerika oder Die Entdeckung des Bekannten. Das Bild der Neuen Welt im Spiegel der Druckmedien vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert, Essen 1992, S. 19-34, hier vor allem S. 24-25. Wolf, Werner: „Das sind die neu gefunden menschen oder völcker“: Europäische Indianerbilder des 16. bis 19. Jahrhunderts zwischen Entwurf und Projektion, in: Mesenhöller, Peter (Hrsg.): Mundus Novus. Amerika oder Die Entdeckung des Bekannten. Das Bild der Neuen Welt im Spiegel der Druckmedien vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert, Essen 1992, S. 35-53, hier vor allem S. 36-40. 

  • [3]

    König: Vielfalt der Kulturen, S. 175. 

  • [4]

    Pagden, Anthony: The fall of natural man. The American Indian and the origins of comparative ethnology, Cambridge 1999, S. 10ff. 

  • [5]

    Hulme; Peter: Colonial Encounters: Europe and the Native Caribbean, London 1986. König: Vielfalt der Kulturen, S. 186. Eine sehr ausführliche Analyse der Unterschiedlichen Diskussionen über Rechtmäßigkeit der Inbesitznahme, sowie der daran anschließenden Versuche der Legitimierung dieser durch Konstruktion einer Theorie sozialen Verhaltens ist Schwerpunkt der Arbeit von Anthony Pagen. Pagden: The fall of natural man. Siehe auch hierzu auch die Parallel die Annerose Menninger zum Umgang mit Ketzern aufbaut. Menninger, Annerose: Die Macht der Augenzeugen. Neue Welt und Kannibalen-Mythos, 1492-1600, Stuttgart 1995, S. 114ff.

  • [6]

    Harré, Rom/ Langenhove, Luk v.: Positioning Theory, Oxford 1999. Harré, Rom/ Moghaddam, Fathali (Hrsg.): The Self and Others. Positionung Individuals and Groups in Personal, Political, and Cultural Contexts, Westport/ London 2003. 

  • [7]

    Bezeichnungen wie die „Wilden“, „Indios“, „Indianer“ oder auch „Stamm“ wurden an manchen Stellen verwendet um den Lesern durch ihren Gebrauch erkenntlich zu machen, dass die jeweilige Aussage der Perspektive der Autoren der Reiseberichte des 16. Jahrhunderts entspricht. Keinesfalls sollen damit jedoch irgendwelche Werturteile erzeugt werden. Der Autor distanziert sich von jeglicher Verwendung dieser Begriffe die Intoleranz und Entwürdigung gegenüber anderen Kulturen und Personen beinhalten.

  • [8]

    Domanska, Ewa: Transhumanation: From Man to Monster. An Exercise in the Hermeneutics of Passage, in: Kalaga, Wojciech/ Rachwat, Tadeusz (Hrsg,): Spoiling the Cannibals‘ Fun, Frankfurt am Main 2005, S. 161-172. Drakulic, Slavenka: They would never hurt a Fly. War Criminals on Trial in The Hague, London ³2008, S. 164-172. 

  • [9]

    Schulin, Ernst: Der Ausgriff Europas nach Übersee. Eine Universalhistorische Skizze des Kolonialzeitalters, in: Saeculum 35/I (1984), S. 73. 

  • [10]

    Eine äußerst ausführliche Beschreibung der Entdeckung und Kolonisierung der Neuen Welt findet sich bei Urs Bitterli. Bitterli, Urs: Die Entdeckung Amerikas. Von Kolumbus bis Alexander von Humboldt, München 1992. Bitterli, Urs: Die ‚Wilden‘ und die ‚Zivilisierten‘. Grundzüge einer Geistes- und Kulturgeschichte der europäisch-überseeischen Begegnung, München ³2004. 

  • [11]

    Edelmayer, Friedrich: Hispanoamerika im 16. Jahrhundert, in: Friedrich, Edelmayer, Margarete Grandner, Bernd Hausberger (Hrsg.): Die Neue Welt. Süd- und Nordamerika n ihrer kolonialen Epoche, Wien 2001, S. 61-82, hier S. 66. 

  • [12]

    Walter, Rolf: Der Traum vom Eldorado. Die Deutsche Conquista in Venezuela im 16. Jahrhundert, München 1992, S. 45 u. 63ff. 

  • [13]

    Die Bezeichnung „Deutsch“ soll hier nicht die Annahme eines geeinten Deutschen Staates aufkommen lassen. Sie wird in dieser Arbeit als Bezeichnung für Angehörige deren Muttersprache Deutsch war, bzw. die aus dem deutschen Sprachraum stammten, verwendet. 

  • [14]

    Pieper, Renate: Die Vermittlung einer Neuen Welt. Amerika im Nachrichtennetz des Habsburgischen Imperiums, 1493-1598, Mainz 2000. König, Hans-Joachim: Vielfalt der Kulturen oder europäisches Muster? Amerika und Indios in frühen deutschen Schriftzeugnissen, in: Prosperi, Adriano/ Reinhard, Wolfgang (Hrsg.): Die Neue Welt im Bewußtsein der Italiener und Deutschen des 16. Jahrhunderts, Berlin 1993 (= Schriften des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient, Bd. 6), S. 175-215, hier S. 177. 

  • [15]

    Vor allem die Berichte von Federmann, Staden, Schmidl und von Hutten waren bedeutende Zeugnisse der Neuen Welt bis zur ersten von Juan de Ovando in den Jahren 1569 und 1570 durchgeführten Fragebogenaktion; durch welche eine systematische Erfassung der Einwohner, ihrer Kulturen, der Fauna und Geographie geschaffen wurde. Siehe hierzu: Edelmayer: Hispanoamerika, S. 64-65.  

  • [16]

    König: Kulturen, S. 179-181. 

  • [17]

    Brednich, Rolf Wilhelm: Amerika in den frühneuzeitlichen Medien Flugblatt und Newe Zeitung, in: Mesenhöller, Peter (Hrsg.): Mundus Novus. Amerika oder Die Entdeckung des Bekannten. Das Bild der Neuen Welt im Spiegel der Druckmedien vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert, Essen 1992, S. 19-34, hier S. 22-23. 

  • [18]

    Die einzelnen Berichte werden in einiger Anlehnung an das von Olga Glebova, bei ihrer Bearbeitung von „Beowulf“ angewandte Prinzip besprochen. Glebova, Olga: Cannibalism and the Construction of the Other in Beowulf and John Gardner’s Grendel, in: Kalaga, Wojciech/ Rachwat, Tadeusz (Hrsg,): Spoiling the Cannibals‘ Fun, Frankfurt am Main 2005, S. 235-244, hier vor allem S. 235ff.

  • [19]

    Pagden, Anthony: Natural man, S. 13. 

  • [20]

    Ebd., S. 4. König: Kulturen, S. 184ff. 

  • [21]

    Padgen: Natural man, S. 11. 

  • [22]

    Ebd., S. 13. 

  • [23]

    Allgemeine deutsche Biographie, Bd.: 6, Elben - Fickler, Leipzig, 1877, S. 598.

  • [24]

    Bitterli: Die Entdeckung Amerikas, S. 288-289, 296. 

  • [25]

    Schmitt, Eberhard/ Hutten, Friedrich, K. v. (Hrsg.): Das Gold der Neuen Welt. Die Papiere des Welser-Konquistadors und Generalkapitäns von Venezuela Philipp von Hutten. 1534-1541, Hildburgshausen 1996, S. 152. 

  • [26]

    Jahn, Bernhard: Raumkonzepte in der Frühen Neuzeit. Zur Konstruktion von Wirklichkeit in Pilgerberichten, Amerikareisebeschreibungen und Prosaerzählungen, Frankfurt a. M u. a. O. 1993, S. 199. 

  • [27]

    Menninger, Annerose: Die Macht der Augenzeugen. Neue Welt und Kannibalen-Mythos, 1492-1600, Stuttgart 1995, S. 66-67. 

  • [28]

    Schmitt: Das Gold der Neuen Welt, S. 152. 

  • [29]

    Federmann, Nicolaus: Indianische Historia. Ein schöne kurzweilige Historia Niclaus Federmanns des Jüngern von Ulm erster raise so er von Hispania und Andolosia aufs in Indias des Occeanischen Mörs gechan hat/ und was ihm allda ist begegnet biß auff sein widerkunfft inn Hispaniam/ auffs kurtzest beschriben/ ganz lustig zu lesen, Hagenau 1557, Nachdruck hrsg. von Juan Friede, München 1965, S. 95. 

  • [30]

    Walter, Rolf: Der Traum vom Eldorado. Die Deutsche Conquista in Venezuela im 16. Jahrhundert, München 1992 (= Schriften zu Lateinamerika, Band 3), S. 79. 

  • [31]

    Federmann, Nicolaus: Indianische Historia. Ein schöne kurzweilige Historia Niclaus Federmanns des Jüngern von Ulm erster raise so er von Hispania und Andolosia aufs in Indias des Occeanischen Mörs gechan hat/ und was ihm allda ist begegnet biß auff sein widerkunfft inn Hispaniam/ auffs kurtzest beschriben/ ganz lustig zu lesen, Hagenau 1557, Nachdruck hrsg. von Juan Friede, München 1965. 

  • [32]

    Federmann: Indianische Historia, S. 61. Walter: Eldorado, S. 98. 

  • [33]

    Jahn: Raumkonzepte, S. 199ff.  

  • [34]

    Wie Menninger bemerkt ist Federmanns Historia zwar an ein Publikum gewendet, doch es scheint nicht auf eine Drucklegung hin ausgelegt worden zu sein. Menninger: Augenzeugen, S. 67. 

  • [35]

    Jahn: Raumkonzepte, S. 215. 

  • [36]

    Federmann: Indianische Historia, S. 84-85. 

  • [37]

    Ebd., S. 42-43. 

  • [38]

    Ebd., S. 28. 

  • [39]

    Ebd., S. 7. 

  • [40]

    Jahn: Raumkonzepte, S. 210. 

  • [41]

    Federmann: Indianische Historia, S. 96.  

  • [42]

    Ebd., S. 20. 

  • [43]

    Ebd., S. 20. 

  • [44]

    Ebd., S. 29. 

  • [45]

    Ebd., S. 30. 

  • [46]

    Ebd., S. 86. 

  • [47]

    Ebd., S. 72. 

  • [48]

    Ebd., S. 57-58. 

  • [49]

    Ebd., S. 32. 

  • [50]

    Da Federmann an keiner Stelle, auch in den fluchtartig verlassenen Dörfern, über gefundene menschliche Überreste berichtet, und über Kannibalismus jeweils nur von Eingeborenen erfährt, bleibt offen ob er wirklich ein Augenzeuge von Anthrophagie wurde. Bei einer ausführlichen quellenkritischen Betrachtung werden sich die Kannibalismus Szenen nicht als real halten lassen. Siehe hierzu auch: Jahn: Raumkonzepte, S. 208 u. 239. 

  • [51]

    Federmann: Indianische Historia, S. 18. 

  • [52]

    Ebd., S. 18. 

  • [53]

    Ebd., S. 60. 

  • [54]

    Ebd., S. 15. 

  • [55]

    Ebd., S. 33, 49. 

  • [56]

    Ebd., S. 46, 75. 

  • [57]

    Ebd., S. 23. 

  • [58]

    Ebd., S. 74. 

  • [59]

    Ebd., S. 76, 89. 

  • [60]

    Ebd., S. 77. 

  • [61]

    Ebd., S. 69. 

  • [62]

    Gleichwohl darf nicht gänzlich außer Acht gelassen werden, dass auch an einigen Stellen der Missionsgedanke angesprochen wird. Und Federmann oftmals sein Überleben durch die Gnade Gottes begründet sieht. Federmann: Indianische Historia, S. 35, S. 59. Auch berichtet er an einer Stelle, dass er Indios taufen ließ. Ebd., S. 23. 

  • [63]

    Ebd., S. 45, S. 73. Jahn: Raumkonzepte, S. 212-123. 

  • [64]

    Federmann: Indianische Historia, S. 56. 

  • [65]

    Konrad Haebler geht sehr ausführlich auf die Wiedereinsetzung Federmanns ein. Haebler, Konrad: Die überseeischen Unternehmungen der Welser und ihrer Gesellschafter, Leipzig 1903, S. 246ff. 

  • [66]

    Allgemeine deutsche Biographie, Bd.: 31, Scheller - Karl Schmidt, Leipzig, 1890, S. 702-703. 

  • [67]

    Jahn: Raumkonzepte, S. 217.  

  • [68]

    Eine ausführliche Beschreibung der Rio de la Plata Region findet sich in: Bitterli: Die Entdeckung Amerikas, S. 108-128. Walter: Eldorado, S. 123. 

  • [69]

    Schmidel, Ulrich/ Ulrico Schmidl: Reise in die La Plata-Gegend. 1534-1554. Das Stuttgarter Autograph in modernder Fassung, hrsg. und bearb. von Franz Obermeier, Straubing 2008, S. 13. 

  • [70]

    AdB, Bd.: 31, S. 703. Walter: Eldorado, S. 147. Franz Obermeier gibt im Nachwort der von ihm besorgten Neuauflage Schmidls Reiseberichts, 1580/81 als Todeszeitpunkt Schmidls an. Schmidel, Ulrich/ Ulrico Schmidl: Reise in die La Plata-Gegend. 1534-1554. Das Stuttgarter Autograph in modernder Fassung, hrsg. und bearb. von Franz Obermeier, Straubing 2008, S. 157. 

  • [71]

    Obermeier, S. 107. Walter: Eldorado, S. 123. 

  • [72]

    Jahn: Raumkonzepte, S. 216. 

  • [73]

    Schmidt, Ulrich: Das VII. Theil America, warhafftige unnd liebliche Beschreibung etlicher fürnemmen Indianischen Landschafften und Insulen, die vormals in keiner Chronicken gedacht, und erstlich in der Schiffart Ulrici Schmidts von Straubing, mit grosser gefahr erkündigt, und von ihm selber auffs fleissigst beschrieben und dargethan, und an Tag gebracht durch Dieterich von Bry, 1597. Digital zugänglich unter: http://memory.loc.gov/intldl/drakehtml/rbdkhome.html (06.02.2009). Schmidel, Ulrich/ Ulrico Schmidl: Reise in die La Plata-Gegend. 1534-1554. Das Stuttgarter Autograph in modernder Fassung, hrsg. und bearb. von Franz Obermeier, Straubing 2008. Viele der sonst herausgegebenen Reiseberichte Schmidls sind entweder zu stark gekürzt oder zu sehr entfremdet. So zum Beispiel: Schmidel, Ulrich: [Fahrt in die Neue Welt] Ulrich Schmidels Fahrt in die Neue Welt: Die Reise eines Straubingers, der 1534 aufbrach, die Welt zu entdecken, und 20 Jahre später zurückkam, hrsg. von Markus Tremmel, Taufkirchen 2000. Oder. Bremer, Georg: Unter Kannibalen. Die unerhörten Abenteuer der deutschen Konquistadoren Hans Staden und Ulrich Schmidel, Zürich 1996. 

  • [74]

    Menninger: Augenzeugen, S. 74. 

  • [75]

    Jahn: Raumkonzepte, S. 217.  

  • [76]

    König: Kulturen, S. 188. 

  • [77]

    Schmidel, Ulrich/ Ulrico Schmidl: Reise in die La Plata-Gegend. 1534-1554. Das Stuttgarter Autograph in modernder Fassung, hrsg. und bearb. von Franz Obermeier, Straubing 2008, S. 13 u. 26. 

  • [78]

    Ebd., S. 53-54. 

  • [79]

    Ebd., S. 74. 

  • [80]

    Ebd., S. 21. 

  • [81]

    Ebd., S. 65. 

  • [82]

    Ebd., S. 65. 

  • [83]

    Eine Aufzählung der von Schmidl erwähnten Merkmale findet sich bei: Jahn: Raumkonzepte, S. 227. 

  • [84]

    Schmidel: Reise, S. 24. 

  • [85]

    Ebd., S. 51. 

  • [86]

    Ebd., 25 u. 27. 

  • [87]

    Ebd., S. 24. 

  • [88]

    Ebd., S. 54. 

  • [89]

    Eine Ausnahme bildet hier die Beschreibung des Charrua Volks. Ebd., S. 52.  

  • [90]

    Ebd., S. 52. 

  • [91]

    Ebd., S. 64.  

  • [92]

    Ebd., S. 14, 24, 27 u. 72.  

  • [93]

    Ebd., S. 18, 32, 39 u. 40.  

  • [94]

    Ebd., S. 47 u. 79. 

  • [95]

    Ebd., S. 24, 52, 73 u. 82.  

  • [96]

    Menninger: Augenzeugen, S. 103-105, 193, 197 u. 199. Jahn: Raumkonzepte, S. 231ff. 

  • [97]

    Ebd., S. 8-9. 

  • [98]

    Ebd., S. 12. 

  • [99]

    Ebd., S. 36, 58 u. 64 

  • [100]

    Ebd., S. 22. 

  • [101]

    Ebd., S. 16. Walter: Eldorado, S. 97. 

  • [102]

    Ebd., S. 20. 

  • [103]

    Ebd., S. 32. 

  • [104]

    Ebd., S. 45, 50, 59, 61, 62, 67, 78, 88, 89, 91 u. 95. 

  • [105]

    Ebd., S. 64. 

  • [106]

    Ebd., S. 89. 

  • [107]

    „Aber die großen Herren sind schlecht und Buben, wo sie die armen Knechte um das Ihrige bringen können, das tun sie es.“ Ebd., S. 85. 

  • [108]

    Menninger: Augenzeugen, S. 201. Jahn: Raumkonzepte, S. 223. 

  • [109]

    Neukomm, Titus: Brief vom 6. September 1535 an seine Mutter aus Venezuela, bearb. von Franz Joetze, in: Forschung z. Kultur- u. Literaturgeschichte Bayerns 15 (1907), S. 271-278. 

  • [110]

    Walter: Eldorado, S. 112ff. 

  • [111]

    Ebd., S. 115.

  • [112]

    Neukomm: Brief, S. 273. 

  • [113]

    Ebd., S. 275. 

  • [114]

    Ebd., S. 274. 

  • [115]

    Ebd., S. 275. 

  • [116]

    Ebd., S. 275. 

  • [117]

    Ebd., S. 276. 

  • [118]

    Ebd., S. 276. 

  • [119]

    Ebd., S. 278. 

  • [120]

    Ebd., S. 276. 

  • [121]

    Walter: Eldorado, S. 91-92. 

  • [122]

    Amburger, Hanna: Die Familiengeschichte der Koeler. Ein Beitrag zur Autobiographie des 16. Jahrhunderts, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, 33 (1931). 

  • [123]

    Schmitt: Das Gold der Neuen Welt, S. 161. Siehe auch das Vorwort von Johann M. A. von Welser zur Edition der Aufzeichnungen Koelers: Koeler, Hieronymus: Aufzeichnungen, bearb. von Johann M. A. von Welser, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg, 1 (1874), S. 321-333. 

  • [124]

    Siehe Anm. 124. 

  • [125]

    Schmitt: Das Gold der Neuen Welt, S. 161-162. 

  • [126]

    Walter: Eldorado, S. 108-109. Siehe auch Anm. 124. 

  • [127]

    Ebd., S. 110. 

  • [128]

    Schmitt: Das Gold der Neuen Welt, S. 162. 

  • [129]

    Koeler, Hieronymus: Codex, British Library London, MS Add. 15217. Koeler, Hieronymus: Koelers Wappenbuch, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg MS 2908, MS 2910.

  • [130]

    Als Textgrundlage für diese Arbeit wurde die von Johann von Welser anhand der Nürnberger Aufzeichnung geschaffene Edition Koelers herangezogen. Koeler, Hieronymus: Aufzeichnungen, bearb. von Johann M. A. von Welser, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg, 1 (1874), S. 321-333. 

  • [131]

    Walter: Eldorado, S. 79. 

  • [132]

    Koeler: Aufzeichnungen, S. 329. 

  • [133]

    Ebd., S. 328-329.  

  • [134]

    Ebd., S. 328. 

  • [135]

    Ebd., S. 330. 

  • [136]

    Ebd., S. 329. 

  • [137]

    Walter: Eldorado, S. 89. Koeler: Aufzeichnungen, S. 329. 

  • [138]

    Koeler: Aufzeichnungen, S. 324. 

  • [139]

    Ebd., S. 333. 

  • [140]

    Ebd., S. 327. 

  • [141]

    Ebd., S. 325. 

  • [142]

    Ebd., S. 327. 

  • [143]

    Ebd., S. 328. 

  • [144]

    Ebd., S. 333. 

  • [145]

    Ebd., S. 330. 

  • [146]

    Ebd., S. 330-331. 

  • [147]

    Ebd., S. 331. 

  • [148]

    Ebd., S. 327. 

  • [149]

    Walter: Eldorado: S. 126ff. Allgemeine deutsche Biographie, Bd.: 35, Spalatin - Steinmar, Leipzig, 1893, S. 364-366.

  • [150]

    AdB, Bd.: 35, S. 365. 

  • [151]

    Walter: Eldorado: S. 126ff. 

  • [152]

    Wendt, Astrid: Kannibalismus in Brasilien. Eine Analyse europäischer Reiseberichte und Amerika-Darstellungen für die Zeit zwischen 1500 und 1654, Frankfurt a. M. u. a. O. 1989, S. 75. 

  • [153]

    Jahn: Raumkonzepte, S. 240. 

  • [154]

    Ebd., S. 251. 

  • [155]

    Siehe hierzu: Wendt: Kannibalismus, S. 75, 80-81. Mesenhöller, Peter: Amerika oder die Macht der Bilder: Eine Einführung, in: Ders. (Hrsg): Mundus Novus. Amerika oder Die Entdeckung des Bekannten. Das Bild der Neuen Welt im Spiegel der Druckmedien vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert, Essen 1992, S. 9-18. Wolf, Werner: „Das sind die neu gefunden menschen oder völcker“: Europäische Indianerbilder des 16. bis 19. Jahrhunderts zwischen Entwurf und Projektion, in: Mesenhöller, Peter (Hrsg.): Mundus Novus. Amerika oder Die Entdeckung des Bekannten. Das Bild der Neuen Welt im Spiegel der Druckmedien vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert, Essen 1992, S. 35-53, hier vor allem S. 40-44. 

  • [156]

    Wendt: Kannibalismus, S. 75. 

  • [157]

    Jahn: Raumkonzepte, S. 236. 

  • [158]

    Whitehead, Neil L.: Sacred Cannibals and Golden Kings: Travelling the Borders of the New World with Hans Staden and Walter Ralegh, in: Betteridge, Thomas (Hrsg.): Borders and travelers in Early Modern Europe, Wiltshire 2007, S. 169-185, hier S. 176. 

  • [159]

    In dieser Arbeit wird, falls nicht anders angegeben, auf den 1969 erfolgten Nachdruck des überraschenderweise bereits 1556 in Frankfurt bei Weygandt Han erschienen Drucks von Stadens Historia zurückgegriffen. Staden, Hans: Wahrhafftige Historia und Beschreibung einerLandschafft der Wilden, Nacketen, Grimmigen Menschenfresser Leuthen, in der Newen Welt America gelegen, vor und nach Christi Geburt im Land zu Hessen unbekannt, bisz auff diese II nechst vergangene Jar, da sie Hans Staden von Homberg ausz Hessen durch sein eygne Erfahrung erkant, und ietzund durch den Truck an Tag gibt, Frankfurt a. Main 1556, Nachdruck in: Klüpfel, Karl: N. Federmanns und H. Stades Reisen in Südamerica, 1529 bis 1555, Amsterdam 1969. 

  • [160]

    Annerose Menninger äußert starke Zweifel an Stadens Beschreibungen über kannibalische Praktiken. Vielmehr sieht sie deutliche Parallelen zu bereits bekannten Stellen bei Vespuccis Brasilianum (Quator Navigationes). Menninger: Augenzeugen, S. 72-73, 98 u. 165-166. Bernhard Jahn hingegen sieht keine beweiskräftigen Parallelen und sieht bei Staden viel mehr das Motiv eines ehrlichen Berichterstatters als das eines Bestsellerautors. Außerdem wäre Staden nicht in der Lage gewesen solch komplexe Rituale zu erfinden. Jahn: Raumkonzepte, S. 236-237. 

  • [161]

    Wohingegen Menninger und Wendt Stadens kommerzielles Interesse herausheben, versucht Jahn mit der Amazonentheorie dieses zu entkräften. Wendt: Kannibalismus, S. 81. Menninger: Augenzeugen, S. 186. Jahn: Raumkonzepte, S. 245. Allgemein über die Bedeutung von Darstellungen wie Amazonen oder Kannibalen für den Absatzmarkt siehe: Berglund, Jeff: Cannibal Fictions. American Explorations of Colonialism, Race, Gender, and Sexuality, Wisconsin 2006, v. a. S. 53ff.

  • [162]

    Menninger: Augenzeugen, S. 189. Wendt: Kannibalismus, S. 82-83. Walter: Eldorado, S. 97. 

  • [163]

    Jahn: Raumkonzepte, S. 247. 

  • [164]

    Ebd., S. 255. 

  • [165]

    Whitehead: Cannibals, S. 171. 

  • [166]

    Staden: Historia, S. 98. 

  • [167]

    Ebd., S. 170. 

  • [168]

    Ebd., S. 174. 

  • [169]

    Ebd., S. 121 u. 127. 

  • [170]

    Ebd., S. 123 u. 169-170. 

  • [171]

    Jahn: Raumkonzepte, S. 248-249. 

  • [172]

    Staden: Historia, S. 182. 

  • [173]

    Zahlreiche Stellen wo Staden über eigen Schlafstellen, privaten Besitz, Hierarchie innerhalb der Hütten, Aufteilung der Beute, usw. berichtet. So z. B. Staden: Historia, S. 122, 131-132, 170, 172, 174, 179 u. 181. 

  • [174]

    Ebd., S. 146 u. 150ff. 

  • [175]

    Ebd., S. 123. 

  • [176]

    Ebd., S. 141. 

  • [177]

    Ebd., S. 120. 

  • [178]

    Ebd., S. 122. 

  • [179]

    Ebd., S. 122-128, S. 155, u. S. 185-190. 

  • [180]

    Ebd., S. 183. 

  • [181]

    Ebd., S. 132, 143 u. 173. 

  • [182]

    Whitehead: Cannibals, S. 181-182. 

  • [183]

    Jahn: Raumkonzepte, S. 253. 

  • [184]

    Die gleiche Stelle wiederholt sich mehrmals, so z. B. Staden: Historia, S. 149-160. 

  • [185]

    Ebd., S. 184. 

  • [186]

    Ebd., S. 151 u. 183-184. 

  • [187]

    Ebd., S. 125. 

  • [188]

    Ebd., S. 138 u. 154. 

  • [189]

    Ebd., S. 158. 

  • [190]

    Ebd., S. 154. 

  • [191]

    Ebd., S. 147. 

  • [192]

    Ebd., S. 154 u. 158. 

  • [193]

    Ebd., S. 130 u. 162 

  • [194]

    Ebd., S. 89-90, 108-110, 112, 137 u. 196. 

  • [195]

    Ebd., S. 128-129, 132, 134, 136, 140, 144 u. 159-160. 

  • [196]

    Ebd., S. 136. 

  • [197]

    Jahn: Raumkonzepte, S. 238.  

  • [198]

    Whitehead: Cannibals, S. 169. 

  • [199]

    Menninger: Augenzeugen, S. 64. Während in der NDB noch 1511 als Geburtsjahr Huttens angegeben wird. Neue deutsche Biographie, Bd.: 10, Berlin, 1974, S. 99.

  • [200]

    Eine Ausführliche Biographie Huttens findet sich bei Eberhard Schmitt im Vorwort zur Edition der Hutten Briefe. Schmitt, Eberhard/ Hutten, Friedrich, K. v. (Hrsg.): Das Gold der Neuen Welt. Die Papiere des Welser-Konquistadors und Generalkapitäns von Venezuela Philipp von Hutten. 1534-1541, Hildburgshausen 1996, S. 7-40. 

  • [201]

    Über Huttens Expedition, mit deren Ende zugleich die Welser Eroberungszüge in Venezuela eingestellt werden mussten berichtet ausführlich Urs Bitterli. Bitterli: Amerika, S. 293-295. Siehe auch Haebler: Welser, S. 298-313. 

  • [202]

    Neue deutsche Biographie, Bd.: 10, Berlin, 1974, S. 99.

  • [203]

    Bitterli: Amerika, S. 295. Schmitt: Das Gold der Neuen Welt, S. 160. 

  • [204]

    Schmitt: Das Gold der Neuen Welt, S. 50. 

  • [205]

    Schmitt, Eberhard/ Hutten, Friedrich, K. v. (Hrsg.): Das Gold der Neuen Welt. Die Papiere des Welser-Konquistadors und Generalkapitäns von Venezuela Philipp von Hutten. 1534-1541, Hildburgshausen 1996. 

  • [206]

    Hutten, Philipp v.: Newe Zeytung, 1550, abgedruckt in: Schmitt, Eberhard/ Hutten, Friedrich, K. v. (Hrsg.): Das Gold der Neuen Welt. Die Papiere des Welser-Konquistadors und Generalkapitäns von Venezuela Philipp von Hutten. 1534-1541, Hildburgshausen 1996, S. 51-89. Schmitt: Das Gold der Neuen Welt, S. 47. 

  • [207]

    Menninger: Augenzeugen, S. 65. 

  • [208]

    Eine vermeintliche Abschrift eines Tagebuchs Huttens ist seit dem II. Weltkriege verschollen und somit bleiben nur einige spätere aufgetauchte Briefe und die erwähnten Drucke übrig. 

  • [209]

    Schmitt: Das Gold der Neuen Welt, S. 51. 

  • [210]

    Menninger: Augenzeugen, S. 66. 

  • [211]

    Ferner sprach für die 1550 Ausgabe der Newen Zeytung, dass sie eindeutiger auf Hutten zurück zuführen und bei Weitem ausführlicher ist, als der im 18. Jahrhundert neuaufgelegte Druck. Siehe hierzu ausführlich: Schmitt: Das Gold der Neuen Welt, S. 47-50. 

  • [212]

    Hutten: Newe Zeytung, S. 56-57 u. S. 69. 

  • [213]

    Ebd., S. 71. 

  • [214]

    Ebd., S. 56. 

  • [215]

    Ebd., S. 56, 65 u. 76.  

  • [216]

    Ebd., S. 58 u. 68-72. 

  • [217]

    Ebd., S. 59 u. 67. 

  • [218]

    Ebd., S. 58 u. 67. 

  • [219]

    Ebd., S. 58. 

  • [220]

    Ebd., S. 68. 

  • [221]

    Ebd., S. 61. 

  • [222]

    Ebd., S. 74. 

  • [223]

    Ebd., S. 62, 71 u.78. 

  • [224]

    Ebd., S. 74. 

  • [225]

    Ebd., S. 53 u. 75. 

  • [226]

    Schmitt: Das Gold der Neuen Welt, S. 40. 

  • [227]

    Als Grundlage für folgenden Gedanken dienten: Harré, Rom/ Langenhove, Luk v.: Introducing Positioning Theory, in: Dies. (Hrsg.): Positioning Theory, Oxford 1999, S. 15-31. Dies.: The Dynamics of Social Episodes, in: Dies. (Hrsg.): Positioning Theory, Oxford 1999, S. 1-13. Harré, Rom/ Moghaddam, Fathali: Introduction: The Self and Others in Traditional Psychology and in Positioning Theory, in: Dies. (Hrsg.): The Self and Others. Positioning Individuals and Groups in Personal, Political, and Cultural Contexts, Westport/ London 2003, S. 1-12.

  • [228]

    Bourdieu, Pierre: Praktische Vernunft. Zur Theorie des Handels, Frankfurt a. M. 1998, S. 49ff. 

  • [229]

    König: Kulturen, S. 194. 

  • [230]

    Pagden: The fall of natural man, S. 15. 

  • [231]

    Hulmes Grundthese, dass Kannibalismus nicht nur zur Rechtfertigung der Eroberung eingesetzt wurde, sondern auch durch den Kontrast zur eigenen Kultur erst eine europäische Identität geschaffen werden konnte, lässt sich erst durch das Konzept der Positioning Theorie erklären und verstehen. Hulme; Peter: Colonial Encounters: Europe and the Native Caribbean, London 1986.

  • [232]

    Domanska: Transhumanation, S. 167. 

Empfohlene Zitierweise

Greiff, Tobias: Die Neue Welt in deutschsprachigen Reiseberichten des 16. Jahrhunderts. Identitätsfindung und Selbstpositionierung über die Konstruktion der Fremdartigkeit. aventinus varia Nr. 31 [28.02.2012], in: aventinus, URL: http://www.aventinus-online.de/no_cache/persistent/artikel/9265/

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Erstellt: 23.02.2012

Zuletzt geändert: 13.03.2012

ISSN 2194-1971